Roco 72228 / 70047: ÖBB-Reihe 52

Die Deutsche Reichsbahn beschaffte während des Zweiten Weltkrieges mehr als 6000 Maschinen dieses Typs, die sie dringend für die Okkupationsgelüste Hitlers benötigte. Die Lokomotiven der Reihe 52 wurden von zahlreichen Lieferfirmen im Deutschen Reich gebaut. Nach Beendigung der Kriegshandlungen sind in Österreich rund 800 Loks verblieben, wovon ein Großteil gleich in die russischen Zonen abgefahren wurde. Bei den ÖBB verblieben dann mehr als 300 Loks. Sie wurden unter Beibehaltung der alten Ordnungsnummer entweder als Reihe 52 oder 152 (mit Barrenrahmen) eingereiht. Weitere Loks der Reihe 52 gab es schließlich bei der GySEV (vormals MAV) und bei der GKB (Ankauf von ÖBB). Die Reihe 52 war bis 1976 im Planeinsatz tätig und trug bis zur Elektrifizierung bzw. Verdieselung zahlreicher Nebenstrecken im Ostösterreich die Hauptlast der Zugförderung. Das steigende Interesse an Nostalgiefahrten führte zur Überlegung, wenigstens eine Vertreterin dieser doch jahrelang auf Österreichs Strecken dominierende Baureihe wieder zu reaktivieren. Da aber keine geeignete Maschine bundesweit zu finden war, griff man auf eine von fünf Loks aus Yugoslawien zurück, die 1991 nach Österreich kamen. 1992 entstand aus der JZ 33-227, die bis 1948 in Österreich im Einsatz war, wiederum die 52.4984. Die Lok gehört heute dem Verein Lokteam und ist in Trumau für Sonderfahrten hinterstellt.


Modellvorstellung

Man glaubt es kaum, aber die erste Roco 52 wurde im Jahr 2008 ausgeliefert. Als Erstmodelle wurde eine DB-Version mit Wannentender und eine ÖBB-Lok mit Kabinentender und Giesl-Ejektor angekündigt. Es folgten verschiedene Ausführungen, bei den ÖBB-Loks wurden bislang schon Ausführungen mit Rundschlot oder Giesl-Ejektor, aber auch Modelle mit Wannentender oder Kabinentender umgesetzt. Die aktuelle 52 der ÖBB von Roco hat einen Giesl-Ejektor und einen Wannentender. Das Modell ist als Zweileiter-Gleichstrommodell ohne Decoder unter der Artikelnummer 72228 zum UVP von € 314,90 erhältlich. Lieferbar sind auch die Ausführungen mit Loksound für das Zweileiter-Gleichstrom-System (Artikelnummer 72229) und das Dreileiter-Wechselstrom-System (Artikelnummer 78229). Der UVP für diese Modelle beträgt € 399,90.

Verpackung

Die Auslieferung erfolgt in der Kartonverpackung. Das Modell erhielt als Transportschutz eine Plastikhaube aufgesetzt und ist zwischen einer Plastikschiene im Schaumstoff verstaut. Zum Herausziehen aus der Schaumstoffausnehmung dienen zwei Plastikfolien. Dem Modell liegt eine Betriebsanleitung, ein Ersatzteilblatt und Zurüstbeutel bei.

Wichtiger Hinweis: Ein Händler hat, um Beschädigungen am Gestänge der Lok zu vermeiden, folgende Warnung ausgesprochen: Er empfiehlt die Mittelstellung der Kuppelstangen.

Technik

Die Baureihe/Reihe 52 verfügt über einen Lok-Tender-Antrieb, der beide Fahrzeugteile einbindet. Im Tender ist die eigentliche Antriebseinheit untergebracht. Ein Mittelmotor treibt über einen Wellenstummel die hinteren Achsen des Tenders an und über eine Kardankupplung alle fünf Treibachsen der Lok. Genau genommen wirkt das Stirnrad-/Schneckengetriebe auf die vierte Kuppelachse der Lok, die anderen Kuppelachsen werden über das Gestänge mitgenommen. Alle Achsen sind mit einem unterschiedlichen Seitenspiel versehen und haben keine Bestückung mit Haftreifen. Die Haftreifen sitzen auf den Antriebsachsen des Tenders. Am fünfpoligen Motor ist eine große Schwungmasse angeflantscht. Die Fahrzeugachsen sind mit feinen Speichenrädern aus Metall gefertigt, das Gestänge ist ebenfalls aus Feingußmetall gefertigt.

Der Langkessel ist am Fahrwerk angeschraubt. Die Zugänglichkeit wird über zwei Zentralschrauben von der Lokunterseite gewährleistet. Dazu muß aber die Lok vom Tender getrennt werden und der Kabelbaum ausgefädelt sein. Das Innenleben vom Tender ist von der Oberseite aus möglich. Zuerst die Kohlenladung zu entfernen, ebenso auch die Klappen des Wasserbehälters, wobei nicht zu vergessen ist, die eingesetzten Griffstangen zu entfernen. Unter der Kohlenimitation und den beiden Klappen befinden sich zu lösende Schrauben, danach ist das Tenderoberteil nach oben abziehbar. Es wird nicht nur die Digitalschnittstelle, immer noch die achtpolige Steckleiste nach NEM 652, sondern auch der Mittelmotor sichtbar. Für Decoder-Arbeiten genügt die Abnahme der Kohlenimitation. Die Fahrzeugplatine ist im Tender untergebracht.

