Märklin/Trix 22903 / 22908: DB-/DR-Baureihe 56.2-8

Aufgrund der steigenden Zuggewichte sah sich die KPEV gezwungen, immer leistungsfähigere Lokomotiven anzuschaffen. Von 1902 bis 1913 lieferten verschiedene Lokbaufirmen insgesamt 1.045 Maschinen der Serie G 8. Die G 8 war jedoch, da die Zuglasten immer größer wurden, an der Grenze ihrer Leistungsfähigkeit angelangt. Bei der KPEV begann man daher, auf der Basis der G 8 eine neue Lokomotive zu entwickeln: Der Kessel wurde vergrößert; den Kesseldruck hob man von 12 auf 14 kp/cm² an, und ein Speisewasser-Vorwärmer wurde eingebaut. Am Fahrwerk vergrößerte man den Achsstand und verstärkte den Rahmen. Durch diese baulichen Änderungen wurde die Lokreibungslast von 58,5 t auf 69,9 t angehoben.

Die G 8.1 war geboren. Sie übertraf die G 8 an Leistung. Dazu trug wesentlich die Vorwärmeranlage bei. Mit einer der ersten G 8.1 wurden eingehende Versuchsfahrten auf den Strecken Grunewald – Nedlitz und Güsten – Sangerhausen durchgeführt. Die G 8.1 beförderte einen 1000 t schweren Zug von Sangerhausen nach Blankenheim in Thüringen ohne Benutzung der Kesselreserve in 27 Minuten. Für die G 8 betrug auf dieser Strecke die Regellast von 675 t, wofür ihr der Fahrplan 44 Minuten Fahrtzeit zubilligte. Genauso eindeutig fiel der Versuch auf der Strecke Güsten – Mansfeld zugunsten der G 8.1 aus. Während die G 8 ihren 750-t-Zug in 92 Minuten ins Ziel brachte, benötigte die G 8.1 mit einer Last von 1000 t nur 74 Minuten.

Die KPEV besaß also neben der G 10 (spätere BR 57.10-35) eine weitere zugkräftige Lokomotive. Infolge des erhöhten Lokreibungsgewichts der G 8.1 stieg ihr maximaler Achsdruck auf 17,5 t an, lag also um 500 Kilo über der von der KPEV gesetzten Norm für Hauptstrecken.

Durch die Kriegsanstrengungen des Kaiserreichs waren aber die erforderlichen Oberbauarbeiten schleppender als geplant vorangegangen, sodass das Einsatzgebiet der G 8.1 auf die bereits umgebauten Strecken begrenzt blieb. Die KPEV nahm dieses Nebeneinander in Kauf; die G 10 mit ihrem maximalen Achsdruck von 15,3 t war universeller einsetzbar. Wie die Praxis später noch ergeben sollte, war die G 8.1 auch der G 10 leistungsmäßig überlegen.

Die G 8.1 wurde von der KPEV in den Jahren 1913 bis 1921 mit fast 5000 Exemplaren in Dienst gestellt. Den Höhepunkt der G 8.1-Produktion brachte das Jahr 1917, in dem insgesamt 1.000 Maschinen abgeliefert wurden. Danach sank die jährliche Produktion stetig ab, bis 1921 insgesamt nur noch 36 Loks dieser leistungsstarken Gattung in Dienst gestellt wurden.

Die G 8.1 übertraf in der Beschaffungszahl die berühmte P 8 (spätere Baureihe 38.10-40) um nahezu 50 Prozent und nahm diesbezüglich eine Spitzenstellung im gesamten deutschen Dampflokomotivbau ein. Nicht nur in deutschen Regionen war die G 8.1 zu Hause. So wurden 1921/22 50 Lokomotiven an die Polnische Staatsbahn (PKP) geliefert. 1924 baute Linke-Hofmann zehn Loks dieser Gattung für die Bagdadbahn (CFOA), die schließlich 1937 in die Türkischen Staatsbahnen (TCDD) eingereiht wurden. Bereits 1914 hatte sich Rumänien die Dienste von sechs Loks der Gattung G 8.1 gesichert; die Schwedischen Staatsbahnen legten sich 1918 zwanzig G 8.1 zu. Die letzten Loks dieser Gattung erstanden 1933 die Litauischen Staatsbahnen (LD).

