Murphy’s Gesetze: Ein Unglück kommt nicht allein – Die Arlbergsperre 2023 und die Sado-Maso-Angebote der ÖBB

Der 13. April 2023 war ein guter Tag für die Bahnkunden in Österreich, denn erstmals durfte die ÖBB-Führung bitter erleben, daß in diesem Staatskonzern nicht alles funktioniert. Kunden werden negiert, diverse Schäden an den Bahnanlagen werden Monate lang nicht repariert – es sei denn, man schreibt dem ÖBB-Chef wie im Fall von Wörgl einen Brief (derweil gibt es neue Mängel) -, Informationen kommen gar nicht oder verspätet, sofern diese Informationen überhaupt richtig sind.

Was die Strecke der Arlbergbahn vom 14. bis 19. April 2023 betrifft, so konnte ich schon im Vorfeld erfahren, daß man ca. drei Wochen zuvor noch nicht wußte, wie der Nachtverkehr abgewickelt werden sollte. Nun wissen wir es, denn die ÖBB haben dazu verlautbart:

Wenn man diese Zeilen studiert, weiß man zunächst nicht einmal, was wirklich gemeint ist. Aber wenn die Nachtzüge via Allgäu in Feldkirch enden, fallen dann die Züge nicht im Laufweg Feldkirch – Innsbruck aus? Wieso das Unternehmen den Teilausfall auf Bludenz – Innsbruck reduziert, versteht kein Mensch!

Auch der Hinweis auf den Ersatz-Schnellzug D 19447/19446 hat es in sich, steht doch in der offiziellen Mitteilung, daß dieser Zug zwischen Bludenz und Salzburg verkehrt. Auf den ersten Blick hätte ich gemeint, es wird ein Ersatzzug durch das Allgäu angeboten. Doch weit gefehlt! Bei genauerer Betrachtung des Zuglaufes entpuppt sich auch diese Angabe als Ente. Der Ersatzzug verkehrt nur zwischen Ötztal und Salzburg, das Streckenstück über den Arlberg darf man dann zur nachtschläfrigen Zeit im Bus verbringen. Was dieses Angebot betrifft, so haben frühere ÖBB-Mitarbeiter auch hier bessere Lösungen angeboten. Als Beweise dafür dienen folgende Screenshots:

Das zweite Bild zeigt den Zuglauf des NJ 465 von Feldkirch nach Graz mit dem D 19447:

Im dritten Bild wird die Retourleistung (NJ 464) gezeigt:

Diese Bilder wurden dem ÖBB-Vorstand (Holding und PV AG) und der österreichischen Medienlandschaft sowie dem Ministerium als Aufsichtsbehörde übermittelt. Die ÖBB-Herrschaften wurden eingeladen, bis Montag 09:00 Uhr mir den Fehler bekannt zu geben. Als Belohnung winkte ein Mittagessen samt entsprechender Pressekonferenz.

Der Konzern hat den Verbesserungsvorschlag ohne Rückantwort verstreichen lassen, dem Anschein nach war es diesem peinlich, diese miserable Qualität bei unabdingbaren Kundeninformationen noch zu kommentieren. Ungeachtet dessen ist noch zu hinterfragen, wem fallen solche Kundenangebote bei Bauarbeiten ein?

Neben dem oben gezeigten Beispiel gab es während der Arlbergsperre noch ein weiteres Negativbeispiel, was man den Kunden alles so zumutet. Es betrifft die Nachtzugverbindung von Feldkirch nach Slowenien und retour. auch bei diesem Zugpaar werden die Kunden genötigt, zweimal einen SEV zu nachtschlafener Zeit zu verwenden. Wer es nicht glaube, darf sich an nachsehenden Screenshots ergötzen:

Bild 4 zeigt die Fahrt von Villach in die Schweiz:

 

Bild 5 zeigt dasselbe in der Gegenrichtung:

Kein vernünftiger Mensch nimmt einen Nachtzug, für den Steuergeld aus dem BMK fließt, fährt auf zwei oder drei Teilstrecken mit dem Zug und muß dann auch noch zweimal mit dem Bus zu nächtlicher Stunde Fahren. Ich lade den gesamten ÖBB-Vorstand gerne dazu ein, eine solche Fahrt als Medientermin abzuwickeln. Sie dürfen dann noch erklären, wozu man für diese Art von Sado-Maso-Spielchen noch gutes Geld bezahlen soll?

