MU – DB-Schienen-Straßen-Bus BS 300: T30002, T32003

Die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg war trotz aller Tristigkeit auch von einer enormen Aufbruchsstimmung geprägt und hat nicht zuletzt Deutschland – damals – zu einer Wirtschaftsmacht gemacht. Der Fortschritt wurde durch neue Innovationen geprägt, wobei auch hier das Credo galt, mit möglichst wenig Ressourcen ein Optimum beim Output zu erreichen oder für anstehende Probleme entsprechende Lösungen zu finden.

Die Nordwestdeutsche Fahrzeugbau (NWF) hat schon frühzeitig in den 1950er Jahren an neuen Konzepten im ÖPNV gearbeitet. Das Unternehmen hat im Jahr 1951 den Bustyp BS 300 als Zweiwegefahrzeuge bzw. als Schienen-Straßen-Bus konzipiert, welcher zwei Jahre später von der Deutschen Bundesbahn in Dienst gestellt wurde und als Antriebsanlage einen 120 PS starken Motor von Klöckner-Humboldt-Deutz eingebaut hatte.

Für den Schienenbetrieb wurden an bestimmten Bahnhöfen eigene Drehgestelle unter beide Seiten des Busses geschoben, sodaß dieser im aufgebockten Zustand auf dem Streckennetz der Deutschen Bahn verkehren konnte. Für den Antrieb sorgte die gummibereifte Hinterachse des Busses. Der BS 300 war im Straßenverkehr für eine Geschwindigkeit von 80 km/h zugelassen, auf der Schiene konnte dieser 120 km/h schnell sein. Der Innenraum wies 43 Sitzplätze und bis zu 24 Stehplätze auf.

Mangelnde Flexibilität im Einsatz, da die Kapazitäten nicht einem steigenden Fahrgastaufkommen gerecht werden konnten, sowie die Notwendigkeit, bestimmte Bahnhöfe für den Wechsel von der Straße auf die Schiene und vice versa anfahren zu müssen, sorgten bald für schwindendes Interesse seitens der Deutschen Bundesbahn, wiewohl die Innovation durchaus beachtenswert war. Der letzte Einsatz auf der Schiene erfolgte im Mai 1967 auf der Strecke Betzdorf – Koblenz. Der Einsatz auf der Straße währte stattdessen länger. Erfreulich ist, daß ein derartiger Bus inkl. der Drehgestelle der Nachwelt erhalten geblieben sind und im Eisenbahnmuseum Bochum-Dahlhausen besichtigt werden können.


Modellvorstellung

Der Schienen-Straßen-Bus, kurz Schi-Stra-Bus BS 300, entstand vor ca. 20 Jahren beim bekannten Modellautohersteller Brekina in verschiedenen Ausführungen. Die Modellumsetzung bei Brekina war von heller Freude der Modellbahner begleitet, weshalb dieser ein eigenes Modellbahnprogramm entwickelte. Die vor wenigen Jahren durchgeführte Nachfolgeregelung des Unternehmens führte zur Einstellung dieses Produktsegments und zur Übernahme der Formen durch das rührige Unternehmen Modellbahnunion in Kamen.

Modellbahnunion hatte schon im Vorfeld verschiedene, kleinere Draisinen der DB in motorisierter Ausführung für H0 als Modell umgesetzt. Die Modellumsetzung des BS 300 bzw. die Neuauflage dieses Vorbildes war dann die Überraschungsneuheit gegen Ende August 2022, wobei der Hersteller das Modell nunmehr mit Loksound anbietet. Dies ist zugleich auch das Novum.

Die Auslieferung des Modells erfolgt in der Kartonverpackung von Modellbahnunion. Das Modell ist in einem zweifachen Plastikeinsatz abgelegt. Zunächst ist der Schuber zu entfernen, damit wird der Blistereinsatz mit dem Modell zugänglich. Auf dem Dach befindet sich noch eine Folie, in der Mulde des Blistereinsatzes sind Naßschiebebilder mit verschiedenen Nummernschildern, Zielanzeigen und sonstigen Anschriften abgelegt. Natürlich gehört auch eine Betriebsanleitung zum Lieferumfang des Modells.

Modellbahnunion bietet den Schi-Stra-Bus BS 300 in zwei verschieden einsetzbaren Versionen an. Das Modell ist einerseits als reines Straßenmodell erhältlich, andererseits auch als motorisiertes Modell mit eingebauten Drehgestellen. Die beiden Drehgestelle sind an den Fahrzeugfronten über eigene Befestigungen fixiert. Der Blick auf die Unterseite der Laufwerke macht deutlich, daß die Achsen für die Stromabnahme dienen und der Antrieb im Fahrzeuginneren untergebracht ist.

Das Fahrgastgehäuse ist auf dem Chassis aufgesetzt. Um es abzunehmen, sind mehrere Schritte notwendig, wie zunächst das Auseinanderspreizen des Gehäuse am vorderen Ende, gefolgt vom Hochziehen und gleichzeitiges nach hinten klappen des Gehäuses, um dann das Teil vom Heck auszuhebeln. Der Antrieb erfolgt über einen kleinen Motor auf die hintere Achse, hierbei dienen wie beim Vorbild die Gummiräder für den Antrieb. Unter dem Fahrgastraum befindet sich auch die eingebaute Digitalschnittstelle. Der Hersteller hat bei der Neuauflage des Modells eine Next18-Digitalschnittstelle einbauen lassen; das Brekina-Modell verfügte noch über die achtpolige NEM652-Schnittstelle, wobei als Novum eben schon der nunmehr integrierte Sound zu nennen ist.

Das Modell weist ordentliche Fahreigenschaften auf und wiegt 151 Gramm. Das Modell erbringt beim Einsatz bei 12 V Gleichstrom eine Modellgeschwindigkeit von ca. 121 km. Die berechnete Modellgeschwindigkeit ist gegenüber der Vorbildgeschwindigkeit um ca. einen % zu schnell und nach dem NEM-Wert (+ 30 %) um ca. 29 % zu langsam. Außerdem ist die motorisierte Variante mit einer LED-Innenbeleuchtung und mit einem weiß/rotem-Lichtwechsel versehen. Modellbahn-Union bietet die motorisierte Version ohne Sound zum UVP von € 119,90 an, währenddessen die Modellausführungen mit Sound den UVP von € 159,99 aufweisen. Die motorisierten Modelle sind sowohl für das Zweileiter-Gleichstromsystem als auch für das Dreileiter-Wechselstrom-System erhältlich.

Dem gegenüber ist noch die Straßenversion des bekannten Schi-Stra-Bus BS 300 zu erwähnen. Auch hier hat der Hersteller verschiedene Modellausführungen in unterschiedlichen Erscheinungsbilder umgesetzt. Das Modell wird einheitlich zum UVP von € 49,99 feilgeboten, ist gleich verpackt und bringt ein Eigengewicht von 89 Gramm auf die Waage.


Bilder MU-H0-T30002

 


Bilder MU-H0-T32003