Hobbytrain H3101 / H3109: Siemens-Diesel-Vectron

Während die elektrische Variante des Siemens Vectron einen regelrechten Siegeszug erlebt, repräsentiert die diesel-elektrischen Variante des Vectron ein Schattendasein. Die Entwicklung des Diesel-Vectron ist ebenfalls aufgrund der geänderten EU-Crashnormen geschuldet und wurde ebenfalls aus einer früheren Siemens-Konstruktion abgeleitet.
Nachdem Siemens das bekannte Design der ES 64 U2 und U4 (vulgo „Taurus“) aufgrund der geänderten Crashnormen beim Fahrzeugbau nicht mehr weiterverwenden konnte, wurde eine neue Kopfform für diese E-Loktype entwickelt, die nunmehr unter dem Namen „Vectron“ geführt wird.
100 Loks der dieselelektrischen Variante als Reihe 2016 kamen zu den ÖBB, weitere 71 zu diversen Privatbahnen.

Siemens stand aber noch vor einem weiteren Problem, welche sich aus dem Markt ergab. Es sind die stetig steigenden und teilweise divergierenden Anforderungen im Bereich der Zugbeeinflussungsanlagen, Zugenergieversorgung, Funkfernsteuerung, Einbau eines Hilfsdiesels usw., die eine Neukonzeption mit Berücksichtigung auf weitere Optionen notwendig machten. Außerdem sollten in der neuen Konstruktion genügend Platzreserven vorhanden sein, um auch für weitere Einrichtung zur Einhaltung zukünftiger strengerer Abgaswerte Sorge zu tragen.
 
Für die Konstruktion und die Fertigung des Diesel-Vectron kommen – soweit möglich – Bauteile zur Anwendung, die auch bei der elektrischen Ausführung verwendet werden. Hergeleitet ist die Vectron DE aus dem bewährten EuroRunner-Konzept von Siemens. Davon übernommen wurde der Ritzelhohlwellenantrieb und auch die beidseitige Durchgangsmöglichkeit im Maschinenraum. Neu anzuwenden waren die neuen Abgaswerte und die Umsetzung der aktuellen Anforderungen der TSI. Ein weiterer Nutzen für den Kunden wurde in Grundprinzip einer neuen Lokomotive mit all den Anforderungen gesehen. Diesem lagen im Falle der Vectron DE umfangreiche Fahrplansimulationen von unterschiedlichen Zügen und Betriebssituationen vor, wie sie heute im Alltagsbetrieb angetroffen werden. Umweltfreundlichkeit, niedrige Geräuschemission und Zukunftssicherheit, also Langlebigkeit, durch nachträgliche mögliche Auf- oder Nachrüstungen mit weiteren Zugbeeinflussungssystemen und anderen Details waren konstruktive Vorgaben, ebenso die Möglichkeit zum Einbau eines Hilfsdiesels oder die Nachrüstung weiterer Abgasbehandlung. Diese Vorgaben wurden lediglich durch die Leistungsbeschränkung der verfügbaren Dieselmotoren beschränkt, deren Leistung weit unter der elektrischen Variante liegt. Wird die Lok im Reisezugverkehr verwendet, schränkt die Zugenergieversorgung die verfügbare Traktionsleistung zusätzlich ein.

Die Vectron-Familie findet bei den Eisenbahnverkehrsunternehmen eine große Zustimmung, das äußert sich in der Anzahl entsprechender Bestellungen sowohl im Inland als auch im benachbarten Ausland. Während die elektrische Variante für volle Auftragsbücher sorgt, hat Siemens ebenfalls als Nachfolgemodell auch eine dieselelektrische Ausführung auf Basis der Eurorunner-Familie in die Vectron-Plattform integriert. Allerdings haben die Bestellungen entsprechend auf sich warten lassen.

Mit der Vorführlok 247 901 erhoffte sich der Hersteller, entsprechende Bestellungen zu erlangen. Die Maschine ist als dieselelektrische Version konzipiert und kann wahlweise mit einem Motoraggregat zwischen 2 und 2,4 MW bestückt werden. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 160 km/h. Bisher wurden jedoch nur weltweit neun Lokomotiven gebaut.

