Trix 22412 / 22413 / 22830: SBB Re 460 / BLS Re 465

Mit dem Ja zur „Bahn 2000“ war nicht nur der Ausbau der Infrastruktur in der Eidgenossenschaft begrüßt worden, sondern die Entwicklung und der Bau einer neuer Schnellfahrlok waren gleichzeitig als eine beschlossene Sache anzusehen. Die SBB beauftragten bereits 1985 die Hersteller SLM und ABB mit der Realisierung einer polyvalenten, vierachsigen Schnellzuglok mit einer Höchstgeschwindigkeit von mehr als 200 km/h. Das Pflichtenheft hat den neuen Loks schon einiges abverlangt, wie erstens den Einsatz auf dem bestehenden, sehr kurvenreichen Stammnetz, zweitens den Einsatz vor schweren Schnellzügen auf den neuen Schnellfahrstrecken und drittens im schweren Güterverkehr auf den beiden Alpenstrecken Gotthard und Lötschberg. 1987 wurden die ersten zwölf Loks bestellt, die 1992 zur Auslieferung gelangten. Die ersten Gehversuche der Bahn 2000-Loks endeten im Fiasko, schließlich mussten mehr als 450 größere und kleinere Kinderkrankheiten beseitigt werden. Dagegen war das Design gut gelungen. Es wurde vom italienischen Designer Pininfarina entworfen und verleiht der Lok ein windschnittig äußeres, wenn auch das Pendants dazu in der Re 4/4 IV zu suchen ist, die übrigens aufgrund ihres eckigen und kantigen Aussehens den Spitznamen „Container“ bekamen. Die Beseitigung der Kinderkrankheiten führte letztlich zur Beschaffung von insgesamt 119 Loks.

Der mechanische Teil der Re 460 wurde von Grund auf neu konzipiert. Der selbsttragende, voll verschweißte Wagenkasten besteht außer dem Chassis aus den Seitenwänden und den Dachstutzen. Die Seitenwände sind mit Sicken versehen, und die Führerstände sind beidseitig zugänglich. Erstmals wurde bei einer SBB-Lok das Material Kunststoff (GFK) bei den Führerständen eingesetzt. Der Dachbereich ist weit nach oben gezogen, nur für die Stromabnehmer bestehen Ausnehmungen. Der Lokkasten wird auf zwei neuentwickelten Drehgestellen abgestützt. Der Fahrmotor-Getriebeblock ist elastisch an Drehgestell und Kasten montiert und garantiert hinsichtlich Federungs- und Dämpfungseigenschaften einen stabilen Lauf auch im oberen Geschwindigkeitsbereich. Die Drehgestelle sind mit radial verstellbaren Radsätzen versehen, die einen besseren Kurvenlauf ermöglichen sollen. Der elektrische Teil wurde damals noch von ABB Schweiz entwickelt und besteht hinsichtlich des Antriebssystems aus der Umrichtertechnik mit Drehstromfahrmotoren und modernsten, abschaltbaren GTO-Thyristoren. Dabei wird der Wechselstrom via der Gleich- und Wechselrichter zum dreiphasigen Drehstrom umgewandelt und in variabler Spannung und Frequenz den Fahrmotoren zugeführt. Um die Traktionsenergie optimal auf die Schienen zu bringen, wurde eine neue Steuerelektronik entwickelt. Sämtliche Steuerbefehle werden weitgehend von Mikroprozessoren überwacht. Störungen werden vom Diagnoserechner auf einem Display im Führerstand angezeigt. Ein Bremsrechner sorgt für die optimalen Einsatz der drei vorhandenen Bremssysteme, vorhanden sind eine E-Bremse mit Rekuperation, Druckluftbremse oder Mg-Bremse. Am Dach befinden sich nur zwei Einholm-Stromabnehmer mit innenliegenden Knien, die wurden zwischenzeitlich durch einen Pantographen mit nur einer Wippe ersetzt.

