Fleischmann 849102 / 849103 / 849106: Gaskesselwagen

Für den Transport von Flüssiggas zur Beheizung von Firmen und Privathaushalten wurden bereits vor mehr als einem halben Jahrhundert die ersten Druckgas-Kesselwagen beschafft. Diese dienten zur Versorgung der Gaslager im ländlichen Raum. Gasleitungen entstanden erst ab den 1980er Jahren. Die Feinverteilung der Flüssiggase wie Butan oder Propan erfolgte dann per LKW direkt an die Haushalte. Der Transport auf der Schiene erfolgte in Wagengruppen oder auch als einzelne Wagen. Um diese von konventionellen Kesselwagen unterscheiden zu können, wurden diese mit einer orange-farbigen Bauchbinde zur Kennzeichnung als Druckgas-Kesselwagen versehen. Solche Druckgas-Kesselwagen wurden nicht nur von den Bahnverwaltungen, sondern vielmehr auch von den Wageneinstellern beschafft und an die Industrie vermietet. Derartige Wagen waren durch die großflächigen Firmenlogos erkennbar.

Als eine von mehreren Bauformen gingen kurze, vierachsige Wagen mit der Gattungsbezeichnung Zag hervor, der für den Transport unter Druck gelöster Gase vorsieht. Das Vorbild wurde von der Waggonfabrik Uerdingen gebaut und war vorwiegend beim Waggonvermieter wie der Eisenbahn Verkehrsmittel A. G. EVA im Bestand. Weitere Waren kamen auch zur VTG. Das besondere dieser Druckgaskesselwagen ist die gedrungene Bauform infolge des kurzen Kessels mit 620 hl-Ladevolumen, außerdem fielen die Fahrzeuge durch das Sonnendach samt großer Dachüberstände mit den radial auslaufenden Distanzblechen auf. Die Auslaufventile des Wagen befanden sich auf Höhe des Wagenbodens.

Grundsätzlich erfordert der Gastransport schon einige Voraussetzungen. Die ersten Gaskesselwagen entstanden zu Beginn des 20. Jahrhunderts, als entsprechende Kesselwagen zum Transport von Fettgas oder Ölgas geschaffen wurden. Diese Art von Waggons basierten auf speziellen Kesselkonstruktionen. Die Kessel wurden damals aus Schweißeisen oder Flußeisen mit gewölbtem Boden, dichter, doppelter Vernietung in den Längs- und Querstößen, innen und außen an den Stößen gut verstemmt oder ohne Vernietung geschweißt hergestellt. Die letztere Herstellungsart war die gebräuchlichere und für Gastransportwagen zweckmäßigere. An einem Ende oder in der Mitte des Kessels ist ein rotmetallener Kopf mit Absperrventil angebracht, von dem ein schmiedeeiseneres Rohr zu einem Kreuzstutzen führte. Von diesem zweigen nach rechts und links Rohre zu den Füllköpfen ab. Die Füllköpfe sind mit Manometer ausgerüstet und besitzen an dem vorderen Ende ein mit einem Schraubengewinde versehendes Mundstück in einer Höhe von ungefähr 800 mm über der Schienenoberkante, an dem die Füllschläuche mittels Holländermuttern gasdicht befestigt wurden. Die Füllköpfe sind in besonderen Schutzkästen untergebracht, um diese vor Beschädigungen zu bewahren. Die Füllvorrichtung dient auch gleichzeitig zur Entleerung des Kessels.

Eine Herausforderung stellt vor allem das erstmalige Befüllen eines Gaskessels dar. Wurde ein neuer Gaskesselwagen erstmalig in Betrieb genommen, so musste zunächst die Luft aus dem Kessel entfernt werden. Dazu wurde der Gasbehälter zunächst mit Gas auf ungefähr 2 atü gefüllt. Anschließend ließ man das Gas-Luft-Gemisch bis auf etwa 0,25 atü Überdruck ausströmen. Dieser Vorgang wurde noch einmal wiederholt und nach die Füllung des Kessels bis auf die zulässige Füllspannung vorgenommen. Bei späteren Füllungen war dieses Vorgehen nicht mehr erforderlich, weil dem Kessel nur so lange Gas entnommen wurde, dass die Spannung nicht unter 1 atü sank und somit keine Luft in den Kessel eindringen konnte.

