Modellbahn-Union 40003 / 40007: Kesselwagen

Die Entwicklung der Leichtbaukesselwagen reicht bis in die Zeit der Deutschen Reichsbahn zurück. Der allgemeine, technische Fortschritt gestattete die Ausbildung von ersten Leichtbaukesselwagen mit einem Fassungsvermögen von 30 m³. Ermöglicht wurde dies durch die damals neue Schweißtechnik. Auf diese Weise entstanden noch während des Krieges mehr als 2.200 Fahrzeuge für die Deutsche Luftwaffe, sowie noch eine weitere beachtliche Zahl solcher Kesselwagen für andere Gesellschaften, die nach dem Zweiten Weltkrieg nicht nur in Deutschland, sondern auch im Ausland verblieben sind, aber auch bei den bekanntesten Wageneinstellern verblieben sind.

Die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg blieb natürlich nicht stehen, und es mußten immer größere Transportgefäße geschaffen werden. Die EVA als einer der größten Privatwagenbetreiber Deutschland beschaffte im Jahr 1962 weitere 193 Kesselwagen für den Transport von Benzin bei der Waggonfabrik Uerdingen an. 30 dieser Wagen wurden auf den Namen Kontinentale Öl Transportgesellschaft in Berlin mit Heimatbahnhof Frankfurt am Main Hgbf. in den Bestand der DB eingereiht. Weitere 160 Kesselwagen für leichte Produkte folgten dann noch im Folgejahr. Die Leichtbaukesselwagen mit 40 m³ Fassungsvolumen von Uerdingen blieben bis 2004 im Bestand, bereits mehr als 20 Jahre zuvor, also 1982, kamen insgesamt elf Wagen zur ÖBB.

Modellvorstellung

Modellbahn-Union hat völlig überraschend wieder eine Eigenkonstruktion in Auftrag gegeben und diesmal dieses Vorbild für sein N-Modell ausgewählt. Die Vorbildwahl dürfte kein Fehler gewesen sein, schließt doch MU mit seinem Wagen eine weitere Lücke im Bereich der zweiachsigen Kesselwagen. Man kann nur hoffen, daß sich der Verkauf von den bis zu zehn verschiedenen Modellen derart gut rechnet, um von diesem Vorbild auch eine H0-Varianten erhoffen zu dürfen.

Dieser Wunsch ist dann auch eingetreten, indem der Hersteller völlig überraschend auch in der Baugröße H0 realisierte. Für die Umsetzung der Modelle in den Baugröße H0 und N agierte im Hintergrund der bekannte Buchautor Stefan Carstens, der sich intensiv mit dem Thema Güterwagen aller Art beschäftigt und Autor zahlreicher einschlägiger Bücher ist. Die Modellumsetzung dieser Wagen erfolgte deshalb mit ihm. Im Zuge dieser interessanten Modellumsetzung war Stefan Carstens auch bereit, Hintergrundinformationen zur Entwicklung der Serie und allfällige Kompromisse offenzulegen, was vor allem den Durchmesser des Kessels betraf. Die dabei genannten Toleranzen hätten sicherlich auf den ersten Blick markante Unterschiede zu den Schwestermodellen hervorgebracht, allerdings ist bei der völligen maßstäblichen Umsetzung nie die Kostenexplosion beim Formenbau außer acht zu lassen, damit die Modelle noch zu einem vernünftigen Preis verkauft werden können. Das war soweit ein kleiner Ausflug in die Welt der Baugröße H0.

Die Auslieferung des Modells erfolgt in der Kartonverpackung mit eingeschobener, zweiteiliger Blisterverpackung. Zwei Blisterteile nehmen das in Folie umwickelte Modell auf. Der mitgelieferte Zurüstbeutel beinhaltet nur zwei Bremsschläuche zur Selbstmontage. Der UVP des Modells beträgt € 29,99.

Das Modell ist gänzlich aus Kunststoff gefertigt. Der wuchtige Kessel weist an der Außenhaut ganz eine Schweißnähte auf und ist auf den Fahrzeugrahmen aufgesetzt. Am Kesselscheitel ist ein zierlich und filigran nachgebildeter Kesseldom nachgebildet, welcher um einen Laufsteg mit fein detaillierten Geländer umgeben ist. Dieses sowie auch die Leiter und das Geländer der Verschieberbühne ist robust ausgeführt. Die Trittflächen des Laufsteges weisen eine fein gelöcherte Struktur auf. Das Fahrgestell nimmt die Kurzkupplungskulisse auf, am Wagenboden ist die Bremsanlage korrekt dem Vorbild nachempfunden.

