Märklin 46171: DB-Kühlwagen Tnoms 35

Der Transport von gefrorenen Fischen stellte besondere Ansprüche an die dafür verwendeten Kühlwagen dar. In normalen Kühlwagen waren die Kühlkammern mit dem Eis vom Ladegut getrennt, damit nässeempfindliche Waren wie Obst und Gemüse einerseits nicht damit in Berührung kamen und andererseits nicht verdarben . Fische hingegen brauchten aber den direkten Kontakt zum Eis, damit sie nicht austrockneten. Sie mussten also in zerstoßenem Eis (Maschineneis) auf dem Boden der Wagen transportiert werden oder in Kisten und Körben, die in das Eis eingebettet waren. Deshalb weisen die Fischkühlwagen keine Eiseinwurfluken und Luftumwälzer auf. Mit der Entwicklung und dem Bau spezieller Fischkühlwagen begannen schon die Königlich Preußischen Staatsbahnen (K. P. E. V.) Ende des 19. Jahrhunderts mit der Entwicklung und dem Bau spezieller Fischkühlwagen. 1922 stand mit dem Tko 02 die erste Reichsbahn-Bauart von Fischkühlwagen auf Schienen. Mit der Zeichnungsnummer Cq 240 wurden ca. 120 Fahrzeuge gebaut, die ab 1936 durch die Bauart Gkhs Berlin (DB-Gattung Tnf 32 bzw. nach UIC-Bezeichnung Ibdlps 382) ergänzt wurden. Nach der Ablieferung der zweiachsigen Gkhs Berlin standen der Deutschen Reichsbahn mehr als 1.300 Fischkühlwagen zur Verfügung. Dieser Bestand reichte aber nicht aus, weshalb ab 1942 weitere Seefisch-Kühlwagen in Dienst gestellt wurden. Eine Neukonstruktion schied infolge des Krieges aus, stattdessen griff man auf bekannte Typen zurück. Für die hier vorgestellten Wagen benutzte man deshalb Teile der gedeckten Wagen Glmhs Dresden in geschweißter Bauart und kombinierte sie mit den Kühlwagen der Bauart Gkhs Berlin (Tnf 32). Auf diese Weise entstanden ca. 500 Wagen, die zunächst ebenfalls als Gkhs Berlin eingereiht wurden. Bei der Deutschen Bundesbahn bekamen sie die Gattungsbezeichnung Tnf(reh)s 38 und ab 1966 hießen sie UIC-gerecht lbdlq(r)s(-v) 383.

Die Laufwerke der Wagen haben Vollradsätze mit Gleitlagern. Siebenlagige Blatttragfedern mit einer Blattlänge von 1.400 mm verbanden über einfache Schaken die Radsätze mit den am Untergestell befestigten Federböcken. Sie erlauben das Durchfahren von Bogenhalbmessern bis 35 m. Ein Teil der Wagen konnte mit Radsätzen für die russische Breitspur bestückt werden. Sie waren bei der Reichsbahn an weißen Pufferhülsen und dem Nebengattungszeichen „r“ zu erkennen, die Deutsche Bundesbahn verwendete nur das „r“. Die Druckluftbremse der Bauart Hildebrand-Knorr Hik-GP arbeitete mit einer zweistufigen und von Hand umzustellenden Lastabbremsung. Der in der Mitte des Untergestells aufgehängte Bremszylinder hatte einen Durchmesser von 10 Zoll. Er wirkte über den Bremsgestängesteller (Bauart DA 2-450) und das Gestänge auf die einfachen, über den Laufflächen der Radsätze befestigten Bremsklötze. Ein Teil der Wagen konnte über die Kurbel der Handspindelbremse arretiert werden. Die Zugvorrichtung war mit normalen Schraubenkupplungen und Zughaken ausgestattet. Eine automatische Mittelpufferkupplung konnte nicht eingebaut werden. Vier mit dem Untergestell verschraubte Hülsenpuffer der Bauart Ringfeder mit runden Puffertellern übertrugen die Stoßkräfte auf die Nachbarwagen. Das Untergestell aus unterschiedlichen Walzprofilen bildete mit seinen Lang-, Quer- und Kopfträgern einen stabilen Rahmen, auf dem der Wagenkasten ruhte. Ein kleines Sprengwerk zwischen den Radsätzen verlieh der Konstruktion zusätzlich Stabilität. Bei den Wagen mit Feststellbremse war das Untergestell auf einer Seite um eine stählerne Bühne mit festem Geländer und festen Trittstufen verlängert. Unter den Ladetüren erleichtern lange Trittstufen aus Holz dem Personal das Einsteigen in den Laderaum.

