Silowagen Uacns: Fleischmann 849001 (DR) / 849003

Bei den vierachsigen Behälterwagen der Bauart Uac(n)s handelt es sich um Güterwagen für den Transport von Schütt- und Staubgütern. Diese Wagen sind für verschiedene Transportmittel geeignet und unterscheiden sich nach ihrem Verwendungszweck anhand der unterschiedlichen Angabe der Nebengattungskennzeichen. Wenn ein Staubsilowagen die Gattungsbezeichnung Uacs-x trägt, ist dieser zum Beispiel für den Transport von Kohlenstaub vorgesehen. Wagen die als Uacs-y angeschrieben sind, eignen sich für den Transport von Lebensmitteln wie Soda oder Mehl. Um solche kritischen Produkte auch sicher transportieren können, werden die Innenflächen der Silos speziell beschichtet, und zwar mit einem Epoxidharz-Innenanstrich. Für die leichtere Entleerung des Ladegutes dienen pneumatische Auflockerungseinrichtungen unter Verwendung von Druckluft. Die Befüllung der Wagen erfolgt über die dachseitigen Einfülldecken, welche über die aufgesetzten Laufstege erreichbar sind. Die Staubsilowagen laufen auf Drehgestellen der Bauart Y 25 Cs.

Beim gegenständlichen Vorbild handelt es sich mit dem Hauptgattungszeichen U um einen „Sonstigen Wagen in Sonderbauart“, die u. a. auch bei privaten Eisenbahngesellschaften bzw. Vermietungsgesellschaften eingestellt sind. Folgende bauliche Eigenschaften werden dem Wagentyp zuerkannt:

U – Sonstiger Wagen in Sonderbauart
a – mit 4 Radsätzen
c – mit Druckluftentladung
n – Lastgrenze > 60 t (bei vier Achsen)
s – geeignet für Züge bis 100 km/h
x – für Kohlenstaub
y – mit besonderen Innenanstrich

Seit den 1950er Jahren werden staubförmige Güter in speziell dafür entwickelten Staubgutwagen befördert. Diese zweiachsigen Wagen haben zwei trichterförmige Laderäume, in die das Ladegut durch verschließbare Luken von oben eingefüllt und unten durch Druckluft aus den Laderäumen in Bunker eingeblasen wird. Diese Wagen haben sich bewährt und wurden von zahlreichen Bahnverwaltungen in großen Stückzahlen in Dienst gestellt.

Wegen des Trends zu vierachsigen Wagen, die bessere Laufeigenschaften und höhere Lastgrenzen haben, wurden die alten Zweiachser immer unwirtschaftlicher, und Mitte der 1970er Jahre beschloss die Deutsche Reichsbahn der DDR auch vierachsige Staubgutwagen zu beschaffen. Der Auftrag ging aber nicht an die heimische Industrie, sondern an den französischen Hersteller Arbel Fauvet Rail in Douai. Dieser lieferte 1978/79 die erste, 100 Wagen umfassende Serie der hier beschriebenen Ausführung. Sie wurden von der DR als Uacs-y [9321], Nummern 932 1000 bis 932 1099, in den Bestand aufgenommen. Dazu kamen noch 50 Fahrzeuge der Bauart Uacs-x [9305] mit den Nummern 930 5000 bis 930 5049.

Die Wagen bewährten sich gut, und die DR entschied sich für die Bestellung weiterer Fahrzeuge. Wieder ging die Bestellung nach Frankreich und Arbel lieferte diesmal 120 Wagen, die als Uacs-x [9307], Nummer 930 7 000 bis 930 7 119 eingereiht wurden. Die Ateliers de Construction du Nord de la France (ANF) in Valenciennes, northern und die Ateliers d‘ Orval, Saint-Amand lieferten zusammen 172 Wagen, die als Uacs-y [9324] bezeichnet wurden. Ihre Nummern lauteten 932 4 000 bis 932 4 171. Baujahre waren 1982 (ANF) und 1987 (Orval). Auch mit den Wagen der zweiten Lieferserie konnte der Bedarf an solchen Wagen noch nicht gedeckt werden, sodass die Reichsbahn weitere Exemplare beschaffte. Diese Fahrzeuge wurden in Deutschland bei der Waggonfabrik Niesky.

