Elektrische Lokomotiven – Aus dem berühmten Lokomotiv-Bildarchiv von Carl Bellingrodt

Die Nachwelt darf einer besonderen Clique von Eisenbahnfotografen sehr dankbar sein, daß es heute so viele Aufnahmen aus dem Eisenbahnbetrieb zwischen den beiden Weltkriegen, währenddessen und danach gibt. Zu dieser Clique gehören Carl Bellingrodt, Werner Hubert, Rudolf Kallmünzer, Rudolf Kreutzer, Hubert Maey sowie weitere, nicht näher bekannte Personen. Bei diesen Personen bestand schon sehr frühzeitig der Wunsch, ein Bildarchiv zum Eisenbahnwesen zu schaffen. Positiv an diesen Bemühungen war, daß man zur damaligen Zeit auch seitens der Staatsbahnen sehr positiv gesinnt war und die entsprechenden Fotografen einerseits gewähren ließ und andererseits bei der Umsetzung der Bildmotive behilflich war. Die damalige Eisenbahnfotografie ist mit der heutigen Digitaltechnik keinesfalls zu vergleichen. Wer damals ausgezeichnete Bilder schuf, der konnte zweifelsohne perfekt fotografieren und mußte sich stets vor Augen halten, daß das Bildmaterial gerade beim bewegenden Motiv an seine Leistungsfähigkeit geführt wurde. Um ein „passables“ Bild bei dennoch fahrenden Zügen zu erzielen, behalfen sich die heutigen Altmeister mit entsprechenden Hilfstabellen nach den Grundsätzen der Geometrie und Mathematik.

Beim vorliegenden Buch handelt es sich, soweit dies aus dem Vorwort zu entnehmen ist, um einen Nachdruck der Ausgabe aus dem Jahr 1979. Zwischenzeitlich sind fast 30 Jahre in das Land gezogen, und der EK-Verlag als Verleger und Eigentümer eines Teiles des Bellingrodt-Bildarchives entschloß sich zu einer unveränderten Neuauflage dieses Paradebildbandes. Schon beim Durchblättern der Neuauflage fällt auf, daß sehr viele Aufnahmen gestochen scharf wieder gegeben sind. Diese Bildschärfe ist von links nach rechts oder von oben nach unten durchgehend bemerkbar, was bei den vielen Bildabzügen, die auf dem freien Markt verfügbar sind, nicht unbedingt der Fall ist. Hier macht sich die enorme technologische Weiterentwicklung der entsprechenden Gerätschaften mehr als sichtbar. Bei genauerer Betrachtung fällt aber auch auch, daß der Verlag für nicht alle gezeigten Bildaufnahmen über die entsprechenden Negative oder Glasplatten verfügt, weil diese Aufnahmen unterschiedliche Unschärfen aufweisen. Als Extrembeispiel ist die Aufnahme des TEE 50 „Goethe“ auf Seite 149 zu nennen.

Die getroffene Bildauswahl basiert auf der Erstauflage von 1979. Schon damals haben die handelnden Personen ein sehr ausgewogenes Mischverhältnis von verschiedenen Fahrzeugtypen gefunden. Der Betrachter findet daher nicht nur Typenfotos im Buch, sondern auch – teilweise bekannte – Streckenmotive wieder. Besonders attraktiv sind natürlich die ganz alten Aufnahmen von Einzelstücken sowie von interessanten Wagensatzkombinationen der damaligen Zeit, die die Eisenbahn noch bunt und abwechslungsreich erscheinen ließ. Wünschenswert wäre vielleicht gewesen, wenn man einzelne Bildtexte überarbeitet hätte, um sie u. a. aussagekräftiger zu machen.


Allgemeine Infos:
Verlag: EK-Verlag
Autor: Bernhard Schreiber (Jörg Sauter)
Buchhülle: Hardcover
Umfang: 154 Seiten/ 26,7 x 22,2 cm
Fotos: 178
Grafiken/Pläne: 1
ISBN: 978-3-8446-6210-8
Verkaufspreis: € 29,80 [D]/€ 30,70 [A]