F-Zug „Rheinpfeil“: Roco 74256 / 74048 / 74049

Die gesellschaftliche Normalisierung nach dem Zweiten Weltkrieg ließ wiederum ein Bedürfnis nach hochwertigen Zugreisen entstehen. Die Bahnverwaltungen erkannten die Zeichen der Zeit und haben daher zum Beginn der 1950er Jahre begonnen, ihr Fernverkehrsnetz neu zu gestalten. Der ab Mai 1951 wieder zwischen Hoek van Holland und Basel verkehrende F 9/10 „Rheingold-Express“ hatte von Anbeginn einen gleichnamigen Flügelzug F 21/22 Dortmund – Innsbruck, mit dem in Köln ein Kurswagentausch stattfand. Ab 1956 wurde der Laufweg des Flügelzuges im Süden auf München beschränkt. Zur besseren Unterscheidung vom jetzt nur noch „Rheingold“ heißenden Stammzug erhielt der F 21/22 im Jahre 1958 den Namen „Rheinpfeil“.

Nachdem der „Rheingold“ seit dem Jahr 1962 mit neuen klimatisierten Wagen in beige/kobaltblauer Lackierung verkehrte, lag es wegen der engen Verbundenheit beider Züge nahe, den „Rheinpfeil“ ebenfalls mit diesem komfortablen Wagenmaterial auszustatten. So erfolgte für 1963 eine Nachbestellung von sechs Großraumwagen Ap4üm, 12 Abteilwagen Av4üm, drei Speisewagen WR4üm und zwei Aussichtswagen AD4üm. Diese beiden Aussichtswagen verfügten abweichend von den Serienfahrzeugen des erschienenen F-Zug „Rheingold“ aus 1962 über die breiten Fenster in der Aussichtskuppel und trugen darunter den Schriftzug „Deutsche Bundesbahn“ in erhabenen Buchstaben.

Der „Rheinpfeil“ bestand 1963 planmäßig aus mindestens sieben Wagen. Freitag bis Montag waren es mit weiteren Av4üm-Wagen insgesamt acht bis neun Wagen. Die jeweilige Zuglänge kann vorbildgerecht mit dem Ergänzungswagen erreicht werden. Konnten bis Mai 1963 fast alle Wagen geliefert werden, verzögerte sich die Fertigstellung der für den „Rheinpfeil“ vorgesehenen Lokomotiven E 10 1308 bis 1312 bis zum Oktober 1963. Wie schon ein Jahr zuvor beim „Rheingold“ wurden fünf Serienloks (E 10 250 bis 254) in beige/kobaltblau lackiert und erhielten vorübergehend die bereits vorhandenen Henschel-Drehgestelle für 160 km/h der endgültigen E 10.12. Abweichend vom „Rheingold“ behielten diese Maschinen aber ihre ursprünglichen Betriebsnummern. ROCO bildet mit der E 10 251 eine dieser Interimsloks für eine vorbildgetreue Bespannung im Einführungsjahr 1963 nach.

1965 wurden beide Züge mit ihrer exklusiven, beige/kobaltblauen Farbgebung wegen ihrer komfortablen Ausstattung in den Rang eines „Trans-Europ-Express“ (TEE) erhoben. Dies hatte eine Umlackierung in die TEE-Farben beige/purpurrot zur Folge, die aber erst im Herbst 1966 begonnen wurde und im Mai 1967 abgeschlossen war.


Modellumsetzung

Roco hat die Modelle des F-Zug „Rheinpfeil“ im Rahmen seiner Jahresneuheiten 2022 angekündigt. Der Hersteller hatte vor gut 15 Jahren schon einmal die Wagen des kobaltblau/beigen „Rheinpfeil“ ins Modell umgesetzt (Artikelnummern 45800 bis 45803, 45923, 45924), jedoch gehören diese Modelle der Serienlieferung an. Bei den jetzt angekündigten Modellen sind Formänderungen bei den nachträglich gebauten Aussichtswagen mit dem erhabenen Schriftzug vorgesehen.

Für die Modellumsetzung des Luxuszuges wurden mehrere Artikel angekündigt, wobei die Lok zu den Wagen separat erhältlich ist. Die Nachbildung des Wagenzuges erfolgt für die siebenteilige Stammgarnitur, indem neben einem Einzelwagen (Artikelnummer 74256) auch zwei Dreiersets mit unterschiedlichen Wagentypen angeboten werden. Das erste Dreierset des F 21 „Rheinpfeil“ (Artikelnummer 74048) besteht aus je einem Großraum- und Abteilwagen und dem Aussichtswagen mit den breiten Aussichtsfenstern und dem erhabenen Schriftzug „Deutsche Bundesbahn“. Das zweite Set (Artikelnummer 74049) ist ebenfalls mit je einem Großraum- und Abteilwagen versehen und beinhaltet den Buckelspeisewagen. Die Modelle sind mit Zuglaufschilder für den Laufweg „München – Amsterdam“, „München – Hoek van Holland“ und „München – Dortmund“ versehen. Es findet eine Einzelvorstellung der jeweiligen Sets und des Einzelwagens statt.


Roco 74256

Unter dieser Artikelnummer wurde ein Ergänzungswagen zum F 21 „Rheinpfeil“ angekündigt und zeigt einen Wagen im Zustand des Jahre 1963. Der 1. Klasse Schnellzugwagen ist ein Abteilwagen der Gattung Av4üm mit der Wagennummer 10419 Mü. Der Wagen ist in München-Pasing beheimatet und mit den Revisionsanschriften REV Ffm 26.06.63 versehen. Mit diesem Datum wurde der Vorbildwagen abgenommen. Das aufgedruckte Zuglaufschild weist den Zuglauf „München – Dortmund“ auf und die Ordnungsnummer Wagen 3 auf (Anmerkung: Dieselbe Ordnungsnummer kommt bei einem der Setwagen vor). Der UVP des Einzelwagens beträgt € 69,90.