Die Wagen haben zweiachsige, ebenfalls in Frankreich entwickelte Drehgestelle der Bauart Y 25 Cs. Bei dieser Bauart besteht der H-förmige Hauptrahmen aus unterschiedlichen, verschweißten U-Stahlprofilen und Blechen. Zwei Kopfstücke verleihen dem Rahmen die nötige Stabilität. Die Kopfstücke sind in der Mitte nach unten gekröpft. Dies ist notwendig. damit bei Bedarf eine automatische Mittelpufferkupplung nachgerüstet werden kann.

Der Wagenkasten stützt sich über eine vollständige Drehpfanne und seitliche Gleitstücke auf dem Querträger des Drehgestells ab. In der Drehgestellmitte sind zwei Hilfsträger zur Aufnahme des Bremsgestänges montiert. Der Abstand der Radsätze mit ihren Vollscheibenrädern beträgt 1.800 mm, der Durchmesser der Radscheiben variiert je nach Abnutzung zwischen 840 mm und 920 mm. Die Radsätze werden von zwei Zylinderrollenlagern geführt.

Zur Federung dienen pro Drehgestell acht zwei stufige Schraubenfedern mit zwei konzentrisch ineinander angeordneten Federn, die neben den Achslagergehäusen angeordnet sind. Dafür besitzen die Stahlguss-Achslagergehäuse seitlich angebrachte Federteller. Die Gehäuse werden durch an den Rahmen angeschweißte Achshalter geführt. Die äußere, hohe Feder trägt den leeren Wagenkasten und das Ladegut bei geringer Zuladung. Bei höherer Zuladung wird zusätzlich die innere Feder beansprucht.

Dämpfungselemente nach dem Patent der SNCF-Lenoir verhindern das Aufschaukeln von Wagenkastenbewegungen bei schlechter Gleislage. Die Drehgestelle wiegen 4.550 kg und sind für eine Höchstgeschwindigkeit von 120 km/h ausgelegt. Diese darf aber nur mit unbeladenen Wagen gefahren werden. Mit beladenen Wagen sind nur 100 km/h erlaubt. Die durchgehende Druckluft-Klotzbremse der Bauart KE-GP hat nur einen im Untergestell montierten Bremszylinder. Die zweistufige, mechanische Lastabbremsung, muss von Hand umgestellt werden. Einfache Bremsklötze übertragen die Bremskraft über den Bremsgestängesteller auf die Laufflächen der Radsätze. Ein Teil der Selbstentladewagen ist mit einer Feststellbremse ausgestattet.

Die Zugvorrichtung ist geteilt. Sie hat Federapparate mit Gummi-Stahlscheiben und ist mit normalen Zughaken und Schraubenkupplungen bestückt. Eine Federbeinabstützung ermöglicht aber den Einbau einer automatischen Mittelpufferkupplung. Vier Hochleistungspuffer der Bauart Ringfeder mit rechteckigen oder runden Puffertellern leiten die Stoßkräfte über die Stirnseiten an Nachbarfahrzeuge weiter.

Das Untergestell besteht aus den beiden Außenlangträgern, den beiden Hauptquerträgern, die die Verbindung zu den Drehgestellen herstellen und den beiden Kopfträgern. Dafür wurden unterschiedliche, miteinander verschweißte Stahlprofile verwendet. Damit der Wagenkasten mit den Entladeöffnungen durch das Untergestell reichen kann, weist dieses entsprechende Aussparungen auf.

Bei den Wagen der ersten Lieferserie wurde an einem Wagenende eine stählerne Übergangsbühne mit festem Geländer und Trittstufen montiert. Bei späteren Lieferungen sind an beiden Enden Bühnen zu finden.