Der Wagenkasten bestand aus unterschiedlichen Seiten-, Eck- und Türrungen. Sie wurden in den an die Ladetüren angrenzenden Segmenten durch lange und kurze Diagonalstreben verstärkt. Die tonnenförmige Dachkonstruktion aus Holz wurde von den Glmhs Dresden übernommen und durch eine Innenisolierung an die Aufgaben der Kühlwagen angepasst. Bei Wagen mit einer Feststellbremse stand zum Schutz der Bremskurbel ein hölzernes Bremserhaus auf der Stirnbühne. Der Zugang zu diesem Haus erfolgte durch seitliche Drehtüren. Ein kleiner Schieber in der Frontseite ließ Licht ins Innere des Hauses. Die Verkleidung aus senkrechten Holzlatten war von innen am Gerippe befestigt, um Wärmebrücken zu vermeiden. Innen waren Wände, Fußboden und Dachbereich mit einer dicken Isolierung versehen. Der komplette Innenraum war bis zu einer Höhe von 1.500 mm mit Zinkblech verkleidet. Schmelzwasser konnte über zwei Ablaufeinrichtungen durch den Wagenboden ins Freie abfließen. Deckbleche verhinderten, dass die Abläufe verstopften, Schwimmer verhinderten das Eindringen von Außenluft. Zur Be- und Entladung hatten die Wagen auf beiden Längsseiten manuell zu bedienende, zweiflügelige Ladetüren. Zusätzlich zum Eis auf dem Wagenboden konnten in der Dachwölbung Trockeneisblöcke zur Kühlung an entsprechenden Haken aufgehängt werden. Ein Teil der Wagen war mit einer Dampfheizleitung und/oder mit einer elektrischen Heizleitung ausgestattet, womit diese Kühlwagen auch in beheizten Reisezügen eingesetzt bzw. in deren Zugverbänden mitgeführt werden konnten.

Anfang der 1960er-Jahre wurden mehr und mehr Lebensmittel direkt nach dem Ernten bzw. nach dem Fang oder der Schlachtung eingefroren und als Gefriergut verschickt. Dies machte sich auch bei der Menge des Kühl- und Gefrierguts bemerkbar, das die DB transportierte. Es wurden mehr Wagen benötigt, in denen Gefriergut befördert werden konnte.

Zum Ausgleich wurden Kühlwagen für Frischfisch frei, weil deren Transportvolumen zurückging. Deshalb begann die DB ab 1964 mit dem Umbau von Fischkühlwagen der Bauart Tnfs 32 und Tnfs 38 in die Kühl- und Gefriergutwagen der Bauart Tnoms 35 (ab 1966: Ibdlps 394). Die Umbauarbeiten führte das AW Oldenburg durch, insgesamt wurden 57 derartige Kühlwagen in Dienst gestellt. Sie wurden in der DB-Nummerngruppe 301 001 bis 301 200 geführt, die UIC-Nummern lauteten dabei auf 805 0 000 bis 199 bei der Fahrzeuggattung Ibs 394 bzw. 804 5 200 … bei der Schwesterbauart Ibdlps 394. Die Warenbauart schied in der zweiten Hälfte der 1980er Jahre aus dem DB-Bestand.

Die Kühlwagen laufen auf rollengelagerten Vollradsätzen und neunlagigen Blatttragfederpaketen. Die Federpakete sind mit Einfachschaken am Untergestell montiert. Die Hildebrand-Knorr-Bremse der Bauart Hik-GP mit manuell umzustellenden Lastwechsel wurde unverändert von den Spenderwagen übernommen. Ein Bremszylinder wirkt über das Gestänge und einfache Bremsklötze auf die Radsätze. Einige Wagen sind mit einer Feststellbremse ausgestattet, die von einer stirnseitigen Ladebühne aus bedient werden kann.

