Piko 51780: SBB Ae 4/7 10990

Die erfolgreiche Konstruktion der Ae 4/7 ließ die Lok sehr schnell zum Mädchen für alles werden. Die Beschaffung fällt in die Wirtschaftskrise der 1920er Jahre, sodass die SBB daran ein Interesse hatte, die Aufträge über alle Landesteile zu verteilen. Am Bau der Ae 4/7 waren vier Hersteller beteiligt, die mitunter für div. Bauartunterschiede verantwortlich sind. Die Konstruktion der Ae 4/7 ist ein reiner Zweckbau. Der mechanische Teil besteht aus einer Rahmenkonstruktion mit Querträgern. Dieser ruht auf den Laufdrehgestell, den vier Antriebsachsen sowie der Vorlaufachse in unsymmetrischer Achsfolge. Der Lokkasten befindet sich am Rahmen und besteht aus zwei halbhohen Vorbauten, zwei rechtsseitig situierten Führerständen und dem Maschinenraum. Die Kraftübertragung erfolgt unmittelbar vom Motor auf das Rad nach dem Antriebskonzept Buchli/BBC, erkennbar an den komplett verschalten Rädern. Der Antrieb ist jedoch mittels vier Abdeckhauben zugänglich. Auf der gegenüberliegenden Lokseite, auf der die Apparate angeordnet sind, sind die ungewöhnlich großen Speichenräder mit einem Durchmesser von 1.610 mm ersichtlich. Die elektrische Ausstattung befindet sich wiederum am Dach (zwei Stromabnehmer, Dachleitung und Hauptschalter) sowie im Maschinenraum mit dem Trafo zwischen Laufdrehgestell und erster Antriebsachse sowie der vier Fahrmotoren. Die Ölkühlung erfolgt mittels Kühlschlangen gegenüber dem Buchli-Antrieb. Die Ae 4/7 lassen sich in drei Gruppen einteilen. Die erste Gruppe betrifft die 73 von BBC gelieferten Maschinen. Sie erhielten Stufenschalter. Zur zweiten Gruppe gehören die 22 MFO-Loks (10973 – 11002). Diese sind nicht nur um wenige Zentimeter länger, sondern auch durch den Einbau einer E-Bremse mit Rekuparation um vier Tonnen schwerer geworden und haben eine „Hüpfersteuerung“. Sie wurden auch bevorzugt am Gotthard bzw. Simplon eingesetzt. Die dritte Gruppe (10939 – 10951, 11009 – 11017) umfasst die SAAS-Maschinen. Diese haben zwar eine Hüpfersteuerung, jedoch keine E-Bremse, und wurden ab 1975 nachträglich mit einer Vielfachsteuerung nachgerüstet. Auch wenn sich die Ae 4/7 als Mädchen für alles bewährten, blieb auch diese Type nicht vor Umbauten verschont. Auffallend war vor allem die Nachrüstung mit Lüftungsgittern auf der Apparateseite oder der Einbau der Schleuderbremse ab 1954 oder der Tausch des Öl-Hauptschalters zugunsten eines Drucklufthauptschalters. Die Loks führten anfänglich den Großteil des Schnellzugverkehres am Gotthard und wurden dann von der Be 4/6 abgelöst. Mit der Auslieferung der Re 4/4 I war ein weiterer Rückgang aus dem Schnellzuggeschäft zu verzeichnen. Die Loks wurden dann entweder als Vorspannlok verwendet oder kamen in Personen- oder Güterzugdienste zum Einsatz. Die Außerdienststellung erfolgte mit Fahrplanwechsel 2. Juni 1996. Zwei Loks sind heute bei den SBB als Museumsloks in den Depots Lausanne und Rorschach erhalten geblieben.


Modellvorstellung

Der Schweizer Markt verträgt ebenfalls Neukonstruktionen von Fahrzeugen, von denen es bereits vergleichbare Modelle gibt. Die Ae 4/7 gehört in der Schweiz zu einer Standardtype, wobei je nach Hersteller einige konstruktive Unterschiede manifestierbar sind.

Piko hat die Ae 4/7 als Neukonstruktion in die Jahresneuheiten 2017 aufgenommen und zunächst nur ein Modell angekündigt. Weitere Modellvarianten sind exklusiv für einen Schweizer Händler gefertigt worden. Das vorliegende Modell gelangt unter der Artikelnummer 51780 für Zweileiter-Gleichstrom (UVP € 279,99) bzw. 51781 für Dreileiter-Wechselstrom (UVP € 309,99) in den Fachhandel. Es handelt sich dabei um die MFO-Variante. Dem Modell liegt noch ein Zurüstbeutel bei, indem wichtige Anbauteile wir Zughaken, Bremsschläuche, die Aufstiege zu den Führerständen und weitere Bauteile beiliegen. Die ausführliche Betriebsanleitung wird im eigens eingeschobenen Kuvert mitgeliefert.

Verpackung

Die Schweizer Schnellzuglok wird in der neuen Piko-Verpackung ausgeliefert. Die robuste Verpackung besteht aus einem Schuber, einer Kartonverpackung, einer ebenfalls im Schuber eingeschobenen Blisterverpackung, in welcher paßgenau das Modell mit umliegenden Folien fixiert ist. Die Verpackung ist jedoch sehr paßgenau, was anhand der Markierungen wegen der Lage der Puffer ersichtlich wird. Allerdings erlitt das Besprechungsmodell beim Transport einen Schaden, indem ein Puffer abgebrochen in der Verpackung lag. Mitgeliefert werden die Betriebsanleitung und das Ersatzteilblatt im eigens eingesetzten Kuvert.

