Roco 70067 – DR-Baureihe 03.10

Die Deutsche Reichsbahn-Gesellschaft (DRG) führte Mitte der 1930er Jahre führte
Hochgeschwindigkeits—Versuchsfahrten durch, bei denen die Dampflok 05 002 im Jahre 1936 200,4 km/h erreichte. Es sollte ein Schnellverkehrsnetz in Deutschland aufgebaut werden, für das schnellere Lokomotiven erforderlich waren. Die teilweise stromlinienverkleidete 03 154 und die vollverkleidete 03 193 zeigten aber aufgrund des Zweizylindertriebwerks Zuckungen zwischen Tender und erstem Wagen, was die DRG veranlaßte, auf Dreizylindertriebwerke überzugehen und bewußt den betrieblichen Mehraufwand in Kauf zu nehmen.

Da aber immer noch nicht alle Strecken auf 20 Tonnen Achslast umgerüstet waren, wurde 1938 neben der Baureihe 01.10 auch die Baureihe 03.10 als leichtere Variante in Auftrag gegeben. Beiden Typen gemeinsam war die Stromlinienvollverkleidung und die Höchstgeschwindigkeit von 150 km/h.

Knapp vier Monate nach Erscheinen der 01.1001 lieferte Borsig am 5. Dezember 1939 die 03.1001 in roter Farbgebung mit silbernen Streifen aus. Die ersten 60 Loks waren bis zum Ende des Jahres 1941 ausgeliefert, die Bestellung von weiteren 80 Loks wurde storniert, so daß nur die 03. 1001 bis 1022, 03.1043 bis 1060 und 03.1073 bis 1092 gebaut wurden.

Noch im Jahre 1941 wurde wegen zu hoher‚ Temperaturen unter der Stromschale die Höchstgeschwindigkeit auf 140 km/h herabgesetzt. Dies, obwohl während des Krieges derartig hohe Geschwindigkeiten ohnehin kaum möglich waren. Trotzdem waren die Stromlinienloks heiß begehrt, und jede Direktion versuchte, einige Lokomotiven für ihren Bezirk zu bekommen. So wurden die 60 Loks auf 16 Bahnbetriebswerke (Bw) verteilt — von Hamburg-Altona über Schneidemühl, Saarbrücken, Nürnberg Hbf bis Wien-West waren sie im ganzen Reich zu sehen. Zwischen 1942 und 1944 erfolgte eine Verlegung nach Osten, nicht zuletzt durch die Neulieferungen der stärkeren Baureihe 01.10, so daß nur noch die Bw Posen und Breslau Hbf 03.10 hatten. Durch diese Konzentration war auch eine geeignete Wartung sichergestellt. Doch die Sowjetarmee rückte immer näher, und ab Jänner 1945 wurden die ersten Lokzüge, u. a. mit 03.10 gegen Westen zusammengestellt.

So gelangten 19 Maschinen ins Gebiet der sowjetischen Besatzungszone, 26 in die drei Westzonen. Durch Kriegsereignisse gingen vermutlich sechs Loks (03.1018, 1044, 1083, 1086, 1091 und 1092) verloren, neun Loks blieben im heutigen Polen und kamen als neue Baureihe Pm3 zur Polnischen Staatsbahn (PKP). Pm 3-3 (03.1005) wurde nach der aktiven Dienstzeit als Denkmal im Warschauer Hauptbahnhof aufgestellt.

Die bei der Deutschen Reichsbahn verbliebenen Maschinen der Baureihe 03.10 erhielten ab dem Jahr 1959 einen Neubau-Hochleistungskessel. Mit diesen sollte eine höhere Wirtschaftlichkeit im Alltagsbetrieb erreicht werden. Die damit umgebauten Lokomotiven wurden dann als sogenannte „Reko“-Loks bezeichnet. Einige Jahre später, also im Jahr 1965, wurden alle bei der DR im Bestand befindlichen Maschinen auf Ölhauptfeuerungen umgebaut. Die Lokomotiven wurden im täglichen Schnellzugverkehr landesweit eingesetzt, ehe in den 1970er Jahren für den Großteil der 03.10-Flotte das „Aus“ kam und sie auf dem Abstellgleis landeten. Die Loks der DR erreichten während dieser Einsatzzeit monatlich ca. 20.000 Kilometer.