Zum Transport von verflüssigte, tiefgekühlt verflüssigte oder gelöste Gase dienen Druckgaskesselwagen als Spezialwaggons. Zur äußeren Kenntlichmachung dient ein 30 cm hoher, rundumlaufender Konstraststreifen in oranger Farbgebung. Die Be- und Entladung erfolgt über die am Boden aus bedienbaren Vorrichtungen, es ist eine Unterflurentleerung. Die ersten Druckgaskesselwagen wurden noch von den nationalen Bahnverwaltungen oder Eisenbahngesellschaften in Dienst gestellt, mit der Zeit änderte sich das Bild, und die Spezialwagen wurden vermehrt in den Bestand von Waggonvermietern genommen. Immerhin erfordern die Druckgaskesselwagen ein komplexes Management, welches nicht nur die einfache Instandhaltung und Überprüfung des Wagenparks erfordert.

Firmengeschichte VTG

Die VTG ist der größte Waggonvermieter in Deutschland. Das Unternehmen wurde 1951 als Staatsbetrieb gegründet und kümmerte sich primär um den Fuhrpark der Kesselwagen. Die Geburtsstunde der VTG war aber im Jahr 1872, als in Österreich die Erste Eisenbahnwagen-Leihgesellschaft AG (EEL) gegründet wurde. Dieses Gründungsdatum gilt zugleich als die Geburtsstunde des Geschäftsmodells zur Vermietung von privaten Eisenbahnwaggons. Zwanzig Jahre später, also im Jahr 1892, wurde die Nachfolgegesellschaft der EEL gegründet, die den Namen Österreichische Eisenbahn-Verkehrs-Anstalt (OEVA) trug. Die Gesellschaft hatte anno dazumal 459 Waggons im Bestand.

Die Gründung der VTG geht auf das Jahr 1951 zurück und hieß VTG Vereinigte Tanklager und Transportmittel GmbH in Hamburg. Sie wird als Staatsbetrieb gegründet. Zehn Jahre später erfolgte die Privatisierung der Gesellschaft. Die VTG gehört fortan der Preussag. Erst 20 Jahre später, also im Jahr 1981, ist die Gesellschaft in den Transport von Container eingestiegen. Bis dahin waren nur Kesselwagen im Angebot.
Die VTG beginnt zu expandieren und übernimmt die Transpetrol GmbH Internationale Eisenbahnspedition. Der nächste Expansionsschritt passierte im Jahr 1994. Das Unternehmen erwarb eine Beteiligung an der TRANSWAGGON AG und die Aktienmehrheit des Schifffahrts- und Transportunternehmens Lehnkering Montan AG. Die Gesellschaft gründet 1997 die VOTG Tankcontainer GmbH. 1999 erfolgte die Zusammenlegung der Logistikaktivitäten der Lehnkering AG und der VTG Vereinigte Tanklager und Transportmittel GmbH zur VTG-Lehnkering AG.

Der Konzern übernahm 2002 die europäische Waggonvermietung der australischen Bramles-Gruppe, deren Waggonvermarktung aus der ehemaligen OEVA hervorging. Durch den Deal erhöhte sich der Waggonbestand auf ca. 23.000 Fahrzeuge. VTG stockt die Beteiligung der Transpetrol GmbH Internationale Eisenbahnspedition auf 74,9 %, ändert die Rechtsform auf Aktiengesellschaft und stößt die Bereiche Waggonvermietung, Eisenbahnspedition, Stückgutwagen, Tankcontainer und Reparaturwerke den Unternehmensbereich Bulk- und Speziallogistik.

Das Unternehmen übernimmt in den Jahren 2004 bis 2007 den Geschäftsbereich der französischen Eisenbahngüterwagen- und Tankcontainerflotte der französischen Algeco S. A. sowie die Wagen der österreichischen OMV, der schweizerischen Rexwal Finance S. A. und der schwedischen Railtrans und Nordwaggon AB. Damit gelangen weitere 6.500 Wagen in den Bestand. In diesen Zeitraum fällt der Verkauf der VTG an Compagnie Européenne de Wagons S. à. r. l. Es wird darauffolgend der Börsengang vorbereitet und drei Geschäftsbereiche (Waggonvermietung, Schienenlogistik und Tankcontainerlogistik) geschaffen. Im Jahr 2007 notiert die VTG erstmals an der Frankfurt Wertpapierbörse, zudem wird die britische Tankcontainer-Vermietgesellschaft Tankspan Leasing Ltd. erworben. Die Anteile der VOTG Tankcontainer GmbH werden von 58,35 auf 100 % erhöht.

