Piko 58240 – 58243 / 58265 – 58268: DB y3g-Wagen / Gastarbeiterset

Die Deutsche Bundesbahn verfügte zu Beginn der 1950er Jahren als Ausfluß des Zweiten Weltkrieges über einen noch immensen Schadpark aus völlig überalteten Fahrzeugen aus der Länderbahn- und Reichsbahnzeit. In dieser Schadgruppe befanden sich vielfach zwei- und dreiachsige Personenwagen mit unterschiedlichen Beschädigungen. In einer großangelegten Modernisierungsoffensive wurden diese Fahrzeugteile als Spenderfahrzeuge für eine neue Flotte von dreiachsigen Umbauwagen herangezogen, deren Neugestaltung in bahneigenen Ausbesserungswerken bis 1958 vollzogen wurde. Hierbei verwendete man die alten Untergestelle, die dabei einer grundlegenden Überarbeitung unterzogen wurden, und baute auf diesen neue Wagenkästen aus Stahl auf. Die geschweißten und robust ausgeführten Aufbauten ersetzten somit die bisherigen Holzkastenwagen, die zugleich auch eine Gefahr für die Kunden bei Unfällen darstellten. Die Wagen sind an den Übergängen mit Gummiwulsten versehen worden, drei Grundbautypen kamen dabei zur Ausführung. Es wurden Fahrzeuge der 1. und 2. Klasse geschaffen, aber auch Wagen der 2. Klasse und auch Halbgepäckwagen 2. Klasse.

Die Wagen der 1./2. Klasse verfügen über ein Abteil der 2. Klasse mit herkömmlichen Sitzen, die 1. Klasse bestand aus zwei Abteilen (Raucher und Nichtraucher) mit Polsterbestuhlung. Die Wagen der 2. Klasse wiesen ebenfalls zwei Abteile auf, die in Raucher- (24 Sitzplätze) und Nichtraucherbereiche (38 Sitzplätze) getrennt waren und zudem auch über ein WC verfügten. Die Bestuhlung fand aus Kunstledersitzen im Vierer-Karree statt. Die Wagenübergänge wiesen Rolläden auf, dem waren ständig zwei Fahrzeuge pärchenweise gekuppelt. Die dritte Fahrzeugbauart betrifft den Halbgepäckwagen mit dem 2. Klasse-Abteil mit 24 Sitzplätzen (ursprüngliche Anordnung 2 + 3) und einer Toilette. Im großen Gepäckraum befinden sich Apparateschränke, Stauwände, Gepäckablagen, Fahrradaufhängungen sowie Geräte- und Kleiderschränke. Die seitliche Ladetüre mit einer lichten Weite von 1.800 mm ist als mehrteilige Falttüre ausgeführt, wobei alle dreiachsigen Umbau Übersetzfenster mit einheitlicher Breite von 1.000 mm erhielten.


Modellvorstellung

Die Erfahrung mit Piko zeigt, daß der Hersteller seit geraumer Zeit dazu neigt, mit kurzfristig angekündigten Formneuheiten zu punkten, deren Modelle dann kurz darauf schon lieferbar sind. Bei der Ankündigung der Neukonstruktion der dreiachsigen Umbauwagen ist Piko noch einen weiteren Schritt der Überraschung gegangen, indem die Fahrzeuge weder am Titelblatt noch im Vorwort sonderlich erwähnt wurden. Die Wagenserie wird aber als passende Ergänzung zu der im Vorjahr erschienen Altbau-E-Lok der Baureihe E 32 angeführt. Im Neuheitenblatt 2022 finden sich neben Bahndienstwagen als ersten Hinweis vor allem für die Epoche III so wichtigen Wagenpärchen in vier verschiedenen Ausführungen, von denen drei Artikelnummern bereits gegen Ende Februar zur Auslieferung anstanden. Piko hat folgende Sets zum jeweiligen UVP von € 110,– ins Sortiment aufgenommen:

* 58240: Zweierset mit Umbauwagen der Gattungen AB3yg und B3yg
* 58241: Zweierset mit Wagen der Gattungen B3yg und B3yg
* 58242: Zweierset mit den Personenwagen B3yg und den Halbgepäckwagen BD3yg
* 58243: wie 58241, geänderte Betriebsnummern.

