DB-Silberlinge: Roco 74587 / 74588 / 74589 / 74590 / 64175

Die Deutsche Bundesbahn beschaffte für den Einsatz im Nahverkehr und zur Verstärkung von Schnellzügen zwischen 1959 und 1977 insgesamt mehr als 4.800 Wagen in drei Grundrissformen: Reine 2. Klasse Wagen, Wagen 1./2. Klasse sowie Steuerwagen mit Gepäckabteil und 2. Klasse-Großraumabteil. Dieser Wagenfamilie wurde das Nebengattungskennzeichen „n“ zugewiesen, weshalb die Fahrzeuge auch unter dem Begriff n-Wagen geführt werden. Ein Prototypwagen besaß bereits den Spitznamen „Silberlinge“, weil die nicht lackierte Außenhaut mit dem gebürsteten Pfauenaugenmuster silbern zur Geltung kam. Der Verzicht auf eine Lackierung reduzierte das Gewicht der Wagen um ca. zwei Tonnen. Mit einem Gesamtgewicht zwischen 27 und 30 Tonnen waren beispielsweise die Zweite-Klasse-Wagen mindestens um fünf Tonnen leichter (im Vergleich zu den Vorkriegsbauarten von 1936). Der zunächst eingebaute Achsgenerator vom Typ D 62 beschränkte die Höchstgeschwindigkeit auf 120 km/h. Die lauftechnisch zulässigen 140 km/h durften mit einer anderen Achsgenerator-Bauart oder von den elektrisch vom Triebfahrzeug versorgten Wagen gefahren werden.

Nach der Beschaffung verschiedener Prototypen wurde ab 1960 die Beschaffung der Serienwagen eingeläutet, die für den Einsatz bei Eilzügen in Bezirks- und Nahverkehr Verwendung fanden. Diese Wagen unterschieden sich gegenüber anderen Neubeschaffungen durch die beiden Mitteleinstiege mit Doppeltüren und durch die Außenwände aus blanken, nicht rostenden Edelstahlblechen, die im Bereich unterhalb der Fenster ein aufgeschliffenes „Pfauenaugenmuster“ erhalten haben. Bei den gemischtklassischen Wagen der Gattungsbezeichnung AB4nb-59 bzw. ABnb 703 befindet sich an jedem Wagenende ein kleiner Vorraum mit einer Toilette und je zwei Klappsitzen, daran schließen sich die beiden Großräume der 2. Klasse mit jeweils 24 Sitzplätzen an. Der 1. Klasse-Bereich ist mit fünf Abteilen à sechs Sitzplätzen mit Seitengang zwischen den Türbereichen untergebracht.

Die einklassigen Wagen gehören der Bauart B4nb-59 bzw. Bnb 719 an und sind im konzeptionellen Grundaufbau mit den gemischtklassigen Wagen gleich. Auch bei diesen wurden mehrere Prototypen beschafft, nach einem Jahr des Probebetriebes erfolgte die Beschaffung in größeren Stückzahlen. Die Wagen verfügen über jeweils drei Großraumabteile der 2. Wagenklasse mit insgesamt 96 Sitzplätzen mit einer Sitzanordnung von 2 + 2 mit Mittelgang. Jeweils 24 Sitzplätze sind in den beiden Endabteilen untergebracht, die übrigen 48 Sitzplätze befinden sich in sechs Sitzreihen im Mittelteil. Die Vorräume dieser Bauart sind ident zu den gemischtklassischen Wagen mit zwei Klappsitzen an der Abteilstirnwand und eine Toilette. Die durch Gummiwülste gesicherten Übergänge lassen sich mit Rolläden verschließen. Alle Wagen sind mit einer besonderen Brems- und Steuerleitung für den Wendezugbetrieb und mit Drehgestellen der Bauart Minden-Deutz ausgerüstet.

