Exact-Train 20440 / 20722: SBB / DB Gbs 254

Die europäischen Bahnverwaltungen haben in den 1960er Jahren eine größere Flotte von Großraumgüterwagen beschafft. Diese großräumigen gedeckten Güterwagen haben eine Türöffnung mit einer Breite von 2.500 mm und mit einer Höhe von 2.150 mm. Die vier Lüfterklappen je Wagenseite lassen sich mit Schiebern aus Leichtmetall verschließen und von innen zollsicher verriegeln. Für den Aufbau der Wagen wurden unverdichtete Kunstharzplatten mit einer Dicke von 15 mm für die Seitenwände und die Türen, und mit einer Dicke von 25 mm für die Stirnwände verwendet. Das Untergestell ist bereits für den späteren Einbau einer automatischen Mittelpufferkupplung vorbereitet gewesen. Als Dachhaut wurde ein 1,5 mm dickes Stahlblech gewählt, daß von 12 Spriegeln gestützt wird. Neben der Bauart Gbs 252 und auch der Gbs 254 mit einigen Abänderungen beschafft. Diese Wagenserie hatte ein Dach ist mit PVC-Belag und 14 Spriegel und eine 20 mm dicke Holzverschalung.


Modellvorstellung

Der niederländische Hersteller gilt als solider Produzent von Güterwagenmodellen und fertigt für den holländischen Markt auch einzelne Personenwagen. Exact-Train fällt bei seinen Modellen insofern positiv auf, daß eine Vielzahl an Varianten umgesetzt werden, sei es bei den Epochen, den einzelnen Bauausführungen, aber auch in der Wahl des Vorbildes, das u. a. auch Vorbilder ehemaliger Ostblock-Länder vorsieht. Damit werden wesentliche Lücken von Wagenserien geschlossen, die jahrzehntelang im Westen allgegenwärtig waren.

Als eine der neusten Konstruktionen zählt der zweiachsige Gedeckte Güterwagen der Bauart Gbs als UIC-Standardwagen. Exact-Train hat bisher schon verschiedene Ausführungen der SBB ausgeführt, weiterführend folgen auch Modelle der DB als Gbs 254, mit und ohne Bremserbühne – natürlich in gewohnter Qualität mit zahlreichen Details und vielen Anbauteilen.

Der Hersteller liefert seine Güterwagenmodelle in der bekannten, robusten Kartonverpackung mit Schaumstoffeinsatz aus. Das Modell ist mittels einer dünnen Folie in die paßgenaue Öffnung gelegt, darüber ist ein Plastikdeckel als zusätzlicher Schutz gestulpt.

Die Modelle sind aus Kunststoff gefertigt. Schon der Anblick offenbart eine Vielzahl an Detaillierungen und feinen Gravuren an den Fahrzeugen. Obwohl die Stirn- und Seitenwände glatte Oberflächen verfügen, werden Details anhand der Steher, der Nietreihen, der Lüfteröffnungen udgl. offenkundig. Die eingesetzten Schieber scheinen jedoch aus Metall gefertigt zu sein. Der Blick auf die Verschieberbühne zeigt die aktuelle Fertigungskunst, indem für das Geländer dünn gespritzte Anbauteile Verwendung finden. Selbst die feine Riffelung auf der Trittfläche ist mit dem freien Auge nicht erkennbar, sondern bedarf das Betrachten mittels einer Lupe.

Der Blick auf den Wagenboden zeigt eine vollständig nachgebildete Bremsanlage und die eingebaute Kurzkupplungskulisse nach NEM. An den Stirnseiten unter den verbauten Federpuffer sind aus feinen Stahldraht die Halterungen für das Zugschlußsignal in die Form eingesteckt. Die Verschiebertritte sitzen fest im Modell, das Sprengwerk ist ebenfalls robust ausgeführt, die Bremssteller wie gewohnt mehrfarbig ausgeführt.

Der hier vorgestellte Gbs 254 wird unter der Artikelnummer 20722 zum UVP von € 52,70 angeboten. Das Modell gehört der Epoche VIa an und ist mit der Wagennummer 01 80 150 6 351-6 bedruckt. Das Revisionsdatum ist am Langträger angeschrieben und ist mit den Angaben 4 REV Dst 12.04.75 versehen.