Die Lackierung der Komponenten ergibt sich aus den einzelnen Bauteilen durch entsprechend eingefärbtes Granulat. Das Modell ist sauber modelliert und auch bedruckt, sogar mehrfarbig. Die Bremszettelhalter sind silbern dargestellt.


Bilder 40003

Dieses Modell zeigt einen Kesselwagen der EVA mit der Betriebsnummer 540180P mit Heimatbahnhof Brühl Ost. Am Längsträger ist im Revisionsraster das Abnahmedatum 4 REV 17.05.62 angegeben.


Bilder 40007

Unter dieser Artikelnummer wurde ein Epoche IV-Modell der Firma EVA aufgelegt. Es trägt die Betriebsnummer 23 80 735 3 334-7P bei gleichem Heimatbahnhof. Im Revisionsraster stehen dafür die Angaben 6 REV 201 09.09.94.

Variantenreichtum

Der Hersteller hat bei der Umsetzung der zweiachsigen Kesselwagen für die Baugröße N gleich mehrere Modellausführungen produziert. Der Variantenreichtum betrifft Modelle der Deutschen Vermietungsgesellschaften genauso wie auch von eingestellten Wagen der jeweiligen Erdöltransportierenden Unternehmen. Somit entstanden auf dieser Bauart Kesselwagenmodelle mit den Anschriften für EVA, EVA samt Zusatzschild SHELL, EVA mit Zusatzschild DEA, EVA in hellgrauer Farbgebung, DEA, Esso, Shell, VTG mit der Zusatzbeschriftung Shell, VTG mit altem Logo bzw. auch andere Beschriftungsvarianten von VTG und auch von BP. Darüber hinaus fanden sich solche Kesselwagen auch bei der BfB, der Karo AS, der Transport-Gesellschaft Dollbergen und Konti, aber auch bei der DEA im dunkelgrünen Anstrich, Texaco in blaugrüner Lackcierung, ebenso in der silber/schwarzen Lackierung mit den Texaco- oder DEA-Zeichen und zum Einsatzende hin auch mit dem KVG-Logo. Sollten Wagen noch zur GATX gelangt sein, schieden diese bis 2013 aus.

Firmengeschichte VTG

Die VTG ist der größte Waggonvermieter in Deutschland. Das Unternehmen wurde 1951 als Staatsbetrieb gegründet und kümmerte sich primär um den Fuhrpark der Kesselwagen. Die Geburtsstunde der VTG war aber im Jahr 1872, als in Österreich die Erste Eisenbahnwagen-Leihgesellschaft AG (EEL) gegründet wurde. Dieses Gründungsdatum gilt zugleich als die Geburtsstunde des Geschäftsmodells zur Vermietung von privaten Eisenbahnwaggons. Zwanzig Jahre später, also im Jahr 1892, wurde die Nachfolgegesellschaft der EEL gegründet, die den Namen Österreichische Eisenbahn-Verkehrs-Anstalt (OEVA) trug. Die Gesellschaft hatte anno dazumal 459 Waggons im Bestand.

Die Gründung der VTG geht auf das Jahr 1951 zurück und hieß VTG Vereinigte Tanklager und Transportmittel GmbH in Hamburg. Sie wird als Staatsbetrieb gegründet. Zehn Jahre später erfolgte die Privatisierung der Gesellschaft. Die VTG gehört fortan der Preussag. Erst 20 Jahre später, also im Jahr 1981, ist die Gesellschaft in den Transport von Container eingestiegen. Bis dahin waren nur Kesselwagen im Angebot.
Die VTG beginnt zu expandieren und übernimmt die Transpetrol GmbH Internationale Eisenbahnspedition. Der nächste Expansionsschritt passierte im Jahr 1994. Das Unternehmen erwarb eine Beteiligung an der TRANSWAGGON AG und die Aktienmehrheit des Schifffahrts- und Transportunternehmens Lehnkering Montan AG. Die Gesellschaft gründet 1997 die VOTG Tankcontainer GmbH. 1999 erfolgte die Zusammenlegung der Logistikaktivitäten der Lehnkering AG und der VTG Vereinigte Tanklager und Transportmittel GmbH zur VTG-Lehnkering AG.

Der Konzern übernahm 2002 die europäische Waggonvermietung der australischen Bramles-Gruppe, deren Waggonvermarktung aus der ehemaligen OEVA hervorging. Durch den Deal erhöhte sich der Waggonbestand auf ca. 23.000 Fahrzeuge. VTG stockt die Beteiligung der Transpetrol GmbH Internationale Eisenbahnspedition auf 74,9 %, ändert die Rechtsform auf Aktiengesellschaft und stößt die Bereiche Waggonvermietung, Eisenbahnspedition, Stückgutwagen, Tankcontainer und Reparaturwerke den Unternehmensbereich Bulk- und Speziallogistik.