Die Zugvorrichtung ist mit normalen Schraubenkupplungen und Zughaken bestückt. Ringfeder-Hülsenpuffer mit runden Puffertellern übertragen die Stoßkräfte. Das Untergestell ist aus verschiedenen Walzprofilen zusammengeschweißt. Kopf- und Querträger verbinden die Langträger zu einem stabilen Rahmen ohne Sprengwerk. Das Kastengerippe aus Stahlprofilen unterschiedlich er Querschnitte bildet eintragendes Fachwerk.

Bei einem Teil der Wagen besteht die doppelte Kastenverkleidung aus beidseitig beschichteten Furnierplatten. Innen sind sie mit Aluminium-Trapezblech verkleidet. Bei den anderen Wagen ist das Kastengerippe mit Holz verkleidet. Die Isolierung befindet sich zwischen der inneren und äußeren Kastenverkleidung. Auf dem Fußboden aus Kunststoff liegen hölzerne Roste auf denen das Ladegut abgestellt wird. Die Roste können zur besseren Reinigung des Bodens an die Wände geklappt und dort arretiert werden. Bei einigen Wagen hat der Boden eine Abdeckung aus Zinkblech.

Das Schmelzwasser fließt durch eine Ablaufeinrichtung ins Freie. Die Wagen können mit Wasser- und Trockeneis beschickt werden. Die zugehörigen runden Ladeluken an Oberseiten der Stirnwände können über Treppen und Roste aus Stahl erreicht werden. Zum Be- und Entladen haben die Kühlwagen auf beiden Seiten zweiflügelige, manuell zu bedienende Schwenktüren. Ein kleiner Metallbügel unter den Türen erleichtert den Zugang vom Boden aus. Vier Flettner-Rotoren in der Mitte des Dachs sind über Wellen mit Luftumwälzern im Wageninneren verbunden, die für eine gleichmäßige Verteilung der gekühlten Luft sorgen, die das Ladegut umströmt. Trittstufen und Griffe für das Rangierpersonal, Signalhalter und Zettelkästen vervollständigen die Ausstattung.


Modellvorstellung

Der Modellbahnhersteller führt in seinem Sortiment schon seit vielen Jahren verschiedene Bauarten von Kühlwagen. Auf Basis einer anderen Konstruktion hat der Hersteller in seinem Neuheitenblatt völlig unscheinbar diese Kühlwagenbauart angekündigt und dabei seine Kundschaft wissen lassen, daß es diese Modellausführung bislang noch nicht bei Märklin/Trix gab. Deshalb ist es erfreulich, daß mit dieser Neuheitenankündigung wiederum ein weiteres, interessantes Modell in diesem Bereich der Güterwagen geschlossen wird.

Märklin liefert seinen neukonstruierten Kühlwagen in der üblichen Kartonverpackung aus. Das Modell steht auf einem Blistereinsatz und wird beidseitig über zwei „Ohrwascheln“ stirnsteitig festgehalten, die im Kniegelenk eine Arretierung enthalten. Die Neukonstruktion ist ab Werk bereits vollständig zugerüstet.

Das Modell ist komplett aus Kunststoff gespritzt und wiegt lediglich 47 Gramm. Die Konstruktion ist mit zahlreichen Gravuren und Detaillierungen versehen. Der Anblick auf die Seitenwand offenbart zunächst eine detailreich gestaltete Doppeldrehtüre mit erhaben dargestellten Türscharnieren, Türverschlüssen und Türhebel. Die glatten Seitenwände werden durch zierlich modellierte Abdeckleisten mit Nietverbindungen unterbrochen. Selbiges ist auch als untere Abdeckleiste vorhanden. Die Stirnwände verfügen über ebendiese Details, zusätzlich ist im Dachbereich eine sehr schön ausgeformte Eislukenöffnung zu erkennen. Die beidseitigen Bühnenaufstiege sind zierlich ausgeführt, gleiches trifft auch auf die Griffstangen an den Wagenecken zu. Im glatten Dach sitzen mittig versetzt vier korrekt nachgebildete Flettner-Rotoren. Der Wagenboden weist eine komplett nachgebildete Bremsanlage auf, zusätzlich wurde beidseitig eine NEM-Kurzkupplungskulisse berücksichtigt.

Das Erstmodell wird unter der Märklin-Artikelnummer 46171 angeboten. Der UVP der Neukonstruktion wird mit € 37,99 angegeben.


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