Bilder 20722 – DB Gbs


Bilder 20440 – SBB

Exact-Train führt die SBB-Wagen ebenfalls im Sortiment und hat dabei eine im aktuellen Erscheinungsbild gehaltenes Modell der Epoche VI umgesetzt. Das Fahrzeug ist mit der Halterkennung CH-SBB und der Wagennummer 01 85 150 1 146-6 bedruckt und mit am Langträger angeschriebenen Untersuchungsdaten 6 REV Bv 09.03.06 versehen. Das Modell unterscheidet sich zum DB-Wagen insofern, indem mehrere aus Metalldraht gefertigte Griffstangen in gelber Lackierung eingesetzt sind, auch die Außenseite des Geländers ist gelb lackiert. Weitere Unterschiede betreffen die gerippte Schiebetüre und das gesickte Dach. Auch diese Modell wird im gut sortierten Fachhandel zum UVP von € 52,70 gehandelt.


Gelebte Modellvielfalt

Die obige Darstellung der Modelle gestattet nur einen kleinen Einblick in die Vielfalt der Modelle des Herstellers. Der Blick in das entsprechende Neuheitenprospekt vom Jahr 2021 erlaubt den Hinweis auf mind. 20 verschiedene Modellausführungen. Der Hersteller realisiert dabei Modelle der europäischen Bahnverwaltungen der Niederländischen Staatsbahnen, der Deutschen Bundesbahn, der Deutschen Reichsbahn und damit weiterführend auch der Deutschen Bahn AG. Es werden Modelle mit und ohne Bremserbühne angeboten, aber auch Modelle im Ablieferungszustand bzw. im Betriebszustand, welche in der Regel Ausbesserungsflicken zeigen. Auch die Umsetzung in Epochen spielt eine Rolle, es werden Güterwagen der Epochen III, IV und V aufgelegt. Weitere Unterschiede bei den Modellen betreffen die rein- oder silberfarbigen Lüfterklappen, das gleichfärbige oder silberne Dach, aber auch Modellausführungen mit und ohne Betriebsverschmutzung.


Verwandte Modelle

Exact-Train SBB Gbs & DB Gbs 252


Ausführliche Fassung zum Vorbild

Die Wagen der Gattung Glmms 61 (Gbs 254) stellten die größten von der DB beschafften zweiachsigen gedeckten Güterwagen dar. Sie entstanden in den Jahren 1961 bis 1966 zunächst durch Umbau aus ca. 4.500 älteren gedeckten Wagen . Nachdem keine alten Wagen mehr zur Verfügung standen, wurden ausschließlich neue Materialien verwendet.

Die Forderungen nach einem gedeckten Wagen mit einem Achsstand von 8.000 mm und einer Ladelänge von 12.500 mm wurden bereits Ende der 1940er-Jahre laut. Der Bau scheiterte jedoch daran, daß zu dieser Zeit für solch große Wagen noch keine internationalen Vorschriften vorhanden waren und die Wagen deshalb nur im Inland hätten einsetzt werden können.

Erst Anfang der 1960er-Jahre wurde der Weg geebnet, und die Entwicklung des Glmms 61 konnte beginnen. Innerhalb von fünf Jahren wurden ca. 10.660 Fahrzeuge von fast allen namhaften Waggonherstellern an die Deutsche Bundesbahn geliefert. Als Weiterentwicklung entstanden im Jahre 1963 die Wagen der Gattung Gltmms 62 (Hbcs-uv 300) mit Stirndrehtüren.

Das zweiachsige, überkritische Laufwerk dieser Wagen verfügt über rollengelagerte Radsätze mit gewalzten Vollrädern. Die Federung übernehmen neunlagige Blattfederpakete. Doppelschakengehänge verbinden die Blattfedern mit den Federböcken des Untergestells.

Der kleinste zulässige Bogenhalbmesser beträgt 35 m, die Höchstgeschwindigkeit 100 km/h. Die Fahrzeuge mit Heizleitung dürfen mit Sondergenehmigung in Reisezügen kurzzeitig mit einer Höchstgeschwindigkeit von 120 km/h eingesetzt werden.

Die Bremse ist eine Knorr-Druckluftbremse der Bauart KE-GP. Ein Bremszylinder überträgt die Bremskraft über ein Bremsgestänge und einteilige Bremsklötze auf die Laufflächen der Räder. Ein Bremsgestängesteller und ein zweistufiger, von Hand umzustellender Lastwechsel sind ebenfalls vorhanden. Ein Teil der Wagen verfügt über eine Handspindelbremse, die von einer Stirnbühne aus bedient werden kann. Die Fahrzeuge besitzen entweder Ringfeder-Hülsenpuffer oder Hochleistungspuffer zur Übertragung der Stoßkräfte.

