Piko 52576: DR V 200 203

1959/60 wurden bei LKM in Babelsberg zwei Prototypen mit der Achsfolge B‘ B‘ mit den Betriebsnummern V 180 001 und 002 hergestellt. Beide Lokomotiven stellten die ersten, in der DDR selbstentwickelten Großdiesellokomotiven der Deutschen Reichsbahn dar, allerdings musste die hiesige Fahrzeugindustrie noch auf westliche Bauteile zurückgreifen, wie die eingebauten Voith-Getriebe oder die Vielfachsteuerung von BBC. Beide Prototypen blieben Vorführloks des Herstellers und wurden 1965 bzw. 1966 verschrottet.

1962 folgten zwei weitere Vorauslokomotiven (V 180 003 und 004), denen 1963 eine Kleinserie von zunächst fünf Maschinen (V 180 005 bis 009) sowie die erste Serienproduktion über weitere Lokomotiven (V 180 010 bis 087) folgte. Diese Lokomotiven wurden als Unterbaureihe V180.0 (ab 1970: 118.0) geführt und waren mit zwei Zwölfzylinder-Dieselmotoren der Bauform 12 KVD 18/21 A-1 in V-Anordnung mit je 662 kW samt Abgasturbolader inkl. Ladeluftkühler ausgestattet. Die BR V 180 wurde für eine Höchstgeschwindigkeit von 120 km/h ausgelegt, ist 19.460 mm lang und erreichte ein Dienstgewicht von 78 t.

Ab dem Herbst 1965 startete die nächste Serienlieferung als Unterbaureihe V 180.1 (ab 1970: 118.1). Die 82 Lokomotiven waren stärker motorisiert. Die Leistung des neuen Dieselmotors der Bauform 12 KVD 18/21 A-2 betrug 736 kW pro Antriebsanlage, mit dem auch ein Anstieg des Dienstgewichtes um eine Tonne einher ging.

Für den Betrieb auf Nebenbahnen wurden in den darauffolgenden Jahren noch sechsachsige Lokomotiven gleicher Type gebaut und als Unterbaureihe V 180.2-4 (ab 1970: 118.2-4) geführt, die den zuvor gelieferten vierachsigen Triebfahrzeugen leistungsmäßig ebenbürtig sind. Die 206 Lokomotiven wurden in zwei Serien beschafft und als V 180 201 – 300 und 301 – 406 in den Bestand eingereiht.

Die Deutsche Reichsbahn führte 1970 ein EDV-Nummernschema ein. Es folgte die Umzeichnung zur neuen Baureihe 118 unter Beibehaltung der alten Ordnungsnummer. Die Baureihenbezeichnung änderte sich zuletzt mit der Fusion der DR und der DB zur DB AG. Seit 1994 werden die Lokomotiven als Baureihe 228 geführt.

Einige Loks fielen bei der Auslieferung durch ihr besonderes Design auf, und zwar wurden am Führerstand Glasfaserkanzeln mit eckigem Design aufgebaut. Diese optische Veränderung erfuhren die Lokomotiven V 180 059, 131 und 203. Die Überlegung bestand dabei, dass die schräg nach innen gezogenen Stirnfenster den Blendeffekt der Sonne abmildern sollen.

Warum V 200 und sechsachsig?

Mitte der 1960er Jahre wurden einige Maschinen in der Achsfolge C‘ C‘ gefertigt und als V 200 bezeichnet. Diese Maschinen verfügten 1.000 PS-Motoren. Die V 200 1001 war die erste Maschine und war Ausstellungsobjekt zur Leipzipger Frühjahrsmesse im März 1965. Die gezeigte Lok präsentierte sich mit der GFK-Front. 1966 erfolgte die Umnummierung in V 180 059 samt Umlackierung von creme/blau auf creme/rot, zugleich waren die Loks aber immer noch zu schwer, sodaß drei Loks als Sechsachser gebaut wurden. Es waren dies die V 180 201, die V 240 001 und die V 180 203 (alias V 200 203). Da letztgenannte ebenfalls mit 1.000 PS-Motoren ausgestattet war, wurde sie zunächst als V 200 203 bezeichnet und hatte eine blau/elfenbein-farbige Lackierung. Dieses Farbkleid tauschte sie 1967 gegen eine creme/rote Lackierung und Umzeichnung in V 180 203 ein.