Modellvorstellung

Die Wagenfamilie der Silberlinge gehört bei den Modellbahnherstellern zu den Standardfahrzeugen im Sortiment. Roco führt die lange Ausführung schon seit Jahren im Programm und hat bei der diesjährigen Modellankündigung auf eine Neuerung gesetzt. Bei der Vorbildwahl wurde wohl darauf geachtet, passende Fahrzeuge u. a. auch für die noch ausstehende DR 95er zu haben. Bekanntermaßen sind ja Nürnberger-Silberlinge im kleinen Grenzverkehr bei Hof in die DDR gekommen.

Die Neuerung betrifft nach eigenen Firmenangaben auf der Homepage des Herstellers in der Darstellung des markanten Pfauenaugenmusters, deren Nachbildung aufgrund des geschliffenen Zustands nicht einfach umzusetzen ist. Roco schafft die Umsetzung der aufwendigen Optik durch ein neues Bedruckungsmuster, mit welchem die vorbildgerechte Realisierung hervorragend getroffen wurde. Eine weitere Neuerung betrifft jedenfalls den Steuerwagen, der mit einem LED-Lichtwechsel ausgestattet sein wird und dafür auch noch eine Decoderschnittstelle erhalten wird.

Die Roco-Modelle im Maßstab 1:87 sind aus Kunststoff gefertigt und wiesen schon bei der Neukonstruktion einen hohen Detaillierungsgrad auf. An den Wagenkästen sind alle Feinheiten wie Türschnallen/-griffe, Türscharniere sowie die Gummidichtungen nachgebildet. Verschiedene Anbau- bzw. Zurüstteile werden extra mitgeliefert und sind vom Modellbahner eigens anzubringen. Dazu zählen in erster Linie die Verschiebergriffstangen sowie die dazu gehörigen Verschiebertritte darunter. Die Heizkabel, die an den linken Wagenecken angeordnet sind, sind ebenfalls als Zurüstteil vorhanden, wie auch äußerst zierlich ausgeführte Bremsschläuche. Im dritten Zurüstbeutel findet sich ein bedruckter Schildersatz mit dem Zuglauf „Kaiserslautern – Crailsheim“, und dies gleich sechsmal. Warum man nicht für diese Wagen noch einen weiteren Zuglauf auswählte, also 2 x 3 Schilder oder 3 x 2 Schilder, ist unerklärlich.

Optisch sehr gelungen sind die eingesetzten und passgenauen Fenstereinsätze sowie auch der vollständig nachgebildete Wagenboden und die Trittstufen, in denen feingeriffelte Einsätze stecken. Am Dach sind neben die zierlich umgesetzten Dachlüftern auch die Schweißnähte dezent umgesetzt.

Roco bietet die Modelle als Einzelwagen an, wobei die Auflage mit schwarzen Rahmen versehen ist. Der Preis für die Wagen der 1./2. Klasse und der 2. Klasse beträgt € 52,90. Der überarbeitete Steuerwagen wird zum UVP von € 94,90 angeboten.


Bilder 74587 – ABnb 703

DB-Silberling 1./2. Klasse als ABnb 703 mit der Wagennummer 50 80 31-11- 022-6, Heimatbahnhof Nürnberg Hbf., Revisionsanschriften REV NA 13.03.72.


Bilder 74588 – Bnb 719

DB-Silberling 2. Klasse als Bnb 719 mit der Wagennummer 50 80 22-11 055-7, Heimatbahnhof Nürnberg Hbf., Revisionsanschriften REV NA 23.05.72.


Bilder 74589 – Bnb 719

Nummernvariante zu 74588: DB-Silberling mit gleicher Gattungsbezeichnung, Wagennummer 50 80 22-11 057-3, Heimatbahnhof Nürnberg Hbf., Revisionsanschriften REV NA 30.05.72.


