Arnold HN2501 / HN2502: ÖBB-Reihe 1046

In Vorüberlegungen zum Beschaffungsprogramm 1954 für den Nahverkehr und den leichten Schnellverkehr war eine einheitliche Triebwagenbauart mit etwa 1.000 kW Leistung vorgesehen. Zum Führen von „Leichtschnellzüqen“ sollte der Triebwagen mit Gepäckraum und Zugführerabteil ausgestattet sein, nur die halbe Nutzlänge des Kastens sollte als Fahrgastraum eingerichtet werden. Der fiktive Elektrotriebwagen wäre als Solo-Triebwagen mit Stirnübergängen ähnlich den Dieseltriebwagen der Reihen 5046 und 5146 vorgesehen gewesen und sollte im Schnellzugdienst drei Leichtbeiwagen ziehen oder im Regionalverkehr mit Zwischen- und Steuerwagen laufen.

Eine Traktionsleistung von lediglich 1.000 kW wäre für einen „Leichtschnellzug-Schlepptriebwagen“ im Einsatz Wien – Innsbruck über Zell am See (später auch Wien – Villach und Graz) völlig unzureichend gewesen. Die Planung hatte offenbar die diesbezügliche Fehlentwicklung der Gepäck-Schnelltriebwagen RFe 4/4 601 – 603 der SBB außer Betracht gelassen. Die 1941 abgelieferten RFe 4/4 mit 985 kW Stundenleistung hatten sich selbst auf der Mittellandstrecke Zürich – Genf als zu schwach erwiesen und waren bereits 1944 an Privatbahnen weiterverkauft worden (mit reduzierter Übersetzung und 90 statt 125 km/h waren sie zuletzt bei der BT als De 4/4 25 und bei der SOB als De 4/4 21 und 22 im Einsatz).

Der 1OOO kW-Triebwagen wurde bei den ÖBB letztlich als Triebkopf 4030 des vierteiligen Triebzuges realisiert, für die geplanten „Leichtschnellzüge“ dagegen ein Triebfahrzeug mit 1.600 kW und Lokcharakteristik in Form der Reihe 4061 gebaut. Die 4061 werden in zeitgenössischen ÖBB-Unterlagen stets als Leichtschnellzuglokomotiven mit Gepäckraum apostrophiert. Eine damalige Textpassage hellt einen heute nicht mehr gegenwärtigen Zusammenhang auf: „… entsprechend den Klassifizierungsvorschriften ist ein solches Triebfahrzeug mit Gepäckraum und Zugführerkabine als Triebwagen zu werten und bedarf daher nur einer einmännigen Besetzung im Führerstand …“.

Der Gepäcktriebwagen Reihe 4061 wurde von Lofag und ABES (Federführung Elin) in lokomotivmäßiger Bauart in Schweißkonstruktion mit Drehgestellen in Holmenbauweise und Kastenabstützung über eine Wiege konzipiert. Die in den Drehgestellrahmen gelagerten Hohlankermotoren treiben die Achsen über den Secheron-Lamellenantrieb. Erstmalig bei einem ÖBB-Triebfahrzeug solcher Leistungsklasse kamen Pendelrollenanker für die Achslager zum Einbau.

Im Zuge der Erprobung des Gepäcktriebwagens 4061.04 wurde am 14. Oktober 1957 zwecks Fahrzeitermittlung eine Schnellfahrt Wien – Innsbruck via Gnigler Schleife mit lediglich vier geplanten Zwischenhalten durchgeführt. Die Anhängelast war mit 231 t (Meßwagen 950 100 und sechs Mitteleinstieg-Leichtschnellzugwagen B4ipüho 32500) so gewählt, daß die Rampe Saalfelden – Hochfilzen noch ohne Vorspann bewältigt werden konnte.
Der vermeintliche „SuperCity anno 1957“ scheiterte an den Fahrzeitverlusten von insgesamt 53 (!) Langsamfahrstellen, von denen mehr als die Hälfte zwischen Wien und Linz lag. Hier war eine Sollfahrzeit von 131 Minuten veranschlagt worden (die kürzeste Fahrzeit war mit 120 Minuten errechnet), de facto lag der Probezug in Linz schon 36 Minuten hinter dem Plan! Weiter westwärts war der ehrgeizige Fahrplan durchaus haltbar, zwischen Salzburg Parsch und Zell am See unterschritt der Zug sogar die Planvorgaben (Netto-Fahrzeit abzüglich Halt in Schwarzach-St. Veit 82,6 Minuten gegenüber der Planzeit von 85 Minuten).