Die Reihe 52 von Roco verfügt über eine Kurzkupplungskulisse, die rückseitig ab Werk schon verbaut ist. Wer eine Kurzkupplungskulisse an der Frontseite der Lok haben möchte, kann sich diese selbst einbauen. Im Zurüstbeutel befindet sich die notwendige Kupplungsdeichsel, die durch einfaches Einsetzen zwischen Tender und Vorlaufdrehgestell einsetzbar ist.

Fahrverhalten

Das Eigengewicht beträgt 486 Gramm. Die Vorbildgeschwindigkeit beträgt 100 km/h. Messungen bei 12 V Gleichstrom ergaben einen umgerechneten Wert von ca. 108 km/h. Die berechnete Modellgeschwindigkeit ist gegenüber der Vorbildgeschwindigkeit um ca. sieben % zu hoch, gegenüber dem NEM-Wert – unter Berücksichtigung der Erhöhung um 30 % – ist sie sogar um ca. 22 % zu niedrig.

Optik

Die Reihe 52 gehört zu den neueren Lokomotivkonstruktiven aus dem Hause Roco und wurde vor einigen Jahren im Bereich des Laufwerkes/Gestänge konstruktiv nachgebessert bzw. verbessert. Außerdem sind verschiedene Fahrzeugteile gegenüber anderen Modellkonstruktionen auch feiner, filigraner umgesetzt. Das Roco-Modell der Reihe 52 stellt zweifelsohne eine gelungende Konstruktion auch in optischer Hinsicht dar. Die wesentlichen Details sind über feine Gravuren an den Gehäuseteilen umgesetzt worden, wobei die Gehäuseteile lediglich aus Kunststoff gefertigt sind. Am Langkessel finden sich des weiteren noch etliche, freistehende Leitungen bzw. feine Nachbildung derer.

Der Rahmen durchgehende Rahmen nimmt die Pufferbrust mit den eingesetzten Stirnlampen auf, zwischen Langkessel und Fahrwerk ist die freie Durchsicht gegegben. Das Umlaufblech weist eine feine Riffelung der Oberfläche auf und ist auf der Lokführerseite zwecks Aufnahme einer Pumpe unterbrochen. Am Kessel sind verschiedende Blechüberlappungen und Nietreihen erkennbar, außerdem wurde bei diesem Modell ein Giesl-Ejektor berücksichtigt. Das Führerhaus hat nur ein Seitenfenster. Beim Wandentender wurde am Kohlekasten ein zusätzlicher Bretteraufbau berücksichtigt.

Lackierung und Beschriftung

Das Modell ist vorbildgerecht in schwarzer Farbgebung lackiert, wobei nur die Kuppelachsen rote Radsterne aufweisen. Roco hat sein aktuelles Modell mit der ÖBB-Betriebsnummer 52.3540 bedruckt. Die Lok ist in der Zfst. Attnang-Puchheim beheimatet und weist als letztes Untersuchungsfrist das Datum 22.06.1961 der HW Knittelfeld auf. Alle Anschriften sind in weißer bzw. gelber Farbe und gut deckend aufgetragen. Die rot lackierten Griffstangen sind angesetzte Teile.

Beleuchtung

Roco hat bei dieser Ausführung auf eine LED-Beleuchtung zurückgegetriffen. Die Lok verfügt über ein zweifach belegtes Spitzenlicht, welches je nach Fahrtrichtung wechselnd leuchtet.


Bilder


Modellvorstellung 70047 – ÖBB 52.1591

Roco hat für 2023 die 52.1591 der Zfst. Straßhof mit all ihren bunten „Verzierungen“ als Neuheit 2023 ins Programm genommen. Das Modell basiert auf der bisherigen Ausführung. Die Modellausführung erfolgt mit Giesl-Ejektor und Kabinentender. Das Modell fällt durch die weißen Radreifen auf, die Radläufer sind mit den Farben der Österreichischen Flagge bemalt. Das Gestänge (Treib- und Kuppelstangen) sind aus Feingußmetall ausgeführt, in dieser Aufmachung ist der Vorlaufradsatz als Vollscheibe ausgeführt. Ergänzend sei noch erwähnt, daß das Vorbild zu einem späteren Zeitpunkt auch eine Speichenvorlaufachse hatte. Die letzte Bremsuntersuchung fand in der HW Knittelfeld per 26.07.66 statt. Roco legt das Epoche-III-Modell als analoges Zweileiter-Modell zum UVP von € 369,90 auf. Des weiteren ist unter der Artikelnummer 70048 noch ein Zweileiter-Modell mit Loksound und NEM652-Decoder erhältlich, allerdings zum UVP von € 494,90.