Der Siemens-Vectron von Hobbytrain: H30155 (WLC) / H30156 (Railpool) / H30151 (TXL-Flammenlok)

Der Siemens Vectron stellt die aktuelle Ausführung einer leistungsstarken Elektrolokmotive dar, die auf Basis der EuroSprinter-Familie (ES 64 U2 und U4 bzw. ÖBB Taurus 1 bis 3) entstanden bzw. daraus weiterentwickelt wurde. Die Weiterentwicklung war notwendig, weil die vorhergehende Typenfamilie nicht mehr den neuen Crashnormen entsprach.

Die mechanische Grundkonzeption wurde von der ES 64 U2 bzw. U4 übernommen. Änderungen sind aber im Kastenaufbau zu erkennen. Die Frontpartie wurde neu designt, um den strengeren Crahsnormen genüge zu tun, damit verbunden ist auch eine Neugestaltung der Seitenwände und der Dachpartie zu erklären.

Siemens hat bei der Entwicklung der Vectron-Familie fünf verschiedene Varianten bzw. Prototypen entworfen und gebaut. Eine dieser Maschinen wurde als dieselelektrische Version konzipiert und trägt die Betriebsnummer 247 901. Die Diesellok kann wahlweise mit einem Motoraggregat zwischen 2 und 2,4 MW bestückt werden und weist eine Höchstgeschwindigkeit von 160 km/h auf. Die anderen vier Lokomotiven stellen elektrische Versionen mit unterschiedlichen Leistungsausprägungen zwischen 5,2 und 6,4 MW sowie Höchstgeschwindigkeiten von 160 oder 200 km/h dar. Diese Fahrzeugtypen sind sowohl in Wechselstrom- als auch in Gleichstromnetzen einsetzbar. Das Dienstgewicht beträgt je nach Ausführung zwischen 80 und 87 Tonnen.

Die Vorstellung der neuen Produktplattform erfolgte 2010. Die erste Bestellung dieser Type erfolgte im Dezember 2010 durch das deutsche Leasingunternehmen Railpool, die Loks für Deutschland und Österreich orderte, welche zwei Jahre später in Betrieb gingen. Eine weitere Bestellung ging im März 2012 vom EVU FuoriMuro aus Italien für zwei Gleichstrom-Maschinen ein, denen im Dezember 2012 ein Auftrag von gleich 23 Gleichstromloks durch DB Schenker Rail Polska folgte; weitere 13 sind als Option vorgesehen. Mitsui Rail Capital Europe (MRCE) gab seine Bestellung von 15 Maschinen erst im Juni 2013 bei Siemens ab. Eine Bestellung über zwei Loks für den Personenverkehr in Schweden langte im Oktober 2013 durch Paribus Capital ein. Einen Großauftrag erhielt Siemens durch die Finnischen Staatsbahnen, die im Dezember 2013 80 Loks mit einer Option über weitere 97 Maschinen bestellten.

Als zweites italienisches EVU ist Compagnia Ferroviaria Italiana (CFI) zu nennen. Diese bestellten im Februar 2014 zwei Gleichstrom-Maschinen. 2014 nahm das erste EVU aus Österreich einen Vectron in Betrieb, und zwar CargoServ in Linz, die ihre Lokomotive als 1193 890 in den Hausfarben betreibt. Kurz darauf schloss ELL aus Wien mit Siemens einen Rahmenvertrag über 50 Maschinen – davon sind 24 fix, der Rest als Option – in unterschiedlichen Ausführungsvarianten, die heute bei verschiedensten Kunden in Österreich, Deutschland und Tschechien zum Einsatz gelangen. Noch im selben Jahr folgte eine Bestellung über vier Wechselstromloks von boxXpress, eine Lokomotive bei mgw Service sowie weitere fünf Maschinen durch Railpool und 20 Lokomotiven bei MRCE, ausgelegt für 200 km/h. Zum Jahresende gelangte eine weitere Maschine nach Österreich, zu den Wiener Lokalbahnen Cargo.

Die Wiener Lokalbahn Cargo, das hier zuerst vorgestellte Modell, verfügt nur über eine eigene Maschine. Die Lok wurde zunächst in den eigenen Hausfarben blau/creme abgeliefert und kam im grenzüberschreitenden Verkehr zu Deutschland zum Einsatz. Im Zuge der Corona-Pandemie hat das Eisenbahnverkehrsunternehmen mit einem Designerbüro neue Farbkonzepte für die eigene Fahrzeugflotte entwickelt, welches teilweise zur Umsetzung gelangten. Davon betroffen war auch das Einzelstück. Die angemieteten Vectron behielten ihr bisheriges Erscheinungsbild.