Modellvorstellung

Das Modell der 03.10 der DR wurde von Roco in das Neuheitenprogramm 2023 als Edition geschrieben. Roco hat ein erstes Modell bereits vor ca. acht Jahren als weitgehende Neukonstruktion ins Sortiment genommen. Beim damaligen Modell handelt es sich um die 03 0058-2 des Bw Stralsund.

Diesmal gelangte ein Modell zur Umsetzung, welches ebenfalls mit einer Computernummer versehen ist und passend zur vorigen Modellauflage ist, somit der Epoche IV angehört und auf den weiten Steppen nördlich von Berlin zum Einsatz kam. Das als 03 0059-0 beschriftete Modell ist in drei Modellausführungen lieferbar, und zwar als analoges Gleichstrom-Modell mit der Artikelnummer 70067 zum UVP von € 449,90. Dieselbe Ausführung mit eingebauten Loksound und Decoder (Artikelnummer 70068) ist zum UVP von € 574,90 erhältlich. Die Dreileiter-Wechselstromausführung wird unter der Artikelnummer 78068 geführt, selbiger UVP.

Verpackung

Die Ausführung als Modell in der Produktserie „Edition“ macht sich heute mit der voluminösen Schachtel bemerkbar. Das Modell wird in einer robusten, zweifachen Kartonverpackung ausgeliefert. Im Hohlraum ist die Klarsichtbox mit zwei umgebenden Styropor-Einlagen eingesetzt. Die Lok befindet sich in einer Klarsichtbox, steht auf einem Plastikgleis, ist mit drei Schrauben von unten gesichert. Die Klarsichtbox ist durch zwei Styropor-Einlagen umgeben. Dem Modell liegt eine dicke Betriebsanleitung samt Ersatzteilblatt sowie ein Zurüstbeutel bei. Das Modell ist jedoch soweit zugerüstet, daß nur mehr die Kolbenstangenschutzrohre vom Käufer zuzurüsten sind, sofern man von den noch fehlenden Bremsschläuchen und Zughaken absieht. Mitgeliefert wird auch ein lackierter Ätzschildersatz.

Technik

Die 03.10 verfügt über einen Tenderantrieb. Dabei werden nur die jeweiligen Außenachsen der beiden Tenderdrehgestelle angetrieben. Der Motor ist unter dem Tenderoberteil versteckt. Das Abnahmen erfolgt durch auseinanderspreizen des Kunststoffteiles. Der Mittelmotor ist im Zinkdruckgussgehäuse eingelagert, deren beidseitigen Wellen ihre Kraftübertragung direkt mittels der Zahnräder auf die Achsen überträgt. Diese Achsen sind auch mit Haftreifen versehen. Die Fahrzeugplatine ist unter dem Mittelmotor platziert und mittels Kontaktbleche verbunden. Der Motor wird über eine Arretierungsklammer festgedrückt.

Der Langkessel ist auf dem Fahrwerk über drei Schraubenverbindungen befestigt. Die erste Schraube ist beim Vorlaufdrehgestell vor dem Drehpunkt der Vorlaufdrehgestells angeordnet. Die beiden hinteren Schrauben sind auf Höhe des Nachlaufdrehgestells durch seitliches Ausdrehen des Nachlaufdrehgestells zugänglich. Nach dem Entfernen der Schrauben ist das Gehäuseteil nach oben abnehmbar. Aber Achtung, es existiert eine Kabelverbindung.

Das Drillingslaufwerk der 03.10 dreht sich durch. Die äußeren Kuppelachsen sind starr ausgeführt, die mittlere weist eine Federung auf und ist höhenbeweglich. Die Treibräder dienen der Stromabnahme, wie auch die beiden Vorlaufradsätze. Die Zuleitung des Stroms zum Tenderantrieb erfolgt über eine eigene, mehrpolige Kupplungsverbindung, die fixe Verbindung übernimmt die bekannte Lok-Tenderkupplung. Das Modell der DR 03.10 ist für den Digitalbetrieb geeignet und weist eine PluX16-Schnittstelle auf. Die Decoder-Schnittstelle befindet sich am Fußboden des Führerstandes. Das Modell ist für den nachträglichen Einbau eines Seuthe Dampfgenerators vorbereitet.

