Rivarossi HR2809 / HR2810: Baureihe 55

Als Weiterentwicklung der preußischen Bauart G 8 wurde im Jahre 1913 die Baureihe G 8.1 vorgestellt. Ihr war in den folgenden Jahren ein Erfolg beschieden wie keiner anderen Lokomotive je zuvor. Allein das Land Preußen bezog von mehreren Lokschmieden insgesamt 4.934 Lokomotiven in den knapp acht Jahre bis 1921, also bis zum Übergang zur Deutschen Reichsbahn Gesellschaft. Ungefähr 197 Maschinen gingen an andere deutsche Bahnen und 185 Lokmotiven traten ihren Dienst im Ausland an. Mit einer Stückzahl von 3.122 Exemplaren bildete die Gattung G 8.1 eine große Stütze im Fahrzeugbestand der Deutschen Reichsbahn. Noch nach 1945 waren in beiden Teilen Deutschlands mehr als 1.000 Lokomotiven im Einsatz. Im Jahre 1968 waren bei der DR noch knapp 150 Lokomotiven betriebsfähig im Einsatz und bei der DB gerade einmal ein Drittel des DR-Bestandes. Diese Loks sind bis 1973 dann ausgeschieden.


Modellvorstellung

Rivarossi hat die preuß. G 8.1 bereits im Jahr 2020 als Neukonstruktion ins Sortiment genommen. Damals waren Ausführungen der Deutschen Reichsbahn Gesellschaft als Epoche II-Modell, der Deutschen Bundesbahn als Epoche III-Modell und auch der Deutschen Reichsbahn als Epoche III-Modell angekündigt. Im März 2023 wurden die angekündigte Modelle ausgeliefert. Der Hersteller hat dabei Modelle von zwei verschiedenen Bahnverwaltungen angekündigt, und zwar eine für die Deutsche Bundesbahn und eine andere für die Deutsche Reichsbahn. Die Epoche II-Modelle sind mit den Artikelnummern HR 2808 bzw. HR 2808S (mit Loksound) versehen. Das vorliegende DB-Modell weist die Artikelnummer HR 2809 auf, das nachgereihte DR-Lokmodell die Artikelnummern HR2810 bzw. HR2810S. Der UVP für die analogen Modelle ohne Loksound beträgt € 379,90. Die Sound-Modelle mit dem Buchstaben-Suffix „S“ weisen einen UVP von € 499,90 auf.

Verpackung

Die Modelle von Rivarossi werden in der zweifachen Kartonverpackung ausgeliefert. Darin ist ein Schaumstoffkern mit Ausnehmungen eingelegt. Das Modell befindet sich in einer Blisterverpackung und ist in der großen Ausnehmung hineingeschoben. Die Blisterverpackung weist wie auch bei anderen Herstellern üblich, eine Plastikummantelung auf. Gegenüber früheren Auslieferungen sind die Lok und der Tender einzeln verpackt. Der Vorteil liegt in der einfacheren Entnahme und Ablage aus der Blisterform. Der Nachteil ist, daß für das Herausschieben eines dieser beiden Teile stets komplizierter ist bzw. dafür Hilfsmittel notwendig sind. Durch Öffnen der Arretierung der Blisterverpackung ist das Modell zugänglich. Um das Modell ist eine dünne Plastikfolie gelegt. Ein Zurüstbeutel befindet sich in einer eigenen, kleineren Ausnehmung des Schaumstoffkerns. Im Zurüstbeutel finden sich ein Schienenschleifer samt Schraube für das Dreileiter-System, eine Standardkupplung und die Zughaken. Im Lieferumfang dabei ist noch eine Betriebsanleitung und das allgemeine Informationsblatt für die Wartung.

Technik

Der Hersteller setzt bei der technischen Ausstattung seiner Neukonstruktionen auf bewährte Antriebskonzepte, wobei die technischen Komponenten zweigeteilt sind. Positiv ist zu bemerken, daß Lok und Tender über eine achtpolige Kupplung verbunden sind, die das leichte Trennen beider Fahrzeuge ermöglicht. Im Langkessel ist der Antriebsmotor untergebracht. Ein Mittelmotor mit Schwungmasse treibt über einen Wellenstummel das Modell über ein Schnecken-/Zahnradgetriebe an. Dieses greift direkt auf die beiden hinteren Kuppelachsen ein. Der letzte Kuppelradsatz ist beidseitig mit Haftreifen versehen. Ein entsprechender Hinweis fehlt in der Betriebsanleitung. Die anderen Kuppelachsen werden über die Kuppelstangen mitgenommen. Alle Achsen sind mit einem Seitenspiel versehen, wobei die äußeren Achsen sich nur leicht verschieben lassen. Das Seitenspiel der beiden inneren Achsen ist schon beachtlicher, diese sind zusätzlich vertikal gefedert.

Die Abnahme des Lokgehäuses (Langkessel mit Führerhaus) gestaltet sich dermaßen, indem zuerst die angebaut Kurzkupplungskinematik beim Zylinderblock entfernt werden muß. Der Langkessel ist über drei weitere Schrauben am Fahrwerk befestigt, die es zu entfernen gilt. Die vordere Schraube befindet sich eben unter diesem Bauteil der Kurzkupplungskinematik, die beiden anderen sind auf Höhe des Führerhauses innenliegend vorzufinden. Danach kann das Gehäuseteil nach oben abgezogen werden.