Mit Gründung der Deutschen Reichsbahn Gesellschaft (DRG) wurden noch 3.122 Exemplare der G 8.1 übernommen und in den Jahren 1925/27 als BR 55.25-56 eingereiht. Mit ihrer Höchstgeschwindigkeit von nur 55 km/h behinderte die G 8.1 zu Beginn der dreißiger Jahre den Betrieb auf Hauptstrecken erheblich. Wegen der Weltwirtschaftskrise und dem daraus resultierenden Loküberschuß infolge fehlender Transportleistungen fiel der Reichsbahnverwaltung der Entschluss nicht schwer, mehr als tausend Loks zur Ausmusterung freizugeben. Bei wie der steigenden Transportzahlen entschloss sich die Reichsbahn dann 1933, durch Einbau einer Vorlaufachse die Geschwindigkeit der recht leistungsfähigen Maschinen anzuheben. Zwar verringerte sich die Lokreibungslast infolge der Gewichtsveränderung auf 64,1 t, die so reduzierte Zugkraft wurde aber durch die erhöhte Endgeschwindigkeit ausgeglichen. Diese betrug nun 70 km/h, womit die Lokomotiven auch im Reisezugverkehr einsetzbar waren. Insgesamt wurden 688 Maschinen damit nachgerüstet.

Die umgebauten Loks erhielten das Gattungszeichen G 45.16 und wurden als BR 56.2-8 im Bestand der Reichsbahn geführt. Nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges konnte man schließlich die G 8.1 in halb Europa antreffen. Nach Kriegsende verkehrten in beiden Teilen Deutschlands weit mehr als 1.000 Loks der BR 55.25-56. Die DB übernahm 358 Lokomotiven, die bis 1967 im Einsatz standen und nicht ins neue Nummernschema übernommen wurden. Die letzten Maschinen der Baureihe 55.25-56 wurden 1973 bei der DR ausgemustert.

Als der Dampflokbestand rapide abnahm, wurden die G 8.1 im westdeutschen Raum zusammengezogen. Vor Beginn des großen Traktionswandels waren diese leistungsstarken Loks über das ganze Bundesgebiet verstreut. Ziemlich genau 60 Jahre stand die G 8.1 im Dienst. Zum Schluss übernahm sie überwiegend Verschiebearbeiten, wofür einige Maschinen mit Rangierfunk ausgerüstet wurden.

Modellvorstellung

Märklin/Trix hat das Modell der Baureihe 56.2-8 als Jahresneuheit 2021 angekündigt und dabei erwähnt, daß es zu einer Neukonstruktion der Rauchkammertüre kommt. Mit dieser Ankündigung wurde das Modell auch technisch insofern verbessert, daß das Trix-Modell sowohl im DCC- als auch mit dem mfx-fähigen Decoder auf Digitalanlagen einsetzbar ist, wobei im Digitalbetrieb weitere Funktionen mit umfangreichen Betriebs- und Soundfunktionen zur Verfügung stehen. Dasselbe Modell ist bei Märklin unter der Artikelnummer 37518 angeboten. Der UVP beträgt jeweils € 439,–.

Verpackung

Die Auslieferung erfolgt in der bekannten Märklin-/Trix-Verpackung. Nach dem Abzug des Kartonschubers wird die stabile Plastikverpackung zugänglich, in welchem das Modell mit abermaligen Plastikschuber sicher für den Transport fixiert wurde. In der Plastikverpackung ist noch ein Zurüstbeutel beigelegt, darin finden sich geschlossene Frontschürzen und die dazugehörigen Bremsschläuche, um das Modell entweder als Vitrinenstück oder vorbildgerechter Frontschürze darzustellen. Die Betriebsanleitung und weitere Dokumente sind wie gewohnt im Kartonschuber seitlich in die Kartonschachtel eingeschoben.

