Piko 94397 / 94398 / 94380 / 94381: SBB Einheitswagen I

Die Einheitswagen I (EW I) stellt die größte Personenwagenfamilie der Schweiz dar und war eine Weiterentwicklung der seit 1936 in Betrieb stehenden Leichtstahlwagen. Bahnbrechende Neuerungen im Wagenbau wurden erstmals angewendet, wie ein großer Fahrgastraum, mit Kunstleder überzogene Polsterbänke und erstmals kam in der Schweiz eine thermostatgesteuerte Umluftanlage zur Anwendung. Der Fahrgastraum wurde durch eine verglaste Trennwand zwischen Raucher- und Nichtraucherabteil unterteilt. Die Einstiegstüren wurden über den Drehgestellen angeordnet und je eine Toilette befand sich an den Wagenenden. In der ersten Klasse wurden komfortable verstellbare Sitze eingebaut, und darüber längs angeordnete Gepäckträger montiert. Es waren die gleichen Sitze, welche bereits für den TEE RAm entworfen wurde, womit sich für die damalige Zeit ein hochqualitativer Fahrkomfort ergab.

Die Lieferung der 180 1. Klasse-Wagen und der 1.029 2. Klasse-Wagen erfolgte durch das Industriekonsortium SWS/FFA/SIG in den Jahren 1956 bis 1967. Zwei verschiedene Drehgestellbauarten wurden für die neugebauten Wagen entwickelt. Alle 1. Klasse-Wagen erhielten Drehgestelle mit einem Torsionsstab, eine Neuentwicklung der SIG in Neuhausen am Rheinfall. Die Wagen der 2. Klasse bekamen Drehgestelle mit Schraubfedern von SWS.

Die gleichen Drehgestelle wurden auch für die EW I der Privatbahnen verwendet. Die größte Flotte mit 101 Wagen war die BLS, die diese auf der von ihr mit betriebenen Bahnen SEZ, GBS und BN einsetzte. 1962 wurden bei 25 2. Klasse Wagen statt der Fallfenster sog. Übersetzfenster eingebaut, wie diese auch bei den Speisewagen zu sehen waren. Ursprünglich mit Faltenbalg an den Wagenenden ausgestattet wurden die EW I von 1973 bis 1986 in den Hauptwerkstätten Bellinzona, Olten, Zürich und Chur auf Gummiwulstübergänge umgestaltet. Dabei verlängerte man den Wagenkasten auf beiden Seiten um 50 cm. Ebenfalls zur Modernisierung der Wagen gehörten u. a. eine Fluoreszenzbeleuchtung, neue Sitze (rote für das Raucherabteil und grüne für das Nichtraucherabteil), neue Innenverkleidung, die automatische Türschließung, außen montierte Wasserstandsanzeige und UIC-Schlußleuchten.

Die Wagen waren für den Inlandsverkehr bestimmt, allerdings war es durch spezielle Abkommen mit den Nachbarbahnverwaltungen der DB in Deutschland und der ÖBB in Österreich möglich, die EW I auch grenzüberschreitend einsetzen zu können. Somit kamen Wagen via Lindau nach München oder nach Graz. Die 140 km/h schnellen EW I wurden sowohl in Regionalzügen als auch in Schnellzügen eingereiht. In den 1980er Jahren wurde die Wagenserie durch eine neuere Bauart verdrängt. Es waren dies die EW IV-Wagen, die rasch das neue Erscheinungsbild der Schnellzüge in der Schweiz prägten. 40 Wagen 1. Klasse wurden zum Fahrplanwechsel 1997 refitet und erhielten den schwarz/blau/grünen Anstrich. Eine größere Anzahl wurden ab 1984 als Zwischenwagen für die neuen NPZ-Züge revidiert und ebenfalls mit einem neuen Anstrich versehen. Erst in einem zweiten Schritt bekamen die Wagen Außenschwingtüren wie die umgebauten RBe 4/4 (spätere Reihe 540).

Für die im April 1985 bestellte erste Serie von 30 NPZ galt es, 29 AB- und 57 B-Wagen herzurichten. Die betroffenen Heimatwerkstätten, das heißt die HW Bellinzona für die AB-Wagen und die HW Olten für die B-Wagen, erhielten dazu Umbau-Aufträge. Aus terminlichen Gründen wurde die ursprüngliche Idee, je einen Musterwagen herzustellen, wieder fallen gelassen und die Planung direkt auf den Serienumbau ausgerichtet.