Bilder 74590 – BDnf 739

Die Neuauflage der DB-Silberlinge wurde bei Roco genutzt, um den Steuerwagen auf den aktuellsten, technischen Stand zu bringen. Im Herstellerjargon wird von einem Update gesprochen. Die technischen Verbesserungen betreffen vor allem die Stirn- und Schlußbeleuchtung des Modells auf der Seite des Steuerkopfes, welche je nach Richtungswechsel – automatisch, no na net – wechselt. Die eingebauten Beleuchtungskörper bestehen diesmal aus LED. Des weiteren ist das Modell mit einer PluX16-Decoder-Schnittstelle ausgestattet, welcher wohl für den Betrieb auf Digitalanlagen für die Wendezugsteuerung notwendig sein wird. In der Betriebsanleitung findet sich ein entsprechender Hinweis, daß im Digitalbetrieb ein Decoder verbaut sein muß. Warum es ohne diesem zu Schäden an den Radsätzen und den Drehgestellblenden kommen kann, entzieht sich meiner Kenntnis. Vorstellbar sind eventuelle Kriechströme im Zusammenhang mit der Stromabnahme für die LED-Beleuchtung im Steuerabteil, außerdem ist das Modell für die nachträgliche Ausrüstung mit einer LED-Innenbeleuchtung vorbereitet.

Roco hat bei der Modellumsetzung darauf geachtet, daß der Steuerwagen zu den obigen Personenwagen paßt. Der Steuerwagen ist mit einem schwarzen Rahmen versehen. Das Pfauenmuster entspricht der aktuellen Umsetzung. Dem Modell sind drei Zurüstbeutel beigelegt. Ein Zurüstbeutel beinhaltet die selbst zu montierenden Griffstangen für den Rangierer, im zweiten Beutel befinden sich die Zurüstteile für die Pufferbrust und eine Roco-Kurzkupplung, wobei die Stirnfront des Hasenkastens schon werkseitig zugerüstet ist. Im dritten Zurüstbeutel sind die lackierten Zuglaufschilder des „E 1559 Kaiserslautern – Crailsheim“ beigelegt.

Der überarbeitete Steuerwagen gehört der Bauart BDnf 739 an und ist mit der Wagennummer 50 80 82-11133-9 angeschrieben. Als Heimatbahnhof wurde wiederum Nürnberg Hbf gewählt. Im Revisionsraster stehen die Untersuchungsdaten REV NA 12.10.72. Das Schriftbild der Anschriften ist lupenrein und trennscharf. Der UVP des Modells beträgt € 94,90.


Modellvorstellung 64175

Das Set ist eine Neuheit aus dem Jahr 2021 und gilt als Ergänzungsset zum dreiteiligen „Karlsruher Zug“ mit der 141 228 in der Versuchslackierung. Die beiden Ergänzungswagen gehören der Wagenfamilie der Silberlinge an und haben einen blauen Fahrzeugrahmen erhalten. Die näheren Angaben zu den Einzelwagen finden sich unten. Die tadellose ausgeführte Lackierung wird durch Anschriften im Digitaldruck ergänzt. Gegenüber den bisherigen Silberlingen sind die Modelle dieses Sets mit Drehgestellen der Bauart MD leicht und mit Scheibenbremse ausgeführt, dafür ist das 1. Klasse-Abteil nach wie vor ein Kompromiß. Die beiden Modelle werden zum Setpreis von € 109,90 UVP angeboten.


Bilder 64175/1

Ein Modell ist als Wagen 2. Klasse ausgeführt, der der Gattungsbezeichnung Bnrzb 725 angehört und mit der Wagennummer 50 80 22-34 311-7 bedruckt ist. Als Heimatbahnhof ist Münster angeschrieben. Im Revisionsraster finden sich die Untersuchungsdaten REV EDO 2 18.05.89 bzw. KKRO X 13.07.88.


Bilder 64175/2

Das zweite Modell ist ein gemischtklassiger Silberling der 1. und 2. Wagenklasse, der als ABnrzb 704 und mit der Wagennummer 50 80 31-34 257-1 beschriftet ist. Das erste Klasseabteil ist mit einem orangen Streifen kenntlich gemacht, als Heimatbahnhof ist diesmal Münster (Westf) angegeben. Die Untersuchungsdaten bei diesem Modell lauten auf REV EMST 10.01.89 bzw. HH X 02.11.87.