Das antriebslose Tendergehäuse bietet wiederum Platz für den Lautsprecher und der darüber befindlichen Schnittstelle für den Digitaldecoder. Rivarossi verwendet hierfür wie gewohnt eine 21MTC-Steckleiste. Die Decoder-Schnittstelle ist durch Abnahme des Kohlekastenaufsatzes zugänglich. Das Tendergehäuse ist ebenfalls am Fahrzeugrahmen verschraubt, hierzu dienen vier Schraubenverbindungen an den Fahrzeugecken. Das Modell ist beidseits mit einer Kurzkupplungskulisse ausgestattet. Die Lok-Tenderkupplung ist wie schon eingangs erwähnt als elektrisch leitende Kupplung mit acht Polen ausgeführt.

Fahrverhalten

Das Modell bringt ca. 317 g auf die Waage. Das Vorbild ist für eine Höchstgeschwindigkeit von 60 km/h zugelassen. Die Modellgeschwindigkeit beträgt bei Fahrt unter 12 V Gleichstrom ca. 128 km/h. Die berechnete Modellgeschwindigkeit ist gegenüber der Vorbildgeschwindigkeit um ca. 133 % zu schnell, gegenüber dem NEM-Wert – unter Berücksichtigung der Erhöhung um 30 % – ist die Modellgeschwindigkeit um ca. 103 % zu Schnell. Die Digitalmessung brachte eine Geschwindigkeit von 125,8 km/h hervor.

Optik

Das Dampflokmodell von Rivarossi macht auf den ersten Blick einen hervorragenden Eindruck. Das neue Modell weißt eine Vielzahl an Detaillierungen auf. Der Langkessel ist mit drei Domen ausgeführt, an diesem befinden sich mehrere freistehende Leitungen und auch etwa angesetzte Pumpen und Ventile. Erwähnenswert sind auch die extra angesetzten Aufstiegsleitern am Rahmen zu den Domen. Auch am Führerhaus finden sich extra angesetzte Teile in Form von Griffstangen. Zu beachten wären da noch die verschiedenen Gravuren bei den Auswaschluken. Selbiges gilt auch für den dreiachsigen Tender zusagen, auch hier haben sich die Konstrukteure mächtig ins Zeug gelegt, um ein tadelloses Modell umzusetzen.

Der freie Durchblick zwischen dem Fahrwerk und dem Kessel wurde auch bei dieser Konstruktion umgesetzt. Das Laufwerk besteht aus Achsen aus Metall, natürlich mit unterschiedlich ausgeführten Gegengewichten und feinen Metallspeichen. Das Gestänge ist ebenfalls aus Metall gefertigt, zierlich ausgeführt und die Nuten in den Stangen rot ausgelegt. Zusätzlich wurden die Sandfallrohre bis zu die Laufachsen hingeführt.

Das Führerhaus verfügt über je ein verglastes Seitenfenster. Der Blick in das Führerhaus zeigt einen grau lackierten und zusammengeschobenen Vorhang zur Führerhausrückwand. Am gesamten Modell sind an der Außenhaut feine Nietreihen zu finden. Der Tender gibt alle preußischen Baumerkmale wieder. Auf der Oberseite des Tenders sind weitere Detaillierungen. umgesetzt Dies betrifft die Klappdeckel für den Wasserkasten. Die Tender-Drehstelle sind dreidimensional durchgebildet.

Farbgebung und Beschriftung

Da Dampfloks generell schwarz lackiert sind, konnte der Hersteller diesbezüglich wenig falsch machen. Das Modell ist glänzend lackiert. Die Bedruckung gibt keinerlei Grund für eine Beanstandung. Diese ist lupenrein ausgeführt. Das Modell trägt die Loknummer 55 3243. Die Lok ist beim Bw Gremberg der BD Köln beheimatet. Diese Anschriften sind silbern vollzogen. Die Betriebsanschriften sind in weißer Farbe angeschrieben, die letzte Bremsuntersuchung war am 18.12.63 beim AW Göttingen.

Beleuchtung

Die Neukonstruktion ist mit wartungsarmen und warmweißen LED bestückt. Die Ansteuerung der Beleuchtung erfolgt richtungsabhängig.


Bilder HR2809 – DB 55


Bilder HR2810 – DR 55 3112-4

Entgegen der Ankündigung in den Neuheitenkatalogen des Hersteller ist die DR-Lokomotive als Epoche IV-Modell ausgeführt bzw. beschriftet. Die DR-Lokmotive ist sowohl als analoges Modell als auch in digitaler Ausführung erhältlich, siehe hierzu die Angaben oben. Das Modell ist mit der EDV-Nummer 55 3112-4 bedruckt. Die Lok ist beim Bw Roßlau in der Rbd Magdeburg beheimatet. Die Untersuchungsdaten sind am Tender angeschrieben und weisen die Angaben „Letzte Br. Unt. Rl 18.08.70 auf.