Allen Modellen ist gemein, daß die Modelle jeweils einseitig mit der neuen Piko-Kurzkupplung ausgeliefert werden und die Fahrzeuge zur Direktion Karlsruhe gehören. Die Modelle sind für eine LED-Innenbeleuchtung vorbereitet, ebenso für eine LED-Schlußbeleuchtung.

Die Auslieferung der neuen Umbauwagen der DB erfolgt in der bekannten Kartonverpackung. In der Kartonverpackung ist eine zweiteilige Blisterverpackung eingeschoben. Zum Lieferumfang gehört ein Zurüstbeutel und die Betriebsanleitung. Der Zurüstbeutel beinhaltet verschiedene Teile wie die Bremsschläuche, den Zughaken, die Heizkupplung, Griffstangen und die Zuglaufschilder. Letztgenannte müssen auf die Außenhaut des Wagenkastens geklebt werden, wiewohl die angedeuteten Griffstangen bei den Einstiegen schon werkseitig montiert sind. Der Wagenkasten ist auf das Chassis aufgesetzt, es läßt sich durch seitliches Spreitzen der Seitenwände abziehen. Sichtbar wird der Innenraum mit Fahrgastabteilen und Zwischenwänden. Dieses Bauteil istzt auf dem Chassis auf, welches an der Unterseite eine NEM-Kurzkupplungskulisse aufnimmt, aber auch die mit Seitenspiel versehene Mittelachse aufweist. Das gesamte Seitenspiel beträgt +/- drei Millimeter, in Summe rund sechs Millimeter. Die äußeren Radsätze sind fix im Wagengestell verankert, am Wagenboden wurde die gesamte Bremsanlage gänzlich umgesetzt. Sehenswert sind vor allem die Achslager und die Blattfederpakete, lediglich die blanken Metallachsen trüben den hervorragenden Eindruck dieser Modelle. In den Fahrzeugboden sind noch weitere Aggregate eingesetzt.

Die neukonstruierten Wagenmodelle zeichnen sich durch feine Gravuren aus, wiewohl der Fahrzeugkasten nur ganz wenige Details zu offenbaren hat. Optisch wie konstruktiv sehr schön umgesetzt wurden die Halterungen für die Zugzielschilder, aber auch die Einstiegsbereiche mit den erhaben umgesetzten Flügeltüren mit den zierlich realisierten Türscharnieren und farblich abgesetzten Türschnallen. Die Trittstufen sind robust ausgeführt, die Oberfläche ist fein geriffelt. Ebenso schön umgesetzt bzw. mit tiefen Gravuren ausgestattet sind die Rollläden am Wagenübergang. Und selbst die Schweißnähte am Dach sind dezent angedeutet, dafür weist der Dachlüfter schon mehr Details auf. Gleiches ist auch für die paßgenauen Übersetzfenster zu konstatieren, die ebenfalls fein graviert sind und somit die Bauteile bzw. die Fensterstege schön andeuten.

Die monotone Lackierung wird durch eine tadellose Bedruckung ergänzt bzw. vervollständigt. Die Bedruckungen sind gut deckend und trennscharf ausgeführt, lediglich beim Halbgepäckwagen ist dem Hersteller ein Lapsus passiert, indem statt „Dienstabteil“ die Aufschrift „Nichtraucher“ vorzufinden ist. Die Detailangaben zu den jeweiligen Modellen werden bei den Fotos angeführt.


Bilder 58240/1

Dieses Wagenset beinhaltet einen Wagen der 1. und 2. Wagenklasse. Das 1. Klasse-Abteil ist mit einem hellgelben Hinweisstreifen über dem Fensterband versehen. Die Wagenanschriften bestehen aus der Gattungsbezeichnung AB3yge und der Wagennummer 37757 Kar. Heimatbahnhof ist Basel Bad Bf. Im Revisionsraster stehen die Angaben REV Bas Bad 02.05.59.


Bilder 58240/2

Der zweite Klasse Wagen ist im Unterschied dazu mit der Gattungsbezeichnung B3yge und der Wagennummer 87575 Kar bedruckt. Heimatbahnhof und Revisionsanschriften sind ident.