Fahrverhalten

Die DR-Schnellzuglokomotive bringt ein Eigengewicht von 455 Gramm auf die Waage. Die Baureihe 03.10 ist für eine Höchstgeschwindigkeit von 140 km/h zugelassen. Messungen bei 12 V Gleichstrom ergaben einen umgerechneten Wert von ca. 137 km/h. Die berechnete Modellgeschwindigkeit ist gegenüber der Vorbildgeschwindigkeit um ca. zwei % zu niedrig, gegenüber dem NEM-Wert – unter Berücksichtigung der Erhöhung um 30 % – ist sie um ca. 32 % zu langsam.

Optik

Modelle des Produktsegments „Edition“ erfordern in dieser Preisklasse eine entsprechend hohe Detaillierung. Dies ist dem Hersteller auch bestens gelungen. Für den Käufer des Modells ist das der Vorteil, indem dieser ein fast fix fertig zugerüstetes Premium-Modell auf seine Gleise stellen kann, lediglich Kleinigkeiten sind selbst zu montieren. Die entsprechenden Bauteile wurden bereits oben schon erwähnt. Somit läßt das Modell keinerlei Wünsche offen.

Roco hat dem Modell einen Neubaukessel verfaßt, und zwar den DR-Rekokessel 39E mit dem trapzeförmigen Kasten des Mischvorwärmers der Bauart IfS auf dem Rauchkammerscheitel. Beide Kesselseiten weisen eine tadellose Detaillierung auf, auffallend sind vor allem die komplex umgesetzten Leitungsstränge. Lediglich die Schmierleitungen sind angraviert. Am Neubaukessel sind zusätzlich noch verschiedene Details wie Ventile oder Pumpen eingesetzt. Sämtliche Stangen sind aus festem Federstahl gefertigt.

Das Fahrwerk setzt alle Maßstäbe, wurde es doch aus feinen Metallradsätzen umgesetzt. Roco hat dabei auch den dritten Innenzylinder mit dem Innentriebwerk nachgebildet. Hier fällt vor allem der durchbrochene Barrenrahmen auf sowie auch die Nachbildung der Kropfachse und die Treibstangen des Mittelzylinders. Das Umlaufblech sowie die filigranen Räder sind aus Metall gefertigt. Die Steuerungsträger, Bremsen, Luftkessel und sonstige, diverse Leitungen und Teile sind allesamt aus Kunststoff gespritzt. Am Frontumlauf sowie auf der Tenderrückwand sind jeweils große Fahrzeuglampen angesetzt. Der Öltender ist genauso detailreich umgesetzt, was insbesondere am hinteren Fahrzeugteil ersichtlich wird.

Farbgebung und Beschriftung

Die Farbgebung der 03 0059-0 ist selbsterklärend. Die Anschriften der Lok fallen in die Epoche IV und sind daher in weißer und gelber Farbe ausgeführt. Sie ist beim Bw Stralsund der Rbd Schwerin stationiert. Das letzte Untersuchungsdatum ist am Rahmen des Führerhausbodens geschrieben. Diese fand im RAW Meinigen mit den Angaben Br. Rev. Mei 14.04.77 statt. Sehenswert sind auch die Piktogramme an den Kesseldomen.

Beleuchtung

Das Modell ist mit warmweißen LED ausgestattet, in der Fahrtrichtung dreimal weiß, kein Schlußlicht. Gegenüber der 03.10 in der DB-Ausführung ist keine dauerhaft leuchtende Triebwerksbeleuchtung angesteuert. Diese ist aber im Digitalbetrieb extra zuschaltbar.


Bilder


Verwandete Modelle

Fleischmann 410304 – DB 003 131-0