Aus dem Zugförderungsdienst: Die schnellsten Dampfzüge

Rekorde, Höchstgeschwindigkeiten und Reisegeschwindigkeiten im internationalen Vergleich |

Solange es die Eisenbahn oder andere Transportmittel außer die Fuhrwerke gab, war für die Menschheit der Begriff „Geschwindigkeit“ ein völliges Fremdwort. Das Wort „Geschwindigkeit“ gewann erst dann an Bedeutung, als durch die Erfindung der Dampfmaschine auch der mit Dampf betriebene Eisenbahnbetrieb – zunächst in England – entstanden ist und sich sukzessive nicht nur dort, sondern auf das europäische Festland und die anderen Kontinente überschwappte. Beim Nachlesen einschlägiger Zeitungsberichte offenbarte das neue Gefühl von Geschwindigkeit und technischer Innovation zugleich, was dem Land, der Wirtschaft und der Bevölkerung Wohlstand brachte und sicherte.

Heute leben wir in einer Zeit des Hochgeschwindigkeitsverkehres, indem vielerorts Schnellfahrstrecken mit Hochleistungszügen jenseits der 200, 300 oder 350 km/h im Regelbetrieb verkehren. Nur ein Verkehrsmittel ist schneller, das Flugzeug, das eine ähnliche Entwicklung zur Schiene durchmachte. Aber um den heutigen Geschwindigkeit überhaupt zu nutzen bzw. zu erleben, waren viele Entwicklungsschritte im Eisenbahnwesen notwendig, die nicht nur auf technische Errungenschaften, sondern auch vielfach topografisch bedingt waren.

Das gegenständliche Buch thematisiert den Geschwindigkeitsrausch der Eisenbahn bei dampfbetriebenen Lokomotiven. Schon immer bestand ein Wettkampf einerseits unter den Konstrukteuren und andererseits unter den Nationalstaaten, schließlich konnte ein schnelles Massenverkehrsmittel unter anderem auch für Propagandazwecke „missbraucht“ werden. Doch es dauerte mehr als 100 Jahre nach der Erfindung der Eisenbahn, um die 200 km/h-Marke zu knacken.

Die Entwicklung auf diesem Sektor ist eine vielfältige, die Autor in informativer und umfassender Art und Weise darstellt. Der Leser wird zunächst auf die „Hauptakteure“ der schnellfahrenden Dampfloks eingewiesen, um dann näheres über die Entwicklung des Schnellverkehres in Europa und der Welt zu erfahren. In weiteren Kapiteln wird sehr anschaulich und auch sehr ausführlich dokumentiert, wie sich die Reisegeschwindigkeiten jenseits von 100 km/h bei den Reisezügen im Gesamtlauf (sehr DRB, DR und DB-lastig) bzw. zwischen zwei Bahnhöfen in einer Vielzahl von Ländern wie Deutschland, Großbritannien, Belgien, Italien, Frankreich sowie Übersee in den USA und Kanada verhalten haben. Der Autor legt dabei ein großes Augenmerk auf einen seriösen Vergleich, indem die verschiedenen Geschwindigkeitsangaben zwischen dem englischen und kontinental-europäischen Angaben stets in der selben Darstellung gegenüber gestellt werden.

Der erste Blick in das Buch vermittelt den Eindruck, als wäre es eine statistische Aufstellung von Kursbuchauszügen. Beim näheren Lesen wird man jedoch rasch feststellen, wie wichtig diese umfangreichen Tabellenwerke für die Gesamtentwicklung notwendig sind, hat doch der Autor damit die chronologische Abfolge des Schnellverkehrs niedergeschrieben. Der Autor greift gerade bei seinen zweiten Teil (Bahnhofsabstände) unter anderem auf private Aufzeichnungen von begeisterten Zugreisenden zurück, die einen Vergleich der Soll-Zeiten (Fahrplanzeiten) mit den tatsächliche Ist-Zeiten erlauben und somit das Können ihrer Meister auf dem Dampfross würdigen.

Das Buch kann durch eine hervorragende Bebilderung ebenfalls punkten. Die Aufnahmen beschränken sich also nicht nur auf die Schnellzuglokomotiven der Baureihen 01, 01.10, 03, 05 und 61 der Deutschen Reichsbahn, sondern von Interesse dürften vor allem die tollen Aufnahmen der Dampflokomotiven aus England, Frankreich, Kanada und den USA zeigen, ergänzt durch Abbildungen mit Briefmarken, die ebenfalls Stromlinien-verkleidete Dampflokomotiven aus aller Welt zeigen.

Abschließend lässt sich ungeachtet zur Einstellung des Themas festhalten, dass mit diesem neuen Buch aus dem EK-Verlag erstmals eine voll inhaltliche Thematisierung zur Entwicklung des „Geschwindigkeitsrausches“ im Eisenbahnwesen erfolgte und das Buch somit eine interessante Lektüre darstellt, die es in diesem Umfang noch seines gleichen suchen darf.

Wenn man allerdings die Entwicklung des HGV-Verkehres weltweit weiterverfolgt, wird evident, dass einerseits diese Entwicklung für die Ausbildung heutiger HGV-Netze notwendig war und andererseits gerade Länder wie Japan (Stichwort: 50 Jahre Shinkansen), China und Spanien ungemein von dieser technik-geschichtlichen Entwicklung am meisten profitierten.


Allgemeine Infos:
Verlag: EK-Verlag
Autor: Ronald Krug
Buchhülle: Hardcover
Umfang: 196 Seiten / DIN A4 hoch
Fotos: 235
Skizzen: –
Grafiken/Pläne: –
Tabellen: –
ISBN: 978-3-88255-770-1
Verkaufspreis: € 39,90 [D]/€ 41,10 [A]