EC „Leonardo da Vinci“ – Roco 74133 / 74134 / 74163

Die Modellbahnbranche war vor der Jahrtausendwende damit geprägt, daß sich die Modellbahner oftmals bei der Modellumsetzung auf die Präferenzen der Hersteller begnügen mußten und somit verschiedene, langersehnte Modellergänzungen auf der Strecke blieben. Mit dem Markteintritt mehrerer Newcomer zur Jahrtausendwende haben nicht nur Nischenmodelle Einzug in die Modellbahnszene gehalten, sondern der eine oder andere Hersteller setzte sehr stark auf vorbildgerechte Umsetzung von Modellzügen. Dies führte dazu, daß der Markt nun Modelle hervorbrachte, die es vielleicht nicht so schnell von einem Großserienhersteller gegeben hätte.

Ungeachtet der Konstruktionsfreude mancher Hersteller hat Roco sich dem Thema vorbildgerechte Zugbildung angenommen. Der 500. Todestag von Leonardo da Vinci führt zur Auflage der vorbildgerechten Zugbildung des EC 11 „Leonardo da Vinci“ für das Fahrplanjahr 1990. Die Wagenstellung für den Zug von Dortmund nach Milano C via Stuttgart, München, Innsbruck und Verona erfolgte durch die Deutsche Bundesbahn. Diese war wiedereinmal mit neuen Farbkonzepten beschäftigt, sodaß das Erscheinungsbild im Zugverband alles andere als nur „Corporate Idendity“ war.

Roco bildet den EC 11 „Leonardo da Vinci“ mit seinen acht Stammwagen in drei verschiedenen Sets nach. Jedes Set besteht aus unterschiedlichen Großraum- und Abteilwagen der DB 1. und 2. Klasse sowie einem Speisewagen. Bei allen Wagen ist im Zugzielkasten das Zuglaufschild abgedruckt.

Der EC 11 wurde auf seinem Laufweg von mindestens drei unterschiedlichen Triebfahrzeugtypen bespannt. Eine DB 103 brachte den Zug bis nach München, bis zur Brennergrenze wurde die Garnitur von einer ÖBB 1044 gezogen und in Italien kamen in der Regel E 652 bis Verona zum Einsatz.


Modellvorstellung 74133

Das erste Set des EC 11 „Leonardo da Vinci“ besteht aus drei DB-Fernverkehrswagen im unterschiedlichen Farbdesign, und zwar einem Avmz 111.1, einem Bmpz 291.2 und einem Bvmz 185.2 im neueren Erscheinungsbild. Letztgenannte Wagen weist als Heimatbahnhof München Hbf auf, die beiden anderen sind in Dortmund stationiert.

Für jedes Modell liegt ein Zurüstbeutel und eine Betriebsanleitung dabei. Die Detailangaben zu den Modellen erfolgt bei den Bildern.


Bilder 74133/1

Avmz 111.1 – Betriebsnummer 61 80 19-90 117-1, Heimatbahnhof: Dortmund Hbf – REV ANX 07.02.90 – Wagennummer 272.


Bilder 74133/2

Bpmz 291.2 – Betriebsnummer 61 80 20-94 189-3, Heimatbahnhof: Dortmund Hbf – REV Nms 16.2.84 – Wagennummer 266.


Bilder 74133/3

Bvmz 185.2 (187) – Betriebsnummer 73 80 21-94 064-3, Heimatbahnhof: München Hbf – REV ANX 30.05.90 – Wagennummer 270.


Modellvorstellung 74134

Das zweite Set des EC 11 „Leonardo da Vinci“ beinhaltet die drei DB-Fernverkehrswagen mit den Gattungsbezeichnungen Apmz 121.1, Bpmz 291.6 und Bpmz 291.2 – alle im unterschiedlichen Farbdesign. Die näheren Angaben zu den Anschriften wurden beim jeweiligen Modell gemacht.

Für jedes Modell liegt ein Zurüstbeutel und eine Betriebsanleitung dabei. Die Detailangaben zu den Modellen erfolgt bei den Bildern.


Bilder 74134/1

Apmz 121.1 – Betriebsnummer 61 80 18-90 052-1, Heimatbahnhof: Frankfurt (M) – REV MNAX 14.7.88 – Wagennummer 273.


