Fleischmann 737215 / 737214: SBB Ae 6/6 bzw. Ae 610

Die SBB beschafften in den Jahren 1952 bis 1966 insgesamt 120 sechsachsige Neubauloks für den Schnell- und Güterzugverkehr über den Gotthard. Mit 4.300 kW Leistung waren diese zudem noch die stärksten und formschönen Lokomotiven in der Schweiz und galten lange Zeit als der ganze Stolz am Gotthard. Das Pflichtenheft verlangte dabei Loks, die einen 600 Tonnen Zug über die 26 %o-Rampen mit 75 km/h über den Gotthard ziehen konnten. 1952/53 erfolgte die Ablieferung von zwei Prototypen, danach erfolgte die Ablieferung der Serienmaschinen. Der mechanische Teil besteht aus einem selbsttragenden Lokkasten in Schweißkonstruktion. Dieser umfasst die beiden Führerstände, den Maschinenraum und die Zug- und Stoßvorrichtung. Der Kasten stützt sich mittels vier Gleitschuhen auf die vier Doppelblattfedern ab, die sich bei jedem Drehgestell neben den mittleren Treibachsen befinden. Beide Drehgestelle sind mit Querkupplungen zwecks besseren Kurvenlaufs verbunden. Die Serienmaschinen sind für eine sitzende Bedienung ausgelegt, die beiden Prototypen wurden Anfang der 1970er-Jahre den Serienmaschinen angeglichen. Der elektrische Teil besteht aus der üblichen Dachausrüstung (2 Stromabnehmer, Dachleitung, Hauptschalter), den sechs im Drehgestell eingelagerten Fahrmotoren, der Trafo befindet sich in Fahrzeugmitte. Die Bedienung der Ae 6/6 erfolgt über ein Hochspannungsstufenschaltwerk mit 28 Stufen. Neben der pneumatischen Bremse wurde bei den Ae 6/6 eine sehr wirksame E-Bremse mit Rekuperation eingebaut. Die Ae 6/6 wurden ursprünglich in grüner Lackierung und hellgrauem Rahmen abgeliefert, welcher später grau wurde. Die ersten 25 Loks wurden zu Kantonsloks ernannt und erhielten zusätzlich umlaufende Chrom-Zierlinien mit dem allseits bekannten „Schnäutzchen“ an der Front im Bereich des Schweizer Wappens. Alle Loks wurden auf den Seitenwänden mit Kantons- (11401 – 11425), Städte- (ab 11426) bzw. Ortswappen (11451 – 11520) angebracht. Die rote Farbgebung fand in den 1990er-Jahren erstmals Anwendung. Mit der Aufteilung des Fuhrparks auf mehrere SBB-Teilorganisationen wurden einige Ae 6/6, nunmehr als Reihe 610 bezeichnet, mit den Farben rot und blau mit Aufschrift „Cargo“ versehen.


Modellvorstellung

Fleischmann hat die Ae 6/6 bereits im Jahr 2008 als Neukonstruktion angekündigt und bislang verschiedene Ausführungen produziert. Im Neuheitenblatt von 2017 hat der Hersteller die Überarbeitung der Gotthard-Lok angekündigt, bei der technische und optische Verbesserungen versprochen wurden.
Zur Modellvorstellung gelangt die überarbeitete Ausführung der Gotthardlok als Ae 610 im Design von SBB Cargo, die der Hersteller mit den Winterneuheiten 2018/2019 angekündigt hat. Im Fleischmann-Sortiment wird die Lokomotive unter den Artikelnummern 737215 (UVP € 199,90 – Analog-Variante) und 737295 (UVP € 284,90 – Soundlok, Digital-Variante).

Verpackung

Die SBB Ae 6/6 wird in der üblichen Fleischmann-Blisterbox ausgeliefert. Das Modell liegt paßgenau im Plastikeinsatz und wird neben dem Oberteil der Blisterbox noch zusätzlich durch eine darauf liegende Plastikfolie geschützt. Dem Modell liegen als Zurüstteile geschlossene Frontschürzen bei, die bei Bedarf gegen die offene getauscht werden können. Ansonsten ist das ausgelieferte Modell sofort einsatzbereit. Die Betriebsanleitung ist wieder auf dem Kartoninlet abgedruckt, weiter liegen bei: das Ersatzteilblatt und die Garantieerklärung.

