ÖBB-Fahrpläne als Plagiat?

Die ÖBB sind immer wieder für Überraschungen gut, aber auch die Führungskräfte sind ständig im Schußfeld der Öffentlichkeit. Der aufgetretene Verdacht eines Plagiats im Zuge der Diplomarbeitserstellung des ÖBB-Häuptlings Andreas Matthä nach der „Großen Parade“ (Anmerkung: nur ein Gulasch schmeckt aufgewärmt besser) verwundert doch stark. Stark ist auch die Ansage von Plagiatsjäger Stefan Weber, der im Ö3-Interview meinte, der Betroffene hätte „das Internet regelrecht geplündert und sogar die Rechtschreibfehler 1:1 übernommen“. Man darf gespannt sein, wie die Sache die alma mater (pardon, lediglich Fachhochschule!) sieht.

Als Plagiatsfall entwickeln sich immer mehr die Kundeninformationen des ÖBB-Konzerns. Meine letzte Reise brachte wieder eine Reihe an Mängel hervor. Da ich mir die Nachtzugfahrt im NJ 447 im Modulwagen nicht antun wollte, wurde der Weg zum Tag der Offenen Türe im TS-Werk St. Pölten via Bruck an der Mur gewählt.

Am Bahnhof Feldkirch wurde sowohl am Bahnsteigmonitor als auch am Wagenstandsanzeiger verdeutlicht, daß der Wagenteil des NJ 465 nach Zagreb (NJ 40465) ausfällt. Leider habe ich davon keine Bilder gemacht, aber eingefahren ist der Zug mit beiden Zugteilen.

Die Reise in die Steiermark war natürlich von den üblichen Verspätungen des Nachtzugverkehrs begleitet. In St. Michael bemerkte ich, daß wir ca. eine halbe Stunde plus hatten. Eine Nachschau in der Verspätungsbestätigung der ÖBB hat ergeben, daß für meinen Zug überhaupt keine Ist-Zeiten des Zuglaufes ausgewiesen wurden, währenddessen der andere Zugteil nach Zagreb bei der Ankunft in Schwarzach-St. Veit + 23 aufwies.

In Leoben war dann das Gesamtausmaß erstmals ersichtlich: +35 Minuten. Somit war mein Anschlußzug RJ 72 in Bruck an der Mur weg. Beim Studieren des vor mir befindlichen Bahnsteigmonitors entdeckte ich dann den RJ 530, der nach Wien fuhr. Interessanterweise wurde dort auch vermerkt, daß der Zug nicht in Bruck an der Mur hält. Um den Zug hier zu verlassen, reichte die Zeit nicht mehr aus.

In Bruck an der Mur angekommen, wurde ein kritischer Blick auf den Bahnsteigmonitor geworfen. Nächster Zug nach Wien RJ 554.

Als ich dann auf den Aushangfahrplan vom 4. September 2023 sah, stand dort: 7:45 Uhr RJ 530 nach Wien! Der Gang in das hiesige Reisezentrum zwecks weiterer Erkundigung dieser fehlerhaften Fahrplanangabe wurde damit quittiert, daß der Zug infolge von Bauarbeiten hier nicht hält! Offensichtlich scheinen die Verantwortlichen der ÖBB nicht zu wissen, welche rechtliche Relevanz ein Aushangfahrplan besitzt? Falls nein, mögen Sie die relevanten Gesetze studieren! Oder wie erklärt es sich, daß ein gerade drei Wochen alter Fahrplan fehlerhafte Auskünfte erteilt? Die Bauarbeiten sind schon länger bekannt und geplant!

Die Reise wurde im RJ 554 nach Wien-Meidling fortgesetzt. In Meidling stand schon der um 25 Minuten verspätete RJ 162/562 in verkehrter Reihung bereit, weil der ungarische Zugteil infolge von Bauarbeiten in Ungarn die Verspätung mitnahm und es infolgedessen zur verkehrten Zugreihung in Wien Hbf. kam. (Anmerkung: In Feldkirch war eine weitere Verspätung nach Zürich HB schon vorprogrammiert!)

In meiner RJ-Garnitur (RJ 562) wurde die Abfahrtszeit in Wien-Meidling mit 9:57 Uhr angezeigt. Sportlich war dabei die Ankunftszeit in St. Pölten mit 10:12 Uhr, obwohl eine Reisezeit von ca. 25 Minuten veranschlagt ist. Die Ankunftszeit in St. Pölten verharrte im RJ sogar nach Überschreiten der angegebenen Uhrzeit von 10:12 Uhr. Selbst bei der Ankunft um 10:20 Uhr, wurde immer noch beharrlich 10:12 Uhr angezeigt.