Bilder 74134/2

Bpmz 291.6 – Betriebsnummer 61 80 29-94 074-8, Heimatbahnhof: Dortmund Hbf – REV ANX 12.05.89 – Wagennummer 265.


Bilder 74134/3

Bpmz 291.2 – Betriebsnummer 61 80 29-94 229-7, Heimatbahnhof: Stuttgart – REV ANX 22.11.90 – Wagennummer 268.


Modellvorstellung 74163

Das letzte Set ist nur zweiteilig ausgeführt und hat einen Schnellzugwagen Bm 235 als „IC-Kurierdienst“ und den Speisewagen WRmh 132.1 zum Inhalt. Die genauen Angaben zu den Modellen wurde wiederum bei den Modellen gemacht, auch hier liegen pro Modell Zurüstbeutel bei.


Bilder 74163/1

Bm 235 – Betriebsnummer 51 80 22-90 722-5, Heimatbahnhof: Dortmund – REV Om 9.11.87 – keine Wagennummer – „IC-Kurierdienst“ und ohne Zuglaufschild.


Bilder 74163/2

WRmh 132.1 – Betriebsnummer 61 80 88-90 117-7, Heimatbahnhof: Dortmund Hbf – REV ANX 23.12.88 – keine Wagennummer.


Zur Geschichte des EC-Zugpaares „Leonardo da Vinci“

Die Einführung des TEE-Zugsystems brachte auch einzelne Verbindungen über die Brennergrenze mit sich. Um die Eisenbahnverbindungen zwischen Deutschland, Österreich und Italien, konkret gemeint ist Norditalien, zu verbessern, vereinbarten die beteiligen Staatsbahnen (DB, ÖBB und FS) zum 15. Oktober 1957 die Einführung einer neuen TEE-Verbindung zwischen München via Innsbruck und Mailand mit dem klingenden Namen „Mediolanum“. Dies entspricht der lateinischen Bezeichnung der Stadt Mailand/Milano. Die zunächst zum Einsatz gelangten FS-Dieseltriebwagen der Gattung Aln 442/448 waren nicht nur über die Bergstrecke lahm, sondern wurden aufgrund ihrer zu geringen Kapazität und ihrer Komfortmängel ab dem 2. Juni 1969 durch die Dieselzug-Baureihe 601 (VT 11.5) der DB zunächst ersetzt. Drei Jahre später folgte der nächste Wechsel im Zuglauf. Ab dem 20. August 1972 ging der Zuglauf wieder an die FS retour, die nun ihre brandneuen „Gran Conforto“-Wagen zum Einsatz brachte. Im Zuge des Niedergangs des TEE-Netzes wird der „Mediolanum“ schließlich ab dem 3. Juni 1984 durch den gleichnamigen zweiklassigen, mit DB-Wagenmaterial ausgestatteten IC 111/112 und 113/110 mit dem Laufweg Dortmund – Mailand ersetzt.

Da die UIC die Namen berühmter Europäer aus der Vergangenheit für das neue EC-Netz bevorzugte, wurde ab dem 31. Mai 1987 aus dem Intercity „Mediolanum“ der EuroCity „Leonardo da Vinci“. Seine Wagensätze wurden weiterhin von der DB gestellt. EC 13 verließ planmäßig Milano Centrale um 06:50 Uhr, um bereits in Verona Porta Nuova (Ankunft 08:13 Uhr – Abfahrt 08:25) Kopf zu machen sowie seine Zugnummer in EC 10 zu wechseln. Natürlich fand dort auch der Lokwechsel statt. Der Grenzbahnhof Brennero/Brenner wurde nach einem Zwischenhalt in der südtiroler Landeshauptstadt Bolzano/Bozen um 11:21 Uhr erreicht. Hier erfolgte ein weiterer Lokwechsel von einer Gleichstrom- zu einer Wechselstromlokomotive. Um 11:36 Uhr war die Abfahrt in Richtung Innsbruck, Kufstein und Rosenheim nach München Hbf mit der Ankunft um 14:25 Uhr angesagt. Ab München (Abfahrt bereits um 14:50) übernahm eine Lok der Baureihe 103 den nun im EC-/IC-Taktverkehr der DB integrierten „Leonardo da Vinci“, um diesen über Augsburg, Ulm nach Stuttgart zu bringen. Ankunft war um 17:02 Uhr, der Aufenthalt betrug sagenhafte sechs Minuten für den Lokwechsel. Nach dem Lokwechsel von „103 auf 103“ ging die Fahrt weiter. Über Heidelberg, Mannheim, Mainz, Koblenz, Bonn, Köln, Düsseldorf, Duisburg und Essen endete die lange Fahrt im Zielbahnhof Dortmund Hbf. nach 1.339 zurückgelegten Kilometern und einer Fahrzeit von 15 Stunden und 27 Minuten um 22:17 Uhr. Das entsprach einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 87 km/h.