Modellvorstellung

Die Modellausführung der bekannten DR-Großdiesellokomotive der Baureihe V 180 mit GFK-Front am Führerstand ging als Formneuheit zur Spielwarenmesse 2015 voraus, wurde im Jahr 2018 als sechsachsige Ausführung die Nummernvariante V 200 203 in dunkelblau/weißer Farbgebung angekündigt.

Piko liefert diesen Sonderling unter den Artikelnummern 52756 (Gleichstrom-Ausführung) zum UVP von € 124,99 bzw. 52577 (Wechselstrom-Ausführung) zum UVP von € 144,99 in der neuen Verpackung aus.

Verpackung

Die Auslieferung erfolgt wie schon oben erwähnt in der neuen Piko-Kartonschachtel. Das Modell ist in einer fixen, passgenauen Plastikform ummantelt und kann nach der seitlichen Entriegelung aus der klappbaren Blisterform entnommen werden. Wie bei Piko üblich, liegen dem Modell verschiedene Prospekte, die mehrsprachige Betriebsanleitung inkl. dem Ersatzteilblatt im neuen Einschubkuvert bei. Der beigelegte Zurüstbeutel enthält verschiedene Anbauteile für die Pufferbrust, also Zughaken und Bremsschläuche.

Technik

Die technischen Komponenten verbergen sich unterhalb des aus Kunststoff gefertigten Lokgehäuse. Für die Abnahme ist es notwendig, die beiden Kreuzschrauben an der Lokunterseite (siehe große Löcher) zu lösen, danach ist das passgenaue am Lokrahmen aufsitzende Chassis problemlos nach oben abziehbar.

Die Platine ist auf dem Metallrahmen der Lok befestigt und ist für den Digitalbetrieb vorbereitet. Beim Führerstand 1 findet sich die PluX22-Schnittstelle mit integriertem Brückenstecker, welcher sich nachträglich durch einen Sounddecoder ersetzen lässt. Der Nachrüstsatz wird unter der Artikelnummer 56400/56401 angeboten und kostet € 39,99.

Der Mittelmotor ist im Metallrahmen unter der Platine platziert und hat zwei große Schwungmassen. Dieser ist weiters durch ein Plastikteil umschlossen und wird durch die Schraubenverbindungen der Platine festgehalten. Die Kraftübertragung erfolgt vom Mittelmotor samt der beiden Schwungmassen über die beidseitigen Kardanwellen auf das Stirnradgetriebe im fix verkapselten Getriebeblock, der alle vier Achsen antreibt. Der Fahrstrom wird über diese Achsen abgegriffen. Für Wartungszwecke hat Piko am Getriebeunterboden entsprechende Öffnungen für die Zahnräder vorgesehen.

Für die Zugkraft ist die Neukonstruktion mit nur zwei Haftreifen versehen, diese wurden an der jeweils inneren Achse des Drehgestelles diametral auf einem Rad aufgezogen und dürfte für das 460 Gramm Modell reichen, was der Testbetrieb mit einem siebenteiligen Wagenzug auch bestätigte.