Die Lokomotiven des Alpen-Sylt-Express sind von Railpool angemietet. Das Leasingunternehmen Railpool zählte zu den ersten Bestellern des Siemens-Vectron, welche eine silberne Farbgebung und mit blaue Kontrastflächen aufweisen. Die Loks wurden am 22. Dezember 2010 bestellt, bereits im Jahr 2012 lieferte der Hersteller die Maschinen 193 801 bis 806 an den Besteller ab. Die Flotte der Railpool-Maschinen weist unterschiedliche Konfigurationen auf. Die Maschinen sind demnach lauftechnisch für 200 km/h ausgelegt und erbringen eine Leistung von 6,4 MW. Das Eigengewicht wird mit 87 Tonnen beziffert. Diese Maschinen wurden in München gebaut und waren für Deutschland und Österreich zugelassen. Zwei Jahre später, im Mai 2014, erfolgte einerseits der Verkauf von Railpool an Oak Capital, zugleich wurden fünf weitere Loks bestellt und als 193 810 bis 814 abgeliefert. Im Folgejahr erfolgte die Bestellung weiterer drei Loks, und zwar 193 815 – 817. 2016 gab es erneut eine Bestellung über fünf weitere Lokomotiven mit einer Option auf zuästzliche zehn Maschinen. Diese Loks erhielten die Loknummern 193 824 – 828. 2019 wurden die nächsten Loks in Betrieb genommen, und zwar die 193 990 bis 999. Die ersten Vectron MS kamen erst 2022 mit den Loks 193 086 bis 105 zum Unternehmen.

Das dritte Eisenbahnverkehrsunternehmen ist TX Logistik, kurz TXL. Das Unternehmen steht im Eigentum der italienischen Güterverkehrssparte, und zwar der Mercitalia Gruppe als Tochtergesellschaft der Ferrovie delle Stato italiane. Das Unternehmen ist sie 1999 am Markt tätig und bediente sich seither verschiedene Loktypen. Hierzu zählen nicht nur Einsätze der Baureihe E 412 der FS und der Baureihe 185.5, sondern eine umfangreiche Flotte von Siemens-Vectron. Keine dieser eingesetzten Loks steht im Eigentum des EVU. Die im Einsatz befindlichen Maschinen sind von verschiedenen Leasingunternehmen angemietet und fallen insbesondere durch besondere Design der Maschinen auf.


Modellvorstellung

Lemke hat bei seiner Marke Hobbytrain den Siemens-Vectron als Neukonstruktion avisiert. Erste Modelle sind bereits im Handel erhältlich, weitere Modellausführungen folgten mit den Herbstneuheiten 2020 und dem Neuheitenkatalog 2021. Darin enthalten ist u. a. die Ausführung der WLC und die Zuglok für den Alpen – Sylt-Express von Railpool. Die Modelle sind ohne Loksound zum UVP von € 164,90 bzw. mit Loksound zum UVP von € 259,90 erhältlich.

Verpackung

Das Modell wird in einer robusten Blisterbox mit Kartonschuber ausgeliefert. Das Modell selbst, das in eine Folie umwickelt ist, befindet sich in einer Ausnehmung des Schaumstoffeinsatzes. Dem Modell sind keine Zurüstteile beigelegt. Die „Fahrzeugpapiere“ sind unter dem Schaumstoffeinsatz zu finden. Auch hier gilt extra zu erwähnen, daß die Schriftgröße der Bedienungsanleitung in einer barrierefreien Ausführung zu wählen ist.

Technik

Die technischen Komponenten sind unter dem Kunststoffgehäuse der Lokomotive versteckt. Das Gehäuse ist auf das Metallchassis aufgesetzt. Die Abnahme ist durch das einfache auseinanderspreitzen der Seitenwände bei den Drehgestellen und durch Abzug nach oben möglich. Damit wird das Innenleben des Modells offengelegt.

Das Metallchassis weist eine Besonderheit auf, indem es aus zwei Hälften besteht und zusammengeschraubt ist. Es nimmt auf der Oberseite die Zentralplatine des Fahrzeuges auf. Die Befestigung erfolgt über zwei Schrauben. Die Next18-Schnittstelle ist an der Unterseite der Zentralplatine untergebracht. Die Antriebskomponenten sind unter der Zentralplatine bzw. im zweigeteilten Chassis untergebracht. Ein Mittelmotor mit großer Schwungmasse treibt das Modell auf alle vier Achsen an. Die Kraftübertragung erfolgt über Kardankupplungen und ein Stirnrad-/Schneckengetriebe auf alle Achsen, von denen die Stromabnahme erfolgt. Die beiden Außenachsen tragen jeweils einseitig, diagonal versetzt einen Haftreifen. Die Fahrzeugenden sind mit Kurzkupplungskulissen ausgestattet.