Der mäßige Verkaufserfolg des Diesel-Vectron hat bei Siemens zum Angebotsstopp dieser Lokfamilie und die Weiterentwicklung der Produktplattform Vectron zur Zweikraftmaschine geführt, die als Vectron Dual Mode künftig vermarktet wird. Mit der neuen Zweikraftlok erhofft sich Siemens bessere Verkaufschancen und setzt dabei gezielt auf Ersatzinvestitionen bei den Großdieselloks wie der Ludmilla und positioniert sich damit in dieser Leistungsklasse am Markt. Mit lediglich 3 MW-Leistung des Dieselmotors und garantierten 2 MW-Leistung am Rad stellt der Dual Mode durchaus ein interessantes Fahrzeug dar. Das 160 km/h schnelle Fahrzeug hat ein Eigengewicht von 90 Tonnen. Der hohe Achsdruck von 22,5 Tonnen dürfte wohl ein Hindernis im Einsatz bei vielen Anschluß- und Nebenbahnen darstellen, deren Oberbau noch nicht dafür ertüchtigt ist. Die Präsentation der ersten Maschine erfolgte am 11. März 2019 in München-Allach.


Modellvorstellung

Die Marke Hobbytrain gehört zur Wolfgang Lemke GmbH. Das Unternehmen mauserte sich vom Generalimporteur immer mehr zum Produzent eigener Modelle und ist gerade in der Baugröße N ein nicht zu unterschätzender Player geworden, wenn man sich die Neuheitenprogramme ansieht.

Im Neuheitenblatt 2019 findet sich die Neukonstruktion der Siemens Dieselvectron für den Maßstab 1:160, obwohl die Anzahl der unterschiedlichen Vorbilder noch überschaubar ist. Der Hersteller hat neben Varianten der DB vor allem ein Einzelstück angekündigt, welches schon seit längerer Zeit bei Stern & Hafferl im Einsatz steht. Hinzu kam im Neuheitenblatt 2020 die Ausführung des österreichischen EVU RTS. Lemke bietet das Modell ohne Loksound zum UVP von € 159,90 an, Modelle mit Loksound (Zusatz „S“ bei der Artikelnummer) sind zum UVP von € 244,90 erhältlich.

Verpackung

Die Siemens-Diesellok der Baureihe 247 wird in einer robusten Blisterbox mit Kartonumverpackung ausgeliefert. Dazwischen befindet sich die mehrseitige Betriebsanleitung zum Modell. Das Modell ist in der zweiteiligen Blisterverpackung paßgenau im Schaumstoff eingelegt und zusätzlich in eine dünne Folie gewickelt. Zurüstteile werden keine mitgeliefert. Die mitgelieferte Betriebsanleitung besteht aus einem Textteil, Explorationszeichnungen und einer Ersatzteilliste. Gerade beim Textteil wäre es künftig wünschenswert, eine Schriftgröße zu wählen, die auch von Sehschwachen-Modellbahnern besser lesbarer ist.

Technik

Die technischen Komponenten der Diesel-Vectron sind unter dem Kunststoffgehäuse der Lokomotive untergebracht. Das Gehäuse ist auf das Metallchassis aufgesetzt. Die Abnahme ist durch das einfache auseinanderspreizen der Seitenwände bei den Drehgestellen durch Abzug nach oben möglich. Damit wird das Innenleben des Modells offengelegt.

Auf das Metallchassis ist die Zentralplatine des Fahrzeuges befestigt. Die Zentralplatine weist an der Unterseite eine Digitalschnittstelle nach NEM 662 – Next18-Schnittstelle – auf. Die Platine ist an zwei Stellen mit Schrauben auf dem Fahrzeugrahmen befestigt. Unter der Platine befindet sich im Chassis eingelegt der Mittelmotor mit zwei großen Schwungmassen. Die Kraftübertragung erfolgt über Kardankupplungen und ein Stirnrad-/Schneckengetriebe auf alle Achsen des Modells. Die Stromaufnahme erfolgt über alle Achsen. Die beiden Innenachsen tragen jeweils einseitig, diagonal versetzt einen Haftreifen, welche adhoc nicht so einfach für das Auge wahrnehmbar sind, weil diese transparent ausgeführt sind. Die Fahrzeugenden sind mit Kurzkupplungskulissen ausgestattet.