Da die angestrebten rascheren „Leichtschnellzüge“ angesichts der desolaten Nachkriegs-Streckenverhältnisse, insbesondere im Wiener Direktionsbereich, unfahrbar waren, wanderten die 4061 alsbald in den Personenzugdienst ab. (Es sollte nicht die einzige österreichische Triebfahrzeugtype sein, deren tatsächlicher Einsatz sich nicht mit der bei der Bestellung ursprünglich zugedachten Zweckbestimmung deckte, man denke lediglich an die wesentlich später beschaffte „Expo-Lok“ 1014). Eine wirkliche Nutzung des Gepäckraumes der 4061er dürfte nur äußerst selten erfolgt sein.

Die Chronik der Reihe 4061 verzeichnet nur wenige Höhepunkte „standesgemäßen“ Traktionseinsatzes: Immerhin waren die 4061 die erste elektrische ÖBB-Triebfahrzeugtype, die regelmäßig im Durchlauf von der DB übernommen wurde („Mozart“ bis München) und folglich Indusi-Einrichtung erhielt. 1970/71 bespannten Salzburger 4061 den saisonierten TEE-Flügelzug 80/81 zwischen Rosenheim (retour bis München) und Zell am See via Kufstein – Wörgl.

Gestalterisch gilt der 4061 bezüglich der Kopfform (Pfeilung 12°, Einwärtsneigung der Fensterpartie 10°, Seitenrundungen mit 300 mm Radius) als Wegbereiter zur Reihe 1042 . Zeitgenössische Darstellungen heben insbesondere die uneingeschränkte Rundumsicht durch die Vollverglasung lobend hervor, die in den 1980er und 1990er-Jahren bestimmenden Ansichten durch nachträgliche Verblechung eliminiert wird. Nachhaltige Korrosionsschäden am Fahrzeugaufbau hatten vor etwa zehn Jahren schon die völlige Ausmusterung der Reihe 1046 ex 4061 in Erwägung gebracht, die durch den HG-Neuaufbau von zwölf Loks (zuzüglich der beiden 1146 (ex 1046.03 und 17) abgewendet wurde. Die Ursprungsbauform als Gepäcktriebwagen ist seit 1. Oktober 1993 Geschichte.

Das geplante Konzept wurde aus verschiedenen Gründen nie umgesetzt, sodaß die 4061 im Jahre 1976 zur Reihe 1046 umgezeichnet wurden. Zwölf von 19 Loks erhielten ab 1988 infolge starker Korrosionsschäden am Fahrzeugaufbau einen Neubaukasten, die diesen Maschinen ein ungewohntes Aussehen verlieh. Während die Altbau-1046 noch in blutoranger und sogar in tannengrüner Lackierung im Einsatz standen, erhielten alle HG-Loks das neue Farbschema mit Bauchbinde und Brille. Als Unikat ist die 1046.009 zu erwähnen, sie war die einige 1046 mit Altbaukasten, die das neue Valousek-Farbschema trug. Die Reihe war zeitlebens in leichten Regionalverkehr eingesetzt und war bis zum Ausscheiden 2003 in Wien-Nord bzw. Wien-FJB beheimatet.


Modellvorstellung

Die Reihe 4061 bzw. 1046 der ÖBB ist bei Arnold seit 2014 im Sortiment und wurde bereits in verschiedenen Ausführungen schon produziert. Im Neuheitenkatalog 2020 sind weitere Farb- und Beschriftungsvarianten enthalten. Neu ins Sortiment aufgenommen wurde eine blutorange 1046 im Altbaukasten mit der Artikelnummer HN2501 und eine 1046 in der HG-Version, Artikelnummer HN2502, wobei die Modelle auch mit integrierten Decoder und Loksound verfügbar sind. Als UVP für die analoge Version ein Preis von € 175,50.

Verpackung

Arnold liefert seine ÖBB 1046 in einer eckigen Blisterbox aus. Nach Öffnen des Deckels muß noch eine Blistereinsatz entfernt und die um das Modell umliegende Folie entfernt werden. Danach ist das Modell aus dem unteren Blistereinsatz entnehmbar. Zum Lieferumfang gehört noch eine Betriebs- und Wartungsanleitung sowie ein Ersatzteilblatt. Leider sind diese Unterlagen für Personen mit Beeinträchtigung der Sehstärke absolut unbrauchbar. Es wurde eine Schriftgröße gewählt, die ohne Vergrößerungsglas nicht lesbar ist.

