Märklin 43574 / 43575: SBB-Dosto (S-Bahn Zürich)

Mit der zum Fahrplanwechsel am 27. Mai 1990 erfolgten Betriebsaufnahme der S-Bahn Zürich fand das nach dem Bau der Nationalstraßen bisher größte Verkehrs-Bauvorhaben in der Geschichte der Schweiz einen vorläufigen Abschluß, sofern nach von später beschlossenen Bauvorhaben der NEAT (Lötschbergbasistunnel, Gotthardbasistunnel usw.) einmal absieht.

Die S-Bahn bildet dabei als Hauptverkehrsträger das Rückgrat des Züricher Verkehrsverbundes (ZVV), der als erster seiner Art im Land ebenfalls in Kraft tritt und über 40 Unternehmen des öffentlichen Verkehrs vereinigt, die ein Gesamtnetz von 200 Linien mit 2.000 Kilometern Länge betrieb. Begonnen hatte alles damit, daß im November 1981 die Stimmbürger des Kantons Zürich in einer Volksabstimmung mit großer Mehrheit einen Kredit von 523 Mio. Schweizer Franken (SFr.) als 80%igen Beitrag zu den veranschlagten Baukosten in Höhe von 653 Mio. SFr. bewilligten.

Durch ein attraktives Angebot im öffentlichen Nahverkehr sollen weitere Fahrgäste als Umsteiger vom Pkw gewonnen werden, was zu einer spürbaren Verbesserung der Luftqualität im Ballungsraum Zürich führen soll. Da entsprechende Angebote in der Schweiz erfahrungsgemäß auf sehr fruchtbaren Boden fallen, rechnete man mit Steigerungen der Fahrgastzahlen in der Größenordnung von 50 Prozent. Möglich wurde der S-Bahn-Betrieb durch eine zwölf Kilometer lange Neubaustrecke, die den Hauptbahnhof mit den bestehenden Bahnlinien nach Winterthur und Uster verbindet. Sie beseitigt den wichtigsten Engpaß im Raum Zürich und schaffte für die nördlichen Kantonsteile erstmalig eine direkte Bahnverbindung in die Innenstadt.

Der bisherige Kopfbahnhof Zürich Hauptbahnhof erfuhr eine unterirdische Erweiterung als viergleisiger Durchgangsbahnhof, womit die Kapazität nahezu verdoppelt wurde. Von hier aus verläuft die Neubaustrecke bis zum Bahnhof Stadelhofen im 1,3 km langen Hirschgrabentunnel, um anschließend den Zürichberg erneut in einem 4,4 km langen Tunnel zu unterqueren, der in den unterirdischen Bahnhof Stettbach mündet. Danach kommen die Gleise wieder ans Tageslicht und überqueren das Glattal in einer Höhe bis zu zwölf Metern auf dem Neugut-Viadukt. Hier gabelt sich die Linie und führt nordwärts Richtung Effretikon – Winterthur sowie ostwärts Richtung Dübendorf – Uster – Rapperswil. Der nördliche Ast überquert auf dem Weidenholz-Viadukt u. a. die Autobahn N 1 und mündet in den Bahnhof Dietlikon.

In einem neuen Endbahnhof auf der gegenüberliegenden Seite des Hauptbahnhofs, unter dem Pflaster des Bahnhofsvorplatzes, enden die beiden Strecken der Sihltal-Zürich-Uetlibergbahn (SZU). Sie bilden die Linien S 4 (Sihitai) und S 10 (Uetliberg) des S-Bahn-Netzes.

Die Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) entschieden sich für den Einsatz von Doppelstock-Wendezügen, um der erwarteten Transportkapazitäten Herr zu werden. Als Grundeinheit entstand eine 100 Meter lange Doppelstockeinheit, bestehend aus je einem Steuerwagen, zwei Mittelwagen und der in die Komposition integrierten Lokomotive Re 4/4 V, die die neue EDV-gerechte Baureihenbezeichnung 450 erhielt.