Technik

Das Modell entspricht in der technischen Konzeption bisherige Modellkonstruktionen. Die technischen Komponenten verteilen sich beim vorliegenden Modell auf den Langkessel und den Tender. Im Langkessel befindet sich der geregelte Hochleistungsmotor. Ein Mittelmotor mit seiner Schwungmasse treibt über einen Wellenstummel das Modell über ein Schnecken-/Zahnradgetriebe an. Dieses greift direkt auf die vierte Kuppelachse ein, welches zugleich mit zwei Haftreifen versehen ist. Ebenfalls mit zwei Haftreifen bestückt ist die erste Kuppelachse. Die anderen Kuppelachsen werden über die Kuppelstange mitgenommen. Die Radsätze mit den Haftreifen sitzen starr im Rahmen, die beiden mittleren Radsätze weisen ein leichtes Seitenspiel mit leichter Federung auf.

Die Abnahme des Lokgehäuses (Langkessel mit Führerhaus) gestaltet sich bei beidem Fahrzeug wie folgt: Im ersten Schritt ist die Vorlaufachse zu entfernen, die über eine Zentralschraube hinter dem Zylinderblock situiert ist. Damit ist wird eine der beiden Zentralschrauben zugänglich. Die erste ist vor dem Zylinderblock (verdeckt durch das Vorlaufdrehgestell) und die zweite befindet sich zwischen dritter und vierter Kuppelachse. Erst dann läßt sich das oben aufgesetzte Gehäuseteil entnehmen. Der Motor ist dabei hinter der Kesselrückwand in den Bereich der Feuerbüchse/Langkessel eingeschoben und mittels Schrauben fixiert.

Das Tendergehäuse bietet Platz für die Digitalschnittstelle und den Lautsprecher. Verbaut ist eine 21MTC-Steckleiste. Der Tender ist ebenfalls am Fahrzeugrahmen mittels Schraubenverbindungen befestigt. Die Zugänglichkeit dazu wird durch den entfernbaren Kohlekastenaufbau auf dem Tenderkasten gewährleistet. Hier gilt es, zwei kleine Kreuzschrauben zu entfernen. Ungeachtet dessen ist aber der verbaute Decoder problemlos zugänglich. Der Decoder gestattet einen Einsatz des Modells unter analogen wie digitalen Bedingungen und ist somit DCC- und mfx-fähig.

Das Modell ist beidseitig mit einer Kurzkupplungskulisse ausgestattet. Darin befindet sich beidseitig die bekannte Märklin-Kurzkupplung eingesetzt. Die Verbindung zwischen Lok und Tender erfolgt ebenfalls über eine Kurzkupplungsverbindung. Abschließend ist noch zu erwähnen, daß der Schornstein für den nachträglichen Einbau des Märklin-Rauchsatzes 72270 vorbereitet ist.

Fahrverhalten

Das Fahrverhalten der Lok war unterschiedlich. Der erste Einsatz auf der Anlage verlief ruhig und ohne Nebengeräusche, bei den Testfahrten zum Messen der Geschwindigkeit war ein Zwitschern zu hören, deren Ursache noch auf den Grund zu gehen sein wird. Das 388 g schwere Modell zeichnet sich durch einen ruhigen und taumelfreien Lauf aus. Das Vorbild hat eine Höchstgeschwindigkeit von 70 km/h. Messungen bei 12 V Gleichstrom ergaben einen umgerechneten Wert von ca. 49 km/h. Die berechnete Modellgeschwindigkeit ist gegenüber der Vorbildgeschwindigkeit um ca. 30 % zu niedrig, gegenüber dem NEM-Wert – unter Berücksichtigung der Erhöhung um 30 % – ist die Modellgeschwindigkeit um ca. 60 % zu gering.

