Modellbahn-Union G40001ff – Neubaukesselwagen Uerdingen 1962

Die Entwicklung der Leichtbaukesselwagen reicht bis in die Zeit der Deutschen Reichsbahn zurück. Der allgemeine, technische Fortschritt gestattete die Ausbildung von ersten Leichtbaukesselwagen mit einem Fassungsvermögen von 30 m³. Ermöglicht wurde dies durch die damals neue Schweißtechnik. Auf diese Weise entstanden noch während des Krieges mehr als 2.200 Fahrzeuge für die Deutsche Luftwaffe, sowie noch eine weitere beachtliche Zahl solcher Kesselwagen für andere Gesellschaften, die nach dem Zweiten Weltkrieg nicht nur in Deutschland, sondern auch im Ausland verblieben sind, aber auch bei den bekanntesten Wageneinstellern verblieben sind.

Die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg blieb natürlich nicht stehen, und es mußten immer größere Transportgefäße geschaffen werden. Die EVA als einer der größten Privatwagenbetreiber Deutschland beschaffte im Jahr 1962 weitere 193 Kesselwagen für den Transport von Benzin bei der Waggonfabrik Uerdingen an. 30 dieser Wagen wurden auf den Namen Kontinentale Öl Transportgesellschaft in Berlin mit Heimatbahnhof Frankfurt am Main Hgbf. in den Bestand der DB eingereiht. Weitere 160 Kesselwagen für leichte Produkte folgten dann noch im Folgejahr. Die Leichtbaukesselwagen mit 40 m³ Fassungsvolumen von Uerdingen blieben bis 2004 im Bestand, bereits mehr als 20 Jahre zuvor, also 1982, kamen insgesamt elf Wagen zur ÖBB.

Modellvorstellung

Die Entwicklung von neuen Güterwagen beim sehr umtriebigen Hersteller und Händler Modellbahn Union erfolgt stets in zwei Stufen, indem meistens Neukonstruktionen zuerst in der Baugröße N realisiert werden und zu einem späteren Zeitpunkt dann auch für die größere Spurweite im Maßstab 1:87 mit ebensolcher Brillanz umgesetzt werden. Die Modelle dieser Güterwagen in der Baugröße N sind vor ca. eineinhalb Jahren erschienen, somit war es nur mehr eine Frage der Zeit, daß die H0-Ausführung folgen wird. Die Ankündigung als H0-Modell erfolgte dann kurzfristig gegen Ende des Monats August 2022. Dabei hat der Hersteller sagenhafte 22 Modellvarianten mit je drei Betriebsnummern, also 66 verschiedene Modellausführungen angekündigt, wobei die Auflagenzahl pro Artikelnummer bei 150 Stück liegen soll.

Die Modellumsetzung dieser Wagen erfolgt schon seit Jahren in enger Abstimmung mit dem deutschen Güterwagen-Papst Stefan Carstens, der dort nicht nur seine Publikationen (Güterwagen-Bücher und weitere Broschüren) vertreibt, sondern dem Herstellerteam auch als treuer Berater zur Seite steht. Im Zuge dieser interessanten Modellumsetzung war Stefan Carstens auch bereit, Hintergrundinformationen zur Entwicklung der Serie und allfällige Kompromisse offenzulegen, was vor allem den Durchmesser des Kessels betraf. Die dabei genannten Toleranzen hätten sicherlich auf den ersten Blick markante Unterschiede zu den Schwestermodellen hervorgebracht, allerdings ist bei der völligen maßstäblichen Umsetzung nie die Kostenexplosion beim Formenbau außer acht zu lassen, damit die Modelle noch zu einem vernünftigen Preis verkauft werden können. Auch wenn der Sommer schon vorbei ist, ist der Preis für diese Neukonstruktion durchaus heiß, immerhin werden die Fahrzeuge zum UVP von € 39,99 angeboten. Was sicherlich sehr zu begrüßen ist, ist die Modellumsetzung derartiger Kesselwagen in der jüngeren Nachkriegszeit der DB und somit das Schließen von weiteren Lücken im Bereich der zweiachsigen Kesselwagen. In diesem Sinne kann man nur hoffen, daß die Verantwortlichen auch weiterhin so umtriebig sein werden und weitere, interessante Güterwagenmodelle – natürlich auch Kesselwagen – produzieren werden, die den Markt bereichern und den Anlagenbetrieb bunter gestalten.

Die Auslieferung des Modells erfolgt in der Kartonverpackung mit eingeschobener, zweiteiliger Blisterverpackung. Zwei Blisterteile nehmen das Modell auf, auf eine zusätzliche dünne Schutzfolie wurde verzichtet. Zum Lieferumfang gehört auch noch ein Zurüstbeutel, der für die Selbstmontage vor allem Bauteile für die Pufferbrust beinhalten.