Die 73 Tonnen schweren Maschinen sind für eine Höchstgeschwindigkeit von 130 km/h und eine Dauerleistung von 3.000 kW ausgelegt. Untereinander sind die Fahrzeuge einer solchen Zugkomposition durch normale Schraubenkupplungen nach UIC-Standard gekuppelt, während sich an beiden Enden automatische Kupplungen befinden, sodaß sie schnell und einfach mit einer zweiten oder dritten Zugeinheit zu bis zu 300 m langen S-Bahn-Zügen mit 1.173 Sitzplätzen (!) gekuppelt werden können.

Obwohl grundsätzlich technisch möglich, ist nicht vorgesehen, die Lokomotiven außerhalb des S-Bahn-Dienstes einzusetzen. Sie verfügen daher auch nur über einen Endführerstand, dem sich der Maschinenraum und ein Gepäckabteil anschließt, von dem aus für das Begleitpersonal der Übergang in die Doppelstockwagen möglich ist. Um ein rasches Ein- und Aussteigen zu ermöglichen, sind die Wagen mit besonders breiten Schwenkschiebetüren ausgestattet, die geöffnet eine lichte Weite von 1,9 Metern haben. Ein Mikroprozessor steuert und überwacht die Türfunktionen.

Bei den S-Bahn-Loks kommt modernste Drehstromantriebstechnik mit Abschaltthyristoren (GTO) von ABB Baden zur Anwendung, wobei erstmalig Lichtwellenleiter für eine störungsfreie Übertragung der Zünd- und Löschimpulse zwischen Leitelektronik und Umrichterblock eingesetzt werden.

Jedes Drehgestell besitzt einen eigenen Umrichter, bestehend aus Netz- und Antriebsstromrichter, welche durch die gewählte Bauart austauschbar sind. Bei der Inbetriebnahme der S-Bahn standen von den bestellten 50 Einheiten nur 21 zur Verfügung. Daher wurden vorläufig auf dem S-Bahn-Netz auch RABDe 12/12-Triebzüge, RBe 4/4-Pendelzüge und Re 4/4-Lokomotiven mit Einheitswagen I bzw. II gefahren, bis die im Monatsrhythmus folgenden S-Bahn-Züge vollständig abgeliefert sind.

Ein eigenes Depot für die Wartung der S-Bahn-Garnituren entstand in Oberwinterthur mit fünf Unterhaltungs- und sechs Abstellgleisen, die im Endausbau bis zu zehn Züge aufnehmen
können.

Der Erfolg der Zürcher S-Bahn manifestiert sich in der Intervallverdichtung und Verkehrsausweitung samt weiterem Netzausbau und Beschaffung neuen Rollmaterials wie der Doppelstocktriebzüge RABDe 514 und der LION-Züge mit modernisierten Re 420.


Modellvorstellung

Märklin hat für den Schweizer Markt eine Re 4/4 als Re 420 LION angekündigt und dabei die aktuelle Modellausführung noch einer grundlegenden Überarbeitung unterzogen. Weiterführende Informationen zur überarbeiteten Re 420 LION sind im folgenden Link zu erfahren:

Märklin/Trix: SBB Re 420 LION

Damit die Re 420 LION nicht ganz allein auf der Anlage steht oder fährt, hat Märklin dazu passende Doppelstockwagen der SBB angekündigt. Das Neuheitenprogramm 2020 sieht daher ein Set mit zwei Doppelstockwagen der Zürcher-S-Bahn vor, welches unter der Artikelnummer 43574 zum UVP von € 135,– erhältlich ist. Des weiteren hat der Marktführer aus Göppingen noch den dazu passenden Steuerwagen unter der Artikelnummer 43575 zum UVP von € 99,99 als Neuheit angekündigt. Zum Berichtszeitpunkt war nur das Wagenset verfügbar, welches nun nachstehend näher betrachtet wird.

Verpackung

Das Wagenset 43574 wird in der Kartonverpackung ausgeliefert. Die beiden Modelle sind dabei einzeln verpackt, und zwar in der üblichen Verpackungsform mit dem Blistereinsatz samt der beiden Klappohren. Bei den Stirnenden wurden als Schutz gegenüber den Klappohren kleine Folienstücke eingelegt. Die mehrseitige Betriebsanleitung wurde im Zwischenraum der Verpackung eingeschoben und zeigt dabei Bildnisse der DB-Doppelstockwagen, die der Hersteller schon länger im Programm führt.

