Anwenderhandbuch – Systemische Bahnlärmbekämpfung (ETR Austria Spezial)

Die Entstehung von Lärm ist einer der unangenehmsten Effekte unserer Gesellschaft. Da der Lärm an sich aus verschiedenen Quellen entstehen kann und daher nicht gänzlich zu bekämpfen bzw. zu vermieden ist, wendet sich dieses Sonderheft der Problematik im Eisenbahnwesen zu.

Das lediglich 42 Seiten dünne Heft ist als aktueller „Übersichtskatalog“ zu betrachten. Der interessierte Leser wird zunächst über den Anwendungsbereich, die physikalischen Grundlagen und über die anzuwendenden Gesetzesbestimmungen informiert. Der essentielle Teil dieser teuren Publikation thematisiert das Problem der Lärmentstehung, zeigt Möglichkeiten von Lärmschutzmaßnahmen auf und liefert einen Überblick zum aktuellen Stand zur Setzung von Lärmschutzmaßnahmen, um anschließend auf Neuwicklungen in diesem Bereich überzuleiten. Sämtliche Beiträge sind auf wissenschaftlichen Niveau geschrieben und sind im wissenschaftlichen Bereich der Physik angesiedelt.

Diese Literatur ist speziell für österreichische Verhältnisse besonders von Bedeutung, weil gerade in den letzten Jahren und Jahrzehnten weitere Landschaftsteile mit unansehnlichen Lärmschutzwänden „verschandelt“ wurden, deren Nutzen oftmals in Zweifel gestellt wird und wurde. Den Höhepunkt derartiger „Fehlinvestitionen“ seien die 6 m hohen Lärmschutzwände der Donauauen bei Melk zu nennen, wo sich nachträglich herausstellte, dass der dort entstehende Bahnlärm die brütenden Vögelpopulationen nicht stört.

Die Publikation ist insofern kritisch zu hinterfragen. Der Herausgeber beschäftigt sich nur mit Infrastrukturmaßnahmen und ortsfesten Bauten ohne detailliert auf Verbesserungsmaßnahmen im Bereich des Rollmaterials einzugehen, wobei durch die Ausstattung der Güterwagen mit leisen Y25-Drehgestellen oder die Verwendung der K-Sohle sehr viel erreicht wurde.

Zu hinterfragen ist allerdings die Meinung, dass Lärmschutzwände gerade in schneereichen Wintern keine sonderliche Einschränkung im Betriebsdienst bedeuten. Gerade schneereiche Winter haben gezeigt, dass Schneepflüge die Schneemassen nur bis zur Wand drücken können, währenddessen Streckenteile ohne Lärmschutzwände diese Massen weitläufiger in benachbarte Grundstücke verteilen, ohne dass nachträglich ein Einsatz einer Schneeschleuder notwendig ist. Lärmschutzwände haben auch den Nachteil, dass sie das Rotwild in ihrer freien Laufbahn beeinträchtigen und Wildschäden sowie in der Folge defekte Bremsanlagen bei einer Kollision verursachen. Ein nicht unwesentlicher Effekt von Lärmschutzwänden ist gerade in Ostösterreich eingetreten. Ganze Weichenheizungen wurden infolge der Kanalisierung der kalten Luftströmungen infolge der Sogwirkung zwischen den Lärmschutzwänden trotz Betrieb de facto außer Gefecht gesetzt. Der gewollte Effekt wurde durch laufende Weichenstörungen ausgehebelt.

Diese betrieblichen Phänomene werden darin leider nicht behandelt bzw. als Nachteil herausgearbeitet, ebenso die Tatsache, dass in Nachbarländern deutlich niedrigere Wandhöhen zur Anwendung gelangen und andere Probleme mit der Existenz dieser auftreten (zB Rettungsmaßnahmen) oder andere negative externe Effekte infolge der Zerstörung des Landschaftsbildes oder der Lärmumleitung in andere Regionen erörtert werden.


Allgemeine Infos:
Verlag: DVV Media Group GmbH
Autor: div.
Buchhülle: Softcover
Umfang: 42 Seiten / DIN A4 hoch
Fotos: 4
Abbildungen/Skizzen: 18
Tabellen: 7
ISBN: 978-3-7771-0464-5
Verkaufspreis: € 25,– [D]