Arnold HN2375: ÖBB-Reihe 42

Die Baureihe 52 als erste Kriegsbauart der Deutschen Reichsbahn (DRB) ist auf die Einheitsgattung der Baureihe 50 zurückzuführen. Dem steht als zweite Kriegsbauart die Baureihe 42 gegenüber, deren Planung lange vor der Errichtung des Arbeitsausschusses Konstruktion in Angriff genommen worden war und deren Entwurf in der Folgezeit mehrfach überholt wurde, um auch sie unter Kriegsbedingungen produzieren zu können. Sie wurde kurzerhand zur KDL 3 auserkoren, von der wie von der Baureihe 52 an die 8.000 Exemplare gebaut werden sollten, schlußendlich wurde nur ein gutes Achtel dieser geplanten Stückzahl produziert.

Entwicklung einer 1’E h2-Lokomotive für die DR

Bis zum Einsatz deutscher Triebfahrzeuge aus der Länderbahnzeit auf den Strecken Österreichs, Polens und der Tschechoslowakei hatten die alten Maschinen für den Bedarf der DRB jedoch ausgereicht. Der Betriebsdienst vertrat indes ab 1939/40 die Auffassung, daß der Einsatz von 15-t-Typen auf den Strecken mit 18-t-Achslast der besetzten Länder nach einer Ubergangszeit sehr unwirtschaftlich sei, da die Streckenkapazität nicht ausgenutzt werde. Die hiervon besonders betroffene Ostbahn ließ deshalb im Werk Krenau Entwürfe zu einem (PKP) Ty-41-Zwilling aufstellen und nahm für 1942 die Beschaffung von 20 dieser Maschinen in Angriff. Etwas früher war jedoch auch für die Strecken des Reiches eine leistungsfähige Güterzuglokomotive mit der Achsfolge 1′ E h2 gefordert worden, die, wie es gern heißt, den „Kessel der Baureihe 44 auf dem Laufwerk der Baureihe 50“ erhalten sollte. Das geringere Gewicht sollte durch Entfall des Innentriebwerks und Verkürzung der Rohre auf 5500 mm bei unveränderter Rohrteilung erzielt werden; Ziel waren 5 x 18 = 90 t Reibungsmasse. Als diese Pläne Anfang 1941 baureif durchgezeichnet waren, stornierte auch die Ostbahn ihren Auftrag bei Krenau und erwartete die ersten Lieferungen der neuen DRB-Gattung für den Spätsommer 1942 nach Krakau.

Bau von Vorauslokomotiven der Baureihe 42

Daneben lief der bereits in der 15. Sitzung vom 4. und 5. März 1943 an Henschel & Sohn (Barrenrahmen, Laufwerk, Montage) und die Wiener Lokfabrik (Brotankessel) vergebene Auftrag über die schon im voraus kontigentierte Probelok 42 0001 weiter, als Liefertermin war der 1. August 1943 genannt. Auch die 42 0002 wurde statt mit dem vorgesehenen Blechrahmen aller Brotanlokomotiven mit Barrenrahmen bestellt. Die Auslieferung der Hauptserien sollte ab Januar 1944 bei Borsig, Esslingen, Krauss-Maffei, Schwartzkopff, Schichau und WLF statt der Baureihe 52 erfolgen; als Übergangsfrist waren drei Monate vereinbart worden. Die ersten 42er von Henschel wurden hingegen erst im Oktober 1944 erwartet, da das Werk außerdem die Baureihe 42 Kon (Prototyp im Mai 1944) zu liefern und die Baureihe 52 Kon fortzuführen hatte. Auf der Grundlage einer Monatslieferung von 500 Maschinen hatte Staatssekretär Ganzenmüller ursprünglich folgende Verteilung auf die verschiedenen Typen vorgesehen:

250 Loks Baureihe 52
30 Loks Baureihe 52 Kon
204 Loks Baureihe 42
16 Loks Baureihe 42 Kon

Bereits Ende April 1943, kurze Zeit nach Friedrich Wittes Stellungnahme gegen den Brotankessel im Konstruktionsausschuß, hatte Degenkolb jedoch entschieden, daß nur noch die WLF die Baureihe 42 Brotan bauen sollte, um das Risiko einzugrenzen. Bis zur 20. Sitzung am 18. Juli 1943 ordnete er vorläufig die ausschließliche Serienfertigung der Stehbolzenausführung an, wovon Schwartzkopff noch vor Jahresende 1943 zwei Einheiten abliefern sollte. Schon in den letzten Julitagen konnte die 42 0001 (Henschel F.-Nr. 29 000; Kessel WLF-Nr. 10881/1) zu Probefahrten starten; die Abnahme im RAW Göttingen war am 5. August 1943. Wie Ende 1942 die Lok 52 001, ging sie bis zum 10. September 1943 auf eine Rundfahrt zu den Lokomotivfabriken in der Gemeinschaft Großdeutscher Lokomotivfabriken (GGL). Die Versuche ergaben zunächst keinen Anlaß zu größeren Beanstandungen. Wie bereits 1942, als die Produktion der Baureihe 52 aufgenommen worden war, betrieb die Industrie ein Jahr später auch die Umstellung auf die 2. Kriegslok mit großer Energie. Vorläufig waren kaum vorstellbare Lose, nämlich Pakete über jeweils 500 Maschinen zugesprochen worden:

42 0001 – 0500 Henschel,
42 0501 – 1000 Schwarzkopff,
42 1001 – 1500 Schichau,
42 1501 – 1800 Esslingen,
42 1801 – 2300 Borsig,
42 2301 – 2800 Floridsdorf,
42 2801 – 3300 Krauss-Maffei.

Die militärisch-politische Entwicklung hatte jedoch bereits neue Maßstäbe gesetzt, so daß es üblich wurde, die Verträge über je 20 Maschinen aus diesen Serien abzuschließen. Dies entsprach den mittlerweile recht eingeschränkten Möglichkeiten der Industrie weit eher, denn von den sieben vorgesehenen 42er-Lieferfirmen waren Borsig und KraussMaffei im Herbst 1943 gerade zu Bedarfsreparaturen für die Reichsbahn-Ausbesserungswerke übergegangen, so daß für die Fertigung der neuen Lokomotiven nur noch die Lokbaufabriken Esslingen, Henschel, Schwartzkopff, Schichau und WLF zur Verfügung standen, die jedoch auch nicht mehr uneingeschränkt lieferfähig waren.

Nachdem die 42 0001 im Einsatz stand und bald darauf die 42 0002 (Henschel 28001; WLF 10881/II) gefolgt war, traf man bei Henschel in Kassel nur noch vorbereitende Maßnahmen, um den Brotantyp mit Wannentender in Zusammenarbeit mit der Wiener Lokfabrik möglicherweise noch zu fertigen. Als dieses Modell aber ausfiel und auf einer Sitzung der Leiter aller Arbeits- und Betriebsausschüsse am 5. Oktober 1943 darüber gesprochen werden sollte, wie nun die mit Brotankessei vorgesehenen 650 Kondensloks der Baureihe 42 auszuführen seien, erklärte die DRB, sie benötige durch die veränderte militärische und betriebliche Lage weniger Maschinen mit dieser Einrichtung. Eine endgültige Entscheidung, ob neben den 240 Einheiten der Baureihe 52 Kon noch eine Baureihe 42 Kon aufgelegt werden müsse, wurde auf Januar 1944 vertagt. Zu diesem Zeitpunkt machte jedoch auch die Lokfabrik Henschel ihre Bedenken geltend, daß sie bei durch Kriegseinwirkungen beeinträchtigter Produktion nicht mehr in der Lage sei, auch nur die Tender 2’2′ T 13,5 Kon für die Baureihe 52 in ausreichender Anzahl herzustellen. Somit haben beide Bauarten der Baureihe 42 mit Brotankessel weder im Bau noch im Einsatz bei der DR eine wesentliche Rolle gespielt.

