Roco 71813: SBB Ae 8/14 11851

Die Reparationsleistungen Deutschlands brachten die SBB in ein Transportdilemma. Die oft bis zu 1.200 t schweren Kohlezüge bedingten am Gotthard unwirtschaftliche Mehrfachbespannungen. Um den Transport dieser Züge wirtschaftlicher zu gestalten, orderte die SBB bei SLM in Winterthur und BBC Münchenstein 1931 zwei Doppelloks vom Typ Ae 8/14. Neun Jahre später erfolgte die Lieferung der dritten Lok 11852 als viel bestaunte „Landilok“, die allein durch ihre Verkleidung als Stromlinienlok auffiel. Die Konstruktion der Ae 8/14 basiert auf bewährtem, sie ist nichts anderes als die Aneinanderreihung von zwei Loks der Type Ae 4/7. Diese bedurfte insbesondere im Bereich der Übergänge einige Anpassungen, indem die rückwärtigen Führerstände zugunsten einer gerade auslaufenden Kastenform sowie einer Verbindungstüre mit Übergangsblechen und Handläufen abgeändert wurde. Der mechanische Aufbau entspricht weitgehendst der Ae 4/7. Bei der Kraftübertragung wurde wiederum auf den Buchli-Antrieb zurückgegriffen, wobei die Anordnung unsymmetrisch rechts erfolgte. Bei den Ae 8/14 konnten infolge der Doppelanordnung auf bestimmte Bauteile verzichtet werden. Die acht Fahrmotoren werden von zwei Trafos versorgt, die gegenüber der Ae 4/7 nunmehr in der Lokmitte untergebracht sind. Die Kühlung des Trafoöls erfolgt bei der Ae 8/14 durch einen speziellen Ölkühler. Die beiden Führerstände sind für eine stehende Bedienung mit Handrad ausgelegt. Neu ist die Hochspannungssteuerung, sie besteht aus zwei Stufenschalter mit jeweils 28 Fahrstufen. Die weitere elektrische Ausrüstung befindet sich am Dach. Die Ae 8/14 waren ursprünglichen mit vier Stromabnehmern bestückt, zwei wurden später abmontiert. Das Einsatzgebiet der Loks blieb überschaubar, wenn auch die Loks 150.000 km pro Jahr zurücklegten. Der Plandienst endete 1945, seitdem wurden die Loks für Reserveleistungen herangezogen. Die Landi-Lok fing während eines Einsatzes Feuer und wurde danach äußerlich instandgesetzt und dem Verkehrshaus Luzern übergeben. Die 11851 wurde infolge schlechten Gesamtzustands 1977 in Biasca zerlegt, und die 11801 wurde 1984 offiziell zur historischen Lok des Depot Erstfeld ernannt.

Die Ae 8/14 11851 wurde 1932 in Dienst gestellt und von SLM und MFO entwickelt und gebaut. Die Lok hatte bei gleichen Hauptabmessungen und gleichem Gesamtgewicht eine Listung von 8.250 PS bzw. 6.070 kW. Anstelle des Buchli-Antriebes wurden bei der 11851 der SLM-Universalantrieb mit sechzehn Fahrmotoren eingebaut. Dieser war zwar leistungsfähig, im Betrieb erwies sich die Konstruktion aber als sehr laut, störanfällig und damit auch unwirtschaftlich. Die Lok erhielt anläßlich eines Umbaues im Jahr 1961 neue, geschweißte Führerstände, die einerseits dem Kopf der Ae 6/6 glichen und andererseits im Betrieb für der Personal eine sitzende Bedienung ermöglichte. Die 11851 war in diesem teilmodernisierten Zustand noch bis 1976 in Betrieb und wurde 1977 in Bellinzona ausgeschlachtet und in Biasca verschrottet.


Modellvorstellung

Roco hat bereits die Landi im Programm, sodaß die Modellausführung der Schwesterlok Ae 8/14 11851 nur eine Frage der Zeit war. Roco hat das Modell anläßlich der Winterneuheiten 2019 als Neukonstruktion verkündet. Als Vorbild diente die teilmodernisierte Ausführung mit den Ae 6/6-Silhouette. Die Neukonstruktion ist in drei verschiedenen Modellausführungen angekündigt, und zwar als Gleichstrom-Modell ohne Loksound mit der Artikelnummer 71813 zum UVP von € 499,90, als Gleichstrom-Modell mit Loksound unter der Artikelnummer 71814 zum UVP von € 669,90 und als Wechselstrom-Modell, ebenfalls mit Loksound, unter der Artikelnummer 79814 zum UVP von € 669,90. Die Notwendigkeit von zwei Decodern bei den Soundloks schlagt sich im enormen Preisunterschied markant nieder.

Verpackung

Das Modell wird als Roco-Edition ausgeliefert und trägt auf der Verpackung einen Hinweis auf das 60jährige Bestehen. Die Verpackung ist durch einen Kartonschuber umgeben. Die Auslieferung der Lok erfolgt in der bekannt-robusten Kartonverpackung mit Schaumstoffeinlage. Das Modell liegt zweigeteilt in der Verpackung abgelegt. Eine Plastikhaube dient wie immer als Transportschutz, zudem steht das Modell auf einem Plastikgleis. Plastikfolien dienen als Ausziehhilfe der Fahrzeughälfte. In der Verpackung findet sich eine Betriebsanleitung, ein Ersatzteilblatt und ein Zurüstbeutel, der verschiedene Anbauteile für das Modell beinhaltet, aber auch geschlossene Schürzen.