In der Gegenrichtung erreichte EC 11 (ab Verona EC 12) nach Abfahrt in Dortmund um 07:43 Uhr und mit Halten in den selben Zwischenstationen wie bei der Hinfahrt Milano Centrale um 22:50 Uhr. Die Fahrt in den Süden war mit EC 11/12 und einer Reisezeit von 15 Stunden und 7 Minuten deutlisch schneller. Die Durchschnittsgeschwindigkeit stieg daher auf 89 km/h im Mittel an, die angesichts von 19 Zwischenhalten, der Alpenüberquerung am Brenner und vier Lokwechseln sowie dreimaligen Richtungswechsel in den Kopfbahnhöfen durchaus beachtenswert war. Im folgenden Jahr wurde die Taktlage von EC 11 um eine Stunde später gelegt (Dortmund ab 06:46 Uhr); aufgrund häufiger Verspätungen wurde zusätzlich eine Fahrzeitverlängerung von zwölf Minuten in die Fahrpläne eingearbeitet (neue Ankunft in Milano Centrale um 22:05 Uhr).

Der große Fahrplanwechsel auf dem DB-Netz zum 2. Juni 1991, bedingt durch die Einführung der ICE-Verkehre, hatte auch auf den EC „Leonardo da Vinci“ erhebliche Auswirkungen. Sein nördlicher Endpunkt war ab diesem Zeitpunkt München Hbf, der zeitlich verlegte Zuglauf Milano – Dortmund wurde neu als EC „Paganini“ bezeichnet. Neben einer Änderung der Zugnummern des „Leonardo da Vinci“ kam es auch zum Wechsel der Wagengarnituren. Ab sofort stellte die FS die notwendigen Wagensätze. Die Fahrzeiten zwischen Mailand und München blieben hingegen nahezug unverändert: Der Lauf von EC 89 begann nun um 07:00 Uhr in Milano und endete nach Zwischenaufenthalten in Brescia, Verona (Zugnummernwechsel auf EC 86), Trient, Bozen, Brixen, Franzensfeste, Brennero/Brenner, Innsbruck, Wörgl, Kufstein und Rosenheim um 14:30 Uhr in der bayerischen Landeshauptstadt, München. Zwischen Innsbruck und München ergab sich dank weiterer EC-Züge auf dieser Relation (zum Beispiel („Andreas Hofer“, „Paganini“, „Michelangelo“ und „Garda“) und einzelnen D-Zügen ein Zwei-Stunden-Takt.

Die Rückfahrt, die in München Hbf für den EC 87 um 15:30 Uhr begann, endete abends um 23:00 Uhr wiederum in Milano, dort Ankunft aber mit geänderter Zugnummer als EC 88 ab Verona. Damit wurde die Strecke von 593 km zwischen der norditalienischen Metropole und der bayerischen Landeshauptstadt in genau 7 Stunden und 30 Minuten und einer durchschnittlichen Reisezeit von 79 km/h zurückgelegt. Im Folgejahr wurden die Fahrzeiten von EC 87/88 um fünf Minuten gekürzt, sodaß Mailand schon um 22:55 Uhr erreicht wurde. Ab dem Sommerfahrplan 1994 wurden weitere fünf Minuten eingespart.