Im Jahr 2008 erfolgt die große Expansion über den Teich. Die VTG steigt mit der Akquisition der Texas Railcar Leasing Company Ltd. mit ca. 1.000 Waggon in das nordamerikanische Waggonvermietungsgeschäft ein und gründet die „000“ VTG Russia und ein Joint Venture der VOTG Tankcontainer GmbH mit der chinesischen COSCO Logistics, übernimmt den Waggonbaubereich der Graaf-Gruppe.

VTG stieg 2010 in ein neues Geschäftsfeld ein, und zwar den europäischen Getreidetransport. Hierfür wurden ca. 1.800 Güterwagen beschafft, zusätzlich erfolgte die Übernahme einer 100 Prozent-Beteiligung am Schienenlogistikunternehmen TMF.

Das runde Firmenjubiläum im Folgejahr sorgte für weitere Expansschritte. Durch die Übernahme des amerikanischen Waggonvermietungsunternehmens SC Rail Leasing America hat sich die Wagenflotte verdoppelt, außerdem firmiert das Unternehmen seither als VTG Rail Inc. Mit der Übernahme der Firma Railcraft gelangen weitere 870 Waggons in das Anlagevermögen, womit die Märkte in Rußland und den baltischen Staaten bedient wird. In Italien wird außerdem der Mitbewerber Sogerent mit 300 Mineralölwaggons übernommen.

2014 werden die Schienenlogistikaktivitäten der VTG mit Teilen der Bahnaktivitäten von Kühne & Nagel zusammengelegt. Im Jahr 2015 erfolgte die Übernahme des Mitbewerbers Ahaus Alstätter Eisenbahn AG (AAE). Die Flotte wächst dabei auf mehr als 80.000 Waggons an. Drei Jahre später übernimmt VTG auch das französische Unternehmen NACCO. Die Wagenflotte weist nun mehr als 90.000 Waggons auf.

Die Pandemie und deren Einschränkungen führen zu einer Redimensionierung der Geschäftstätigkeiten. Das Unternehmen verkauft 2021 das nordamerikanische Waggonvermietgeschäft sowie die Tankcontainer-Überseeaktivitäten. Nachdem das Unternehmen in Wien dem 150jährigen Waggonvermietungsgeschäft durch die EEL feierte, hat sich das Unternehmen zur Umwandlung der Rechtsform als GmbH entschlossen.

Modellvorstellung

Fleischmann hat im letzten Jahr eine wahre Investitionsoffensive in der Baugröße N gestartet und noch im selben Jahr gleich mehrere Neukonstruktion vom Zaun gebrochen. Während die Flachwagen und die Rungenwagen schon verfügbar sind, folgten zum Anfang des Monats Februar 2021 die vierachsigen Druckgaskesselwagen. Im Neuheitenprogramm ist ein Set (849102) sowie mehrere Einzelwagen (849103ff) enthalten, wobei zunächst Ausführungen der DR, der PKP (Orlen) und Wascosa angekündigt waren. Beim Vorbild handelt es sich um die Druckgaskesselwagen mit einem Volumen von 95 m³ Inhalt. Sie werden ergänzt durch weitere Ausführungen jüngerer Neuheitenankündigungen, wie zum Beispiel der DSB-Wagen von „Kosan“. Das Set kostet € 104,90, die Einzelwagen € 34,90.

Die Modelle werden in der bekannten Blisterbox ausgeliefert und liegen dabei rutschfest in einem passend vorgeformten Plastikeinsatz. Zudem ist das Modell mit einer dünnen Plastikfolie umwickelt. Die Modelle sind soweit vollständig mit allen Einbauteilen versehen.

Der Druckgaskesselwagen von Fleischmann ist aus Kunststoff gefertigt und bringt ein Eigengewicht von 23 Gramm auf die Waage. Um die feinen Detaillierungen und Gravuren an der Neukonstruktion sehen zu können, ist teilweise ein gutes Auge notwendig oder man schwenkt es solange, bis der Lichteinfall die Details preisgibt. Die vorliegende Modellkonstruktion zeigt aber die derzeit hohe Fertigungskunst der Konstrukteure.

