Hobbytrain H3074: ÖBB-Reihe 2070

Neben der Indienststellung der Tauri (1×16) und des Hercules (2016) wurde auch die Beschaffung einer Verschubdiesellok in der Leistungsklasse unter 800 kW in Erwägung gezogen. Auftragnehmer war Siemens, die jedoch den Auftrag an Vossloh (vormals MaK) in Kiel weiterreichten. Der Serienlieferung über 60 Stück folgte eine Option mit weiteren 30 Loks. Die Loks lehnen sich an die bewährte Bauform des Herstellers bzw. an jene der Reihe 2068 an, allerdings sind bei dieser die Vorbauten wesentlich kantiger ausgeführt. Die Reihe 2070 verdrängte die wirklich letzten Altbaureihen aus dem Verschubgeschäft. Davon betroffen waren die Reihen 1040, 2048, 2060 und 2062 sowie teilweise auch die 2067. Die Loks erhielten eine Funkfernsteuerung sowie eine Rangierkupplung, beide Einrichtungen konnten zuvor durch die umgebaute 2167.093 ausgiebig getestet werden. Die ÖBB Traktion hat die Loks nur bei drei Standorten beheimatet, und zwar in Wels, St. Pölten und Wien-Ost und kommen dort sehr weitläufig zum Einsatz, sodaß diese Reihe auf zahlreichen Nebenstrecken im leichten Güterzugeinsatz beidseits der Westbahn gesichtet werden kann. Derzeit findet eine Design-Anpassung der Loks statt, wobei man sich an die zuletzt gewählte Beschriftungsvariante mit ÖBB-Wortmarke orientiert.

Die Reihe 2070 leitet sich technisch und im Aussehen von der Type G 800/ G 1200 der VSFT (vormals MaK) ab, die nicht nur in Deutschland vor allem bei Industriebahnen und kleineren Bahngesellschaften im Einsatz steht. Antriebsaggregat ist ein Caterpillar-Motor der Type 3412E DI-TTA-JW mit 12 Zylindern, 738 kW Leistung und einer maximalen Drehzahl von 2.100 U/min. Das nachgeschaltete Voith-Turbogetriebe verfügt über eine Strecken- und Rangierschaltstufe, die im Stillstand gewählt werden muß. Unterschiedlich sind die maximalen Zugkräfte (151 versus 233 kN) und die Höchstgeschwindigkeiten (100 oder 45 km/h). Mit Gelenkwellen wird das Drehmoment sowohl vom Dieselmotor zum Wandler als auch von dort zu den Radsatzgetrieben übertragen. Verschleißfreies Bremsen ist durch Füllen des Wandlers für die Gegenrichtung möglich. Betriebliche Vorteile bringt ein Hilfsdieselmotor mit einer Leistung von 21 kW. Er versorgt nicht nur die Klimaanlage für den Führerstand, sondern dient auch dem Vorheizen des Kühlwassers für den Traktionsmotor und dem Laden der Batterien. Die Lok ist somit von Fremdstromanschlüssen in Zugförderungen autark und daher auch im Bauzugdienst einsetzbar. Das kompakt gebaute Aggregat liegt im langen Vorbau etwa über der ersten Achse. Die tiefste mögliche Temperatur zur Inbetriebnahme ist – 25° C. Als Dienstgewicht mit 2/3 Vorräten werden 72 Tonnen angegeben, die Länge über Puffer beträgt 14.130 mm. Mit einer Tankkapazität von 3.000 Litern Dieselkraftstoff ist es möglich, die Lok auch längere Zeit vom Heimatstandort aus einzusetzen, die keine Tankstelle haben. Die seitlichen Konturen des Führerhauses erlauben dem Triebfahrzeugführer das Hinaussehen aus dem Fenster, ohne das Umgrenzungsprofil zu verlassen. Gleiches gilt für das Besteigen der Lok über die Rangiertritte und die stirnseitig angeordneten Führerhaustüren. Im Führerhaus befinden sich zwei jeweils in Fahrtrichtung rechts liegende Fahrpulte. Das Abgasrohr (Auspuff) ist außermittig nach links versetzt, um die Sicht zusätzlich zu verbessern. Die Reihe 2070 verfügt als Zusatzausstattung über die Rangierkupplung und die Ausrüstung mit Funkfernsteuerung.