Nur die Bahnsteigmonitore wiesen die richtigen Angaben auf: Ankunft 10:21 bzw. Abfahrtszeit 10:22 Uhr.

Die ÖBB verkünden fast täglich, wie fortschrittlich sie sind und welche technischen und technologischen Akzente sie für den Kunden setzen. Wenn man sich diese vorgelebten Fakten auf der Zunge zergehen läßt, fragt man sich, wieso ständig falsche Angaben und Informationen den Kunden bzw. Fahrgästen vermittelt werden? Die ÖBB reden viel von Digitalisierung, welche im Unternehmen eingeführt und vorangetrieben wird. Das Blöde daran ist, wieso merkt man oder sieht man es nicht? Und wieso kommt es immer wieder zu solchen Unzulänglichkeiten?

Wie auch immer, aufgrund der Häufung von Fehlinformationen und -leistungen des Unternehmens ist die berechtigte Frage zu stellen, ob die ÖBB-Fahrplanangaben nicht nur Makulatur, sondern auch mittlerweile auch wertlose Plagiate sind?

Ergänzung einer weiteren Nachtzugfahrt am 6./7. Oktober 2023 sowie am 9. Oktober

An diesem Wochenende wurde eine weitere Nachtzugfahrt in Richtung Wien unternommen. Die Hinfahrt nach Feldkirch war davon gekennzeichnet, daß die abendlichen Fernverkehrszüge alle verspätet waren. (Man beachte auch die Ausläufer der Spinnweben.)

Es erfolgte die Anreise mit dem RJ 864, der als Anschlußinformation fehlerhafte bzw. unvollständige Angaben auswies. Was den Wiener Walzer betraf, wurde nur der Kurswagen nach Prag ausgewiesen. Die Zugteile nach Wien bzw. nach Budapest schienen gar nicht auf.

Für die Reise nach Wien wurde der Umweg über die Steiermark gewählt. Scotty hat zwar vermeldet, daß der Zug infolge von Bauarbeiten via Villach geführt wird, doch daß in dieser Nacht ein starker Reisetag ist, wurde nicht erwähnt! Jedenfalls waren beide Sitzwagen (einer 1. Klasse, deklassiert) vollständig ausreserviert, sodaß mehrere Fahrgäste schon in Feldkirch und Bludenz nach freien Sitzplätzen suchten. Durch eine günstige Fügung konnte ich mich im 1. Klasse-Wagen auf Ledersitzen bequem machen. Die fehlende Information bezüglich des Auslastungsgrades ist insofern ärgerlich, daß es für Nachtzugreisende unzumutbar ist, die ganze Nacht zu stehen oder irgendwo auf den Gängen oder im Einstiegsbereich auf dem Boden zu sitzen. Die einst gelebte Flexibilität hat das Unternehmen als Dienstleister zu Grabe getragen, wiewohl man anführen muß, daß die frühere Beamtenbahn ÖBB wesentlich kundenfreundlicher und auslastungsorientiert agierte.

Leoben wurde mit einer Verspätung von ca. 20 bis 25 Minuten erreicht, weil der Zug Schwarzach-St. Veit nicht pünktlich verlassen hat. In Leoben wurde der Anschlußzug RJ 530 als Railjet ausgewiesen, gekommen ist – wie schon die Lautsprecherdurchsage es voraussagte – eine Ersatzgarnitur ohne 1. Klasse. Die entsprechenden Hinweise am Bahnsteig waren wieder falsch. Kurze Zeit nach Fahrtbeginn in der zweiteiligen 4746-Garnitur hat man sich für die Ersatzgarnitur entschuldigt, da man zu wenige Railjet-Garnituren infolge Fahrzeugmangel habe. Es gäbe daher keine Business-Class, keine 1. Klasse und kein Speisewagen, dafür seien in jedem ersten Wagenteil ein mobiler Bordservice vorhanden. Die Fahrt im ET 4746 offenbarte auf der Fahrt verschiedene Oberbaumängel, denn es war teilweise bei Vmax 160 eine Schaukelpartie! Dieselbe Garnitur wurde um ca. 15:00 Uhr von Wien Hbf. wieder nach Villach eingesetzt.