Etwas später als geplant erschien die 42 501 (auch 42 0501; Schwartzkopff 12818) Mitte Januar 1944. Anläßlich ihrer Besichtigung wurden die 25. und 26. Sitzung des Konstruktionsausschusses in Wildau abgehalten (18./19. Januar 1944), wo endgültig von der Ausführung der Brotan-42er, auch in der inzwischen wieder erwogenen Kleinserie von 30 Maschinen, Abstand genommen wurde. Die in der Literatur erwähnten Lieferschwierigkeiten der Röhrenhersteller hatten zu diesem Zeitpunkt wohl keinen Einfluß auf die Entscheidung.

Zu den beiden Standardausführungen der Baureihe 42 wurden jedoch noch mehrere Varianten vorgeschlagen. Die Wiener Lokfabrik empfahl bereits im März 1943 auch einen Brotankessel mit Verbrennungskammer, falls ihr erster Entwurf nur im Detail beanstandet werden sollte. Er wurde aber von Degenkolb gleichfalls abgelehnt. Daneben sind hier die Bemühungen um einen mechanischen Rostbeschicker zu erwähnen, der dem Heizer seine Tätigkeit erleichtern sollte. Ursprünglich hatte Schneider-Creusot einige Loks der Baureihe 44 mit Stoker liefern sollen, um die deutsche Produktion damit nicht zu stören. Als hier Verzögerungen durch den französischen Widerstand gegen die Deportation von Arbeitern zu den Rüstungsfabriken des Reiches eintraten, war bei der 21. Sitzung des Konstruktionsausschusses am 16. Juli 1943 die Firma Schwartzkopff mit der Projektierung von 10 bis 20 Loks der Baureihe 42 mit Stoker beauftragt worden. In der 24. Sitzung am 21 . Oktober 1943 wurden die ersten Pläne vorgelegt, wonach die Antriebsmaschine des Stokers auf der Lok untergebracht werden sollte. Ein Schüttelrost war nicht vorgesehen. In Zusammenarbeit mit Henschel sollten Stokeranlagen für Kondensloks untersucht werden, so daß eventuell 40 Maschinen diese Einrichtung erhalten sollten. Auf der 25. und 26. Sitzung in Wildau legte die BMAG die Pläne zur Versuchsausführung vor, die zwar den Hulsonrost aufwiesen; dennoch wurde auch ein Versuch mit festem Rost und engen Spalten vorgesehen. Die praktische Ausführung der Anlage wurde indes zurückgestellt.


Modellvorstellung

Die Ankündigung zur Modellumsetzung der Baureihe 42 geht auf das Jahr 2016 zurück, indem Arnold in den Jahresneuheiten mehrere Ausführungen avisiert hat. Im Neuheitenblatt finden sich Ausführungen der Deutschen Reichsbahn als Epoche II-Modell (HN2333), als DR-Modell der Epoche III-Ausführung (NH2335), ein Modell der SAAR-Bahnen – kombiniert mit einem Güterzug – (HN2405) und das nunmehr erschienene ÖBB-Modell HN2375. Die Modelle werden ohne und mit Loksound ausgeliefert, bei den Soundmodellen wird hinter der Artikelnummer ein D nachgestellt. Der UVP für die soundlosen Modelle wird mit € 279,90 angegeben.

Verpackung

Arnold liefert seine Modelle in einer zweiteiligen Blisterbox aus. Im Unterteil ist eine Plastikeinlage samt Schutzdeckel eingesetzt, indem das Modell eingelegt ist. Dieses ist zusätzlich in eine dünne Folie umwickelt. Zum Lieferumfang gehört natürlich auch eine Betriebsanleitung, welche klein gefaltet unterhalb der Plastikeinlage in einem freien Spalt hineingesteckt ist. Es sind zwei Papiere, einerseits das Ersatzteilblatt und Wartungsblatt und andererseits die Betriebsanleitung. Die Schriftgröße läßt dabei sehr zu wünschen übrig, denn ohne Vergrößerungsglas sind die Angaben für Sehschwache Personen schwer zu entziffern. Es sollte hierbei mehr auf Barrierefreiheit gesetzt werden.

Technik

Die technischen Komponenten sind im Modell untergebracht, wobei diese sich auf das Lokmodell und den Tender verteilen. Im Tender befindet sich eine Fahrzeugplatine, welche der Digital-Decoder einzusetzen ist. Arnold hat für seine 42 eine Next18-Schnittstelle verbaut. Um an diese heran zu kommen, sind folgende Schritte notwendig. Zuerst zieht man die rote Griffstange des Tenders aus den Löchern und dreht diese auf die Seite. Weiters sind beide Klappen des Wasservorrates herauszuziehen und die beiden Schrauben zu lösen. Danach läßt sich das Oberteil des Tenders abnehmen.