Technik

Die technischen Komponenten sind im Fahrzeuggehäuse untergebracht. Um zum Innenleben des Modells vorzudringen, sind mehrere Schritte notwendig. Als erstes sind die beiden Kupplungsköpfe aus dem NEM-Schacht und die vier Puffer aus dem Modell zu ziehen, dann läßt sich das Gehäuse durch leichtes Auseinanderspreizen der Seitenwände nach oben abziehen. Der Blick in das Innenleben offenbart zunächst die Zentralplatine und den darunter befindlichen Mittelmotor. Die Platine ist mit einer Digitalschnittstelle nach NEM 651 (sechspolig) versehen. Der Mittelmotor treibt über zwei Kardanwellen und das Stirnrad-/Schneckengetriebe alle vier Achsen an. Haftreifen befinden sich auf der ersten und der vierten Achse, jeweils einseitig. Die Getriebedeckel sind an der Unterseite mit einer Luke zum Ölen verstehen, in das Chassis ist eine Kurzkupplungskulisse nach NEM 355 integriert.

Fahreigenschaften

Das Vorbild hat eine Höchstgeschwindigkeit von 125 km/h. Messungen bei 12 V Gleichstrom ergaben umgerechnete Werte von ca. 160 km/h. Diese ist gegenüber der Vorbildgeschwindigkeit um ca. 28 % höher, gegenüber dem NEM-Wert mit der Draufgabe von 50 % um gerade einmal ca. 22 % zu niedrig.

Optik

Arnold hat mit seiner damaligen Neukonstruktion ein sowohl optisch als auch in den Proportionen  konstruiertes Modell erzeugt. Der Fahrzeugkasten ist vorbildgerecht nachgebildet und ist mit filigranen Gravuren versehen. Erhabene Teile wie Türgriffe, Griffstangen udgl. sind am Lokkasten angraviert und farblich behandelt. Detailreich gestaltet sich das Dach. Die Drehgestelle sind dreidimensional durchgebildet.

Farbgebung und Beschriftung

Das Modell wurde tadellos lackiert und bedruckt. Die Zierlinien sind sauber aufgetragen, selbst an den Rundungen des Lokkastens. Das gilt auch für die Bedruckung. Die Lokanschriften sowie die Bremsanschriften sind richtig platziert, die Anschriften sind unter einer Lupe gut lesbar. Arnold hat einer Neuauflage die Loknummer 1046 022-8 vergeben. Die Lok ist bei der Zfst. Amstetten beheimatet. Das Datum der letzten Brems-Untersuchung geht auf den 29.09.82 zurück. Die Angaben des Fabrikschildes sind unter einer guten Lupe lesbar.

Beleuchtung

Die 1046 ist mit wartungsfreien LED versehen. Das Spitzenlicht besteht aus drei, warmweißen Lichtern.  Das Schlußlicht besteht aus einer roten LED. Die Ansteuerung erfolgt fahrrichtungsabhängig.


Bilder HN2501


Bilder HN2502

Starke Korrosionsschäden am Lokkasten erforderten einen teilweisen Neuaufbau in der HW Linz. Ein Teil der Flotte wurde daraufhin modernisiert, damit verbunden war eine optische Änderung des Lokkastens. Die HG-Version stellt wurde als Formvariante umgesetzt, wobei die modernisierten Maschinen zunächst in unterschiedlichen Farbschemen in den Betriebsdienst zurückkehrten. Es war die Zeit des Experimentierens beim Design, wobei die Kastenfarbe genauso betroffen war wie die Farbe der Bauchbinde.

Als eine Vertreterin der HG-1046 hat Arnold unter der Artikelnummer HN2502 die ÖBB-Lok 1046 001-2 umgesetzt. Die Modellausführung entspricht dem obigen Modell, wobei es nur eine Neubetrachtung des Lokkastens bedarf. Gegenüber dem Altbaukasten scheinen die seitlichen Lüftergitter im Gehäuse eingelassen zu sein und sind farblich behandelt. Auffallend sind mehrere, extra angesetzte Teile wie die Rückspiegel oder die frontseitigen Umläufe. Lackierung und Bedruckung sind auch bei diesem Modell tadellos umgesetzt. Als Heimatdienststelle ist die Zfl. Wien-Nord ausgewiesen, als letzte Untersuchungsdatum wird der 17.09.90 angegeben.