Der Aufbau der Wagen ist ein liegender Druckbehälter, der in seiner äußeren Form an die Umgrenzungslinie angepasst und aus normalem Baustahl gefertigt ist. Er ist auf seiner gesamten Länge mit dem Untergestell verschweißt. Die Stirnseiten sind um 50° gegen über der Waagerechten geneigt.

Der Innenraum wird durch eine druckdichte Wand in zwei geschlossene Druckkammern geteilt. Diese Kammern werden durch im oberen Teil luftdurchlässige Wände in jeweils zwei weitere Bereiche unterteilt, sodass vier Ladebereiche entstehen. Die luftdurchlässigen Wände sind so ausgeführt, dass kein Ladegut zwischen den Kammern übertreten kann. Ein Druckausgleich ist jedoch möglich. Der Betriebsdruck im Behälter beträgt 0,25 MPa.

Die Innenseiten der Bauart Uacs-y sind mit einem Epoxidharzanstrich beschichtet, deshalb darf die Temperatur des Ladeguts 60° C nicht überschreiten, weil sonst der Anstrich beschädigt würde. Der Innenraum der Uacs-x-Wagen hat keinen Anstrich.

Jede Druckkammer besitzt zwei Ladeluken mit einem Abstand von 3.200 mm. Somit kann jeder Bereich getrennt beladen werden. Die Luken dürfen erst bei völlig entlüfteten, also druckfreien Ladebereichen geöffnet werden.

Von den Stirnbühnen aus führen Aufstiegsleitern zum Laufsteg auf dem Kessel, von wo aus die Ladeluken manuell bedient werden müssen. Die klappbaren Deckel sind mit vier Knebelschrauben-Verschlüssen gegen ein selbstständiges Öffnen gesichert.

Um Unfälle zu vermeiden, muss bei Ladegleisen mit Oberleitung diese vor dem Besteigen der Wagen abgeschaltet werden. Jede Kammer kann unten einzeln entladen werden. Dazu ist dort eine ringförmige Auflockerungseinrichtung mit sechs Förderdüsen vorhanden. Daran angeschlossen ist ein Rohrsystem. In dem das Ladegut zu den insgesamt acht Anschlussstutzen an den Längsseiten unterhalb des Langträgers transportiert wird. Von hier aus gelangt es über Schläuche in ortsfeste Laderäume oder in Lastwagen. In den Entladeleitungen sind Sicherheits-Rückschlagventile eingebaut, sodaß das Ladegut nicht in die Wagen zurückströmen kann.

Die zum Entladen benötigte Druckluft wird aus einer ortsfesten Anlage über eine zentrale Leitung mit Anschlüssen auf jeder Wagenseite in die Ladekammern eingeblasen. Ein Druckminderventil, ein Sicherheitsventil und ein Manometer sollen die Sicherheit beim Einblasen der Druckluft garantieren. Aus Sicherheitsgründen ist neben jeder Ladeluke ein Entlüftungshahn montiert. Zudem ist an jeder Kammer ein Überdruck-Sicherheitsventil montiert.

Trittstufen und Haltegriffe erleichtern dem Rangierpersonal die Arbeit. Für händische Anschriften ist ein Tafelfeld vorgesehen. Seilhaken und Signalhalter an den Pufferbohlen ergänzen die Ausstattung.

Bei der DR hatten alle Uacs einen hellgrauen Aufbau und ein schwarzes Laufwerk. Die Anschriften wurden direkt aufgebracht. Das Untergestell samt Kupplungshaken und Seitenpuffer war ebenfalls grau, ebenso die unterflur aufgehängten Rohrleitungen und Anschlussstutzen. Die Drehgestelle waren schwarz. Die Seilhaken bekamen einen gelben Anstrich, deren Konsolen waren wie die umgebenden Schutzbügel schwarz/gelb gestreift.


