Trix 22892: DB-Baureihe 78.10

Die Deutsche Bundesbahn beschäftigte sich nach dem Zweiten Weltkrieg mit dem Problem der Beschleunigung des Vorort- und Städteschnellverkehrs. Nach den Anregungen von Professor Mölbert aus Hannover, entwickelte Krauss-Maffei zusammen mit dem BZA Minden eine neue Lokomotivtype. Die beiden Maschinen 38 2919 und 38 2990 der bewährten Gattung P 8 bildeten die Basis für die Neuentwicklung Kessel, Trieb- und Laufwerk blieben nahezu unverändert. Völlig neu gestaltet wurden das Führerhaus und der zweiachsige Kurztender, der mit einer kräftigen Deichsel mit der Lokomotive gekuppelt wurde. Zunächst waren die beiden Maschinen im Bereich der BD München eingesetzt, später wechselten sie zur BD Augsburg und verkehrten dort im Bodenseeraum. Es blieb bei diesen beiden Versuchsträgern, die schon im Jahre 1961 ausgemustert wurden.


Modellvorstellung

Nachdem im Jahr 2019 schon das Clubmodell als Neukonstruktion entstanden ist, folgte im Rahmen der Sommerneuheiten das zweite Modell dieser Baureihe für die mhi. Märklin/Trix hat gegenüber dem Erstmodell jedoch Änderungen vorgenommen, auch technischer Natur. Das Modell der als 78 1002 beschrifteten Lokomotive ist bei Märklin unter der Artikelnummer 39792 erhältlich. Der UVP beträgt € 499,–.

Verpackung

Die Auslieferung dieser teilweisen Neukonstruktion erfolgt in der bekannten Verpackungsform von Märklin bzw. Trix. Nach dem Abzug des Kartonschubers wird die stabile Plastikverpackung zugänglich, in welchem das Modell mit nochmaligen Plastikschuber sicher für den Transport fixiert wurde. Der Neukonstruktion liegt ein Zurüstbeutel bei. Darin befinden die Bremsschläuche, die Kolbenschutzrohre und eine Lokführerfigur. Die Betriebsanleitung und die sonstigen Dokumente in der Kartonschachtel in einem seitlichen Schlitz eingeschoben und werden durch eine zusätzliche Kartonhülle umschlossen.

Technik

Die technischen Komponenten sind zweigeteilt im Modell untergebracht. Die Antriebskomponenten sind im Lokgehäuse untergebracht, während die weiteren technischen Ausstattungsgegegenstände im Tendergehäuse ihren Platz gefunden haben. Das Lokgehäuse ist über drei Schrauben an der Unterseite am Fahrwerk montiert, währenddessen der Tender auf das Fahrwerk aufgeklippst zu sein scheint. Im Langkessel ist der geregelte Hochleistungsmotor untergebracht. Ein fünfpoliger Mittelmotor mit großer Schwungmasse treibt über einen Wellenstummel das Modell über ein Schnecken-/Zahnradgetriebe an. Dieses greift auf die letzte Kuppelachse, über die Kuppelstange werden die anderen Kuppelachsen mitgenommen. Haftreifen befinden sich diesmal nur an der ersten Kuppelachse und dies beidseitig.

Wie vorhin schon erwähnt, dient das Tendergehäuse zur Unterbringung der Digitalschnittstelle und des Lautsprechers. Die Lok ist mit einer 21MTC-Schnittstelle versehen. Der eingesetzte Decoder gestattet den Betriebseinsatz auf Digitalanlagen unter verschiedenen Datenformaten. Neben den bereits verwendbaren Formaten DCC und mfx ist der Baustein neuerdings RailCom-fähig. Das Tendergehäuse ist wie der Langkessel aus Metall gefertigt und trägt zur Erhöhung des Eigengewichtes der Lok bei, zudem verbessert sich dadurch der Loksound im Digitalbetrieb. Die Zugänglichkeit dieser Bereiche wird durch den entfernbaren Kohlenaufbau sowie dem Tenderkasten ermöglicht. Das Modell erhielt an der Rückseite eine Kurzkupplungskulisse, frontseitig ist zwar ein NEM-Schacht berücksichtigt, die Beweglichkeit wird über das Vorlaufdrehgestell sichergestellt. Die Lok und der Tender sind über eine feste Kurzkupplung mit Kinematik gekuppelt, wie bei Märklin/Trix seit längeren gängig, läßt sich der Lok-Tender-Abstand in zwei Stufen individuell einstellen. Als Novum ist zu erwähnen, daß dieses Modell erstmals die korrekte Pufferhöhe nach NEM-Vorgaben aufweist.

