Roco 74028 / 74029 / 74030 / 74031 / 70401, ICE 1 der DB AG

Der neue „InterCityExpress“, kurz ICE, ließ in Deutschland das Zeitalter des Hochgeschwindigkeitsverkehrs anbrechen. Am 2. Juni 1991 war es soweit, als die erste HL-Strecke auf der Nord-Süd-Achse in Betrieb genommen wurde. Die DB hatte zuvor die Schnellfahrstrecken Hannover – Würzburg und Mannheim – Stuttgart verwirklicht, auf welchen der neue ICE 1 mit 12.800 PS und mit bis zu 14 Mittelwagen und bei einer Höchstgeschwindigkeit von 280 km/h neue Maßstäbe setzte. Die neuen Triebwagen wurden als Baureihe 401 in Betrieb genommen und bildeten sehr bald das Rückgrat des Hochgeschwindigkeitsverkehrs in Deutschland. Die zwischenzeitlich modernisierte Flotte wird vsl. ab 2030 außer Dienst gestellt.

Die ICE 1-Züge fallen besonders durch die innovative und komfortable Innenausstattung der Züge auf und setzten weltweit durch neue Features absolute Maßstäbe. Umfangreich verstellbare Sitze mit integrierten Audio- und TV-Modulen in Großraum- und Abteilanordnung, ein digitales Fahrgastinformationssystem, das elegante BordRestaurant oder das Konferenzabteil im Servicewagen sorgten für einen Quantensprung auf der Schiene und trugen dazu bei, innerhalb des ersten Betriebsjahres die Fahrgastzahlen zwischen München und Hamburg um 13 % zu steigern. Zwischen 2006 und 2008 gingen die 59 ICE-1-Züge in ein umfangreiches Redesign-Programm, bei dem eine runderneuerte Innenausstattung im Stil des ICE 3 verbaut wurde, die den Zug noch heute prägt. Seit 2020 durchläuft die Serie nochmals eine Auffrischungskur für die kommenden zehn Jahre. Die Inbetriebnahme neuerer Garnituren bringt den ICE 1 mit nur mehr neun Mittelwagen nun auf neue Schnellfahrstrecken innerhalb Deutschlands.


Modellvorstellung

Es liegt schon einige Zeit zurück, als Roco oder Fleischmann noch den ICE 1 ins Modell umsetzte. Allerdings hat der Hersteller aufgrund der Vorbildlänge bei der Umsetzung auf den Mittelmaßstab von 1:93,5 gesetzt. Im Rahmen der Aufarbeitung älterer Formen hat der Hersteller sich seiner alten Konstruktion besonnen und eine Überarbeitung der sog. „Weißwurst“ entschlossen. Bei der Ankündigung wurden folgende Änderungen bekannt gegeben, indem das Modell erstmals mit einem Glockenankermotor ausgestattet ist. Die Änderung des Antriebskonzept deutet auf eine Änderung des Antriebskonzepts beim originären Fleischmann-Fahrzeug hin, außerdem wurden sonst noch einige konstruktive Änderungen am Fahrzeugkasten vorgenommen, die dann an der jeweiligen Stelle erörtert werden.

Die Neuauflage des ICE 1 von Roco erfolgt im Betriebszustand „Redesign 2005“ und wird „kundenfreundlich“ in mehreren Sets aufgelegt, wobei eine Wechselstrom-Version nicht berücksichtigt wurde. Die beiden Triebköpfe werden als eigenes Set angeboten, hinzu kommen noch vier verschiedene Ergänzungsset des ICE 1. Die Setaufteilung ist wie folgt:

70401/70402: Set mit beiden Triebköpfen 401 018-7/401 518-6
74028: ICE1-Zwischenwagenset 1, bestehend aus Apmbsz 803.1, WSmz 804.0 und Bvmz 802.3
74029: ICE1-Zwischenwagenset 2, bestehend aus Avmz 801.8, Bvmz 802.3 und Bvmz 802.8
74030: ICE1-Zwischenwagenset 3, bestehend aus Avmz 801.0, Bvmz 802.3 und Bvmz 802.6
74031: ICE1-Zwischenwagenset 4, bestehend aus Avmz 801.0, Bvmz 802.3 udn Bvmz 802.3

Das Set 70401 wird zum UVP von € 325,90 angeboten, die Ausführung mit Loksound (70402) weist den UVP von € 535,90 auf. Die UVP der vier Zwischenwagensets sind jeweils einheitlich mit € 209,90 festgelegt.

Die Modelle sind aus Kunststoff gefertigt und weisen in der Regel eine glatte Oberfläche auf. In der glatten Außenhaut sind die Fensterbänder bündig eingelegt, die nicht abgedunkelt sind und somit einen Durchblick durch den Fahrgastinnenraum bzw. zur Inneneinrichtung ermöglichen. Allerdings sind feine Gravuren entlang der Schürzenverkleidungen, oberhalb der Türen und am Dach erkennbar. Am Dach sind einerseits die dezent ausgeführten Dachdeckel zu erkennen, ebenso auch die Lüfterschlitze bei den Türen. Über den Türen ist eine Regenrinne nachgebildet, im Türbereich läuft der Wagenkasten verjüngt zu. Die Fahrzeugschürze samt der Abdeckungen weisen eine Vielzahl an Details und Feinheiten aus, indem u. a. die Verschlüsse der Klappen, die Schlitze zwischen den Klappen und auch hierbei Lüfterschlitze sehr tiefe Gravuren erkennen lassen. Die Drehgestelle sind dreidimensional durchgebildet, sehr schön ausgebildet sind die Versteifungen des Drehgestellrahmens. Die Drehgestelle sind in die Bodenplatte gesteckt, das Wagenkastengehäuse ist auf der Bodenplatte aufgesetzt. Es ist über seitliche Rastnasen befestigt. An den Stirnwänden sind Kurzkupplungskulissen mit eigenen Kuppelstücken vorhanden. Die Modelle sind elektrisch nicht miteinander verbunden. Die Faltenbälge als Übergang sind gefedert in die Kastenform integriert.

Die Lackierung der Fahrzeuge erfolgt in lichtgrauer Farbgebung mit verkehrsroter Zierlinie. Die umfangreichen Anschriften sind teils mehrfarbig ausgeführt. Die Bedruckung ist lupenrein ausgeführt. Alle weiteren Angaben zu den jeweiligen Fahrzeugen wird gesondert angeführt. Die Halterkennung ist für alle Modelle D-DB.


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ICE 1-Zwischenwagen 2. Klasse mit der Wagennummer 93 80 5802 313-7 und den Untersuchungsdaten Unt. AE 12.06.19.


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ICE 1-Bordrestaurant (Speisewagen) mit dem ausgebuchteten Wagenkasten als Besonderheit des ICE 1, angeschrieben als D-DB 93 80 5804 012-3 und den Revisionsdaten Unt. AE 12.06.19.


Bilder 74028/3

ICE 1-Zwischenwagen 1. Klasse mit der Wagennummer 93 80 5803 110-6 bei gleichen Revisionsanschriften.


Bilder 74029/1

ICE 1-Zwischenwagen 2. Klasse mit dem Taufnamen „Gelnhausen“, der Wagennummer 93 80 5802 833-4 und den Revisionsanschriften Unt. AE 12.06.19.


Bilder 74029/2

ICE 1-Zwischenwagen 2. Klasse mit der Wagennummer 93 80 5802 324-4 und gleichen Revisionsdaten.


Bilder 74029/3

ICE 1-Zwischenwagen 1. Klasse mit der Wagennummer 93 80 5801 823-6 und den Taufnamen „Gelnhausen“, Revisionsdaten wie zuvor.