Technik

Die zweiteilige Lok besteht aus zwei angetriebenen Lokhälften. Beide Lokhälften sind kurzgekuppelt und nicht gemeinsam elektrisch verbunden. Die Lokgehäuse sind auf die Metallrahmen aufgesetzt und lassen sich durch einfaches Auseinanderspreizen nach oben abziehen, wobei zu beachten ist, daß im hinteren Gehäuseteil eine dünne Plastikverbindung entlang des Gehäuses verläuft und ggf. beschädigt werden kann. Des weiteren ist auch darauf zu achten, daß die Lichtkegel der Scheinwerfer nicht aus den Fassungen fallen. Bei meinem Modell sind bei der Abnahme des Gehäuses alle unteren Lichtkegel herausgefallen.

Sobald das Lokgehäuse abgezogen ist, wird das Innenleben des Modells sichtbar. Auf dem Metallrahmen ist die Fahrzeugplatine montiert, welche an der Rückseite eine PluX22-Schnittstelle aufweist. Beide Digitalschnittstelle sind ohne Brückenstecker bestückt. Daneben angeordnet sind die DIP-Schalter zur Darstellung der Beleuchtungsmuster für die Stirn- und Schlußbeleuchtung.

Beide Lokteile sind motorisiert. Je ein Mittelmotor befindet sich unter der Zentralplatine der Fahrzeughälfte. Der Antrieb erfolgt über Kardanwellen und das Stirnrad-/Schneckengetriebe auf alle vier Antriebsachsen der Lok. Die jeweils hinterste Antriebsachse ist beidseitig trotz des hohen Lokgewichtes mit zwei Haftreifen versehen. An allen Lokenden weisen eine Kurzkupplungskinematik auf.

Fahrverhalten

Die Lok hat ein Eigengewicht von 951 Gramm. Das Vorbild hat eine Höchstgeschwindigkeit von 100 km/h. Messungen bei 12 V Gleichstrom ergaben einen umgerechneten Wert von ca. 93 km/h. Die berechnete Modellgeschwindigkeit ist gegenüber der Vorbildgeschwindigkeit um ca. sieben % zu langsam, gegenüber dem NEM-Wert – unter Berücksichtigung der Erhöhung um 30 % – ist sie um ca. 37 % zu langsam.

Optik

Die ungewöhnliche, modernisierte Lokfront läßt die Neukonstruktion irgendwie doch zur Augenweide werden. Dies ist auch in Anbetracht der hervorragenden Detaillierung auch gerechtfertigt, die Ae 8/14 als solche zu bezeichnen. Der erste Blick auf das Lokgehäuse offenbart den Modellbahner ein aufwendig detailliertes Bauteil mit zahlreichen Unebenheiten wie nach außen stehende Lüftergitter, Nietreichen, Verblechungen usw. Die Loknummer ist ebenfalls erhaben dargestellt wie auch die Fabriksschilder links und rechts davon. Außerdem sind die Trittstufen zum Führerstand durchbrochen.

Alle Fenstereinsätze sitzen paßgenau in den Öffnungen, manche sind farblich bedruckt. Bei den Maschinenraumfenstern wurden am Lokrahmen hellgrün lackierte Plättchen eingesetzt, um Baugruppen farblich davon abzusetzen. Die Griffstangen sind sowohl an der Fahrzeugfront sowie auch bei den Führerstandstüren bereits ab Werk montiert. Dasselbe gilt auch für die zierlichen Scheibenwischer. Das Schweizer Wappen ist wiederum an der Fahrzeugfront erhaben ausgeführt.

Das Dach ist bis auf die Anordnung einzelner Isolatoren und Dachleitungen ident. Dort sind einerseits Trittstufen eingesetzt, anderseits befinden sich jeweils auf der hinteren Hälfte des Fahrzeuges zwei Stromabnehmer mit schmaler Wippe. Auf einer Lokhälfte wurde an den Stromabnehmer anschließend der Hauptschalter platziert. Alle Teile sind zierlich ausgeführt und mit den für die Schweiz üblichen, orange lackierten Leitungen versehen. Beim Lokübergang wird der Leitungsübergang nur angedeutet, die Drähte sind unterbrochen.

Beim Fahrwerk hat sich Roco der Bauteile seine Landi-Lok bedient und diese nochmals weiterverwendet. Das Modell ist mit feinen Speichenrädern versehen.

Bedruckung und Lackierung

Das einfache Farbschema der SBB-Lok wirkt sich natürlich positiv auf das Modell aus, indem Farbtrennkanten nur infolge von Bauteilübergängen existieren. Die Bedruckung läßt keinerlei Wünsche offen. Alle Anschriften sind lupenrein aufgetragen, zudem sind die Angaben in den Fabrikschildern zu lesen. Das Modell ist mit erhabenen Chromziffern und dem Frontwappen versehen. Wie schon eingangs erwähnt, lautet die Betriebsnummer für das Unikum 11851. Über der rechten Vorlaufachse ist das Beheimatungs-Depot, Erstfeld, aufgedruckt. Darüber ist das letzte Untersuchungsdatum R1 Be 27.06.72 angeschrieben.

Beleuchtung

Die SBB-Lok ist mit LED bestückt. Der Lichtwechsel erfolgt unter anderem auch nach den Schweizer Vorschriften und kann über DIP-Schalter gesteuert werden. Ebenfalls steuerbar mittels DIP-Schalter ist auch die Maschinenraumbeleuchtung. Im Digitalbetrieb sind weitere Beleuchtungsspiele möglich.


Bilder