Die durchgehende Zugvorrichtung ist mit normalen Schraubenkupplungen und Zughaken ausgestattet. Ein Teil der Wagen ist zur Aufnahme einer automatischen Mittelpufferkupplung vorbereitet.

Das diagonalsteife Untergestell setzt sich aus Walzprofilen zusammen. Diese bilden die Längsträger sowie die Quer- und Pufferträger. Ein ebenes Sprengwerk verleiht dem langen Untergestell die nötige Steifigkeit. Die Fahrzeuge mit Handbremse sind an einer Stirnseite um eine 500 mm lange Bremserbühne verlängert.

Der Wagenkasten setzt sich aus senkrechten und diagonalen Stahl-Profilträgern sowie einem waagerechten Obergurt zusammen. Diese Obergurte sind bei den zuerst gebauten Wagen zweiteilig ausgeführt. Später gebaute Wagen weisen einteilige Obergurte auf. Die Wand- und Türverkleidungen bestehen aus unverdichteten Kunstharzholzplatten.

Der Fußboden setzt sich aus mit Nut und Feder verlegten Holzbohlen zusammen. Zur Beladung ist auf jeder Längsseite in der Mitte eine große, einflügelige Schiebetür vorhanden. Acht Lüftungsöffnungen in den Seitenwänden sorgen für eine ausreichende Belüftung der Wagen. Die Öffnungen können durch Leichtmetallschieber verschlossen werden. Aus zolltechnischen Gründen ist es möglich, die Schieber und Türen zu verriegeln.

Das Dach ist je nach Bauserie mit PVC oder mit Stahlblech gedeckt. Das PVC-Dach der zuerst gebauten Wagen besteht aus einem Dachrahmen mit 14 Spriegeln. Dieser Rahmen trägt eine Holzverschalung, auf die der PVC-Zugvorrichtung Belag aufgebracht ist. Der Dachrahmen des Stahldaches, das bei den Wagen ab der Nummer 150 1 910 verwendet wurde, verfügt nur über zwölf Spriegel. Die Dacheindeckung ist von unten mit einer Spritzkorkschicht wärmeisoliert.

Die Fahrzeuge mit den Nummern 150 4 150 bis 1504 249 und 150 4 948 bis 150 4 967 sind mit einem Polyesterdach überdeckt. Aus Gründen der Gewichtseinsparung sind hier auch die Schiebetüren aus Polyester hergestellt. Für den Einsatz in Reisezügen sind rund 950 Wagen mit einer elektrischen und einer Dampfheizleitung ausgestattet.

Die Bundebahndirektion Hamburg entwickelte für die Wagen der Gattung Glmms 61 eine Transportschutzeinrichtung. Diese besteht aus zwei Laufschienen, die unter halb des Daches durch Querschienen mit dem Dachspriegel fest verbunden sind. An den Laufschienen sind Quertrennwände verschiebbar aufgehängt, zwischen die die einzelnen Ladegutstapel lückenlos verstaut werden können. In der Wagenmitte sind zwischen zwei Trennwänden durch Faltenbälge geschützte Gummiluftsäcke vorhanden. Diese können durch einen ortsfesten Kompressor oder eine Preßluftflasche aufgeblasen werden und füllen dann den Leerraum zwischen den Trennwänden in der Wagenmitte aus. Die Wagen mit dieser Transportschutzeinrichtung müssen fest in Bahnhöfen beheimatet sein.

Die großräumigen Fahrzeuge werden bevorzugt zum Transport großer Stückgüter mit geringer Dichte, wie z. B. Möbel oder Verpackungsmaterialien eingesetzt. Im Rahmen von Aufarbeitungen wurde zur Gewichtseinsparung bei den Wagen mit Handbremse die 500 mm lange Bühne gegen einen nur 300 mm langen Steg ausgetauscht. Im Jahre 1986 verkaufte die DB einen Teil der Gbs 254 an die Deutsche Reichsbahn. 59 dieser Wagen gelangten im Jahre 1994 zur DB AG, wurden aber nicht mehr umgezeichnet, sondern ausgemustert.

Von der DB übernahm die DB AG ca. 6.000 Wagen. Ihr Bestand war im Jahre 1998 auf ca. 400 Wagen gesunken. Nach ihrer Ausmusterung gelangten einige Wagen zu Privatbahnen oder wurden als Bahnhofswagen benutzt.