Modellvorstellung

Die Salzburger haben den vierachsigen Staubsilowagen vor einigen Jahren bereits als Neukonstruktion in der Baugröße H0 für Roco realisiert und haben diesen im Neuheitenprogramm des Jahres 2020 als ebensolche Neukonstruktion für die Baugröße N bei Fleischmann in Angriff genommen. Fleischmann kündigte dabei mehrere Modellausführungen an, die als Einzelwagen zum UVP von € 37,90 bzw. als Zweierset zum UVP von € 75,90 erhältlich sind. Gleich fünf verschiedene Artikel machen dabei den Auftakt in den 2020er-Neuheiten. Folgende Modellausführungen sind angekündigt:

849001 – Einzelwagen DR als Uacs-x
849002 – Zweiteiliges Staubsilowagenset der KVG
849003 – Einzelwagen als Privatwagen der ÖBB
849004 – Zweiteiliges Set „VTG – Enviloc“
849005 – Zweiteiliges Set GATX

Die Modelle werden in der bekannten Blisterbox ausgeliefert und liegen dabei rutschfest in einem passend vorgeformten Plastikeinsatz. Zudem ist das Modell mit einer dünnen Plastikfolie umwickelt. Die Modelle sind soweit vollständig mit allen Einbauteilen versehen, jedoch liegt bei einzelnen Modellausführungen ein Zurüstbeutel bei (in gegenständlichen Fall beim DR-Wagen). Darin enthalten sind kleine, schwarze Anschriftentafeln, die selbst am Modell anzukleben sind. Wohin aber diese Täfelchen anzubringen sind, ist leider nicht ersichtlich, da die entsprechende Anleitung dazu fehlt. Als Hilfestellung für die korrekte Positionierung dient lediglich das Produktbild im Neuheitenkatalog.

Der Staubsilowagen Uacs aus dem Hause Fleischmann ist aus Kunststoff gefertigt und wiegt 22 Gramm. Um die feinen Detaillierungen und Gravuren an der Neukonstruktion erkennen zu können, ist teilweise ein gutes Auge notwendig, aber es zeigt die derzeitig hohe Fertigungskunst der Konstrukteure. Das Silo ist an der Außenhaut mit filigranen Abdeckleisten versehen, wobei die Querstreben im unteren Teil nur durch optische Lichteinflüsse erkennbar sind. Der Dachsteg am Kesselscheitel ist an der Oberfläche fein geriffelt und in das Modell eingesetzt. Wunderschön ausgeführt sind auch die vier Dachluken. Die Anbauteile an der Bremserbühne und auch die extra angesetzte Leiter sind aus einem robusten Material gefertigt und verwindungssteif, lediglich die Verschiebergriffe auf der anderen Wagenseite sind leicht beweglich. Dezent ausgeführt ist auch der eckseitige Verschiebertritt, der bereits ab Werk montiert ist. Am Wagenboden finden sich weitere Detaillierungen des Modells, indem sämtliche Ablaufrohre und Schieber nachgebildet wurden. Die eingesetzten Drehgestelle sind dreidimensional durchgebildet und somit ebenfalls detailgetreu nachgebildet. Der Einbau deiner Kurzkupplungskulisse ist bei einer solchen Neukonstruktion selbstverständlich. Die einfache Lackierung ist anstandslos umgesetzt, die Bedruckung wurde erfreulicherweise im Tampondruck vollzogen, sodaß selbst kleinste Anschriften unter der Lupe gut lesbar sind.


Bilder 849001 – DR

Der Wagen ist mit den DR-Betriebsanschriften wie 31 50 930 7 011-0 und der Gattungsbezeichnung Uacs-x [[9307]] angeschrieben. Im Revisionsraster stehen die letzten Untersuchungsdaten: 3 REV UAL 17.05.84.


Bilder 849003 – ÖBB

Der ÖBB-Wagen ist als Privatwagen ausgeführt, das Vorbild steht im Bereich Mannswörth abgestellt. Der Privatwagen ist mit der Wagennummer 33 81 932 3 004-6P angeschrieben und weist als Heimatbahnhof Gross-Schwechat aus. Eigentümer des Wagens ist Borealis Polyolefine GmbH in Schwechat. Der Wagen weist keine Gattungsbezeichnung auf, dafür aber die Revisionsanschriften 6 REV Tr 12.04.10 am Längsträger.