Fahrverhalten

Die Hobbytrain-Diesellok bringt ein Eigengewicht von 76 Gramm auf die Waage. Das Fahrverhalten des Modells ist mehr als zufriedenstellend. Die Höchstgeschwindigkeit des Vorbildes beträgt 160 km/h. Die umgerechnete Modellgeschwindigkeit beträgt ca. 202 km/h. Die Modellgeschwindigkeit ist daher um ca. 26 Prozent im oberen Bereich zu schnell, im unteren Geschwindigkeitsbereich ist sie ca. 24 % zu langsam. Die anzusetzende Differenz ist gemäß MOROP bei einem Modell der Baugröße N mit 50 Prozent anzusetzen.

Optik

Der Hersteller legt mit seiner neukonstruierten Diesel-Vectron ein sehr sauber und gut modelliertes Modell vor. Die feinen Gravuren am Lokgehäuse kommen erst durch verschiedene Lichtspiegelungen zur Geltung. Optisch sofort wahrnehmbar sind der Übergang des Frontends auf die Kastenform, die Türbereiche und die verschiedenen Lüftergitter an den Seitenwänden einschließlich der farblich dargestellten Rückschaukameras. Die Gütergitter weisen feine Gravuren auf, die Handgriffe zu den Türen sind erhaben dargestellt sowie farblich behandelt und die Fenstereinsätze sind paßgenau eingesetzt. Die Fahrzeugpartie weist alle Vectron-typischen Details auf, auch hier wurden Griffstangen und die Scheibenwischer an der Gehäuseform mitgraviert.

Der Blick auf das Dach zeigt nicht nur erhaben dargestellte Konsolen über den Führerständen, sondern auch eigens produzierte Ätzteile bei den Dachlüftern. Darunter ist sogar ein Schaufelrad zu erkennen. Die anderen Dachaufbauten sind ebenfalls erhaben dargestellt und weisen entsprechende, teils nur tastbare Gravuren auf. Die Drehgestellblenden geben die wichtigsten Anbauteile im Halbrelief wieder, sehr gut gelungen sind vor allem die unterflurig situierten Aggregatgruppen dazwischen.

Farbgebung und Beschriftung

Das Hobbytrain-Modell ist tadellos lackiert und korrekt ausgeführt. Die Kastenfarbe ist verkehrsrot. Am Dach sowie der Rahmen und das Fahrwerk sind umbragrau lackiert, wobei einzelne Dachaufbauten silbern lackiert sind. Die beiden Motive am Lokkasten wurden mittels Digitaldruck erstellt und kommen bei entfernter Betrachtung gut zur Geltung. Sämtliche Anschriften sind trennscharf aufgetragen und unter der Lupe gut lesbar. Selbst die unterflurig angebrachten Aggregatgruppen tragen verschiedene Anschriften. Die Fahrzeuganschriften entsprechen dem aktuellen Erscheinungsbild der Epoche VI. Der Hersteller hat dem Modell die Betriebsnummer 92 80 1247 905-3 und die Halterkennung D-STH aufgedruckt. Angaben zur Heimatdienststelle gibt es keine, dafür ist das Abnahmedatum im Revisionsraster REV MMAL 31.03.17 angegeben. Ebenso ersichtlich sind die Anschriften des Eigentümers Stern & Hafferl sowie auch den Taufnamen „Elisabeth“ der Lok.

Beleuchtung

Das Modell verfügt über eine wartungsarme LED-Beleuchtung. Der Lichtwechsel erfolgt fahrtrichtungsabhängig. Das Spitzenlicht besteht aus drei weiße Frontlichter, die Schlußbeleuchtung aus zwei roten Lichtern. Es besteht die Möglichkeit, diese Wechselschaltung durch einen technischen Eingriff über die Verbindungsstecker der Platinen auszusetzen.


Bilder H3101


Modellvorstellung H3109

Als zweites Modell sei noch jenes im Erscheinungsbild der RTS vorgestellt. Das Modell ist optisch durch das orange/silberne Farbschema sofort zu erkennen, im silbernen Seitenwandbereich befinden sich verschiedene Firmenanschriften.

Das Modell ist mit den vollständigen Fahrzeuganschriften 92 80 1247 902-0 und der Halterkennung D-RTS angeschrieben. Im Revisionsraster wird das Abnahmedatum REV MMAL 01.06.15. Auch bei diesem Modell sind sämtliche Anschriften lupenrein lesbar. Gegenüber der obigen Stern & Hafferl-Version ist diese Vorbildmaschine auch für Einsätze in Italien zugelassen.

Bilder H3109