Die Re 460 haben sich sehr schnell ein breites Terrain in der Eidgenossenschaft verschafft. Obwohl 75 Loks für den Güterverkehr (Huckepackverkehr) vorgesehen waren, wurden die restlichen Maschinen im IC- und EC-Verkehr eingesetzt. Das primäre Einsatzgebiet der Re 460 erstreckt sich auf die Achse Genf – Bern – Zürich – St. Gallen sowie am Jurasüdfuß im IC-Verkehr als Wendezügen mit neuartig beschafften Steuerwagen des Typs IC Bt. Die Loks wurden zunächst den Depots Lausanne, Bellinzona und Zürich zugeteilt, jedoch mit der Divisionalisierung der SBB in die Bereiche Personenverkehr und Cargo aufgeteilt. Große Beliebtheit erreichte die Re 460 als Werbeträger, wenn auch Re 4/4 oder Re 6/6 dafür ebenfalls Verwendung fanden. Der fensterlose Lokkasten konnte sich trotz der zahlreichen Sicken als vielfach bestauntes Werbeobjekt durchsetzen. Die erste Werbelok wurde 1994 mit der „AGFA“ aus der Taufe gehoben, seither sind sicherlich an die rund 100 verschiedene Sujets zu sehen gewesen.


Modellvorstellung

Die SBB-Werbelok „100 Jahre SEV“ wird als Einmalserie 2019 aufgelegt. Dasselbe Modell erscheint bei Märklin unter der Artikelnummer 39467. Die Re 460 der SBB ist bei Märklin schon seit vielen Jahren im Programm. Vor zwei oder drei Jahren hat sich der Hersteller entschlossen, die bestehende Konstruktion durch ein zeitgemäßes Antriebssystem neu zu entwickeln.

Verpackung

Die Auslieferung erfolgt in der bekannten Märklin/Trix-Verpackung. Nach dem Abzug des Kartonschubers wird die stabile Plastikverpackung zugänglich, in welchem das Modell mit abermaligen Plastikschuber sicher für den Transport fixiert wurde. Die SBB-Lok wird ohne eigene Zurüstteile ausgeliefert, sodaß das Modell sofort für den Anlagenbetrieb vollwertig verwendet werden kann. Sämtliche Dokumente und Betriebsanleitungen sind in einem eigenen Schuber abgelegt, der in einem Schlitz der Kartonschachtel eingeschoben ist.

Technik

Das Lokgehäuse ist über zwei Kreuzschrauben von der Unterseite her am Chassis festgeschraubt. Es empfiehlt sich die Verwendung eines paßgenauen Schraubenziehers, um die Kreuzführung nicht auszuschälen. Das Lokgehäuse läßt sich dann leicht annehmen und ist komplett aus Metall gefertigt, es dient zugleich als Ballastgewicht, denn das Fahrwerk hat nur einen Bruchteil des Gesamtgewichtes.

Märklin/Trix hat in den letzten Jahren entschieden, alle Neukonstruktionen von Drehgestell-Lokomotiven bzw. einzelne Fahrzeugtypen im Antriebskonzept mit Mittelmotor und Kardanwellen auszurüsten. Der Antrieb erfolgt daher vom Mittelmotor via Kardanwellen und über Stirnrad-/Schneckengetriebe auf alle vier Achsen. Am Mittelmotor ist eine große Schwungmasse verbaut. Die Stromabnahme erfolgt über alle Achsen. Konstruktiv ist eine Kurzkupplungskulisse eingebaut.

Die Fahrzeugplatine befindet sich oberhalb des Mittelmotors und ist auf dem Fahrzeugrahmen befestigt. Diese beinhaltet die Digital-Schnittstelle.

Fahrverhalten

Das Eigengewicht beträgt 577 Gramm. Die Vorbildgeschwindigkeit beträgt 200 km/h. Messungen bei 12 V Gleichstrom ergaben einen umgerechneten Wert von ca. 83 km/h. Die berechnete Modellgeschwindigkeit ist gegenüber der Vorbildgeschwindigkeit um ca. 59 % zu niedrig, gegenüber dem NEM-Wert – unter Berücksichtigung der Erhöhung um 30 % – ist sie sogar um ca. 88 % zu niedrig.