Bilder 58241/1

Dieses Wagenpärchen besteht aus zwei Wagen 2. Klasse. Das erste Modell ist mit der Fahrzeuggattung B3yg und der Wagennummer 87527 Kar bedruckt. Der Heimatbahnhof ist wiederum Basel Bad Bf. Im Revisionsraster steht das Untersuchungsdatum REV Bas Bad 20.04.59.


Bilder 58241/2

Dieses Modell ist mit der selben Gattungsbezeichnung, aber mit der Wagennummer 87528 Kar beschriftet, bei gleichem Heimatbahnhof und gleichen Revisionsanschriften.


Bilder 58242/1

Der Personenwagen der 2. Wagenklasse in diesem Set unterscheidet durch nur durch die geänderte Wagennummer 87568 Kar und den Revisionsdaten REV Bas Bad 29.05.59.


Bilder 58242/2

Der Halbgepäckwagen gehört der Bauart BPw3yge an und ist mit der Betriebsnummer 99707 Kar beschriftet, wobei die Angabe zum Heimatbahnhof und Revisionsdatum ident zum ebenfalls beigepackten Personenwagen sind. Dieser Wagen verdient vor allem Beachtung auf die Nachbildung des Gepäckabteils, indem die Schutzstangen der Seitenfenster hervorragend umgesetzt wurden. Generell ist noch anzumerken, daß Piko auch bei der Umsetzung der Inneneinrichtung ebenso großen Wert auf Detailgetreue gelegt hat.


Modellvorstellung 58243

Das vierte Wagenpärchen der 3gy-Wagen beinhaltet zwei Dreiachser der Direktion Saarbrücken. Die Modellausführung ist ident mit den vorigen Fahrzeugen. Optik und Technik entsprechen den vorigen Angaben. Beide Modelle weisen unterschiedliche Betriebsnummern auf, die näheren Fahrzeugdetails werden zum jeweiligen Modell gemacht. Dieses Set wird ebenfalls zum UVP von € 110,– angeboten.


Bilder 58243/1

Der erste Umbauwagen ist mit der Fahrzeugnummer 88179 Sbr angeschrieben und gehört der Bauart B3ygeb an. Als Heimatbahnhof ist am Langträger Saarbrücken Hbf ausgewiesen, im Revisionsraster stehen die Untersuchungsdaten REV Sbr 28.03.59.


Bilder 58243/2

Das Schwestermodell weist denselben Heimatbahnhof und dieselbe Gattungsbezeichnung auf, die aufgedruckte Wagennummer lautet auf 89509 Sbr. Die letzte Revision ist mit den Angaben REV Sbr 30.12.59 angegeben.


Modellvorstellung 58265

Entgegen der Angaben im Neuheitenprospekt von 2023 sind diese Wagenpärchen schon erhältlich. Die avisierten Auslieferungen wären für das II. bzw. IV. Quartal angestanden, ausgeliefert wurden die Modelle schon Anfang März 2023. Das erste Wagenpärchen umfaßt ein Modell der 1./2. Wagenklasse und ein Modell der 2. Wagenklasse. Die Fahrzeuge gehören der Epoche IV an, tragen aber noch ihre alte Betriebsnummer, wie diese in der Epoche III üblich war. Die Dächer der Wagen sind umbragrau lackiert. Die genauen Angaben zu den Modellen stehen wiederum bei den Fahrzeugen dabei, Piko offeriert die Wagensets zum UVP von € 122,–.

Bilder 58265/1

Der dreiachsige, gemischtklassige Umbauwagen gehört der Fahrzeuggattung AB3yge an und ist mit der Wagennummer 37743 bedruckt. Die Heimatdienststelle ist fast mittig am Längsträger angeschrieben, und zwar mit Kassel. Im Revisionsraster stehen die Untersuchungsdaten REV Lb 15.06.73.

Bilder 58265/2

Das Modell der 2. Wagenklasse gehört der Gattung B3yge an und hat die Wagennummer 88036 erhalten. Auch dieser Wagen ist in Kassel beheimatet. Im Revisionsraster stehen die Angaben Lb 12.02.73.


Modellvorstellung 58266

Dieses Wagenset besteht aus zwei Wagen 2. Klasse mit der Gattungsbezeichnung B3yge. Es wird zum UVP von € 122,– angepriesen. Kassel ist für beide Modelle der Heimatbahnhof.