Der Tank ist an der Außenhaut mit filigranen Abdeckleisten versehen. Am Dach ist ein sogenanntes Sonnendach aufgesetzt, daß ebenfalls feine Schweißnähte aufweist. Wunderschön ausgeführt sind vor allem die stirnseitigen Mannsluken. Die Anbauteile an der Bremserbühne bzw. die Verschiebergriffstangen sind aus einem robusten Material gefertigt. Sie sind zudem noch elastisch ausgeführt und verunmöglichen Beschädigungen durch Abbruch der Teile. Dezent ausgeführt ist auch der eckseitige Verschiebertritt, der bereits ab Werk montiert ist. Am Wagenboden finden sich weitere Detaillierungen des Modells, indem die Vorrichtungen für das Be- und Entladen enthalten sind, allerdings nicht farblich abgesetzt. Gänzlich nachgebildet ist die Bremsanlage. Die verwendeten Drehgestelle sind dreidimensional durchgebildet und somit ebenfalls detailgetreu nachgebildet. Der eingebaute Kurzkupplungskulisse stellt mit der Drehgestellbefestigung eine bauliche Einheit dar. Die einfache Lackierung ist anstandslos umgesetzt, die Bedruckung wurde erfreulicherweise im Tampondruck vollzogen, sodaß selbst kleinste Anschriften unter der Lupe gut lesbar sind.

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Die weit verbreiteten VTG-Kesselwagen werden als Dreierset angeboten, jedes Modell ist mit unterschiedlichen Wagenanschriften versehen. Gerade diese Modelle eignen sich speziell für den Einsatz in Ganzzügen. Die Druckgaskesselwagen weisen eine hellgraue Lackierung, durchtrennt infolge des angebrachten Warnstreifens und verfügen über ein dunkelgraues Sonnendach. Die näheren Fahrzeuganschriften werden bei den Modellen gemacht. Für alle drei Fahrzeuge ist der Heimatbahnhof Hamburg-Rothenburgsort aufgedruckt.

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Das erste Modell ist mit der Wagennummer 21 80 076 7 791-5P angeschrieben. Im Revisionsraster steht wohl das Abnahmedatum des Wagens mit 6 REV 24.04.74.

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Der zweite VTG-Druckgaskesselwagen erhielt die Betriebsnummer 21 80 076 7 567-9P und die Revisionsanschriften 6 REV 03.09.74.

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Beim dritten Fahrzeug wurden die Fahrzeugangaben 21 80 076 7 543-0P und die Revisionsanschriften 6 REV 04.05.74 aufgedruckt.

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Unter dieser Artikelnummer wird die DR-Version des Druckgaskesselwagens geführt. Das Modell ist mit der Wagennummer 21 50 077 8 965-8P und der Gattungsbeschriftung Uahs bedruckt. Über den Wageneinsteller ist nichts zu lesen, dafür stehen im Revisionsraster die Angaben 4 REV Lo 07.07.83.

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Der auffallend gelborange lackierte Gaskesselwagen der Firma Kosan entstammt aus den Winterneuheiten 2020/2021. Das Modell ist mit den Fahrzeuganschriften 33 86 791 5 036-1P und den Revisionsdaten REV N 24.03.86 angeschrieben. Die Firma Kosan ist ein in Dänemark ansässiges Unternehmen für den Verkauf und Vertrieb von fossilen Brennstoffen. Das Unternehmen wurde 1951 von Svend Christensen gegründet und verkaufte zunächst Transportsysteme für verschiedene Projukte wie Milchkannen und Flaschen für Kerosin und Gas. Bereits 1957 war das Unternehmen das weltweit führende in Sachen Füllsysteme für Gasflaschen. 1960 siedelte das Unternehmen nach Aarhus um, ab Mitte der 1960er Jahre wurden neue Geschäftsbereiche eingeführt. Die zwei Hauptproduktlinien betrafen LPG (Liquefied Petroleum Gas Filling Systems) und ATS (Automatic High-Speed Transport and Sorting Systems). Das Unternehmen, das ab 1969 ausschließlich Kosan hieß, betrieb in den 1970er Jahren recht aktiv die Einführung von LPG als Kraftstoff und Energiequelle in verschiedenen Ländern auf der ganzen Welt. Gegen Ende der 1980er Jahre kam es zur Aufsplitterung des Unternehmens, im Juni 1999 wurde ein Teil des Unternehmens an die britische FKI plc verkauft.