Optik

Märklin/Trix ist der einzige Hersteller, der das Gehäuse der SBB Re 460 in Metall fertigt, wobei die untere Schürze aber aus Kunststoff gefertigt ist. Ebenfalls aus Metall gefertigt ist die Dachhaube. Der Lokkasten als auch der Dachbereich weisen das markante, mehrfach abgerundete Gesicht auf. Die Gravuren im Bereich der Seitenwände sind sehr tief und dafür auch etwas breit ausgefallen. Die seitlichen Sicken sind nach außen hin abgerundet. Sämtliche Griffstangen und andere Anbauteile sind am Lokkasten bereits eingesetzt. Als konstruktive Augenweide ist der Dachaufbau zu sehen, der trotz Metallguß auch über zahlreiche Detaillierungen verfügt. Die seitlichen Dachlüfter sind fein graviert, auch die Dachfelder sind viel filigraner graviert als die Seitenwände. Einziger Wehrmutstropen stellen die Stromabnehmer dar. Märklin/Trix setzt dabei auf überbreite und modellbahntaugliche Wippen à la ÖBB-/DB-Norm.

Farbgebung und Beschriftung

Die Farbtrennkanten des Modells lassen sich konstruktionsbedingt durch einzelne Bauteile ideal ausgrenzen. Der Fahrzeugkasten ist komplett weiß lackiert und mit roten Anschriften versehen. Sämtliche Aufdrucke sind trotz des gesickten Lokkastens alle lupenrein und trennscharf aufgebracht. Die weiteren Anschriften sind sauber und gut deckend aufgetragen. Die NVR-Nummer der Lok lautet auf CH-SBB 91 85 4460 113-4. Im Revisionsraster ist das Abnahmedatum zu lesen, also Yverdon R3 26.10.18.

Beleuchtung

Die SBB-Lok ist mit warmweise LED ausgestattet, die fahrtrichtungsabhängig weiß leuchten. Das Spitzenlicht ist dreifach belegt, das Schlußsignal einmal weiß rechts unten. Im Digital-Modus sind noch zahlreiche, weitere Lichtkombinationen möglich.


Bilder 22412


Bilder 22413

Als Einmalserie zum 100jährigen Jubiläum des Schweizer National-Zirkus Knie legt Märklin eine Re 460 als Werbelok „100 Jahre Knie“ der SBB auf. Das Modell ist sowohl bei Trix als auch bei Märklin (39468, UVP 339,99) erhältlich. Das Modell ist sauber lackiert und bedruckt, auf den Seitenwänden sind Zirkusmotive und ein Jubiläumssignet abgedruckt. Das Modell trägt die Betriebsnummer Re 460, 91 85 4460 058-1 CH-SBB. Am Fahrzeugrahmen ist die Revisionsanschrift Yverdon R3 13.07.18 angeschrieben.


Modellvorstellung 22830 – BLS Re 465 011

Das neue Farbdesign der BLS blieb natürlich nicht dem Marktführer Märklin/Trix verborgen, weshalb dieser im Neuheitenprogramm eine Neuauflage dieser markanten Lok im Neuheitenprogramm 2021 vorsah. Ergänzend zur obigen Ausführung sei erwähnt, daß der verbaute Decoder sowohl mfx- als auch DCC-fähig ist. Zudem kann die Lok mit diesem Decoder auch auf analogen Anlagen eingesetzt werden. Der Digitaldecoder gestattet auf Anlagen mit Digitalbetrieb die Anwendung zahlreicher Licht- und Geräuschfunktionen, insgesamt kann aus 23 verschiedenen Funktionen gewählt werden. Die Neuauflage ist sowohl mit der kurzen Loknummer Re 465 011 als auch mit der NVR-Nummer 91 85 4465 011-5 und der Halterkennung CH-BLS bedruckt, bei den Untersuchungsdaten sind die Angaben R3 Bö 29.05.20 aufgedruckt. Das Modell ist sauber lackiert bzw. bedruckt, alle Angaben sind lupenrein lesbar. Das Modell warum damals zum UVP von € 359,– angekündigt worden.