Trix 23457: DB Ardelt-Dampfkran

Für einen reibungslosen Bahnbetrieb sind Instandhaltung und Ausbau des Schienennetzes unerläßlich. Zu den hierzu erforderlichen Arbeiten gehören u. a. der Tausch von Weichen, das Beschneiden hochgewachsener Bäume oder das Eingleisen von Lokomotiven und Waggons. Nach Unfällen müssen Lokomotiven und Wagen geborgen, Trümmer beseitigt und Rettungsmaßnahmen oft unter enormem Zeitdruck schnell und effizient in die Wege geleitet werden. Dabei sind die Rahmenbedingungen oft nur suboptimal oder einfach nur schlecht: Manchmal besitzt eine Bahnlinie keine nebenherführende Straße oder sie ist komplett isoliert wie in Tunnels, bei Steigungsstrecken oder tiefen Einschnitten. Oft ist auch eine Vielzahl an Hindernissen wie Oberleitungen, Bahnsteige, Masten, oder Signalanlagen zu bewältigen. Daher benötigt die Bahn speziell auf ihre Erfordernisse perfekt angepasste Kräne, welche u. a. eine entsprechende Beweglichkeit und Verfahrbarkeit mit und ohne Last im Gleis, ein effizientes Heben, Abstützen und Positionieren und eine exzellente Manövrierbarkeit selbst in schwer zugänglichen Arealen gewährleisten.

Viel aufzuräumen gab es in den Westzonen nach dem Zweiten Weltkrieg und so bestellte die DRG 1948 bei der Firma Ardelt vier Dampfkräne mit Traglast von 57 Tonnen, welche 1949 geliefert und von der gerade gegründeten DB als Essen 6660, Mainz 6600, München 6664 und Wuppertal 6602 eingereiht wurden. Diese Kräne waren so konstruiert, dass ihr Gegengewicht beim Transport auf dem Unterwagen abgelegt und die unteren Teile des Gegengewichtes mittels der beiden Haspelräder im „Bauchladen“ zwischen Pufferbohle und Stützarmscharnieren verstaut werden konnten. Damit realisierte man bei dem sechsachsigen Fahrzeug ohne Überschreitung der mittleren Radsatzlast von 18 t, einer angemessenen Ausladung und einer tragbaren Abstützbreite von sechs Metern immerhin noch eine maximale Tragkraft von 57 t. Bei einer Überführung mußte lediglich der das Lichtraumprofil überschreitende Schornsteinaufsatz abgenommen und hinten über den Gewichten verzurrt werden. Der Kranwagen besaß ein Gesamtgewicht von 106 t. Ein als Schutzwagen vorangestellter Rungenwagen mit Lagerbock verhinderte ein Ausschwenken des Auslegers bei Überführungen. Das 22,6 m lange Gespann durfte bei der Einstellung in Güterzüge mit maximal 80 km/h befördert werden. Die Hauptaufgaben dieser Kräne bildeten das Einsetzen von Fahrzeugen ins Gleis, Brückenbaustellen und Umladungen, wobei sich mit der Zusammenarbeit zweier Kräne auch die schwersten Loks zurück ins Gleis setzen ließen. Für den nötigen Antrieb sorgte im Dampfkran eine umsteuerbare liegende, 75 PS starke Zweizylinder Dampfmaschine. Alle vier Kräne wurden 1978/79 ausgemustert, doch einer blieb im Auto & Technik Museum Sinsheim erhalten. Dort kann der ehemalige „6600 Mainz“ mit angehängter Dampfspeicherlok bewundert werden.


Modellvorstellung

Märklin Trix hat den 57 t-Kran von Ardelt erstmals im Jahr 2018 als Neukonstruktion angekündigt und diesen mit verschiedenen technischen Eigenschaften ausgestattet. Der erste Ardelt-Kran wurde bei Märklin/Trix in einer Einmalauflage mit Epoche III-Beschriftung produziert. Ein baugleiches Exemplar mit modifizierter Wagenausstattung wurde 2020 als reguläre Herbstneuheit zum UVP von € 999,– ausgerufen. Die Herbstneuheit wird unter der Artikelnummer 23457 bei Trix (Märklin 49571, gleicher UVP) geführt und ist gegenstand dieser Modellvorstellung.