Bilder 58266/1

Der erste Dreiachser ist mit den Fahrzeuganschriften B3yge als Gattungsbezeichnung bzw. mit der Wagennummer 88034 bedruckt. Das Revisionsdatum ist am Langträger aufgedruckt und weist die Angaben REV Lb 24.12.70 auf.

Bilder 58266/2

Das Schwestermodell ist mit der Fahrzeugbezeichnung B3yge 88035 versehen und weist ebenfalls die Revisionsdaten REV Lb 24.12.70 auf.


Modellvorstellung 58267

Das dritte Wagenset mit den dreiachsigen Umbauwagen beinhaltet ein Modell der 2. Wagenklasse und eines als Halbgepäckwagen 2. Klasse. Auch diese Modelle sind mit dem Heimatbahnhof Kassel bedruckt und zum UVP von € 122,– erhältlich.

Bilder 58267/1

Der als B3yge bezeichnete Umbauwagen trägt die Fahrzeuganschriften B3yge 88088 und die Revisionsdaten REV Lb 12.11.71.

Bilder 58267/2

Das zweite Wagenmodell betrifft den Halbgepäckwagen BD3yge mit der Wagennummer 99231. Die Untersuchungsdaten werden mit den Angaben REV Lb 12.02.70 festgehalten.


Modellvorstellung 58268

Das Neuheitenprogramm 2023 enthielt auch diese Besonderheit, ein Set aus vier Umbauwagen für den Transport von Gastarbeitern. Gastarbeiter waren Personen, die infolge des Deutschen Wirtschaftswunders in den Nachkriegsjahren von der Industrie ins Land geholt wurden. Sie waren (billige) Arbeitskräfte. In den Werksferien traten sie den Weg in die Heimat an. Gastarbeiterzüge waren in den 1960er und 1970er Jahren en voque, mit dem Balkankrieg 1992 sind diese Verkehre auf der Schiene gänzlich zusammengebrochen. Heute regiert der private PKW das Geschehen.

Um den Abtransport der Menschenmassen zu gewährleisten, griffen die DB auf alle möglichen Wagengattungen zurück, sodaß neben den 26,4 Meter Wagen auch Fahrzeuge aus dem Nahverkehr herangezogen wurden. Nachgewiesen sind Einsätze der drei- und vierachsigen Umbauwagen, sogar in Ganzzügen bis weit in den Balkan hinein. Dem Vernehmen nach kamen die Umbauwagen sogar bis in die Türkei.

Piko hat das Thema aufgegriffen, vor der Ankündigung hat mich schon ein Kollege zu diesem Thema angesprochen, dem ich dann verschiedene Zeitschriftenartikel aus Österreich zu diesem Thema übermitteln konnte. Der Hersteller hat hierbei ein vierteiliges Wagenset angekündigt. Alle Wagen sind mit einer EDV-Nummer versehen und gehören der Bauart B3yge 761 an. Die Detaildaten stehen bei den einzelnen Modellen. Im Zurüstbeutel liegen Zuglaufschilder aus Metall bei, die den Laufweg Oberhausen – Bari aufweisen. Der UVP für die pärchenweise verpackten Umbauwagen beträgt € 244,–.

Bilder 58268/1

Das erste Modell ist mit der Wagennummer 50 80 23-11 006-9 versehen. Heimatbahnhof ist Oberhausen. Im Revisionsraster sind die Angaben REV Om 13.03.68 genannt.

Bilder 58268/2

Der zweite Personenwagen ist als 50 80 23-11 007-7 beschriftet, bei gleichem Heimatbahnhof. Die Untersuchungsdaten lauten auf REV Om 13.03.68.

Bilder 58268/3

Der Umbauwagen Nr. 3 ist mit der Wagennummer 50 80 23-11 063-0 bedruckt, bei gleichem Heimatbahnhof, aber geänderten Revisionsdaten mit REV Om 30.06.70.

Bilder 58268/4

Der vierte Umbauwagen ist beschriftungsmäßig zum dritten Personenwagen bis auf die Wagennummer ident, diese lautet auf 50 80 23-11 064-8.