Bilder 74030/1

ICE 1-Zwischenwagen 2. Klasse mit der Wagennummer 93 80 5802 611-4 bei gleichen Revisionsanschriften.

Bilder 74030/2

ICE 1-Zwischenwagen 2. Klasse mit der Wagennummer 93 80 5802 035-6. Revisionsanschriften wie zuvor.

Bilder 74030/3

ICE 1-Zwischenwagen 1. Klasse mit der Wagennummer 93 80 5801 041-5 und Revisionsdaten wie zuvor.


Bilder 74031/1

ICE 1-Zwischenwagen 2. Klasse mit der Wagennummer 93 80 5802 079-4 und denselben Revisionsanschriften.


Bilder 74031/2

ICE 1-Zwischenwagen 2. Klasse mit der Wagennummer 93 80 5802 354-1 und denselben Revisionsanschriften.


Bilder 74031/3

ICE 1-Zwischenwagen 1. Klasse mit der Wagennummer 93 80 5801 010-0 und denselben Revisionsanschriften.

Modellvorstellung Roco 70401

Zu guter Letzt hat Roco noch das Set mit den beiden Triebköpfen an den Fachhandel ausgeliefert. Die Modelle befinden in einer großen Kartonverpackung mit Styroporeinsatz und sind beide in einer Folie eingewickelt. Zum Lieferumfang gehört eine Betriebsanleitung und das Ersatzteilblatt. Zurüstbeutel sind keine beigelegt.

Die beiden Triebköpfe sind im Unterschied zu den Mittelwagen im korrekten Maßstab 1:87 umgesetzt, von denen nur einer motorisiert ist. Der motorisierte Triebkopf ist mit der Fahrzeugnummer 93 80 5401 018-7 beschriftet, währenddessen der Dummy-Triebkopf mit der Fahrzeugnummer Loknummer 93 80 5401 518-6 versehen ist. Die alte Loknummer ist dabei, wie bei den Mittelwagen auch, in schwarzer Farbe ausführt. Die Lackierung ist wie bei den Mittelwagen hervorragend ausgeführt, dasselbe gilt auch für die mehrfarbig ausgeführten Fahrzeuganschriften an dem Fahrzeugschürzen entlang des Langträgers. Die mehrfarbig ausgeführten Anschriften sind lupenrein ausgeführt. Als Eigentümer ist die DB Fernverkehr AG angeführt. Im Revisionsraster steht jenes Untersuchungsdatum, welches schon bei den Mittelwagen angeschrieben ist, und zwar Unt. AE 12.06.19.

Die beiden Triebköpfe können sich auch hinsichtlich der optischen Umsetzung sehen lassen. Bei dieser Konstruktion wurden dieselben Maßstäbe angewendet wie bei den oben gezeigten Zwischenwagen. Die feinen Gravuren finden sich insbesondere an der Fahrzeugfront, den seitlichen Schürzenverkleidungen, im Türbereich und auch am Dach. Dabei hat Roco die Türen korrekt nachgebildet. Am Dach finden sich gegenüber einem Mitbewerbermodel noch filigraner ausgeführte Stromabnehmer, wiewohl am Dach die Konsolen für einen zweiten Stromabnehmer gut sichtbar sind. Die Lüftergitter an der Seitenwand, aber auch am Dach sind zierlich ausgeführt, ebenso die Kranösen an den Dachfeldern. Der letzte Blick ist noch den hervorragend umgesetzten Drehgestellen gewidmet, welche vor Detailgetreue nur strotzen und eine tolle Tiefenwirkung offenbaren.