Das Modell ist gänzlich aus Kunststoff gefertigt und scheint im Inneren sichtlich beschwert worden zu sein. Das Eigengewicht des Kesselwagens beträgt 62 Gramm. Der wuchtige Kessel weist an der Außenhaut ganz eine Schweißnähte auf und ist auf den Fahrzeugrahmen aufgesetzt mit mittels Schraubenverbindung befestigt. Einzelne Modelle erhielten am Kessel noch seitliche Firmenschilder eingesetzt. Am Kesselscheitel ist ein zierlich und filigran nachgebildeter Kesseldom nachgebildet, welcher um einen Laufsteg mit fein detaillierten Geländer umgeben ist. Dieses sowie auch die Leiter und das Geländer der Verschieberbühne sind robust ausgeführt. Die Trittflächen des Laufsteges weisen eine fein gelöcherte Struktur auf, dürften Ätzteile sein. Das Fahrgestell nimmt die Kurzkupplungskulisse auf, am Wagenboden ist die Bremsanlage korrekt dem Vorbild nachempfunden.

Die Lackierung der Komponenten ergibt sich aus den einzelnen Bauteilen durch entsprechend eingefärbtes Granulat. Das Modell ist sauber modelliert und auch bedruckt, sogar mehrfarbig. Die Bremszettelhalter sind silbern dargestellt. Die Einzelheiten zum jeweiligen Modell werden bei den Bildern genannt.


Bilder G40001

EVA-Kesselwagen mit dem alten Logo und der Wagennummer 540 155P, Heimatbahnhof Brühl Ost, RIV-fähig, Revisionsdatum 4 REV 11.04.62 (Abnahmedatum).


Bilder G40004

EVA-Kesselwagen mit dem alten Logo und dem zusätzlichen Schild „Shell“, Wagennummer 540 318P, Heimatbahnhof Brühl Ost, RIV-fähig, Revisionsdatum 4 REV 12.09.62 (Abnahmedatum).


Bilder G40016

Zweiachsiger Privatkesselwagen der Firma EVA, neues Logo und Wagennummer 23 80 735 3 328-9P, Heimatbahnhof Brühl Ost, Revisionsdatum 6 REV 201 22.12.89, Epoche V.


Bilder G40022

Kesselwagen der Firma DEA und der Wagennummer 580 946P, RIV-fähig, Heimatbahnhof Hamburg-Wilhelmsburg, Revisionsdaten 4 REV 09.08.61 (Abnahmedatum).


Bilder G40040

Zweiachsiger Privatkesselwagen der Firma „Esso“ mit silbernen Kessel und der Wagennummer 540 132P, Heimatbahnhof Brühl Ost, RIV-fähig, Revisionsdaten 4 REV 17.07.62 (Abnahmedatum).


Bilder G40049

Gelb lackierte Privat-Kesselwagen der Firma „Shell“ mit der Wagennummer 510 913P, RIV-fähig, Heimatbahnhof Brühl Ost, Revisionsdaten 4 REV 03.09.61 (Abnahmedatum).


Bilder G40055

VTG-Kesselwagen mit altem Logo und zusätzlichem Kesselschild „Shell“ mit der Wagennummer 574 882P, RIV-fähig, Heimatbahnhof Hamburg-Rothenburgsort, Revisionsdaten 4 REV 101 13.05.62.


Bilder G40061

VTG-Kesselwagen mit neuem Logo und zusätzlichem Kesselschild „Shell“ mit der Wagennummer 21 80 072 4 650-5P, Heimatbahnhof Hamburg-Rothenburgsort, RIV-fähig, Revisionsdaten 4 REV 114 11.05.73.


Bilder G40064

VTG-Kesselwagen mit altem Logo und der Wagennummer 21 80 072 4 710-7P, grüner Tank, Heimatbahnhof Hamburg-Rothenburgsort, RIV-fähig, Revisionsdaten 4 REV 403 19.04.74.


Bilder G40070

VTG-Kesselwagen mit neuem Logo und der Wagennummer 23 80 735 0 593-1P, Heimatbahnhof Hamburg-Rothenburgsort, Revisionsdaten 4 REV 102 21.04.91, Epoche V.


Bilder G40073

VTG-Kesselwagen mit neuem Logo und der Wagennummer 23 80 735 0 212-8P, Heimatbahnhof Hamburg-Rothenburgsort, grüner Tank, Revisionsdaten 4 REV 403 03.12.83.


Bilder G40082

Privatkesselwagen der Firma BP mit der Wagennummer 23 80 735 5 156-2P, Heimatbahnhof Hamburg-Wilhelmsburg, Revisionsdaten 4 REV 110 21.06.88, Epoche V.