Roco 74048

Gute sechs Wochen, nachdem der Einzelwagen schon ausgeliefert wurde, folgten die beiden Dreiersets des Zugpaares F 21 „Rheinpfeil“. Roco hat im ersten Dreierset je einen Abteil- und Großraumwagen vorgesehen und den markanten Aussichtswagen mit nur vier Glasfeldern beigepackt, wobei als wesentliche Besonderheit unter der Aussichtskuppel der erhabene Schriftzug „Deutsches Bundesbahn“ zu lesen ist. Die Letter des Schriftzuges waren in natura extra montierte Alubuchstaben, welche Roco im Formenbau auch wirklich dezent realisiert hat. Der erhabene Schriftzug ist mit freiem Auge nicht erkennbar, da hilft nur der Tastsinn. Was die Qualität der Lackierung der Modelle betrifft, ist die Umsetzung unterschiedlich gut gelungen. Leider ist die Farbtrennkante nicht immer hervorragend gelungen und es treten unschöne Ausfransungen zu Tage. Auch die Gummidichtungen bei den Türen sind nicht immer gut deckend umgesetzt; gleiches gilt für den einen oder anderen Fenstersteg. Die Detailinformationen zu den Modellen werden beim jeweiligen Fahrzeug angeführt. Das Set ist zum UVP von € 209,90 erwerbbar.


Bilder 74048/1

Der Aussichtswagen gehört der Bauart AD4üm an und weist die Wagennummer 10554 Esn auf. Seine Heimatdienststelle ist in Dortmund Hbf. Im Revisionsraster stehen die Untersuchungsdaten REV Ffm 18. 5.63, wobei beim näheren Betrachten des entsprechenden Fahrzeugdetails auffällt, daß die Trittstufen schief zum aufgesetzten Wagenkasten eingerastet sind. Der Aussichtswagen ist mit der Ordnungsnummer Wagen 3 auf dem Zuglaufschild angeschrieben, wobei diese Ordnungsnummer schon beim Ergänzungswagen angeschrieben ist. Der Zuglauf ist von München nach Dortmund angegeben.


Bilder 74048/2

Der beigeführte Abteilwagen mit der Gattungsbezeichnung Av4üm erhielt die Wagennummer 10420 Mü. Der als „Wagen 4“ geführte Wagen mit dem Zuglauf München – Dortmund ist in München Pasing geheimatet und mit den Angaben REV Ffm 3. 7. 63 als Revisionsanschriften versehen.


Bilder 74048/3

Der Großraumwagen mit der Wagennummer 10506 Mü ist mit der Gattungsbezeichnung Ap4üm angeschrieben. Auch dieser Wagen ist in München-Pasing stationiert. Im gleich lautenden Zuglaufschild ist die Ordnungsnummer „Wagen 5“ angeführt. Was die Revisionsanschriften betrifft, wurden die Angaben REV Ffm 17. 5. 63 angeschrieben.


Roco 74049

Das zweite Wagenset zum F 21 wurde wieder aus je einem Abteil- und Großraumwagen gebildet und durch einen Buckelspeisewagen der DSG ergänzt. Die drei blau/creme-lackierten Modelle sind ebenfalls zum UVP von € 209,90 erhältlich. Die näheren Details werden beim jeweiligen Modell angeführt.


Bilder 74049/1

Der Abteilwagen ist mit den Betriebsanschriften Av4üm 10411 Mü bedruckt. Im Zuglaufschild ist der Zuglauf für die Relation München – Amsterdam CS angegeben, der Wagen weist die Ordnungsnummer „Wagen 83“ auf. Auch bei diesem Wagen sieht man wiederum, daß die Trittstufen nicht richtig eingerastet sind und schief nach außen abfallen. Im Revisionsraster sind die Untersuchungsdaten mit REV Ffm 13. 5. 63 angegeben.


Bilder 74049/2

Auch die Abteilwagen weist vertraute Fahrzeuganschriften auf. Der als Ap4üm 10510 Mü geführte Wagen ist mit der Ordnungsnummer „Wagen 80“ und dem Zuglauf München – Hoek van Holland bedruckt. Die Heimatdienststelle ist wiederum München Pasing, und im Revisionsraster stehen die Angaben REV Ffm 10. 6. 63.


Bilder 74049/3

Der Buckelspeisewagen der DSG ist natürlich das auffälligste Fahrzeug dieses Sets. Er wird bei der Gattungsbezeichnung als WR4üm geführt, die Wagennummer ist 104. Das Zuglaufschild des DSG-Speisewagens weist die Relation „München – Dortmund auf und bekennt keine Ordnungsnummer. Dafür ist München-Pasing wiederum als Heimatdienststelle angegeben. Im Revisionsraster sind die Untersuchungsdaten mit REV Ffm 18. 5. 63 angeschrieben.


Zugbildung F 21 im Sommerfahrplan 1963


Roco hat die dazu passende Lok schon im Jänner 2023 an den Fachhandel ausgeliefert. Das überarbeitete Modell wurde deshalb in einem anderen Beitragsstrang schon vorgestellt:

Roco 73621, 73622 und 79622 (DB E 10 251)