Optik

Die optische Ausgestaltung des aktuellen Modells zeigt ein den aktuellen Ansprüchen detailliertes Fahrzeug, bei dem ein Mix an unterschiedlichen Werkstoffen wie Metalldruckguß und angesetzte Kunststoffteile in Kombination treten. Der Langkessel ist wie schon erwähnt aus Metall gefertigt. Neben einzelner an der Außenhaut angravierter Leitungen sind auch zahlreiche freistehende Leitungen und Stellstangen bzw. erhabene Anbauteile wie Pumpen, Ventile und Dampfpfeife angesetzt. Die Umlaufbleche weisen filigrane Gravuren auf, wenig sichtbar, aber doch vorhanden ist der freie Durchblick zwischen Rahmen und Kessel und durch das Fahrwerk.

Das Fahrwerk besteht aus Metallrädern mit feinen Speichen und aus ebenfalls filigran gefertigten Gestänge. Die recht detaillierte Nachbildung läßt auch bis an die Schienenoberkante reichende Sandfallrohre erkennen. Die Bremsbacken sind auf der Ebene der Radlauffläche situiert. Als Hingucker gilt nicht nur der Kohlekastenaufbau mit feinen Nietreihen, sondern auch der detailreich ausgeführte Tenderrahmen. Das Tendergehäuse ist ebenfalls aus Metall gefertigt, lediglich der Kohlekastenaufbau ist aus Kunststoff und in das Tendergehäuse eingeklipst. Der Blick auf die Oberseite des Tenders offenbart weitere Feinheiten bzw. Detaillierungen wie den Klappdeckel für den Wasservorrat oder auch die an der Rückwand berücksichtigten Aufstiegshilfen, ergänzt durch extra angesetzte Lampen.

Farbgebung und Beschriftung

Die Farbgebung ist bei einer Dampflok bereits konstruktiv vorgegeben. Die Beschriftung ist lupenrein und korrekt aufgetragen, außerdem entsprechen die Angaben für DB-Loks. Die Neukonstruktion wird als 56 814 ausgeliefert, die neben dem DB-Schriftzug auch noch die damals üblichen Gattungsschilder trägt. Das Epoche-III-Modell gehört zur ED Augsburg und ist beim Bw Nördlingen beheimatet. Die letzten Untersuchungsdaten der Lok stehen am Tender, die letzte Bremsuntersuchung fand am 5. Mai 1950 bei Krupp Essen statt. Die Anschriften sind übrigens sauber, trennscharf und mehrfarbig aufgetragen.

Beleuchtung

Das Modell ist mit wartungsarmen, weißwarmen LED beleuchtet. Die Lok verfügt an beiden Lokenden jeweils nur zwei Laternen. Im Digitalbetrieb läßt sich beispielsweise die Lichteinstellung Rangierlicht extra schalten.


Bilder


Modellvorstellung Trix 22908 – DR 56 765

Märklin/Trix hat dieses Modell der DR-Lok in das Neuheitenprogramm 2022 aufgenommen und dabei die bestehende Konstruktion durch eine weitere Variante erweitert. Die Baureihe 56.2-8 wird erstmals mit Windleitblechen ausgeliefert, wobei dem Modellbahner noch eine weitere Besonderheit angeboten wird. Dem Modell liegen Abziehbilder mit dem Schriftzug „Lok Brigade Fritz Reuter“ für die Windleitbleche, die ganz individuell angebracht werden können. Eine weitere Formänderung zeigt sich an der neu entwickelten Rauchkammertüre. Das DR-Modell ist mit der Loknummer 56 765 bedruckt. Die Lok ist beim Bw Heringsdorf beheimatet, das zur RBD Greifswald gehört. Das letzte Ausbesserungsdatum ist mit dem Aufdruck Letzte Br. Unt. Le 24.10.66 dokumentiert. Das Untersuchungsdatum findet sich sowohl bei den Tenderanschriften als auch am Fahrzeugrahmen auf Fußbodenhöhe des Führerhauses. Das Dampflokmodell gelangt mit einem Tender der Bauart 3T 16,5 zur Auslieferung. Der UVP wurde damals mit € 449,– festgelegt, bei Auslieferung hat der Hersteller den neuen Preis von € 459,– angesetzt. Dasselbe Modell ist bei Märklin unter der Artikelnummer 37509 für das Dreileiter-Wechselstromsystem erhältlich.