Bei den ausgelieferten Doppelstockwagen handelt sich nicht um eine Neukonstruktion dieser Wagenfamilie, sondern der Hersteller bediente sich dabei einer bereits vorrätigen Konstruktion im Formenfundes. Als Basis für die Modellumsetzung wurden die verfügbaren 1:100-Wagen herangezogen, die es bereits in der DB-Regio-Ausführung gab. Märklin hat daher auf Basis dieser Konstruktion lediglich das Design der Zürcher-S-Bahn-Wagen auf die bekannte Modellkonstruktion aufgetragen.

Die Modelle sind aus Kunststoff gefertigt und im verkürzten Maßstab 1:100 nachgebildet, wobei als wesentliches Merkmal der Kurzengängigkeit im Mindestradius von 360 mm durch die Festlegung des dezentralen Drehpunktes in den Drehgestellen gewährleistet wird. Dasselbe Konstruktionsprinzip hat Märklin/Trix bei seinen neueren Wagenkonstruktionen im Mittelmaßstab 1:93,5 (Eurofima-Wagen) ebenfalls angewandt. Obwohl das Vorbild durch seine glatte Außenhaut wenig Details offenbart, sind an den vorliegenden Modellen dennoch entsprechende Gravuren erkennbar. Feine Gravuren finden sich speziell bei den Wagenenden, die sowohl den Türbereich als auch die angrenzenden Lüfterschlitze der Klimageräte wiedergibt. Beim genauen Betrachten des Wagenkasten fallen auch noch die Niveauunterschiede des Wagenkastens im Unterdeck, aber auch die feinen Gravuren der Verkleidungen der Aggregatgruppen auf. Die Lüftergitter über den Einstiegsbereichen sind ebenfalls fein geriffelt ausgeführt. Bei den Stirnübergängen wurden die Schlußlampen erhaben dargestellt, die Heizkabel sind in der Form angraviert, aber sichtbar. Die Fenstereinsätze sitzen paßgenau im Wagenkasten und weisen eine breite Nachbildung der Gummifassung auf.

Der Blick auf die Wagenunterseite zeigt nicht nur die eingebaute NEM-Kurzkupplungskulisse, sondern auch dahinterliegende Messingbleche. Diese sind notwendig, um die stromführende Wagenverbindung einbauten zu können. Außerdem hat der Hersteller damit auch Vorkehrungen für den nachträglichen Einbau einer LED-Innenbeleuchtung getroffen. Die Drehgestelle entsprechen natürlich der verwendeten Bauart des Spenderfahrzeuges.

Die Modelle sind natürlich hervorragend lackiert. Einzelne Anschriften dürften aufgedruckt sein, die Fahrzeuganschriften wurden im Digitaldruck aufgetragen. Alle Anschriften sind zwar unter der Lupe gut lesbar, jedoch darf das unklare Schriftbild auch hier als Manko gewertet werden.

Bilder 43574/1

Das erste Modell ist ein Doppelstockwagen der 1. und 2. Wagenklasse, beschriftet mit der Gattungsbezeichnung AB und der vollständigen NVR-Nummer CH-SBB 50 85 36-33 168-1. Die Angaben im Revisionsraster lauten auf REV 2 Ol 10.10.14.


Bilder 43574/2

Das zweite Modell in diesem Set ist ein reiner 2. Klasse Doppelstockwagen mit der Gattungsbezeichnung B und der Wagennummer 50 85 26-33 101-4 bei gleicher Halterkennung. Die Revisionsanschriften lauten hier auf REV 3 Ol 07.03.11.


Märklin 43575

Anfang Feber wurde der Doppelstockzug der Zürcher S-Bahn mit der Auslieferung des Steuerwagens vervollständig. Das Modell orientiert sich lackierungsmäßig dem aktuellen Vorbild und ist mit den Betriebsanschriften CH-SBB Bt DPZplus 50 85 86-3 078-1 versehen. Im Revisionsraster werden die Angaben REV 2 Ol 29.06.17 vermerkt. Wie schon bei den Zwischenwagen angemerkt, dienten die DB-Fahrzeuge zur Umsetzung dieser besonderen SBB-Fahrzeuge. Der Steuerwagen wird zum UVP von € 99,99 angeboten.