Liliput L131525: ÖBB-Reihe 52

Die Deutsche Reichsbahn beschaffte während des Zweiten Weltkrieges mehr als 6000 Maschinen dieses Typs, die sie dringend für die Okkupationsgelüste Hitlers benötigte. Die Lokomotiven der Reihe 52 wurden von zahlreichen Lieferfirmen im Deutschen Reich gebaut. Nach Beendigung der Kriegshandlungen sind in Österreich rund 800 Loks verblieben, wovon ein Großteil gleich in die russischen Zonen abgefahren wurde. Bei den ÖBB verblieben dann mehr als 300 Loks. Sie wurden unter Beibehaltung der alten Ordnungsnummer entweder als Reihe 52 oder 152 (mit Barrenrahmen) eingereiht. Weitere Loks der Reihe 52 gab es schließlich bei der GySEV (vormals MAV) und bei der GKB (Ankauf von ÖBB). Die Reihe 52 war bis 1976 im Planeinsatz tätig und trug bis zur Elektrifizierung bzw. Verdieselung zahlreicher Nebenstrecken im Ostösterreich die Hauptlast der Zugförderung. Das steigende Interesse an Nostalgiefahrten führte zur Überlegung, wenigstens eine Vertreterin dieser doch jahrelang auf Österreichs Strecken dominierende Baureihe wieder zu reaktivieren. Da aber keine geeignete Maschine bundesweit zu finden war, griff man auf eine von fünf Loks aus Yugoslawien zurück, die 1991 nach Österreich kamen. 1992 entstand aus der JZ 33-227, die bis 1948 in Österreich im Einsatz war, wiederum die 52.4984. Die Lok gehört heute dem Verein Lokteam und ist in Trumau für Sonderfahrten hinterstellt.


Modellvorstellung

Die Baureihe 52 ist bei Liliput schon sehr lange im Programm, sogar schon zu einem Zeitpunkt, als das Unternehmen noch in Baden bei Wien angesiedelt war. Die späteren Eigentümer haben die Konstruktion überarbeitet und dabei neue Modellversionen aufgelegt. Die aktuelle Version war bereits im Neuheitenprogramm 2019 zu finden, wurde jetzt aber verspätet ausgeliefert. Angeboten wird allerdings nur eine Gleichstrom-Version der einstigen Kriegslokomotive. Der UVP der aktuellen Auflage beträgt € 318,90.

Verpackung

Liliput liefert sein Modell in der herstellerbekannten Verpackung aus. Ein Kartonumschlag ummantelt die Kartonverpackung mit der eingelegten Blisterverpackung. Das Modell ist von dieser Blisterverpackung ummantelt und liegt damit rutschsicher in der Plastikummantelung. Mitgeliefert eine eine ausführliche Betriebsanleitung. Ein Zurüstbeutel ist in einer Mulde der Blisterbox eingeklebt und beinhaltet verschiedene Ansteckteile für die Pufferbrust und die Kolbenschutzstangenrohre. Zum Lieferumfang gehört ein Ersatzteilblatt und die Betriebsanleitung.

Technik

Das vorliegende Modell verfügt über einen Tenderantrieb. Die gesamten Antriebskomponenten sind im Wannentender ungebracht. Das Tendergehäuse ist am Fahrzeugboden mit zwei Schrauben befestigt. Ein Mittelmotor mit einer Schwungmasse treibt die beiden Außenachsen des Tenders an, die mit Haftreifen bestückt sind. Die Achsen 2 und 3 des Tenders sowie alle Kuppelachsen sind als reine Laufachsen konzipiert. Alle Tenderachsen weisen ein Seitenspiel auf. wie auch sämtliche Kuppelachsen, keine davon ist aber zum Ausgleich von Unebenheiten gefedert. Das Modell ist für einen Mindestradius von 420 mm ausgelegt. Die Kraftübertragung erfolgte über angeflanschte Wellenstummel und das Zahnradgetriebe auf die Antriebsachsen. Über dem Motorblick befindet sich die Fahrzeugplatine mit der 21poligen Schnittstelle nach NEM 660. Die Zugänglichkeit des Decoders wird über den Kohlekastenaufbau sichergestellt.