Abschließend noch ein Wort zur technischen Umsetzung des ICE 1 von Roco. Der ICE 1 von Roco ist wie ein Wagenzug mit Lok zu betrachten. Die 14teilige Garnitur wird nur von einem Triebkopf angetrieben. Eine elektrische Verbindung zwischen den einzelnen Wagen ist nicht vorhanden, interessanterweise wurde bei der Kupplung der Zwischenwagen dieselbe Lösung gewählt, wie diese beim LIMA-Modell Verwendung findet. Wie weiter oben schon ausgeführt, ist nur der Triebkopf 1 mit einem Motor versehen. Dieser dabei verbaute Glockenankermotor, der erstmals laut Herstellerangaben Verwendung findet, sitzt direkt am hinteren Drehgestells. Während neuere Konstruktionen heute ganz gezielt auf den Kardanantrieb mit Mittelmotor und Antrieb auf alle vier Achsen präferieren, wurde das Fahrzeug trotz Ankündigung des „Updates“ mit einem nicht mehr ganz zeitgemäßen Antriebskonzept versehen, was unter einem Kardanantrieb gesehen wird. Meine ursprüngliche Befürchtung und Vermutung war, daß der ICE 1 von Roco in der gesamten Zuglänge infolge des Antriebskonzeptes eventuell Traktionsschwierigkeiten auf Neigungsstrecken haben könnte. Diese Vermutung hat sich im Anlagenbetrieb der gesamten 14teiligen Garnitur rasch zerstört. Der Glockenankermotor treibt die Garnitur hervorragend an, so hervorragend, daß die Garnitur ständig über Halt zeigende Signale fährt. Auch diese Konstruktion wird auf unserer Modellbahnanlage ein Fahrverbot erhalten. Im Antriebsdrehgestell sind beide Achsen jeweils einseitig mit Haftreifen ausgestattet. Die Stromabnahme erfolgt durch eben diese beiden Triebachsen.

An dieser Stelle sei vielleicht noch bemerkt, weil es in einem Internetforum entsprechende Überlegungen gibt, den Dummy-Triebkopf nachzurüsten. Dieses Unterfangen ist bei dieser Zugkraft dank des verbauten Glockenankermotors nicht erforderlich.

Um überhaupt an das Innenleben des Triebkopfes zu gelangen, sind mehrere Schritte notwendig. Zuerst muß die vordere Bugklappe bzw. -schürze entfernt werden, dann sind an der Unterseite zwei Schrauben zu lösen, um das Gehäuse nach oben abziehen zu können. Die Fahrzeugplatine befindet sich ungefähr auf der Fußbodenhöhe und inkludiert die PluX22-Digitalschnittstelle. Im Digitalbetrieb ist es erforderlich, daß in beide Triebköpfe jeweils ein Decoder eingesetzt ist, das erklärt auch den wesentlich höheren UVP beim Soundmodell.

Der ICE 1 weist beim Vorbild eine Höchstgeschwindigkeit von 280 km/h auf. Messungen bei 12 V Gleichstrom ergaben einen umgerechneten Wert von ca. 225 km/h. Die berechnete Modellgeschwindigkeit ist gegenüber der Vorbildgeschwindigkeit um ca. 20 % zu langsam, gegenüber dem NEM-Wert – unter Berücksichtigung der Erhöhung um 30 % – ist sie um ca. 50 % zu langsam. Die Messung mit dem Halling-Geschwindigkeitsmesser brachte eine Modellgeschwindigkeit von 222,4 km/h hervor. Der Fahrzeugauslauf beträgt fast zwei Meter!

Interessanter Hinweis:

Die guten Fahreigenschaften des Roco-Modells mögen sich im Digitalbetrieb positiv auswirken. Im analogen Anlagenbetrieb macht mir die Garnitur zu schaffen, da die Garnitur sich einfach nicht normal stoppen läßt. Es wurde daher der Versuch gestartet, die Zwischenwagen an die Triebköpfe des neukonstruierten Lima-ICE 1 zu hängen. Dank derselben Kuppelvorrichtung sind beide Fahrzeuge miteinander problemlos kuppelbar. Der Versuch ist zur vollsten Zufriedenheit ausgefallen.

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Bilder 70401/2