Technik

Die technischen Komponenten befinden sich unter dem Lokgehäuse. Zum Abnehmen des Lokgehäuses sind zuerst die Puffer herauszuziehen, erst dann läßt sich das Gehäuse nach oben abziehen. Das Innenleben der Lok zeigt das bewährte Antriebskonzept des Herstellers: ein im Fahrzeugrahmen platzierter Mittelmotor mit einer großen Schwungmasse unterhalb der Platine treibt die Lokomotive an. Das Drehmoment wird über die verlängerten Motorwellen und der aufgesetzten, schräggenuteten Welle auf das Stirn- und Schneckenzahnradgetriebe übertragen. Angetrieben werden jedoch nur vier Achsen, und zwar jeweils die äußeren pro Drehgestell. Die Mittelachsen der Drehstelle sind als gefederte Laufachsen ausgeführt. Die Stromaufnahme erfolgt über alle Achsen. Die beiden Haftreifen sind jeweils einseitig auf den Radsätzen 3 und 4 eingesetzt. Die Neuauflage erhielt eine Kurzkupplungskinematik nach NEM 355 verpasst. Fleischmann liefert das Modell serienmäßig mit der N-Standardkupplung aus. Die Fahrzeugplatine enthält eine Digital-Schnittstelle nach NEM 661.

Fahrverhalten

Das Eigengewicht beträgt 78 Gramm. Die Vorbildgeschwindigkeit beträgt 125 km/h. Messungen bei 12 V Gleichstrom ergaben einen umgerechneten Wert von ca. 120 km/h. Die berechnete Modellgeschwindigkeit ist gegenüber der Vorbildgeschwindigkeit um ca. vier % zu niedrig, gegenüber dem NEM-Wert – unter Berücksichtigung der Erhöhung um 50 % – ist sie sogar um ca. 54 % zu niedrig.

Optik

Obwohl die Erstkonstruktion schon ein sehr ansehnliches und vorbildgerechtes Modell war, hat der Hersteller bei der Überarbeitung noch eines darauf gesetzt und Verbesserungen vorgenommen. Im Prospekt werden u. a. freistehende Griffstangen genannt, die aber an der Außenhaut des Gehäuses nur angespritzt und erhaben dargestellt sind. Diese sind zwar nicht freistehend, machen sich aber allemal optisch besser als nicht maßstäblich getroffene Lösungen.

Das Lokgehäuse ist ungeachtet dessen mit tiefen und zahlreichen Gravuren versehen. Der leichte Kastenknick auf der Höhe der Führerstandsrückwand ist ebenso nachempfunden wie die feine Darstellung der in den Seitenwänden integrierten Lüftungsgitter. Die Fenster sind paßgenau in die Kastenform eingesetzt und weisen teilweise feine, silberne Fensterstege auf. Erhaben dargestellt sind auch die UIC-Dosen sowie der Wartungsdeckel mit seinen filigran ausgeführten Löchern an den Fahrzeugfronten. Das frontseitige Umlaufblech ist glatt ausgeführt.

Das Dach ist detailreich nachgebildet, wobei vor allem die zierliche Dachleitung und die Isolatoren auffallen. Die Dachfelder zeigen Nachbildungen von Nieten, aber auch die seitlichen Dachstege sind mit Trittschutz (Riffelmuster) versehen. Die beiden Dachaufbauten weisen angedeutete Lufteinlässe auf. Die beiden Scherenstromabnehmer tragen schmale SBB-Wippen, zudem ist im Stromabnehmer der optisch auffällig große Antrieb eingesetzt.

Die Drehgestelle mit ihren aufwendigen Andreaskreuzen zeichnen sich durch eine optische Tiefenwirkung aus und sind dreidimensional durchgebildet.

Bedruckung und Lackierung

Das vorliegende Modell ist sauber lackiert, es gibt auch keine keine Ausfransungen bei den Farbübergängen. Die Anschriften zeigen eine linierte Struktur, die einer Orangenhaut gleichzusetzen sind. Das Modell verkörpert das Erscheinungsbild der Epoche V. Die Lok trägt keine UIC-Nummer, dafür die Ausführung als Computernummer, und zwar Ae 610 439-2 und das Wappen von Schaffhausen. Die Anschriften am Fahrzeugrahmen sind von unterschiedlicher Qualität, manche sind einwandfrei zu lesen, andere verschwommen. Als letztes Untersuchungsdatum ist der 17.09.03 angeschrieben.

Beleuchtung

Die überarbeitete Lok wird mit LED illuminiert. Die Lok bildet den Lichtwechsel nach den Schweizer Vorschriften ab und leuchtet richtungsabhängig weiß und rot.


Bilder


Modellvorstellung 737214

Im Neuheitenblatt von 2019 listet Fleischmann als Variante zur Ae 6/6 eine Ausführung als Städtelok an. Der Hersteller hat dabei die Ae 6/6 11437 mit dem Städtewappen von der „Stadt Basel“ ausgewählt und umgesetzt. Das Modell wird kastenmäßig im Urzustand prodziert und ist im Depot Zürich beheimatet. Als letzte Untersuchungsdaten stehen am Rahmen die Daten R1 Be 27.11.85, womit das Modell sich zeitlich Ende der Epoche IV bzw. zum Beginn der Epoche V einreiht.


Bilder