Anstatt sich der Probleme zu stellen, wofür es Führungskräfte gibt, gehen die Herrschaften in Tauchstation, um ja nicht zur öffentlichen Zielscheibe zu werden. Führungskräfte wie auch beim Staatsunternehmen ÖBB sind nicht dazu bestellt, Daumen zu drehen und ihre Kunden und Eigentümer ständig abzuzocken, sondern haben die Verpflichtung und die Aufgabe, sich den Problemen im Konzern zu stellen, Lösungen herbeizuführen bzw. Verbesserungen umzusetzen.

Von all dem ist von den hoch bezahlten Damen und Herren des ÖBB-Vorstandes nichts zu sehen. Stattdessen präsentieren sich diese Personen als sündhaft teure Repräsentationsmarionetten. Derselbe Effekt ist dabei weitaus billiger zu bekommen, und es wäre längst die Aufgabe der Verkehrsministerin, entsprechend vorzugehen. Aber auch sie billigt diese Sado-Maso-Spiele gegenüber Kunden!

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Die Arlbergsperre im Herbst 2023:

Nachdem der Arlberg-Straßentunnel am 6. Oktober 2023 wieder für den allgemeinen Verkehr zur Verfügung steht, hat die ÖBB Infra sogleich am Montag darauf für mehrere Wochen die Arlbergbahn zwischen Ötztal und Bludenz für div. Wartungs- und Erhaltungsarbeiten sperren lassen. Um die lästigen Fahrgäste dennoch über den Berg zu bringen, wurde ein SEV installiert. Gegenüber früheren SEV und aufgrund der dilettantischen Abwicklung im Mai 2023 nach der Mini-Mure bei Roppen wurden Verbesserungen in Aussicht gestellt, indem die SEV-Busse verschiedene Farben erhielten. In gelber Farbe wird der Nahverkehr gekennzeichnet, die Farbe Grün symbolisiert direkte Busverbindungen und die Farbe Rot bedeutet die Bedienung aller Unterwegsbahnhöfe, allerdings mit dem Manko, den planmäßigen Anschluß zu versäumen. Dem Vernehmen nach fahren die grün markierten Busse auch die Unterwegsbahnhöfe an, was kürzere Fahrzeiten bedeuten würde.

Schon am ersten Tag gab es massive Probleme, sowohl in der Markierung – sprich Beschilderung der Farben – als auch in der Durchführung infolge erheblicher Kommunikationsprobleme. Dies wurde vom anwesenden Personal am zweiten Tag eingestanden. Die Probleme der Kommunikation betreffen nicht nur die Ersatzhaltestellen, sondern auch in den Bussen existieren gewaltige Informationsmängel. Selbst die Einsatzpläne wiesen Fehler auf und verwirrten das eigene Personal zusätzlich.

Spannend waren vor allem die Angaben in den Zügen der Reihe 4748. Mein Zug endete in Bludenz und wies an Anschlußmöglichkeiten folgende Daten aus: „ICE 119 – Bludenz – Bahnsteig 1D“ und SEV-Bus nach Imst-Pitztal um 17:05. Weitere Hinweise zum SEV wurden im ET 4748 nicht bekanntgegeben. Auch am Bahnhof Bludenz fehlten die entsprechenden Monitorangaben. Der angegebene Direkt-Bus nach Imst gab es nicht, die Reisenden wurden hin und her geschickt. Die anderen SEV-Busse nach Landeck und Ötztal wurden verschwiegen.

Wenn man die Monitorangaben auf den Bahnhöfen betrachtet, wo werden dort die planmäßigen Züge mit dem Hinweis „BUS“ aufgeschlagen. Wann aber die Ersatzbusse verkehren, darüber schweigt sich die ÖBB Infra mit den Monitorinfos völlig aus. Pikant ist nur, daß zur Abfahrtszeit der Planzüge trotz SEV noch die gelben Punkte alternierend blicken! Diese Angaben gab es in Imst-Pitztal zu sehen. Während der SEV-Fernverkehr gar nicht angeschrieben war, konnte man im Nahverkehrsterminal des VVT die SEV-Leistungen der Regionalzüge ablesen.

Was die Angaben der Ersatzverkehre generell betrifft, so wurden zwar im Scotty die Daten gepflegt und mittels Aushangfahrplan die erforderliche Information bereitgestellt, währenddessen die sonstigen Fahrplaninformationssysteme nur halbherzig gepflegt wurden.

Lustig ist auch der SEV-Stichverkehr Imst – Imsterberg. Anstatt dem angekündigten Kleinbus verkehrte ein Privat-PKW mit handschriftlichen Hinweis am hinteren Seitenfenster. Außerdem wurde konstatiert, daß die Fahrzeiten nicht eingehalten werden. Der um 06:57 Uhr verkehrende Kurs nach Imsterberg ist am Mittwoch, den 11. September 2023 um zwei Minuten zu früh abgefahren, sogar vor den beiden Bussen des Nahverkehr-SEV nach Ötztal!

