Piko 94392: SBB-Einheitswagen I (EW I)

Die Einheitswagen I (EW I) stellt die größte Personenwagenfamilie der Schweiz dar und war eine Weiterentwicklung der seit 1936 in Betrieb stehenden Leichtstahlwagen. Bahnbrechende Neuerungen im Wagenbau wurden erstmals angewendet, wie ein großer Fahrgastraum, mit Kunstleder überzogene Polsterbänke und erstmals kam in der Schweiz eine thermostatgesteuerte Umluftanlage zur Anwendung. Der Fahrgastraum wurde durch eine verglaste Trennwand zwischen Raucher- und Nichtraucherabteil unterteilt. Die Einstiegstüren wurden über den Drehgestellen angeordnet und je eine Toilette befand sich an den Wagenenden. In der ersten Klasse wurden komfortable verstellbare Sitze eingebaut, und darüber längs angeordnete Gepäckträger montiert. Es waren die gleichen Sitze, welche bereits für den TEE RAm entworfen wurde, womit sich für die damalige Zeit ein hochqualitativer Fahrkomfort ergab.

Die Lieferung der 180 1. Klasse-Wagen und der 1.029 2. Klassewagen erfolgte durch das Industriekonsortium SWS/FFA/SIG in den Jahren 1956 bis 1967. Zwei verschiedene Drehgestellbauarten wurden für die neugebauten Wagen entwickelt. Alle 1. Klasse-Wagen erhielten Drehgestelle mit einem Torsionsstab, eine Neuentwicklung der SIG in Neuhausen am Rheinfall. Die Wagen der 2. Klasse bekamen Drehgestelle mit Schraubfedern von SWS.

Die gleichen Drehgestelle wurden auch für die EW I der Privatbahnen verwendet. Die größte Flotte mit 101 Wagen war die BLS, die diese auf der von ihr mitbetriebenen Bahnen SEZ, GBS und BN einsetzte. 1962 wurden bei 25 2. Klasse Wagen statt der Fallfenster sog. Übersetzfenster eingebaut, wie diese auch bei den Speisewagen zu sehen waren. Ursprünglich mit Faltenbald an den Wagenenden ausgestattet wurden die EW I von 1973 bis 1986 in den Hauptwerkstätten Bellinzona, Olten, Zürich und Chur auf Gummiwulstübergänge umgestaltet. Dabei verlängerte man den Wagenkasten auf beiden Seiten um 50 cm. Ebenfalls zur Modernisierung der Wagen gehörten u. a. eine Fluoreszenzbeleuchtung, neue Sitze (rote für das Raucherabteil und grüne für das Nichtraucherabteil), neue Innenverkleidung, die automatische Türschließung, außen montierte Wasserstandsanzeige und UIC-Schlußleuchten.

Die Wagen waren für den Inlandsverkehr bestimmt, allerdings war es durch spezielle Abkommen mit den Nachbarbahnverwaltungen der DB in Deutschland und der ÖBB in Österreich möglich, die EW I auch grenzüberschreitend einsetzen zu können. Somit kamen Wagen via Lindau nach München oder nach Graz. Die 140 km/h schnellen EW I wurden sowohl in Regionalzügen als auch in Schnellzügen eingereiht. In den 1980er Jahren wurde die Wagenserie durch eine neuere Bauart verdrängt. Es waren dies die EW IV-Wagen, die rasch das neue Erscheinungsbild der Schnellzüge in der Schweiz prägten. 40 Wagen 1. Klasse wurden zum Fahrplanwechsel 1997 refitet und erhielten den schwarz/blau/grünen Anstrich. Eine größere Anzahl wurden ab 1984 als Zwischenwagen für die neuen NPZ-Züge revidiert und ebenfalls mit einem neuen Anstrich versehen. Erst in einem zweiten Schritt bekamen die Wagen Außenschwingtüren wie die umgebauten RBe 4/4 (spätere Reihe 540).