Fahrverhalten

Die 78 1002 hat ein Eigengewicht von 362 Gramm. Sie fällt durch hervorragende sowie ruhige Laufeigenschaften auf. Das Vorbild hat eine Höchstgeschwindigkeit von 100 km/h. Messungen bei 12 V Gleichstrom ergaben umgerechnete Werte der Vorbildgeschwindigkeit von ca. 58 km/h. Die berechnete Modellgeschwindigkeit ist gegenüber der Vorbildgeschwindigkeit um ca. 42 % zu niedrig, gegenüber dem NEM-Wert (+ 30 %) ist die Modellgeschwindigkeit um ca. 72 % zu niedrig.

Optik

Die optische Überarbeitung der aktuellen Konstruktion macht sich natürlich an verschiedenen Bauteilen der Lok bemerkbar, wiewohl auch hier die Konstrukteure infolge des Metalldruckgusses einzelner Bauteile zu Kompromissen bereit sein mußten. Aber ungeachtet dessen legt Märklin/Trix ein sehr maßstäbliches Modell vor. Der Langkessel ist wie schon erwähnt aus Metall gefertigt. Neben einzelner an der Außenhaut angravierter Leitungen sind auch zahlreiche freistehende Leitungen und Stellstangen bzw. erhabene Anbauteile wie Pumpen, Ventile und Dampfpfeife angesetzt. Bei der Speisepumpe wurde die Bauart Knorr-Tolien (mit Tolkien-Steuerung) extra angesetzt. Die Umlaufbleche weisen filigrane Gravuren auf, wenig sichtbar, aber doch vorhanden ist der freie Durchblick zwischen Rahmen und Kessel und durch das Fahrwerk. Das Modell ist mit kleinen Windleitblechen vor dem verschlossenen Frontumlauf versehen. Die Rauchkammertüre wurde neu gestaltet und weist vorbildgerecht die noch vorhandenen Stummel des Zentralverschlusses auf.

Das Fahrwerk besteht aus Metallrädern mit feinen Speichen und aus ebenfalls filigran gefertigten Gestänge. Die recht detaillierte Nachbildung läßt auch bis an die Schienenoberkante reichende Sandfallrohre erkennen. Die Bremsbacken sind auf der Ebene der Radlauffläche situiert. Als Hingucker gilt das zweiachsige Tendergestell mit dem ca. halb so groß dimensionierten Kohlekasten. Das Tendergehäuse ist ebenfalls aus Metall gefertigt. Der Blick auf die Oberseite des Tenders offenbart weitere Feinheiten wie den Klappdeckel für den Wasservorrat oder auch die an der Rückwand berücksichtigten Aufstiegshilfen, ergänzt durch extra angesetzte Leitern.

Farbgebung und Beschriftung

Die Farbgebung ist bei einer Dampflok bereits konstruktiv vorgegeben. Die Beschriftung ist lupenrein und korrekt aufgetragen, außerdem entsprechen die Angaben für DB-Loks. Die umgebaute Schlepptender-Lokomotive ist als 78 1002 beschriftet. Am Führerhaus ist der DB-Keks ersichtlich, die Lokschilder sind messingfarben ausgeführt. Auffallend ist das ebenfalls messingfarbige Fabrikschild von Krauss-Maffei am Tender. Das Epoche-III-Modell gehört zum Bw Augsburg zur gleichnamigen Bundesbahndirektion an. Die letzten Untersuchungsdaten der Lok sind am Tenderaufbau angeschrieben, und zwar mit den Angaben „Letzte Br 2 Aw Ing. 10. 2.58“ und an der Pufferbohle, wo zusätzlich noch die Angabe „L3 AW Ing. 21.10.54“ vermerkt ist. Die Anschriften sind übrigens sauber, trennscharf und mehrfarbig aufgetragen.

Beleuchtung

Das Modell ist mit wartungsarmen, weißwarme LED beleuchtet. Die Lok verfügt an beiden Lokenden jeweils nur drei Laternen (DB-Reflexglaslampen). Im Digitalbetrieb lassen sich weitere Beleuchtungszenarien nachstellen bzw. einzelne Features anstoßen.


Bilder