Verpackung

Der Digitalkran aus dem Hause Märklin/Trix wird in der bekannten Verpackung des Herstellers an den Fachhandel abgeliefert. Ein Kartondeckel ist auf der zweiteiligen Styroporverpackung aufgesetzt. In der Styroporverpackung sind die Fahrzeuge eingelegt und wurden nochmals in dünne Folien umwickelt. Das Set besteht aus mehreren Fahrzeugen und Zubehörteilen, die in sechs Säckchen verpackt sind. Das Zubehör umfaßt einerseits die Kranabstützungen mit den notwendigen Befestigungsteilen, dann verschiedende Zurüstteile für den Kran an sich und auch zusätzliches Ballastgewichte für die Kranrückseite.

Märklin/Trix liefert den Ardelt Kran mit einem zweiachsigen Gerätewagen als ehemaligen Gedeckten Güterwagen und einem neukonstruierten Kranschutzwagen aus. Das Modell erhielt folgende Fahrzeuganschrift, und zwar: Fahrzeuggattung als Gerätewagen 631 mit der Wagennummer 30 80 945 8 081-5, Epoche IV, Heimatbahnhof Bw Ludwigshafen, letzte Revisionsanschriften mit 4 REV 20.01.77. Der ebenfalls zweiachsige Kranschutzwagen trägt die Gattungsbezeichnung Kranschutzwagen 811 und die Wagennummer 30 80 945 5 004-4, bei gleicher Angabe des Heimatbahnhofes und der Revisionsanschriften. Das Herzstück des Sets ist natürlich der sechsachsige Dampfkran von Ardelt. Das Fahrzeug wird als Kranwagen 058 geführt und ist mit der Betriebsnummer 30 80 974 0 035-9 angeschrieben, wiewohl die Heimatdienststelle und die Revisionsanschriften zu den Begleitfahrzeugen gleichen.

Technik

Der Ardelt-Dampfkran ist als antriebslose Fahrzeugeinheit konzipiert. Der Unterwagen ist als Drehgestellwagen konzipiert, der auf zwei dreiachsigen Drehgestellen rollt. Der Oberwagen beinhaltet die gesamten technischen Komponenten des Kranwagens. Vorab läßt sich festhalten, daß sich der Oberwagen mit seinem Ausleger um die eigene Achse, also 360°, drehen kann. Der Hersteller hat natürlich die Anlagen-tauglichkeit des Modells bedacht. Der Oberwagen ist für einige Grad in beiden Richtungen ausschwenkbar, weitaus elastischer erweist sich gerade bei engen Bogenfahrten der Ausleger. Der Ausleger hat auf dem Gestell des Kranschutzwagens einen fixen Ruhepunkt. Um diesen auch bei engen Bogenfahrten zu belassen und Entgleistungen hintanzuhalten, schwenkt der Ausleger je nach Erfordernis beidseitig aus.

Im Oberwagen befinden sich auch die Seilrollen für die Kranhaken. Aufgrund der Komplität der Konstruktion befinden sich alle Seilwinden im Fahrzeugaufbau des Oberwagens, und es wurde nur der Hauptflaschenzug als einziges Hubwerk realisiert. Der Hilfshaken ist an der Auslegerspitze pendelnd angehängt; die dazu gehörige Verseilung fehlt. Der Oberwagen beherbergt auch die Antriebsteile für den Kran. Neben der Drehbarkeit läßt sich noch der Ausleger heben und senken und der Hauptflaschenzug über die realisierten Seilwingen aus- und einfahren. Damit die Seile gespannt bleiben, wurde aus Gewichtsgründen der Haupthaken aus Metall gefertigt. Ein weiteres Feature betrifft den im Modell integrierten Dampfgenerator zu betreiben, hierzu befindet sich bei den mitgelieferten Zurüstteilen ein eigens beigelegter Schornstein. Der Dampfgenerator ist im Digitalbetrieb individuell schaltbar. Die dafür notwendige Stromabnahme erfolgt über alle Achsen (bzw. auch über den Mittelschleifer bei den Märklin-Fahrzeugen).

Die Physik offenbart seine Grenzen auch im Modellbetrieb, denn ohne Anbringen der Kranabstützungen kippt auch dieses Modell um. Die vier Kranstützen sind am Unterwagen angesetzt und lassen sich händisch ausfahren. Für die richtige „Bodenhaftung“ und als Kippschutz dienen die eigens mitgelieferten Auflageflächen.

Fahreigenschaften

Da das Modell antriebslos ist und immer von fremden Fahrzeugen bewegt wurde, unterbleibt diese Feststellung. Für die Modelle wurde allerdings das Eigengewicht erhoben. Diese betragen für den Gerätewagen und für den Kranschutzwagen jeweils 47 Gramm und für den Dampfkran 251 Gramm.

