Neigezüge erobern die Schweiz (Loki Spezial 38)

Kürzere Reisezeiten auf dem bestehenden Streckennetz dank schnelleren Zügen.

Neigetechnik stellt heutzutage eine besondere, konstruktive Fähigkeit beim Rollmaterial von Eisenbahnen dar, um bei einer bereits existierenden, ggf. dafür adaptierten Infrastruktur mit derartigen Fahrbetriebsmitteln weitaus höhere Betriebsgeschwindigkeiten zu fahren als dies mit konventionellen Fahrzeugen des Eisenbahnbetriebes überhaupt möglich ist. Eine Besonderheit bei den Neigezügen stellt die Möglichkeit dar, den Wagenkasten in Kurvenlage um einige Grad Wagenneigung nach innen schwenken zu lassen, um damit den Schwerpunkt stets zum Oberbau abzuleiten.

Der Fluch oder der Drang nach höheren Geschwindigkeiten und damit einhergehend nach kürzeren Reisezeiten – gerade bei topografisch schwierigen Terrain oder Strecken mit einem sehr hohen Kurvenanteil – begleitet auch die Schweiz schon seit Jahrzehnten, deren Anfänge in der Beschaffung der modernen EW III-Wagen zu suchen ist.

Das vorliegende Loki-Special nimmt sich zunächst einmal grundsätzlich der Frage der Neigetechnik an und thematisiert zu Beginn die notwendigen Grundlagen und erläutert danach die Voraussetzungen an die Infrastruktur. In der weiteren Folge findet der Leser eine Vielzahl verschiedener Neigetechnikfahrzeuge, die auf dem schweizer Schienennetz entweder regulär in Betrieb genommen wurden oder auch nur zu Testzwecken in der Eidgenossenschaften in Betrieb standen. Das Spektrum reicht von den ersten Versuchen des Swiss-Express über den ETR 401 der FS, welcher zu Testfahrten in der Schweiz verweilte, zum erst beschafften und laufend mit Problemen behafteten ETR 470 und der wesentlich moderneren Nachbauserie ETR 610, ehe dann auf den ersten, selbst in der Schweiz gebauten ICN eingegangen wird, bei dem nicht nur die Vorgeschichte, sondern auch der Bau und Betrieb erläutert werden. Den Abschluß bilden die ausländischen Fahrzeuge in der Schweiz sowie erlaubt das letzte Kapitel einen kurzen Ausblick auf die Zukunft, über den noch in Betrieb zu nehmenden Twindexx.

Die Texte sind wiederum gut und verständlich formuliert. Beim Bildmaterial zeigt man wiederum verschiedene Einsatzstadien der besprochenen Fahrzeuge aus fast allen Teilen der Schweiz, wobei auch besondere Einsätze zu sehen sind. So gut das Heft auch zusammengestellt ist, wird beim Studium der Literatur doch ein Manko sichtbar. Es mögen zwar ausländische Neigezüge regelmäßig oder nur sporadisch in der Schweiz gewesen sein, die Einsätze der eigenen Neigezüge im Ausland wie die ICN-Probefahrten am Arlberg nach Innsbruck oder die Präsentation des Triebzuges anläßlich der TEE-Allianz in München sind in diesem Sonderheft leider nicht dokumentiert.


Allgemeine Infos:
Verlag: Lokpress AG
Autor: Werner Nef
Buchhülle: Paperback
Umfang: 132 Seiten / DIN A4
Fotos: 280
Grafiken/Pläne: 21
Tabellen: –
ISBN: 978-3-7272-1784-5
Verkaufspreis: € 25,90 [D]/[A]