Modellvorstellung

Die Firma Lemke ist ein in Haan/Deutschland anssässiges Unternehmen, daß nicht nur Vertriebspartner mehrere Modellbahnhersteller in Deutschland ist, sondern auch selbst durch Eigenkonstruktion von interessanten Modellen interessante Akzente in der Modellbahnbranche setzt. Die Firma Wolfgang Lemke GmbH hat im Jahr 2002 die Werkzeugformen und die Markenrechte des damaligen österreichischen Herstellers Hobbytrain übernommen und ging 2004 in Zusammenarbeit mit der japanischen Firma Kato ein. Das Unternehmen existiert seit 1990, war zunächst Generalimporteur von Kato, aber auch der italienischen Marken Rivarossi, Lima und Jouef (bis 2006). Heute koopiert das Unternehmen mit Mehano, Mini’s, LS Models und Heljan. Die Produkte werden unter dem Namen Lemke Collection vertrieben.

Das N-Sortiment wird weiterhin unter dem Markennamen Hobbytrain geführt. Im Neuheitenprogramm wurde bereits 2018 die Formneuheit der Vossloh-Diesellok der Type G 1000 BB gelistet. Auf Basis dieses Fahrzeugplattform ist auch die G 800 BB entstanden, aus welcher sich die ÖBB-Reihe 2070 ableitet. Das Modell der ÖBB-Reihe 2070 findet sich allerdings erst im Neuheitenprogramm 2019, wobei nur ein Modell mit der Artikelnummer H3074 angekündigt ist. Das Modell wurde Ende Oktober an den Fachhandel ausgeliefert und ist zum UVP von € 154,90 erhältlich.

Verpackung

Die ÖBB-Diesellok der Reihe 2070 wird in einer robusten Blisterbox ausgeliefert. Das Modell selbst, das in eine Folie umwickelt ist, ist in einer zweiteiligen Blisterverpackung paßgenau eingelegt. Zum Schutz vor Verbiegen der ringsherum verlaufenden Geländerteile sind zu den Vorbauten Schutzstreifen eingelegt, die bei der Inbetriebnahme des Modells leicht herauszuziehen sind. Links davon befindet sich eine kleine Ablagetasse, in welcher ein Beutel mit verschiedenen Zurüstteilen wie die Rangierkupplung, Kupplungen und die Kupplungshaken abgelegt sind. Die „Fahrzeugpapiere“ sind unter der Plastikeinlage des Modells abgelegt und bestehen aus einem Ersatzteilblatt, einem Bestellzettel und der Bedienungsanleitung.

Technik

Die technischen Komponenten der Reihe 2070 sind unter dem Kunststoffgehäuse der Lokomotive untergebracht. Der Führerstand ist auf das Lokgehäuse aufgesetzt. Laut Beschreibung sollte man das Gehäuseteil an zwei Punkten spreitzen und nach oben ziehen können. Die einfachere Variante ist allerdings, wenn der Dachvorsatz nach oben gezogen wird, sodann ergibt sich ein Spalt, um die Fingernägel in den sich ergebenden Spalt einzuführen. Nach der Abnahme des Führerhauses wird die Fahrzeugplatine mit dem Brückenstecker sichtbar.

Schwieriger gestaltet sich hingegen das Abnahmen des Gehäusesteiles mit den beiden Vorbauten. Diese sind über Rastnasen am Fahrzeugumlauf fixiert. Hilfreich ist das Öffnen mit einer feinen Messerklinge von allen Seiten, indem die Rastnasen aus der Arretierung ausgehebelt werden. Der längere Vorbau läßt sich nur zum Teil Abnehmen und wird durch die LED-Platine festgehalten. Der kurze Vorbau hat sich gänzlich abnehmen lassen. Fingerspitzengefühl erfordert auch das Einsetzen der Gehäuseteile. Beim Führerhaus können die Geländerteile ein Hindernis darstellen, doch der verwendete Kunststoff ist derart zäh, daß Verformungen nicht zur Beschädigung dieser Fahrzeugteile führen.

Das Modell wird durch einen wartungsfreien Glockenankermotor mit zwei großen Schwungmassen betrieben. Der Antrieb erfolgt über einen Kardanantrieb und dem Stirnrad-/Schneckengetriebe auf alle vier Achsen. Die beiden mittleren Achsen sind einseitig mit einem Haftreifen bestückt. Alle Achsen dienen zur Stromabnahme. Zum Schmieren des Getriebes sind pro Drehgestell jeweils drei Wartungsluken vorhanden.

Die Zentralplatine ist über dem Chassis montiert und beinhaltet eine Digital-Schnittstelle nach NEM 662, also eine NEXT18-Schnittstelle. In dieser ist werkseitig ein Brückenstecker eingesetzt. Die Neukonstruktion verfügt zwar über einen NEM-Kurzkupplungsschacht. Ein zentraler Drehpunkt stellt die Seitenbeweglichkeit sicher.