Meine Fahrt führte mich mit dem in Imst beginnenden SEV-Bus nach Bludenz, der dorthin auch den Bahnhof Langen am Arlberg bediente. In Bludenz angekommen, stach als erstes der Plakatständer mit den SEV-Fahrzeiten auf:

Wie auf dem Bild zu erkennen ist, hat man es sich einfach gemacht und den relevanten SEV-Fahrplan nur auf ein Blatt DIN A3 kopiert anstatt ordentliche, also formatfüllende Plakate drucken zu lassen. Das Lesen der kleinen Schriften ist nämlich nicht allen gewährt. Auch die in Bludenz zeitgleich fotografierten Monitorangaben sind eher desinformativ als konstruktiv:

Wenigstens leuchten keine Punkte für die abfahrbereiten Züge auf. Daß die Desinformation aber das gesamte Land Vorarlberg betrifft, wurde dann in Bregenz evident, als man den aus Frankfurt am Main kommenden RJ 867 bis nach Wien Hbf. fahren ließ, ohne auf die Arlbergsperre hinzuweisen.

Abschließend noch ein positiver Aspekt meines ursprünglichen Beitrages. Meine Kritik vom Frühjahr hat dazu geführt, daß man alle drei Nachtzüge (NJ 464/465 (Graz – Zürich), NJ 466/467 (Wien – Zürich) und NJ 446/447 (Wien – Bregenz) durch das Allgäu umgeleitet hat. Somit konnten die Reisenden im Gesamtlauf ihre Nachtruhe genießen, zusätzlich wurde aber auch eine nächtliche Direktverbindung mit SEV und Zugverbindung wie schon oben dargestellt angeboten.

Update 1a – 23.10.2023 – Informationsdefizite, wohin das Auge reicht!

Eine Exkursion im Süden Österreichs veranlaßte mich, eine weitere Nachtzugfahrt vom 19. auf den 20. Oktober 2023 von Bregenz nach Graz anzutreten. Da der NJ 465 infolge der Bautätigkeiten am Arlberg direkt in die vorarlberger Landeshauptstadt geführt wurde, wurde schon frühzeitig die Bauruine von Bregenzer Bahnhof aufgesucht. Ohne sich zunächst dabei etwas zu denken, scheint am Abfahrtsmonitor der Hinweis auf, daß der NJ 447 (Bregenz – Wien ARZ) ausfällt. Interessanterweise tauchte aber eben selber Zug dann wieder spter auf, indem dann die geänderte Abfahrtszeit von 23:00 Uhr aufgeschlagen wurde. Warum man nicht gleich bei der ursprünglichen Abfahrtszeit einen Hinweis anbringt, ist nicht nachvollziehbar.

Mein Zug nach Graz wurde als NJ 19795 geführt, angekündigt war nur die Relation nach Graz. Intelligent wie die ÖBB-Informationssysteme sind, wurde auch diesmal wieder mit den Informationen gegeizt und den Zugteil nach Zagreb gänzlich verschwiegen. Am Bahnhof ist nicht einmal ein Wagenstandsanzeiger, um sich über die Wagenreihung vorab zu informieren. Selbst bei den Lautsprecheransagen war dieser Umstand keine müde Silbe Wert! Das Faktum wurde einfach totgeschwiegen. Mir war schon klar, daß der Kroatien-Teil gleich hinter der Lok gereiht ist, um die Zugtrennung und Weiterführung dieses Teils über die Tauernbahn ab Schwarzach-St. Veit zu beschleunigen.

Was das beschleunigen betrifft – immerhin gilt immer noch das Credo „die Sekunde zählt“, verschweigt die ÖBB-Verspätungsbestätigung schon im Bahnhof Bregenz die Ankunftsverspätung von zehn bis 15 Minuten! Schwarzach-St. Veit wurden schließlich mit + 15 erreicht. Daß dort gleich weitere 21 Minuten hinzu kamen, st auf den überlange dauernden Lokwechsel zurückzuführen. Der Zug war mind. 15 Minuten nicht an der Zugsammelschiene.

Die Qualität des eingesetzten Wagenmaterial ließ bei dieser Fahrt ebenfalls zu wünschen übrig. Von vier WC-Anlagen der mitgeführten Abteilwagen waren zwei defekt, bei den anderen beiden WCs gab es in den Morgenstunden kein WC-Papier; und es wurden auch keine leeren Rollen gesichtet … Des weiteren blieb bei einem Abteilwagen eine Türe eines Apparateschrankes geöffnet, die ständig gegen die Seitenwand aufschlug. Es verwundert sehr, daß die ZUB keinen entsprechenden Schlüssel dafür haben.