Mit Bestellung der zweiten Serie von weiteren 30 NPZ im Dezember 1986 ergingen Anschlussaufträge über 37 AB-Wagen an die HW Bellinzona und über 43 B-Wagen an die HW Olten. Bei der dritten Serie von nochmals 20 NPZ anfangs 1988 war zunächst eine unklare Situation über die benötigte Anzahl von Zwischenwagen. Waren zuerst 20 AB- und 20 B-Wagen vorgesehen, so gab es dann eine Reduktion auf 14 AB-Wagen und 12 B-Wagen und später wieder eine Erhöhung auf 20 AB-Wagen und 24 B-Wagen.

Die Auswahl der Wagengruppe war bei den AB-Wagen einfach: es bot sich die Fortsetzung der bei den Prototypen begonnenen Serie an, das heißt 50 85 39-33 504ff, die bereits mit Vielfachsteuerleitung III (VStL) für den Pendelzugverkehr ausgerüstet waren. Bei den B-Wagen entschied man sich – anders als bei den Prototypen – für die auch bereits mit VStL ausgerüstete Serie 50 85 20-33 500ff, deren letzte R4 schon zwölf bis 14 Jahre zurücklag, unter Beibehaltung der Wagennummern.

Die Auslieferung der 86 AB-Wagen erstreckte sich vom 15. Dezember 1986 bis zum 8. Februar 1991, diejenige der 124 B-Wagen vom 28. Oktober 1986 bis zum 16. Januar 1990. Für die damals 84 vorhandenen NPZ-Triebzüge der SBB inklusive Prototypen gab es somit dazu passende 90 AB- und 132 B-Zwischenwagen.

Die von der SWS gebauten und rot lackierten Speisewagen mit Faltenbalgübergängen wurden zwischen 1958 und 1961 an die SBB geliefert. Ab 1975 und bis 1980 wurden alle Wagen größeren Umbauten unterzogen, u. a. erhielten alle Wagen Gummiwulste, der Speisesaal wurde umgebaut und sieben Wagen (1975 drei und 1978 nochmals vier) wurden als „Self-Service“-Wagen adaptiert. Die Küchenfenster bekamen eine andere Anordnung und die Wagen erhielten einen hellroten Anstrich mit grauen Zierlinien. Für die bessere Laufeigenschaft bekamen alle elf Speisewagen neue Drehgestelle vom Typ SWP71. Die Selbstbedienungswagen waren bei den Fahrgästen unbeliebt, weshalb Ende der 1980er Jahre beschlossen wurde, die Wagen erneut umzubauen. Mit Unterstützung der Käseunion wurde 1989 der erste „Chäs-Express“-Wagen in Betrieb genommen. Bald folgten 1991 und 1993 zwei weitere Wagen mit dem charakteristischen Käsedesign. Anfangs der 1990er Jahre kam das Unternehmen „Le Buffet Suisse“ als Betreiber für die Speisewagen. Dementsprechend wurden einige EW I-Speisewagen in den Hausfarben violett/hellgrau umlackiert. Zudem erhielten zwei Wagen noch die zusätzliche Aufschrift „Calanda Land“ und wurden auf der Verbindung zwischen Basel und Chur eingesetzt. Nach der Übernahme 1997 von „Le Buffet Suisse“ durch die „MITROPA Schweiz“ wurden die Wagen erneut äußerlich an den neuen Betreiber angepaßt. Dies war auch das letzte Mal, denn alle ehemaligen „Self-Service-Wagen“ wurden zwischen 1997 und 2003 zerlegt. Zwei Wagen haben allerdings überlebt, wurden restauriert und sind in der Obhut der SBB Historic.


Modellvorstellung

Piko hat die SBB Einheitswagen I (EW I) als Neukonstruktion für 2021 angeführt. Die Ankündigung umfaßte Set aus Wagen mit 1. bzw. 2. Wagenklasse mit dem neuen Logo und dem alten Logo, aber auch ein dreiteiliges Set mit zwei Wagen 2. Klasse und einem Speisewagen WR, alle mit altem Logo. Die Modellvorstellung betrifft das Dreierset 94397 zum UVP von € 169,99. Piko liefert das Set in der Kartonverpackung aus, darin sind die Modelle jeweils einzeln verpackt abgelegt. Eingelegt sind die Fahrzeuge in einer Blisterverpackung mit Schutzfolien udgl.