Die von der SWS gebauten und rot lackierten Speisewagen mit Faltenbalgübergängen wurden zwischen 1958 und 1961 an die SBB geliefert. Ab 1975 und bis 1980 wurden alle Wagen größeren Umbauten unterzogen, u. a. erhielten alle Wagen Gummiwulste, der Speisesaal wurde umgebaut und sieben Wagen (1975 drei und 1978 nochmals vier) wurden als „Self-Service“-Wagen adaptiert. Die Küchenfenster bekamen eine andere Anordnung und die Wagen erhielten einen hellroten Anstrich mit grauen Zierlinien. Für die bessere Laufeigenschaft bekamen alle elf Speisewagen neue Drehgestelle vom Typ SWP71. Die Selbstbedienungswagen waren bei den Fahrgästen unbeliebt, weshalb Ende der 1980er Jahre beschlossen wurde, die Wagen erneut umzubauen. Mit Unterstützung der Käseunion wurde 1989 der erste „Chäs-Express“-Wagen in Betrieb genommen. Bald folgten 1991 und 1993 zwei weitere Wagen mit dem charakteristischen Käsedesign. Anfangs der 1990er Jahre kam das Unternehmen „Le Buffet Suisse“ als Betreiber für die Speisewagen. Dementsprechend wurden einige EW I-Speisewagen in den Hausfarben violett/hellgrau umlackiert. Zudem erhielten zwei Wagen noch die zusätzliche Aufschrift „Calanda Land“ und wurden auf der Verbindung zwischen Basel und Chur eingesetzt. Nach der Übernahme 1997 von „Le Buffet Suisse“ durch die „MITROPA Schweiz“ wurden die Wagen erneut äußerlich an den neuen Betreiber angepaßt. Dies war auch das letzte Mal, denn alle ehemaligen „Self-Service-Wagen“ wurden zwischen 1997 und 2003 zerlegt. Zwei Wagen haben allerdings überlegt, wurden restauriert und sind in der Obhut der SBB Historic.

Modellvorstellung

Der Vorstoß verstärkt auf Modelle nach Schweizer Vorbildern zu schielen, kommt nicht von ungefähr, wiewohl auch der Generalimporteur ein spürbares Interesse an interessanten Modellen zeigt. Während die ersten Modellserien exklusiv für die Schweiz aufgelegt wurden, und bei den aktuellen Neuheiten ein Doppelset als Exklusivmodell nur in der Schweiz erhältlich sein wird (Artikelnummer 94390 – zwei Einheitswagen EW I in der Ausführung als NPZ-Wagen als 1. Klasse und 2. Klasse Wagen), gelangte stattdessen ein Set mit ebenso zwei Wagen unterschiedlicher Klassen in den internationalen Fachhandel. Dieses Wagenset wird unter der Artikelnummer 94392 zum UVP von € 109,99 vertrieben und besteht aus einem Einheitswagen I der 1. Klasse und einem der 2. Klasse.

Die Modelle der Einheitswagen I der SBB stellen eine Neukonstruktion dar. Die Modelle sind aus Kunststoff gefertigt und weisen alle Detailierungen auf, die am Vorbild vorzufinden sind, außerdem ist die Neukonstruktion mit zahlreichen feinen Gravuren versehen, welche speziell im Türbereich mit den bereits eingesetzten und farblich abgehobenen Griffstangen zur Geltung kommen. Außerdem wurden die Befestigungen für die Zuglaufschilder und der Druckknöpfe an den Wagenenden erhaben dargestellt. Die Drehgestelle sind schön durchgebildet, am Wagenboden wurden sämtliche Anbauteile umgesetzt, natürlich wurde auch eine Kurzkupplungskulisse entsprechend berücksichtigt. Die Fenstereinsätze sind an der Innenseite bedruckt, die Gummifassungen bei den WC- und Türfenstern sind zierlich ausgeführt. Die beim Vorbild vorgesehenen Gummidichtungen sind dezent nachgebildet. Das flach ausgeführte Dach weist einerseits die markanten Sicken auf und andererseits sind an den Übergängen Schweißnähte ersichtlich. Die Modelle sind im üblichen, dunkelgrünen Farbton der SBB gehalten und mit dem neuen Signet versehen. Beide Modelle sind einzeln verpackt und befinden sich in einer robusten Blisterbox. Als Überverpackung dient eine Kartonschachtel.

Weitere Modellausführungen der SBB-Einheitswagen wurden zwar auf der Spielwarenmesse 2020 in Nürnberg angekündigt und sind im Neuheitenblatt enthalten, allerdings nur für den Schweizer Markt bestimmt. Dazu zählen Wagensets mit zwei 2. Klasse NPZ-Mittelwagen (94391), ein Set mit einem Speisewagen „Le Buffet Suisse“ und einem 2. Klasse-Wagen mit Ganzfenster (94393) und einem weiteren Set mit Wagen 2. Klasse in der Ausführung mit Übersetzfenster und Fallfenster (94394).


Bilder 94392/1

Der 1. Klasse Wagen des SBB-Einheitswagen I gehört der Fahrzeuggattung A an und ist mit der Wagennummer 50 85 18-33 552-8 beschriftet. Ein Heimatbahnhof ist nicht angeschrieben, dafür aber die letzten Untersuchungsdaten mit REV 2 Ol 12.05.92.


Bilder 94392/2

Der SBB-Einheitswagen der 2. Wagenklasse ist mit der Gattungsbezeichnung B und der Wagennummer 50 85 20-33 612-6 bedruckt. Bei diesem Modell wurden als letzte Untersuchungsdaten die Angaben REV 2 Ol 29.10.91 angeführt.