Ab dem 28. Mai 1995 kam es zum „Rücktausch“ mit dem EC-Zugpaar „Paganini“. Beide Züge wechselten ab diesem Zeitpunkt ihre Zugnummern und Laufwege. Damit erhielt der ins Ruhrgebiet verkehrende EuroCity Milano – Dortmund wieder den Namen „Leonordo da Vinci“ zurück. Auf seinem Laufweg werden die von der DB AG gestellten Wagengarnituren von immerhin fünf verschiedenen Lokomotiven bespannt; und zwar: Baureihe 120 von Dortmund nach Stuttgart, Baureihe 103 von Stuttgart nach München, ÖBB-Reihe 1044 von München zum Brenner, FS-Baureihe E 652 vom Brenner nach Verona und die FS-Baureihen E 402 oder E 444 von Verona nach Milano. Die Fahrplanlagen waren vom EC „Paganini“ übernommen worden. EC 12 begann seine Fahrt um 09:10 Uhr in Milano und endete um 23:48 Uhr in Dortmund. Der Gegenzug EC 13 verließ frühmorgens um 06:11 Uhr Dortmund und erreichte Milano abends um 20:50 Uhr. Auf der 1.321 Kilometer langen Verbindung konnten die Fahrzeiten – vor allem auf Grund der Benützung der neuen DB-Neubaustrecke zwischen Mannheim und Stuttgart, die von EC- und IC-Zügen mit einer Höchstgeschwindigkeit von max. 200 km/h benützt werden konnten, auf 14 Stunden und 38 bzw. 39 Minuten verkürzt werden. Dies entsprach nunmehr einer Reisegeschwindigkeit von immerhin 90 km/h im gesamten Zuglauf für beide Fahrtrichtungen. In den Folgejahren kam es bis zum Sommerfahrplan 1999 zu leichten Veränderungen der Fahrzeiten jeweils im Minutenbereich (EC 12: 14:44 Uhr bzw. EC 13 14:46 Uhr).

Die erneute „Rolle rückwärts“ erfolgte ab dem 18. Mai 2000. An diesem Tag endete der EuroCity „Leonardo da Vinci“ wiederum in München Hbf. EC 89/88 behielt dabei die Fahrplanlage seines Vorgängers EC 12 bei (Milano ab 09:10 Uhr, München Hbf an um 16:30 Uhr). EC 89 verließ in der Gegenrichtung bereits um 13:30 Uhr (wie zuvor EC 13) München, um um 20:50 Uhr in Milano weiterhin anzukommen. Zwischen dem italiensichen Grenzbahnhof Brennero/Brenner und MÜnchen erfolgte nun die planmäßige Bespannung mit den neuen Taurus-Lokomotiven der ÖBB, also mit der Reihe 1016, während der EC 89 in Richtung Süden noch von der ÖBB-Reihe 1044 bespannt wurde. Auf dem italienischen Streckenabschnit zwischen Brenner und Verona kamen sukzessive die neuen Lokomotiven der FS-Baureihen E 405 und E 412 (italienische Brenner-Lok) zum Einsatz.

Die letzte Änderung wurde ab dem 15. Dezember 2002 umgesetzt. Ab diesem Zeitpunkt erhielt der EC „Leonardo da Vinci“ in Richtung Norden annähernd seine Zeitlagen aus dem „EC-Gründungsjahr“ 1987 zurück – Abfahrt in Milano war um 07:10 Uhr, in München war die Ankunft um 14:28 Uhr, das entspricht einer Reisegeschwindigkeit von 82 km/h. Die Zugbildung zeigte sich in dieser Zeit sehr bunt gemischt und bestand aus Fahrzeugen der DB und FS. Im weiteren Verlauf wurden sogar nochmalige Beschleunigungen realisiert, sodaß der EC „Leonardo da Vinci“ in seinem letzten Fahrplanjahr vom 14. Dezember 2008 bis zum 12. Dezember 2009 mit einer Fahrzeit von nur noch 7 Stunden und fünf Minuten zwischen München (Abfahrt um 13:30 Uhr) und Mailand (Ankunft um 20:35 Uhr) und einer Reisegeschwindigkeit von 84 km/h nochmals aufwarten konnte. Mit diesem Fahrplanwechsel endete dieser Paradezug und der markante Zugnamen verschwand. Sämtliche weiteren Zugleisten über den Brenner wurden ab dem 13. Dezember 2009 als Gemeinschaftsverkehr zwischen München, Tirol und Norditalien durch die Kooperation von ÖBB, DB AG und LeNord erbracht. Diese Leistungen werden unter dem Schlagwort „DB-/ÖBB-EuroCity“ erbracht. Die Umstellung dieser Züge war aufgrund des massiven Desinteresse der FS geschuldet, mittlerweise mischt die FS nach der Übernahme von LeNord wieder mit.