Die Kunststoffmodelle vermitteln eine hohe Detailtreue der neukonstruierten SBB-Wagen und sehen alle Ausformungen am Fahrzeugkasten wie beim Vorbild vor. Sehr schön nachgebildet sind die Türbereiche, welche nicht nur durch aufwendig zu erstellende Türflügel bestehen, sondern auch seitlichen Nietreihen beinhalten und sogar mit freistehenden Griffstangen bestückt sind. Die Fensterscheiben der Personenwagen sind an der Innenwand der Seitenwände eingesetzt und weisen einen dezenten Niveauunterschied auf. Die Fensterknöpfe wurden entsprechend angedeutet. Die weniger gut sichtbaren Fahrzeugpartien wie im Bereich der Plattform weisen zwar vielfach angedeutete Details auf, sind jedoch nur in angespritzter Form ausgeführt. Sehr schön gelungen sind die Drehgestelle der EW I, wobei Piko die Anbringung der Trittstufen fix auf die Drehgestelle vornahm. Das Dach mit seinen beiden Lüftern, aber auch der Wagenboden ist ebenfalls vorbildgerecht nachgebildet, der Speisewagen ist zusätzlich mit einem Scherenstromabnehmer und weiteren Anbauteilen bestückt.


Bilder 94397/1

Der erste Schlierenwagen ist mit den Fahrzeuganschriften B 50 85 20-33 356-0 bedruckt und weist die Untersuchungsdaten REV 2 Ol 28.01.91 auf.


Bilder 94397/2

Das zweite Modell gehört ebenfalls der Wagengattung B an und weist die Wagennummer 50 85 20-34 207-4 und Revisionanschriften REV 2 Ol 14.03.89 auf.


Bilder 94397/3

Das Zugset enthält noch den Speisewagen in dunkelroter Lackierung samt hellgrauer Zierlinie, welcher als WR 50 85 88-33 612-5 beschriftet wurde. Die Untersuchungsdaten weisen die Angaben REV 3 Ol 22.03.89.


Modellvorstellung 94398

Das oben vorgestellte Wagenset erfährt eine sinnvolle Ergänzung durch dieses Set mit zwei Einheitswagen der SBB. Das Set besteht auf einem Wagen der 1. Klasse und einem Wagen der 2. Klasse, wobei bei der Umsetzung auf das dazu passende Design geachtet wurde. Das Set wird zum UVP von € 114,99 angeboten.


Bilder 94398/1

Das Modell der 2. Klasse trägt die Wagennummer 50 85 20-33 301-6 und die Gattungsbezeichnung B. Im Revisionsraster stehen die letzten Untersuchungsdaten mit REV 2 Ol 13.09.89.


Bilder 94398/2

Das Modell des 1. Klasse-Wagens ist natürlich mit der Gattungsbezeichnung A und der Wagennummer 50 85 18-33 306-9 bedruckt. Im Revisionsraster stehen die Angaben REV 2 Ol 12.10.88, welche mit dem H0-Modell (96792) ident sind.


Modellvorstellung 94380

Das Neuheitenprogramm sieht die Auslieferung von Einzelwagen zum UVP von € 60,– vor. Angekündigt ist je ein Modell eines 1. Klasse-Wagens und eines 2. Klasse-Wagens. Das Modell der 1. Wagenklasse ist mit den Betriebsdaten A 50 85 18-33 212-9 bedruckt. Mit den angegebenen Untersuchungsdaten REV 2 Ol 11.07.90 gehört das Modell zur Epoche V, obwohl noch die alten Unternehmenssignet angebracht sind. Lackierung und Bedruckung sind erstklassig ausgeführt, sämtliche Anschriften sind lupenrein lesbar.


Modellvorstellung 94381

Unter dieser Artikelnummer ist das Modell des 2. Klasse-Wagens lieferbar. Dieses Modell ist mit der Gattungsbezeichnung B und der Wagennummer 50 85 20-33 251-3 bedruckt. Im Revisionsraster stehen die Angaben REV 2 Ol 06.03.92.