Fahrverhalten

Die Hobbytrain-Diesellok bringt ein Eigengewicht von 35 Gramm auf die Waage. Das Fahrverhalten des Modells ist mehr als zufriedenstellend. Die Höchstgeschwindigkeit des Vorbildes beträgt 100 km/h. Die umgerechnete Modellgeschwindigkeit beträgt ca. 126 km/h. Die Modellgeschwindigkeit ist daher um 26 Prozent im oberen Bereich zu schnell, im unteren Geschwindigkeitsbereich ist sie 24 % zu langsam. Die anzusetzende Differenz ist gemäß MOROP bei einem Modell der Baugröße N mit 50 Prozent anzusetzen.

Optik

Die Dieselloks der Reihe 2070 sehen auf den ersten Blick wie eine vierkantige Bauform aus, doch die Tücke liegt bekanntermaßen im Detail. Der Hersteller hat bei der Neuheitenankündigung bekanntgegeben, bei jeder einzelnen Vossloh-Lok die entsprechenden Bauartunterschiede berücksichtigen zu wollen. Diese Ankündigung hat Hobbytrain auch gehalten, denn beim Vergleich mit dem Vorbild entspricht das Modell auch dem Vorbild und es wurden auch verschiedene Details korrekt umgesetzt.

Die Vorbauten sind beim Vorbild modular aufgebaut. Der längere Vorbau ist dreiteilig und weist dazwischen gut sichtbare Gummidichtungen auf, während der kurze Vorbau einteilig ist. Diese optischer Unterschied wurde beim Modell berücksichtigt. Zudem sind feine Gravuren zur Darstellung der Seitenklappen und der Lüftergitter gut erkennbar. Korrekt umgesetzt ist zum Beispiel auch das seitliche Lüftergitter.

Der Blick auf die Oberseite der Vorbauten fördert eine ebenso korrekte Modellumsetzung zu Tage. Die Kranösen sind genauso nachgebildet wie das nach oben ausbauchende Lüftergitter, unter dem die Rotorblätter zu erkennen sind. Korrekt sind auch die beiden Auslaßöffnungen und das dezentrierte Abgasrohr beim Führerstand. Während der kurze Aufbau korrekt umgesetzt wurde, fehlt hingegen an der Fahrzeugfront die mittig platzierte Zugfunkantenne. Das Führerhausdach ist wiederum korrekt umgesetzt, allerdings müßten sämtliche Fahrzeugantennen grauweiß lackiert sein.

Die auf allen vier Seiten montierten Geländer sind aus Kunststoff gefertigt und weisen dünne Querschnitte der nachgebildeten Rohrstangen auf. Die markante Bauform der frontseitigen Geländer mit den seitlichen Abrundungen entspricht absolut dem Original.

Die Drehgestelle sind dreidimensional durchgebildet und weisen die typische Bauform auf, die auch beim Modell sehr gut zur Geltung kommt. Auffallend ist vor allem auch der unterflur situierte Fahrzeugtank. In diesem befindet sich der Ablageplatz für den Lautsprecher, wobei die Geräuschkulisse nach unten hin austreten kann.

Farbgebung und Beschriftung

Das Hobbytrain-Modell ist tadellos lackiert und korrekt ausgeführt. Die Kastenfarbe ist verkehrsrot, Am Dach sowie der Rahmen und das Fahrwerk sind umbragrau lackiert. Sämtliche Anschriften sind trennscharf und unter der Lupe gut lesbar. Selbst auf den Radsatzlagern befinden sich Anschriften. Die Fahrzeuganschriften entsprechen dem aktuellen Erscheinungsbild der Epoche VI. Der Hersteller hat dem Modell die Betriebsnummer 92 81 2070 037-4 verpaßt. Angaben zur letzten Revision, die Drehgestellbezeichnung oder einzelne Piktogramme sind nicht vorhanden. Die Revisionsanschriften, die Angaben zur Länge über Puffer und des Achsstandes fehlen jedoch und stehen beim Vorbild am unteren, seitlichen Trittschutz des Geländers. Ebenfalls nicht angegeben sind die frontseitigen Anschriften der Luftleitungen über den Luftschläuchen.

Beleuchtung

Das Modell verfügt über eine wartungsarme LED-Beleuchtung. Der Lichtwechsel erfolgt fahrrichtungsabhängig. Das Spitzenlicht besteht aus drei weiße Frontlichter, die Schlußbeleuchtung aus zwei roten Lichtern.


Bilder