Die Antriebskomponenten sind im Langkessel des Modells untergebracht. In der Betriebsanleitung ist zu sehen, daß mit dem Lösen einer Zentralschraube an der Unterseite der Dampflok dieses Teil sich vom Fahrwerk abziehen läßt. Meine Versuche scheiteren kläglich, weshalb das Öffenen des Modells dann aufgegeben wurde.

Im Langkessel ist ein kleiner Motor mit einseitig aufgezogener Schwungmasse und Wellenstummel in Richtung Kesselrückwand eingebaut. Die Kraftübertragung erfolgt über diesen Wellenstummel und dem Zahnradgetriebe auf die drei letzten Kuppelachsen des Modells, die anderen Achsen werden über das Gestänge mitgenommen. Trotz dieser Konstruktion ist die freie Durchsicht durch Kessel und Fahrwerk gewährleistet. Die dritte Kuppelachse ist beidseitig mit Haftreifen bestückt. Alle Achsen sind seitenverschiebbar, aber keine ist gefedert.

Das Modell ist rückseitig mit einer Kurzkupplungskulisse ausgestattet, frontseitig befindet sich ein Kurzkupplungsschacht. Die Lok-Tenderkupplung besteht aus einer fixen Verbindung, die über eine Zentralschrauben vom Tender eingebunden ist.

Fahrverhalten

Die Neukonstruktion bringt ein Eigengewicht von 94 Gramm auf die Waage. Das Fahrverhalten des Modells ist mehr als zufriedenstellend. Die Höchstgeschwindigkeit des Vorbildes beträgt 80 km/h. Die umgerechnete Modellgeschwindigkeit beträgt ca. 140 km/h. Die Modellgeschwindigkeit ist daher um ca. 75 Prozent im oberen Bereich zu schnell, im unteren Geschwindigkeitsbereich ist sie ca. 26 % zu schnell. Die anzusetzende Differenz ist gemäß MOROP bei einem Modell der Baugröße N mit 50 Prozent anzusetzen.

Optik

Mit dem Arnold-Modell wird jeder Modellbahner seine Freude haben. Das Modell weist am Kessel über feine Gravuren auf, die infolge des kleinen Maßstabes erhaben (freistehende Leitungen) an der Kesselaußenhaut angraviert sind. Die aufgesetzten Dome wirken wuchtig, dagegen ist der Schornstein wie beim Vorbild zierlich ausgeführt. Das Umlaufblech ist fein geriffelt graviert.

Das Fahrwerk ist sehr filigran ausgeführt, die roten Kuppelräder verfügen über feine Speichen. Einzelne Spurkränze der Mittelachsen sind geschwächt ausgeführt, zudem ist zwischen dem Rahmen, dem Kessel und dem Fahrwerk trotz der gewählten Antriebskonstruktion ein freier Durchblick möglich. Feine Gravuren betreffen auch das geschlossene Führerhaus mit nur einem offenen Seitenfenster und den Wannentender. Die Drehgestelle sind über Schrauben fixiert, die Drehgestellblenden sind optisch sehr ansprechend und im Halbrelief umgesetzt.

Farbgebung und Beschriftung

Die Schlepptenderlokomotive ist vorbildgerecht lackiert. Die Anschriften der Lok entsprechen der Epoche IIIa und sind in weißer Farbe ausgeführt. Arnold wählte für seine ÖBB 42 die Betriebsnummer 42 2713. Die Lokomotive ist bei der Zfl. Wiener Neustadt bzw. der BBD Wien stationiert. Als letztes Untersuchungsdatum ist Nb 06.08.53 angeschrieben. Sämtliche Anschriften sind unter der Lupe trennscharf lesbar.

Beleuchtung

Das Modell verfügt über eine LED-Beleuchtung. Die Lichtintensität ist zu grell und für ein Modell der Epoche III unüblich.

Bilder