Roco 7300003: CSD T 466.2

Die Tschechoslowakischen Staatsbahnen (CSD) hatten in den 1970er Jahren einen enormen Bedarf an leistungsfähigen Güterzuglokomotiven mit Verbrennungsmotor, die im mittelschweren Verschub und Streckendienst gleichermaßen einsetzbar sind. In Anlehnung an die bereits existierende Industrie-Loktype T 448 wurde die leichtere Neubaureihe T 466.2 entwickelt. Sie wurde von der prager Lokfirma CKD ab 1977 in neun Bauserien mit insgesamt 494 Einheiten in Dienst gestellt. Die Fertigung dauerte bis zum Jahr 1986, bei den Serien existieren einzelne Bauartunterschiede kleinerer Natur.

Die CSD-Reihe T 466.2 ist als Mittelführerstandslokomotive mit zwei unterschiedlich langen Vorbauten ausgeführt. Die vierachsige Drehgestelllok verfügt über einen dieselelektrischen Antrieb, infolgedessen ist auch das Führerhaus über dem hinteren Drehgestell asymmetrisch situiert. Die Antriebsanlage ist im vorderen, langen Vorbau untergebracht und besteht aus dem Dieselmotor, dem Hauptgenerator, die Hilfsbetriebe, die Kühlanlage und dem Luftverdichter. Im hinteren Vorbau ist der elektrische Verteiler und die Batterie untergebracht. Bei den Lokomotiven ab der zweiten Serie wurde eine Doppeltraktionssteuerung (Tandemsteuerung) berücksichtigt. Die Lokomotiven mit einer Höchstgeschwindigkeit von 90 km/h weisen eine Leistung von 883 kW auf, das Dienstgewicht beträgt 64 Tonnen.

Mit der Einführung eines EDV-Nummernschemas im nördlichen Nachbarland wurde die Bauartbezeichnung von T 466.2 in Reihe 742 abgeändert. Die Lokomotiven kamen damals auf dem gesamten Netz der CSD bzw. nachfolgend nach Aufteilung des Landes auf den Eisenbahnstrecken in Tschechien (CD) und der Slowakei (ZSR) vorzugsweise im Güterverkehr zum Einsatz. Sie wurde in dabei vorzugsweise in Tandemtraktion verwendet. Es sind aber auch Einsätze im Personenverkehr mit Triebwagenanhänger dokumentiert. Zahlreiche Maschinen wurden zwischenzeitlich mangels Bedarf an private Eisenbahnverkehrsunternehmen in Tschechien veräußert, welche im bunten Erscheinungsbild noch im Güterverkehr anzutreffen sind.


Modellvorstellung

Die Salzburger haben bei der Sortimentserstellung und Neuheitenplanung die Vorbilder unseres nördlichen Nachbarstaates für sich entdeckt. Die Lokomotiven der CSD/CD fallen immer wieder durch verschiedenartige Lackierungsschemata selbst bei einer Fahrzeuttype auf, was für einen Modellbahnhersteller die günstige Ausgangsbasis schafft, möglichst viele Modellvarianten aus einem Werkzeug zu schmieden. Jedenfalls findet sich im Neuheitenprogramm 2023 ganz überraschend diese Neukonstruktion der Reihe T 466 der CSD, die Roco auch noch plangemäß auslieferte. Die neue CSD-Mittelführerstandslokomotive wird in drei Modellausführungen produziert. Beim vorliegenden Modell mit der Artikelnummer 7300003 verbirgt sich die analoge Zweileiter-Gleichstromausführung zum UVP von € 209,90. Dasselbe Modell ist auch als Zweileiter-Gleichstromfahrzeug mit Loksound erhältlich. Diese Modellvariante wird unter der Artikelnummer 7310003 geführt und zum UVP von € 334,90 angeboten. Die Dreileiter-Wechselstrom-Ausführung weist die Artikelnummer 7320003 auf; gleicher UVP.

Verpackung

Roco verwendet bei der Neukonstruktion seine unlängst neu geschaffene Verpackungsform. Die Auslieferung erfolgt zunächst in einer stabilen Kartonverpackung. Darin befindet sich der neue Blistereinsatz, indem das in einer Folie umwickelte Modell rutschsicher abgelegt ist. Auf dem Blistereinsatz ist die Betriebsanleitung abgelegt, in der vorhandenen Aussparung des Blistereinsatzes befinden sich zwei Zurüstbeutel. Im größeren Zurüstbeutel befinden sich die Anbauteile für die Pufferbrust wie Bremsschläuche und Zughaken, aber auch zwei geschlossene, rot/weiß lackierte Bahnräumer und zwei Stück Roco-Kurzkupplungen. Ein lackierter Schildersatz ist im zweiten Zurüstbeutel untergebracht, der aus Lokschilder, Eigentumskennung und Fabriksschilder besteht. Die Anleitung zu den Ätzschildersätzen und die Ersatzteilliste liegen unter dem Blistereinsatz.