Die Rückfahrt von Wien erfolgte dann ab Wien-Westbahnhof in einem Zug der Westbahn GmbH. Neben bequemeren Sitzen wurde man auch höflichst bedient und es war genügend Platz, um mit dem Laptop auf einen der Vierertische arbeiten zu können. Der Innsbrucker Hauptbahnhof fiel durch einen weiteren Sicherheitsmangel auf: Sektorweise sind die Bahnsteigbeleuchtungen finster geblieben! In der Finsternis stellt dies eine Gefahrenquelle dar und scheint wohl auch den vorbei marschierenden Außen-FDL im Zuge der Befehlsbeigabe für den Lokführer nicht auf. Die Weiterfahrt zum Ausgangspunkt erfolgte wiederum mit einer ÖBB-Railjet-Garnitur, die schon etwas lädiert war. Eine Überkopfverkleidung hing halbseitig herunter und schien niemanden aufgefallen zu sein!

Am Montag des 9. Oktober war eine Fahrt von Imst-Pitztal nach Bludenz mit dem NJ 446 angesagt, bei dem ein Schlafwagen fehlte und der eine geänderte Wagenreihung aufwies. Der Bahnhof Imst-Pitztal zeigte sich wie jeden Montag von der schönsten Seite, überquellende Abfalleimer mit vielfach herumliegenden Müll. Unansehnlich waren auch die Spinnweben unterhalb der Bahnsteigdächer! Die beiden Modulwagen waren unterschiedlich belegt, zudem war Mittelgang durch quer schlafende Reisende blockiert, die ihre Füße teile auf den Sitzlehnen oder Sitze der anderen Fahrzeugwand hatten.

 

Die Abteiltüre zum Großraumabteil blieb über mehrere Minuten offen, sodaß nicht nur Lärm, sondern auch kühle Luft in den Wagenkasten drang. Empfindliche Personen durften dann Schmerzen bei den Gelenken ertragen. Eine Reisende aus Landeck beklagte sich, daß ihr reservierte Platz schon belegt war, was kaum verwundert, denn es fehlte schon wieder die Ausschilderung der Reservierungen!

Weitere Erlebnisse über fehlerhafte bzw. unvollständige Fahrplanangaben (Beispiel Westbahn)

Das EVU Westbahn hat gerichtlich durchgesetzt, daß ihre Züge im Scotty zu erscheinen haben. Scotty wird von der ÖBB PV AG betrieben. Im Zuge einer Rückreise aus Salzburg habe ich in Scotty die Relation Salzburg Hbf. – Imst-Pitztal eingegeben, Uhrzeit ab 16:00 Uhr.

Die Abfrage erfolgte am 10. Oktober 2023, eine Abfrage zwei Tage später bringt dasselbe Ergebnis hervor. Gibt man allerdings die Relation Salzburg Hbf – Innsbruck Hbf ein, dann wird folgendes ausgeworfen:

Siehe da, dort scheint die vorletzte Verbindung des EVU Westbahn von Wien-Westbahnhof nach Innsbruck Hbf. auf. Als ich gestern in Salzburg Hbf einen Blick auf den Aushangfahrplan warf, wurde es noch toller! Das Plakat wies den Zeitraum 11.06.2023 bis 09.12.2023 auf und verschweigt diesen Zug gänzlich:

Eine erste Anfrage zu den unvollständigen Auskünften bezüglich der Scotty-Abfrage blieb unbeantwortet. Da aber der Aushangfahrplan auch nicht korrigiert wurde, liegt eine Diskriminierung im Netzzugang der ÖBB Infrastruktur AG vor. Diese Diskriminierung betrifft nicht nur das bestellende EVU, sondern auch mich als Kunden. Schließlich ist der Betreiber verpflichtet, die Fahrpläne entsprechend aktuell zu halten und zu publizieren. Die offenkundige Diskriminierung wird auch gegen mich als Kunden begangen, indem mir verschwiegen wird, daß in der gewünschten Fahrzeit ein wesentlich bequemeres, besseres, billigeres Verkehrsmittel (mehr Platz, Sitzplätze mit Tisch, Bonuspunkt udgl.) zur Verfügung steht. In diesem Falle wäre noch zu prüfen, ob nicht auch unlauterer Wettbewerb eine Rolle spielen würde?