In Leoben angekommen, wurde dann für die Weiterfahrt der REX 1705 gewählt. Im Zug selbst wurde ein Anschluß in Friesach mit der S 1 nach Greifenburg-Weißensee angekündigt, währenddessen am Bahnsteigmonitor Lienz stand. Man hielt es nicht einmal für notwendig, am ÖBB-Infra-Bildschirm den Hinweis auf Bauarbeiten zwischen Greifenburg-Weißensee und Lienz einzublenden! Der entsprechende Hinweis kam dann vom Lokführer mit starken Akzent germanischer Herkunft. Daß die Wartung nicht nur in den Zügen, sondern auch auf den Haltestellen gerne vergessen wird, offenbaren die Bahnsteigkanten in Klagenfurt Lend. Mehrere Bahnsteigkanten sind an der Oberseits ausgebrochen und stellen eine massive Unfallgefahr für Fahrgäste dar!

Die Rückfahrt von Kärnten erfolgte wiederum mit dem Nachtzug ab Graz. Die Fahrt dorthin erfolgte mit dem ICB-Bus, welcher erstmals benützt wurde. Der Busfahrer hatte es wohl sehr eilig und sichtbar einen nervösen Finger. Neben mehrmaligen Hupen war die Lichthupe ein Dauerbrenner, um sich bei vorausfahrenden Fahrzeugen bemerkbar zu machen.

Die Heimfahrt im NJ 464 verlief bis kurz vor der österreichischen Grenze soweit problemlos, als es zu einem unvorhergesehen Zwischenfall bei Leutkirch mit einem Fahrgast kam. Dieser hat scheinbar verschlafen und wollte in Schwarzach-St. Veit aussteigen. Sein Ärgernis über die Weiterfahrt war zwar zu vernehmen, von Randale war in meinem Wagen nichts zu bemerken. Jedenfalls wollte der junge Mann aussteigen.

Die lauten Unmutsäußerungen haben die Dame von Newrest auf den Plan gerufen, sich seiner anzunehmen. Es kam auf beiden Seiten zum Austausch sehr „zärtlicher Freundlichkeiten“ … Wenig später saß die ZUB am Wageneinstieg und führte ein Telefonat, indem Sie ihren Unmut über den Randalierer mit jemand besprach. Dabei wollte Sie schon die Polizei rufen, weil der Mann angeblich gefährlich sei. Er habe nämlich versucht, im Zug zu rauchen oder wollte diesen ggf. anzünden. Weiters sagte Sie, er hätte gegen die Abteiltüren geklopft und damit andere Passagiere belästigt. So ein Irrer gehöre unverzüglich aus dem Zug geworfen. Der Vorfall ereignete sich im Bahnhof Leutkirch, wo wir mehrere Minuten standen. Ob der überlange Aufenthalt infolge der Kreuzungen geschuldet war oder dem Vorfall, ist unklar. Jedenfalls hielt der Nachtzug im nächsten Bahnhof Kißlegg bahnsteiggerecht. Dabei wurde der junge Mann zum Verlassen des Zuges aufgefordert. Ihm folgten zwei weitere Gestalten ausländischer Herkunft. Obwohl das Ausstiegen keine Minute dauerte, wurde ein Fahrgast bei einer Rauchpause gesichtet, dem sich ein anderer ZUB anschloß. Die Weiterfahrt erfolgte fünf Minuten später. Die Gesamtverspätung von 15 Minuten wurde dann auf diesen Vorfall mit Polizei-Einsatz zurückgeführt, wiewohl im Bahnhof keine Polizei am Bahnsteig sichtbar war.

Update 1b – 23.10.2023:

Heute morgen wurde eine Fahrt von Imst ins Ländle unternommen. Die Desinformation am Abfahrtsmonitor bestand weiter, nur wurde der NJ 446 nicht mehr angezeigt. Die SEV-Busse strömten chaotisch zum Vorplatz, sodaß eine Passagierin ihren Bus nach Ötztal versäumte.

Die falschen Informationen führen natürlich zur Verunsicherung anderer Kunden. In St. Anton am Arlberg beschwerte sich ein Mann, warum der Bus um 06:56 Uhr gemäß Angaben am Abfahrtsmonitor nicht gekommen ist. Denn auch an diesem Bahnhof werden die außer Kraft gesetzten Zugfahrzeiten weiterhin angezeigt! Die Busfahrerin durfte dann dem Herrn die korrekte SEV-Abfahrtszeit um 07:05 Uhr mitteilen.