Technik

Die Antriebskomponenten sind auch diesmal unter dem Lokgehäuse verstaut. Das Vordringen zum Innenleben des Modells gestaltet sich diesmal wesentlich umfangreicher und erfordert gleich mehrere Handgriffe. Im ersten Schritt muß das Führerhaus durch seitliches Auseinanderspreizen nach oben abgezogen werden. In weiterer Folge sind die beiden Führerstandseinsätze zu entfernen, ebenso auch die vordere Vorbauabdeckung vor den Lüfteröffnungen. Unter dieser Vorbauabdeckung und beim Führerhaus sind zwei Schrauben vorhanden, dies es zu lösen gilt. Erst danach ist der freie Zugang auf das Innenleben der T 466.2 möglich. Es offenbart sich eine am Fahrzeugrahmen montierte Platine, die über vier Schrauben befestigt ist. Unter der Platine ist der Mittelmotor mit Schwungmassen eingelagert. Die Übertragung des Drehmoments erfolgt über kurze Kardanwellen direkt in das Stirnrad-/Schneckengetriebe. Es sind alle vier Achsen angetrieben, wobei die Achse 4 zusätzlich noch Haftreifen besitzt. (Hinweis: Die Wechselstrom-Ausführung verfügt nur über drei angetriebene Achsen.) Der Getriebeboden weist zwei Öffnungen zum Ölen der Zahnräder auf, wobei die Zahnräder aus Kunststoff gefertigt sind.

Roco hat seine Neukonstruktion auf der Zentralplatine eine Digitalschnittstelle des Typs PluX22 vorgesehen, welche im vorderen Bereich der Platine situiert ist. Von der Zentralplatine führen Kabelverbindungen zu den LED-Lichtplatinen. Die beidseitige Kurzkupplungskulisse ist im Fahrzeugrahmen integriert.

Fahrverhalten

Das Fahrverhalten der Lok ist toll. Das 360 g schwere Modell zeichnet sich durch einen ruhigen und taumelfreien Lauf aus. Das Vorbild hat eine Höchstgeschwindigkeit von 90 km/h. Messungen bei 12 V Gleichstrom ergaben einen umgerechneten Wert von ca. 86 km/h. Die berechnete Modellgeschwindigkeit ist gegenüber der Vorbildgeschwindigkeit um ca. vier % zu niedrig, gegenüber dem NEM-Wert – unter Berücksichtigung der Erhöhung um 30 % – ist die Modellgeschwindigkeit um ca. 54 % zu hoch.

Optik

Roco hat das wuchtige Aussehen des Vorbildes hervorragend getroffen und ins Modell umgesetzt. Der Fahrzeugrahmen ist aus Metall gefertigt, auf diesem ist die feingliedrige und aus Kunststoff gefertigte Rahmenverkleidung aufgesetzt. Die darauf befindlichen Umläufe weisen geriffelte Oberflächen auf (Rautenmuster). Darin eingesetzt sind die elastisch umgesetzten, weiß lackierten Umläufe bzw. Geländer montiert. Beidseits der Stirnseiten sind schmale Plattformen vorhanden, die weniger als Verschieberübergänge gedacht sind. Das Lokgehäuse ist aus Kunststoff gespitzt und verfügt über zahlreiche Detaillierungen. Man beachte nur die sorgfältig gravierten Verkleidungen und Abdeckungen, aber auch Lüftergitter. Die Gravuren sind sowohl fein als auch tief ausgeführt, selbiges findet sich auch am Dach, wo ebenfalls verschiedene Abdeckungen und freistehende Dachhaken nachgebildet sind und die runden Lüftergitter in durchbrochener Ausführung als Ätzteil dargestellt wurden. Am Dach sowie auf einer Seitenwand wurden mehrere Trittstufen extra eingesetzt, zusätzlich befinden sich am Dach noch die Lokantenne und die beiden Makrophone.

Das Führerhaus brilliert einerseits durch einen freien Blick durch das Gehäuse und andererseits durch die aufwendig Nachbildung der Führerstandsapparaturen. Die Fensterstege sind fein säuberlich und paßgenau eingesetzt. An den schmalen Frontfenstern sind eigens modellierte Scheibenwischer eingesetzt. Die Drehgestellblenden geben das markante Aussehen der Bauform wieder, wobei die aufwendige Nachbildung der Bremsanlage und der Sandfallrohre ins Auge fällt. Gut sichtbar sind auch die Drehgestelldämpfer der dreidimensional durchgebildeten Drehgestelle. Am Kühlergrill der Fahrzeugfront ist wenig sichtbar, aber doch vorhanden, der „rote“ Stern zu erkennen, darunter und an der Pufferbohle wurden noch extra eingesetzte Griffstangen montiert.

Farbgebung und Beschriftung

Das Modell wurde tadellos lackiert und bedruckt, wobei die Farbtrennkanten teils durch bauliche Gegebenheiten vorgegeben sind. Die wenigen Anschriften sind alle gut deckend aufgebracht. Anschriften finden sich auch auf den Drehgestellblenden. Roco hat für sein Erstmodell die CSD-Loknummer T 466.2050 ausgewählt. Am Modell ist kein Depot angeschrieben, ebenso sind keine Revisionsangaben ersichtlich.

Beleuchtung

Die Neukonstruktion verfügt über wartungsarme LED. Das Spitzenlicht besteht aus drei, warmweißen Lichtern. Die Schlußleuchten werden über zwei rote LED dargestellt. Die Ansteuerung erfolgt fahrrichtungsabhängig. Bei den digitalisierten Modelle sind weitere Beleuchtungsmöglichkeiten vorhanden, indem nicht nur alles einzeln schaltbar ist, sondern auch das Rangierlicht darstellbar ist.


Bilder