Technik

Die Antriebskomponenten sowie die elektrischen Bauteile sind im Kunststoffgehäuse untergebracht. Das Fahrzeuggehäuse ist auf dem Fahrzeugrahmen über zwei Schrauben befestigt. Diese befinden sich genau bei der Kurzkupplungskulisse. Nach dem Lösen derer ist das Abziehen des Gehäuses nach oben möglich.

Der fünfpolige Mittelmotor ist im Zinkdruckgehäuse gelagert. Zwei Schwungmassen sorgen für eine hervoragendes Fahrverhalten. An der Motorwelle sind direkt zwei Wellen angeflanscht, über Zahnräder werden nur die beiden äußeren Treibräder angetrieben. Die Treibachse 2 und 3 sind reine Laufachsen wie die drei Vorlaufachsen. Eine Vorlaufachse ist als zentral drehbare Kurzkupplungskulisse mit NEM-Schacht ausgebildet. Die beiden anderen Vorlaufachsen sind als Drehgestelle ausgebildet und haben ebenfalls einen NEM-Schacht erhalten.

Die Fahrzeugplatine ist auf dem Fahrzeugrahmen montiert und weist eine Aussparung für den Motor auf. Piko hat bei seiner Neukonstruktion eine 22polige Schnittstelle nach NEM 658 berücksichtigt. In der PluX22-Schnittstelle steckt beim vorliegenden Modell ein Brückenstecker, dieser kann entweder durch einen Digital-Decoder oder einen Sounddecoder mit Lautsprecher ersetzt werden.

Fahrverhalten

Das Eigengewicht der Ae 4/7 beträgt 415 Gramm. Das Vorbild hat eine Höchstgeschwindigkeit von 100 km/h. Messungen bei 12 V Gleichstrom ergaben umgerechnete Werte im Analogbetrieb von ca. 130 km/h. Die berechnete Modellgeschwindigkeit ist gegenüber der Vorbildgeschwindigkeit um ca. 30 % zu schnell, gegenüber dem NEM-Wert – unter Berücksichtigung der Erhöhung um 30 % – ist die Modellgeschwindigkeit gerade richtig berechnet. Die Lok läuft ca. drei Fahrzeuglängen aus.

Optik

Der erste Anblick der Ae 4/4 weiß zu überzeugen. Die Neukonstruktion besticht durch saubere ausführte Gravuren und Detaillierungen. An den Seitenwänden sind die Lüftergitter sowie auch die Rahmen der Wartungsklappen erhaben umgesetzt. Bei der unteren, länglich-schmalen Luftergruppe dürfte es sich um eigens gefertigte Ätzteile handeln. Die Vorbauten sind evenfalls mit feinen Gravuren versehen. Die Griffstangen der Maschine sind aus dünnen Drahtstücken gefertigt und extra eingesetzt. Das Dach ist vollständig dargestellt. Auch hier sind mehrere Nietreihen auf den Dachfeldern zu sehen einige an den Seitenwänden. Die beiden Stromabnehmer sind filigran ausgeführt, ebenso filigran sind die zierlichen Stützisolatoren und die Dachleitung. Die Dachstege sind aus Kunststoff gefertigt und ins Dach eingesetzt.

Das Fahrwerk ist wie beim Vorbild unterschiedlich ausgeführt. Das offene Fahrwerk offenbart feine Speichenräder. Die verschlossene Fahrwerkseite besteht aus dem verschlossenen Buchli-Antrieb- benannt nach dem Schweizer Maschineningenieur Jakob Buchli (04. März 1876 – 1. April 1945) -, dessen konstruktive Ausführung auch im Modell gut wiedergegeben wurde. Sehr gut kommen dabei die runden Gehäuseverschlüsse zur Geltung. Die Vorlaufachsen sind ebenfalls als Speichenräder ausgeführt. Die Kühlschlange auf der gegenüber liegenden Seite ist wiederum aus Kunststoff gefertigt.

Farbgebung und Bedruckung

Das einfache Farbschema bei der Ae 4/7 hat sich im Modell problemlos umsetzen lassen, indem das Lokgehäuse komplett einheitlich grün lackiert ist. Das Dach ist einheitlich silbern, das Fahrwerk wiederum einheitlich grau. Die Ae 4/7 ist vollständig bedruckt. Sämtliche Anschriften sind lupenrein lesbar. Als Betriebsnummer wurde die 10990 ausgewählt. Als Revisionsanschriften sind folgende Daten vermerkt: R3 Zü 31.07.63. Nicht aufgedruckt ist die Heimatdienststelle der Maschine, dafür sind die Fabriksschilder mehrfarbig dargestellt, und es lassen sich das Baujahr und die Fabriknummer ablesen.

Beleuchtung

Für die Beleuchtung dienen warmweiße LED. Das Spitzensignal bzw. Schlußlicht wird fahrtrichtungsabhängig angesteuert, und zwar dreimal weiß bzw. einmal rot bzw. weiß. Des weiteren verfügt das Modell über eine Maschinenraum- sowie Führerstandsbeleuchtung, die jeweils im Digitalbetrieb einzeln schaltbar sind.


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