Fahrverhalten

Das vorliegende Modell macht bei den Testrunden auf der Anlage eine hervorragende Figur und ist jenen der Piko BR 150 der DB gleichzusetzen. Das Modell zeichnet sich durch einen taumelfreien Lauf aus, allerdings war der Motor beim gegenständlichen Testmodell zuerst unverhältnismäßig laut, was als störend empfunden wurde. Bei weiteren Testfahrten waren die Lärmemissionen deutlich geringer. Das Vorbild hat eine Höchstgeschwindigkeit von 120 km/h. Messungen bei 12 V Gleichstrom ergaben umgerechnete Werte von ca. 152 km/h. Die berechnete Modellgeschwindigkeit ist gegenüber der Vorbildgeschwindigkeit um ca. 26 % zu hoch, gegenüber dem NEM-Wert – unter Berücksichtung des um 30 % höheren Wertes – um ca. vier % zu gering. Der Auslauf von 12 V Gleichstrom beträgt drei Loklängen.

Optik

Das Modell der V 200 203 vermittelt einen stimmigen Gesamteindruck, obwohl es beim Nachmessen der Länge über Puffer um ca. 2 Millimeter zu kurz geraten ist. Aber die Details sprechen für die Konstruktion, welche allein schon beim Anblick des Lokgehäuses zu überzeugen vermögen. Am Studieren des Lokgehäuses findet man zahlreiche tiefe und saubere Gravuren, wobei insbesondere die Darstellungen der Lüftergitter sowohl in der Seitenwand als auch in der Fahrzeugschräge zum Dach hin durch ihre Filigranität mehr als überzeugen. Weitere Gravuren betreffen die Türbereiche oder auch die unter dem Führerhaus befindlichen Seitenklappen und Frontklappen. Der Blick auf das Fahrzeugdach zeugt von etlichen hauchfeinen Nietenreihen und wunderschön dargestellten Dachlüftern. Die Fenstereinsätze sind trotz der eckigen Konstruktion paßgenau eingesetzt. Die Gummidichtungen sind durch zarte, schwarze farbliche Andeutungen wiedergegeben. Der Blick in das Führerhaus ist nur schwer möglich, bei den Seitenfenstern wurde auf die Darstellung der Aggregatgruppen verzichtet. Am Modell sind mehrere Ansetzteile montiert. Allein auf der Lokfront finden sich sechs solche Teile, und zwar bei den Scheibenwischern und die vier Handgriffe, Auf der Seitenwand sind nur die Metallgriffstangen zu verwähnen.

Der Lokrahmen ist aus Metall gefertigt und weist ebenso verschiedene Gravuren auf. Die Frontschürzen sind beweglich und lassen sich mit der integrierten Kurzkupplungskulisse leicht ausschwenken. Ein optischer Hingucker stellen die Drehgestelle dar, die eine ordentliche Tiefenwirkung entfachen. Allerdings hätte die eine oder andere Leitung bzw. Schlauchverbindung etwas filigraner ausfallen können. Am Drehgestell selbst sind noch Teile der Führerstandsaufstiegsleitern montiert.

Farbgebung und Beschriftung

Die Lackierung des vorliegenden Modells ist tadellos. Sämtliche Farbübergänge sind trennscharf dargestellt, gleiches gilt auch für die zwei unteren, in silberner Farbe lackierte Zierlinien am Übergang zum Fahrzeugrahmen hin. Sämtliche Anschriften sind ebenfalls sauber und deckend am Modell aufgebracht und unter einer Lupe sehr gut lesbar. Allerdings erforderte ein Modell dieser Preisklasse auch Kompromisse, wie dies im unteren, weißen Zierstreifen der Seitenwand ersichtlich wird. Mehrere aufgedruckte Wartungsklappen wurden mit schwarzer Farbe umrissen. Am Modell sind keinerlei Hinweise zur Beheimatung angeschrieben. Als Revisionsdatum ist das Abnahmedatum LKM Bbg 16.2.66 genannt.

Beleuchtung

Für die Beleuchtung wurden LEDs verbaut, die je nach Fahrtrichtung leuchten. Das Spitzenlicht besteht aus drei warmweißen LEDs. Das Schlusslicht wird durch zwei rote LED dargestellt.


Bilder


Verwandte Modelle

Piko DR-Baureihe V 180 bzw. 118

Piko 52574 – DR V 180 203