Das Unternehmen übernimmt in den Jahren 2004 bis 2007 den Geschäftsbereich der französischen Eisenbahngüterwagen- und Tankcontainerflotte der französischen Algeco S. A. sowie die Wagen der österreichischen OMV, der schweizerischen Rexwal Finance S. A. und der schwedischen Railtrans und Nordwaggon AB. Damit gelangen weitere 6.500 Wagen in den Bestand. In diesen Zeitraum fällt der Verkauf der VTG an Compagnie Européenne de Wagons S. à. r. l. Es wird darauffolgend der Börsengang vorbereitet und drei Geschäftsbereiche (Waggonvermietung, Schienenlogistik und Tankcontainerlogistik) geschaffen. Im Jahr 2007 notiert die VTG erstmals an der Frankfurt Wertpapierbörse, zudem wird die britische Tankcontainer-Vermietgesellschaft Tankspan Leasing Ltd. erworben. Die Anteile der VOTG Tankcontainer GmbH werden von 58,35 auf 100 % erhöht.

Im Jahr 2008 erfolgt die große Expansion über den Teich. Die VTG steigt mit der Akquisition der Texas Railcar Leasing Company Ltd. mit ca. 1.000 Waggon in das nordamerikanische Waggonvermietungsgeschäft ein und gründet die „000“ VTG Russia und ein Joint Venture der VOTG Tankcontainer GmbH mit der chinesischen COSCO Logistics, übernimmt den Waggonbaubereich der Graaf-Gruppe.

VTG stieg 2010 in ein neues Geschäftsfeld ein, und zwar den europäischen Getreidetransport. Hierfür wurden ca. 1.800 Güterwagen beschafft, zusätzlich erfolgte die Übernahme einer 100 Prozent-Beteiligung am Schienenlogistikunternehmen TMF.

Das runde Firmenjubiläum im Folgejahr sorgte für weitere Expansschritte. Durch die Übernahme des amerikanischen Waggonvermietungsunternehmens SC Rail Leasing America hat sich die Wagenflotte verdoppelt, außerdem firmiert das Unternehmen seither als VTG Rail Inc. Mit der Übernahme der Firma Railcraft gelangen weitere 870 Waggons in das Anlagevermögen, womit die Märkte in Rußland und den baltischen Staaten bedient wird. In Italien wird außerdem der Mitbewerber Sogerent mit 300 Mineralölwaggons übernommen.

2014 werden die Schienenlogistikaktivitäten der VTG mit Teilen der Bahnaktivitäten von Kühne & Nagel zusammengelegt. Im Jahr 2015 erfolgte die Übernahme des Mitbewerbers Ahaus Alstätter Eisenbahn AG (AAE). Die Flotte wächst dabei auf mehr als 80.000 Waggons an. Drei Jahre später übernimmt VTG auch das französische Unternehmen NACCO. Die Wagenflotte weist nun mehr als 90.000 Waggons auf.

Die Pandemie und deren Einschränkungen führen zu einer Redimensionierung der Geschäftstätigkeiten. Das Unternehmen verkauft 2021 das nordamerikanische Waggonvermietgeschäft sowie die Tankcontainer-Überseeaktivitäten. Nachdem das Unternehmen in Wien dem 150jährigen Waggonvermietungsgeschäft durch die EEL feierte, hat sich das Unternehmen zur Umwandlung der Rechtsform als GmbH entschlossen.

Firmengeschichte EVA

Die EVA ist der zweite, große Waggonverleiher. Die Gesellschaft wurde am 24. November 1899 als Eisenbahn-Verkehrsmittel AG gegründet. Die Gründung erfolgte durch die Übernahme der seit 1897 bestehenden Deutschen Waggon-Leihbauanstalt GmbH als „Deutsche Waggon-Leihanstalt Aktien-Gesellschaft. 1917 erfolgte die Integration der Waggonbau AG in Wismar und gleichzeitig die Umbenennung in „Eisenbahn-Verkehrsmittel A. G.“, kurz EVA.

Die Gesellschaft hielt unterschiedliche Beteiligungen, hierzu zählte u. a. die Triebwagen- und Waggonfabrik Wismar A. G., Hansestadt Wismar mit seinen Standorten in Posen und Brühl sowie seit 1928 auch an der Waggon-Fabrik AG in Uerdingen am Niederrhein. Nach dem Krieg wurde der Firmensitz nach Düsseldorf verlegt. im Jahr 2002 fing das Unternehmen durch mehrmalige Umfirmierung und Fusion in der VTG-Lehnkering AG auf.