Das Laufwerk selbst ist ebenfalls zugänglich, indem an der Unterseite Schrauben gelöst werden. Normalerweise sollten außer dem Ölen der Lager keine anderen Erhaltungsarbeiten notwendig sein. Die Inbetriebnahme eines Rauchgenerators erfordert allerdings die Abnahme des Lokkessels, das nur über das Entfernen mehrere Lokteile wie der Vorlaufdeichsel und dem Lokgehäuse möglich ist. Als Rauchgenerator empfiehlt sich jener von Seuthe (Nr. 9 für den Analog- oder Nr. 11 für den Digitalbetrieb), der in die dafür entsprechende Vorrichtung beim Zylinderblock einzustecken ist.

Fahrverhalten

Das Eigengewicht beträgt 525 Gramm. Die Vorbildgeschwindigkeit beträgt 100 km/h. Messungen bei 12 V Gleichstrom ergaben einen umgerechneten Wert von ca. 75 km/h. Die berechnete Modellgeschwindigkeit ist gegenüber der Vorbildgeschwindigkeit um ca. sechs % zu niedrig, gegenüber dem NEM-Wert – unter Berücksichtigung der Erhöhung um 30 % – ist sie sogar um ca. 36 % zu niedrig.

Optik

Beim ersten Begutachten des Modells wird ersichtlich, daß Liliput am Modell Verbesserungen vorgenommen hat. Verbesserungen sind vor allem am Kessel durch dezentere Nieten zu erkennen. Das Modell verfügt über keine Windleitbleche und am Führerhaus ist nur ein Seitenfenster vorhanden. Das Modell ist mit zahlreichen Detaillierungen versehen. Die Kesselleitungen sind teilweise freistehend und angespritzt ausgeführt, die Auswaschluken dezent angedeutet, wie auch die verschiedenen Deckel bzw. Abdeckungen an den Zylindern, den Domen bzw. an der Oberseite des Wannentenders. Die Laufflächen des Umlaufrahmens sind feinst geriffelt.

Das gesamte Fahrgestell der Lokomotive, das Gestänge, die Achsen und der Tender besteht aus Metalldruckguß. Die Räder fallen durch feine Speichenteilungen auf, die Gegengewichte sind korrekt umgesetzt. Das Gestänge ist zierlich ausgeführt. Ebenfalls aus Metalldruckguß gefertigt ist der Tender und die Zylinderblöcke, die gegenüber den früheren Modellausführungen nun schmäler und vorbildgerechter ausgefallen sind.

Farbgebung und Beschriftung

Die Farbgebung ist wohl das unkomplizierteste bei einer Dampflokomotive. Die Farbaufteilung ist dabei schon konstruktionsbedingt vorgegeben, indem die Lokaufbauten alle schwarz und das Laufwerk sowie der Rahmen rot lackiert ist. Liliput hat seiner ÖBB-Lok die Betriebsnummer 52 1198 vergeben, die auf dem Führerhaus aufgemalt ist. Darüber ist die Eigentumskennung ÖBB angeschrieben. Die Lok ist bei der Zfl. Wien-Ost beheimatet. Das letzte Untersuchtungsdatum wird mit HW Kd 02.07.56 angegeben.

Beleuchtung

Das Modell ist LEDs ausgestattet, deren Lichtstrahl über Lichtleitkörper weitergeleitet wird. Die Frontlichter sind auf der Pufferbrust aufgesetzt und leuchten erfreulicherweise nicht so grell, sondern in jener Lichtstärke, wie dies beim Vorbild auch ist. Die rückwärtigen Scheinwerfer sind an der Tenderrückseite angebracht. Die Feuerbox ist ebenfalls beleuchtet.


Bilder