Bilderbuchbogen: Grenz-Blicke auf Schienen in den Jahren der Ost-Öffnung

Der Eisenbahnverkehr hat sich trotz aller Hemmnisse und Hindernisse auf der weltpolitischen Bühne auf seine eigene Facon entwickelt und konnte sich trotz aller Sperren und Stacheldrähte sogar während des Eisernen Vorhanges seine Bedeutung als internationales und verbindendes Verkehrsmittel behaupten. Man kann sich heutzutage nur mehr sehr schwer vorstellen, welchen Restriktionen der Eisenbahnverkehr während des Kalten Krieges und des Bestehen des Kommunismus mit seinen Reiseeinschränkungen ausgesetzt war. Wie die Grenzverkehre von heute und damals aussahen, ist in dem gegenständlichen Fotobuch von Otto Leiß zu sehen, der seit 1981 bis heute verschiedene Betriebszenerien eindrucksvoll dokumentierte.

Die geografische Lage Österreichs bedeutete seit 1945 für Österreich eine besondere Situation, daß nun an drei kommunistische Lander angrenzte. Obwohl einige Grenzübergänge nach 1945 aufgrund der neuen Rahmenbedingungen geschlossen wurden, sind einige bis heute für den Eisenbahnverkehr erhalten geblieben. Der Bogen spannt sich von der CSSR über Ungarn nach Jugoslawien, später kam noch nach dem Fall des Stacheldrahtes die Slowakei hinzu. Interessanterweise deckt das Buch nur einen Teil dieser Übergänge ab, und zwar Summerau, Gmünd NÖ, Retz und Bernhardsthal zur CSSR sowie Marchegg, welcher bis 1993 zur CSSR und anschließend zu Slowien gehört und die Grenzübergänge Pamhagen, Baumgarten, Deutschkreutz, Rechnitz zu Ungarn. Warum gerade Parndorf und jener im Südburgenland von Jennersdorf zu Ungarn sowie die drei Übergänge Spielfeld-Straß, Bleiburg und Rosenbach zum früheren Jugoslawien, heute Slowenien, fehlen, darüber schweigt sich das Buch aus, wiewohl dort nur vorwiegend ÖBB-Fahrzeuge verkehrten.

Die Idee zur Verwirklichung dieses Buches ist gut und schließt somit eine interessante Lücke in der heimischen Literatur, zumal es darüber nichts zusammenhängendes gibt. Leider beschränkt sich der Verlag nur auf jenen Zeitraum, im welchem der Bildautor auch die entsprechenden Aufnahmen zur Verfügung stellen kann, welcher sich ab 1981 bis heute erstreckt. Dieser Zeitraum mag zwar sehr abwechslungsreich und bunt gewesen sein, jedoch hätte gerade eine solche Publikation es auch verdient, den Zeitraum ab 1945 bis Anfang der 1980er Jahre zumindest fotografisch bedient zu werden, um das bunte Bild der Grenzverkehre möglichst vollständig abzurunden. Diese Chance wurde leider nicht aufgegriffen, was einen spürbaren Mehrwert nach sich gezogen hätte.

Das Buch ist in sieben Kapitel unterteilt, wobei der Schwerpunkt gänzlich bei der GySEV und MAV zu finden ist. Die Bandbreite in der fotografischen Dokumentation ist mannigfaltig, die Typenvielfalt auf diesen kurzen Streckenabschnitten oftmals grandios. Obwohl von sehr kurzen Strecken ein abwechslungsreiches Bild nachgezeichnet wird, wirkt gerade der Verkehr auf der SRB auf immerhin mehr als 10 Seiten trotz unterschiedliche Motive als sehr langatmig. Selbst bei der Bildauswahl mancher Grenzübergänge ist keine klare Abgrenzung zu erkennen, zumal einzelne Aufnahmen oftmals weit im Landesinnere reichen. Die Idee eines solchen Buches ist und war gut, jedoch hätte man die Chance ergreifen sollen, gerade bei einer solch interessanten Literatur zwecks Vollständigkeit den zeitlichen Beginn nicht erst 1981 beginnen zu lassen.


Allgemeine Infos:
Verlag: Railway-Media-Group
Autor: Otto Leiß
Buchhülle: Hardcover
Umfang: 112 Seiten / DIN A4-hoch
Fotos: 225
Skizzen: 1
Grafiken: 9
Tabellen: –
ISBN: 978-3-902894-29-8
Verkaufspreis: € 35,– [A]