Fahrverhalten

Die Hobbytrain-Diesellok bringt ein Eigengewicht von 74 Gramm auf die Waage. Das Fahrverhalten des Modells ist mehr als zufriedenstellend. Die Höchstgeschwindigkeit des Vorbildes beträgt 160 km/h. Die umgerechnete Modellgeschwindigkeit beträgt ca. 199 km/h. Die Modellgeschwindigkeit ist daher um ca. 25 Prozent im oberen Bereich zu schnell, im unteren Geschwindigkeitsbereich ist sie ca. 25 % zu langsam. Die anzusetzende Differenz ist gemäß MOROP bei einem Modell der Baugröße N mit 50 Prozent anzusetzen.

Optik

Das Modell des Siemens Vectron ist fabelhaft nachgebildet, wobei aufgrund der kleinen Baugröße verschiedene Vereinfachungen erkennbar sind. Diese Vereinfachungen betreffen insbesondere Anbauteile wie der Griffstangen an der Fahrzeugfront, die aufgedruckten Scheibenwischer und die seitlichen Griffstangen bei den Führerstandstüren, Andererseits sind anderweitige Bauteile sauber nachgebildet und erhaben dargestellt, aber auch verschiedene Ausnehmungen am Fahrzeugrahmen. Am Dach befinden sich zwei filigran ausgeführte Stromabnehmer, filigran eingesetzte Lüftergitter als Ätzteile und eine filigran ausgeführte Dachleitung. Die Dachleistung ist übrigens als robustes Metallteil realisiert. Die Drehgestelle sind detailreich ausgeführt. Die Federpakete, die Dämpfer und andere Leistungen sind hervorragend  konstruktiv umgesetzt und weisen eine entsprechende Tiefenwirkung auf.

Farbgebung und Beschriftung

Das neue Design von WLC ist durchaus aufwendig abzubilden. Das Hobbytrain-Modell ist tadellos lackiert und auch bedruckt. Ausfransungen der Farbtrennkanten sind keine vorhanden. Am Dach, der Rahmen und das Fahrwerk sind umbragrau lackiert. Am Dach befinden sich silbern ausgeführte, eingesetzte Ätzteile. Sämtliche Anschriften (teils mehrfarbig) sind gut lesbar ausgeführt und deuten auf den Tampondruck hin.  Selbst auf den angehängten Unterflurteilen sind Bedruckungen ersichtlich. Die Fahrzeuganschriften entsprechen dem aktuellen Erscheinungsbild der Epoche VI. Das Modell ist als A-WLC 91 81 1193 980-0 bedruckt. Im Abnahmeraster steht das Abnahmedatum REV MMAL 11.12.14 und die Verlängerung mit 1. Verl. 19.11.20.

Beleuchtung

Das Modell verfügt über eine wartungsarme LED-Beleuchtung. Der Lichtwechsel erfolgt fahrtrichtungsabhängig. Das Spitzenlicht besteht aus drei weiße Frontlichter, die Schlußbeleuchtung aus zwei roten Lichtern.


Modellvorstellung


Modellvorstellung H30156 – Railpool 193.813 – Alpen – Sylt-Express

Während die obigen dargestellte Maschine regelmäßig in Österreich im Einsatz steht, gelangt die unten stehende Maschine in dieser Ausführung im Rahmen des Alpen – Sylt-Express nach Österreich und bringt diese Urlauberzüge bis nach Salzburg. Dieselbe Lok war aber in der üblichen Railpool-Lackierung im Güterzugverkehr entlang der Donauachse im Einsatz. Die weiß-lackierte mit dem blauen Railpool-Streifen ohne dem Railpool-Schriftzug ist mit der Halterkennung D-Rpool, der Loknummer 91 80 6193 813-3  und den Revisionsanschriften REV MMAL 18.07.14 und die 1. Verl. RLS 30.06.21 bedruckt. Das Modell ist zum UVP von € 164,90 erhältlich.


Modellvorstellung H30151 – Dispolok 193.878 – TXL-Flammenlok

Das Neuheitenprogramm 2021 sieht auch diese aktuelle Designvariante einer TXL-Vectron vor. TXL hat den angemieteten Taurus (182.572) gegen die neuere Ausführung als Vectron ersetzt und diese Maschine ins bekannte Flammendesign gehüllt. Beide Loks waren einmal noch vor einem KLV-Zug aus dem Ruhrgebiet nach München im Einsatz. Hobbytrain hat die Flammenlok als Analog-Modell mit besagter Artikelnummer zum UVP von € 164,90 aufgelegt, wobei dieses Modell auch als Digital-Modell mit Loksound (Artikelnummer H30151S) zum UVP von € 259,90 erhältlich ist. Die „Wir brennen für das was wir tun“-Lok ist aufwendig bedruckt und gibt das Flammenmotiv sehr gut wieder. Die Lok ist als D-DISPO 91 80 6193 878-6 bedruckt, im Revisionsraster steht das Abnahmedatum REV MMAL 21.01.15.