Märklin 36818 – ÖBB X112.03
Kleinlokomotiven fanden bei mehreren Bahnverwaltungen für leichte Verschubtätigkeiten auf kleineren Bahnhöfen, im Werkstättenverschub, im Bauzugdienst und für ähnliche untergeordnete Aufgaben Verwendung. Die Deutsche Reichsbahn Gesellschaft beschaffte ab dem Jahr 1930 eine beachtliche Anzahl solcher zweiachsiger Motorlokomotiven, über deren unterschiedliche technischen Spezifikationen (Antriebsart, Kraftübertragung, Leistung) ein eigenes Nummernschema entwickelt werden mußte. Mehrere Lokomotiven sind nach dem Zweiten Weltkrieg bei den ÖBB verblieben und wurden ab dem 1. Jänner 1957 im Nummernschema für Nebenfahrzeuge der ÖBB integriert. Grundlegend für das Nummernschema war das vorangestellte „X“ sowie eine dreistellige Reihennummer wie eine zweistellige Ordnungsnummer. Es war wie folgt aufgebaut:
1 – Kleinlokomotive
2 – Lokomotor oder sonstiges Verschubmittel
Die weitere Unterteilung der Zehnerstelle besagte:
1 – mechanische Getriebe
3 – elektrische Kraftübertragung
5 – Flüssigkeitsgetriebe
7 – Speicherfahrzeug.
Die Einerstelle diente lediglich zur Unterscheidung der Bauarten.
Im gegenständlichen Fall unserer X 112 versteckte sich also ein Fahrzeug, welches eine Kleinlokomotive mit Deutz-, Henschel-, MWM- oder Jenbacher-100-Motoren und mechanischem Windhoff-Schaltgetriebe und 60 PS Leistung war. Sieben Lokomotiven der Reihe X 112 verblieben nach dem Zweiten Weltkrieg bei den ÖBB, hinter den Loknummern X 112.01 bis 07 handelte es sich ursprünglich um die Reichsbahn-Fahrzeuge Kö 4387, Kö 4642, Kg 4688, Kd 4994, Kö 4548 und Kg 4811.
Modellvorstellung
Die tannengrün lackierte X 112.03 findet sich als Einmalserie 2016 im Neuheitenprospekt des Marktführers aus Göppingen. Märklin liefert die Kleinlok unter der Artikelnummer 36818 zum UVP von € 229,99 mit Telex-Kupplung und mfx-Decoder aus. Die Auslieferung des Modells erfolgt in der bekannten Märklin-Schachtel, indem das Modell in der Blisterbox fix verstaut ist. Zum Lieferumfang gehört eine Betriebsanleitung, die Garantieurkunde sowie ein Zurüstbeutel mit Kupplungshaken und Bremsschläuche.
Das Modell der X 112.03 befindet sich im Betriebszustand der 1970er Jahre mit geschlossenem Führerhaus und ist in der Zfl. Linz stationiert. Dort war die Lok auch vom 1. März 1969 bis zum 27. September 1978 im Dienst. Das neue Märklin-Modell wird über einen kleinen Motor in der Motorhaube auf beide Achsen angetrieben. Beide Radsätze kommen ohne Haftreifen aus. Bei der Detaillierung setzt Märklin neue Maßstäbe, indem dem Modell separat angesetzte Metallgriffstangen montiert wurden. Das Spitzensignal leuchtet im regulären Betrieb, unter digitalen Bedingungen ist es extra schaltbar.
Das Modell weist saubere Gravuren sowie zarte Nietenreihen auf, welche sich über den Lokrahmen und Lokkasten ebenso verteilen wie am Dach. Die Lackierung und Bedruckung wurde tadellos umgesetzt, die Anschriften sind alle trennscharf ausgeführt und sind unter der Lupe gut lesbar.
Die solide Modellausführung der Einmalserie tröstet aber kaum hinweg, daß das Modell in der umgesetzten Form als „Phantasiemodell“ anzusehen ist, indem Märklin seine ÖBB X 112 nach dem Vorbild einer deutschen Maschine umgesetzt hat. Optische und vor allem konstruktive Unterschiede werden bei den freistehenden Frontlampen einerseits sowie bei den beim Vorbild in der Führerstandsrückwand integrierten Stirnlampen andererseits sichtbar, aber auch bei den Seitenfenstern, deren vorderer Teil bei den ÖBB-Maschinen beim Vorbild verblecht sind.
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