Optik

Die optische Betrachtung erfolgt für den Ardelt-Kran zweigeteilt und klammert dabei die beiden Begleitfahrzeuge aus. Das Güterwagenmodell wurde aus dem Standardprogramm des Herstellers entnommen, selbst der neu konstruierte Kranschutzwagen basiert auf bekannten Konstruktionen des Herstellers und ist mit fahrzeugspezifischen Änderungen versehen worden.

Der Ardelt-Kran ist aus unterschiedlichen Materialen gefertigt worden. Das Laufgestell bzw. der Unterwagen ist eine Metallkonstruktion mit zwei dreiteiligen Drehgestellen. Der massiv ausgeführte Fahrzeugrahmen ist aus Metall gefertigt und berücksichtigt dabei alle Detaillierungen wie beim Vorbild. Verschiedene Anbauteile wie Leistungen oder Handräder, aber auch Trittstufen sind aus Kunststoff gefertigt und ebenfalls sehr filigran ausgeführt. Die Drehgestellblenden sind ebenfalls Kunststoffteile. Der Drehkranzaufsatz weist wiederum eine Plastikverkleidung auf, auch das Gehäuse des Oberwagens ist aus Kunststoff gefertigt und mit feinen Gravuren versehen. Das Gehäuse weist einerseits verschiedene Nietverbindungen auf, aber auch verschiedene, tiefergesetzte Halterungen oder auch an der Außenhaut aufgesetzte Klappdeckel wurden korrekt nachgebildet. Einzelne Griffe sind als erhabene Teile ausgeführt und in die Kunststofform eingesetzt. Die Fenstereinsätze sind paßgenau ausgeführt. Die Fensterstege in der Krankabine sind durch Gravuren nachgebildet.

Der Kranausleger ist wiederum eine Metallkonstruktion, der um zahlreiche Anbauteile ergänzt wurde. Dies betrifft die im Ausleger befindlichen LED.Lampen, Seilführungen oder Hinweisschilder. Die vorhandenen Seilzüge erweisen sich als Wirrwarr, die Seilzugführung ist derart filigran ausgeführt, daß bei Komplikationen oder Problemen an diesen Fahrzeugteilen von einer Selbstrepartur abzuraten ist. Hinzu kommt, daß noch einzelne Fahrzeugteile verschiedenfarbig ausgeführt sind.

Bedruckung und Beschriftung

Die Farbaufteilung des Krans und der Beiwagen resultiert aus dem konstruktiven Aufbau. Der Unterwagen des Krans ist schwarz lackiert, währenddessen der Oberwagen bzw. der Kranaufbau in grüner Farbgebung gehalten ist. Beide Fahrzeuge sind mit sehr vielen Anschriften versehen. Alle Anschriften an beiden Fahrzeugteilen sind gut deckend und auch gut lesbar aufgebracht. Dies gilt auch für die Hinweise zur Handhabung des Krans oder auch der Kranbelastungstabelle. Auch die Ausleger sind mit den aufwendigen Hinweisen korrekt bedruckt. Aufgedruckt ist auch ein Wappen mit roter Grundfläche und gelbem Kranhaken.

Die Angaben zur den einzelnen Fahrzeugnummern und die Revisionsanschriften wurden bereits an anderer Stelle gemacht.

Beleuchtung

Das Modell ist mit LED versehen, die ebenfalls digital schaltbar ist. Die Arbeitsbeleuchtung wurde im Führerhaus (Krankabine) und am Ausleger realisiert. Allerdings ist die Leuchtkraft viel zu hell und entspricht somit nicht der Realität. Hier wäre eine Adaptierung der Lichtstärke an die damaligen Verhältnisse anzudenken.

Digitalfunktionen

Der Decoder ist für DCC- und mfx-Betrieb ausgelegt. Abschließend seien noch die möglichen Digitalfunktionen erwähnt:

F0 – Betriebsgeräusche

F1 – Kranausleger heben und senken, zusätzlich mit Fahrregler Richtung bestimmbar

F2 – Oberwagen drehen, zusätzlich mit Fahrregler die Richtung bestimmbar

F3 – Kranhaken heben und senken, zusätzlich mit dem Fahrregler Richtung bestimmbar

F4 – Horn

F5 – Kabinenfunk

F6 – Warnsignal

F7 – Hämmergeräusch

F8 – Winkelschleifergeräusch

F9 – Kompressorgeräusch

F10 – Typhon


Bilder


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