Fleischmann 731904 – DB 119 002-4

Die außergewöhnlich günstigen Erfahrungen mit der Baureihe E 18 (spätere DB 118/DR 218) und die Elektrifizierung der Strecke Nürnberg – Leipzig mit ihren Steilrampen waren Anlaß, im Jahre 1937 eine noch stärkere Lokomotive der ähnlichen Bauart in Auftrag zu geben. Bis auf einige Änderungen bei der Einteilung von Fenstern und Lüftungsöffnungen entsprachen die zwei ersten Maschinen der Reihe E 19 weitgehend der Baureihe E 18, soweit dies den mechanischen Teil in Abmessungen und technischem Aufbau betraf. Der Federtopfantrieb war verstärkt und die Höchstgeschwindigkeit auf 180 km/h gesteigert worden. Rechnerisch waren die beiden von der AEG gelieferten Maschinen sogar für eine Geschwindigkeit von 225 km/h ausgelegt. Solch hohe Geschwindigkeiten verlangten besonders kräftig und sicher wirkende Bremsen, sodaß zu der Druckluftbremse auch noch eine elektrische Bremse eingebaut wurde. Die vier vierzehnpoligen Fahrmotoren waren eine Neuentwicklung. Ursprünglich hatten die Maschinen nur eine einfache, wegabhängige Sicherheitsfahrschaltung, die später durch eine verbesserte Ausführung ersetzt wurde. Eine induktive Zugsicherung ist ebenfalls eingebaut. Der Ausbruch des Zweiten Weltkrieges unterband weitere Versuchsfahrten. Die Maschinen waren in Nürnberg, Anfang der 1970er Jahre in Hagen-Eckesey und danach aber wieder in Nürnberg beheimatet. Die Lokomotiven der Baureihe 119 schieden zwischen 1975 und 1979 aus.


Die langjährigen Modellbahner und Kenner der Szene wußten, daß Fleischmann nach der Fertigung des deutschen „Edelhirsches“ in der Spurweite H0 auch diese Loktype irgendwann im verkleinerten Maßstab in der Spurweite N ins Sortiment aufnehmen wird. Dieses offene Geheimnis hat ein gutes Jahrzehnt benötigt, und im Jahr 2006 wurde erstmals ein Modell im Maßstab 1:160 angekündigt. Da am Vorbild verschiedene Beschriftungs- und Lackierungsarbeiten vorkamen, ergab sich ein schierbar unendliches Betätigungsfeld für die Modellbahnhersteller, um alle Varianten umzusetzen. Diesmal hat Fleischmann im Neuheitenblatt die grüne 119 002-4 ins Programm aufgenommen. Das Modell wird unter der Artikelnummer 731904 zum UVP von € 199,– angeboten. Eine Sound-Variante wurde nicht angekündgt.

Verpackung

Die Auslieferung der grünen 119 erfolgt in der üblichen Verpackungsform. Die Lok ist in einer robusten Blisterbox verpackt und liegt in einer Plastikschale eingelegt. Verschiedene beigelegt Folien schützen das Modell vor ungewollten Beschädigungen, Verschmutzungen oder Scheuern am Verpackungsoberteil. Darunter ist im Kartoninlet einerseits die Betriebsanleitung abgedruckt und das Ersatzteilblatt zu finden.

Technik

Die Antriebstechnik ist wie gewohnt unterhalb des Kunststoffgehäuses platziert. Fleischmann hat bei dieser Konstruktion zwei Varianten der Zugänglichkeit des Innenlebens berücksichtigt. Die erste Variante betrifft die Abnahme des kompletten Gehäuses, indem die Lokfronten leicht zusammengedrückt werden und sich dadurch die Seitenwände zum Abziehen nach außen biegen. Die Variante 2 ermöglicht die Abnahme des Daches. Dabei ist es hilfreich, am oberen Frontscheinwerfer das Dach auszuziehen und dann mit dem Fingernagel vorsichtig dieses Gehäuseteil aus den Verankerungen herauszuziehen.

Die Lokomotive wird über einem im Fahrzeugrahmen sitzenden Mittelmotor mit einer großen Schwungmasse angetrieben. Die Kraftübertragung erfolgt über ein Schnecken-/Zahnradgetriebe auf alle Achsen. Die erste und letzte Treibachse ist mit je einem Haftreifen versehen. Alle Achsen weisen ein Seitenspiel auf, jenes der beiden inneren stärker ausgeprägt.

Die Lokplatine ist über dem Mittelmotor plaziert und beinhaltet eine Schnittstelle nach NEM 651. Für den Oberleitungsbetrieb ist ein eigener Umschalter vorgesehen. Das Modell kommt ohne Kurzkupplungskulisse aus, allerdings ist ein Kupplungsschacht nach NEM 355 vorgesehen. Das Ausschwenken der Kupplung erfolgt über die Vorlaufachsen.

 

Fahrverhalten

Die Fahreigenschaften der 61 Gramm schweren Schnellzuglokomotive können sich ohne weiteres sehen lassen. Das Modell durfte seine Proberunden auf einem Gleisoval auf dem kleinsten Radius des „piccolo“-Gleissystems von Fleischmann erbringen.

Das Vorbild hat eine Höchstgeschwindigkeit von 180 km/h. Messungen bei 12 V Gleichstrom ergaben umgerechnete Werte von ca. 159 km/h. Diese ist gegenüber der Vorbildgeschwindigkeit um ca. 11 % zu niedrig, gegenüber dem NEM-Wert mit der Draufgabe von 50 % um gerade einmal ca. 62 % zu niedrig. Bei den Testrunden ist aufgefallen, daß die Lokomotive stetig schneller wurde. Die erste Rundenzeit lag bei 9,1 Sekunden, die letzte bei nur mehr 6,9 Sekunden.

Optik

Die Reichsbahn beschaffte insgesamt vier Versuchslokomotiven, wobei das Erscheinungsbild der AEG-Maschinen (E 19 01 und 02) sich von den beiden Henschel-Maschinen (E 19 11 und 12) unterschieden. Beide Serien unterscheiden sich in vielen kleinen Details, die Fleischmann bei der Umsetzung seines Modells auch berücksichtigt hat. Dies wird vor allem durch die Begutachtung der Fahrzeugdetails ersichtlich.

Die Konstruktion ist richtig proportioniert, die Stirnlampen weisen die richtigen Dimensionen auf und sind auch an der richtigen Stelle platziert. Die Stirn- und Seitenwände zeigen sich im Unterschied zur Dachpartie ohne Nietverbindungen. Verschiedene Griffstangen (Führerstandstüren, Frontumlauf) sind an der Außenhaut angespritzt. Die charakteristischen Kugelenden wurden jedoch nur dezent nachimitiert. Ansonsten ist das Gehäuse sauber graviert, auch die Lüftergitter sind stimmig nachgebildet. Die Fenstereinsätze sind paßgenau im Gehäuse eingesetzt. Das Modell verfügt über nachgebildete Führerstände. Die Scheibenwischer und die Heizschlangen an den Frontscheiben wurden nachgebildet. Das Dach ist vollständig nachgebildet und zeigt korrekt nachgebildete Teile wie den Druckgas-Hauptschalter, die Stütz-Isolatoren und die Kranösen an den Dachfeldern. Die Stromabnehmer sind für den echten Oberleitungsbetrieb ausgelegt und daher für den dauerhaften Fahrbetrieb konzipiert.

Das Fahrwerk ist an Filigranität nicht zu überbieten und offenbart auch hier die hohe Kunst des Werkzeugbaues. Alle Baugruppen wie Achslager, Ausgleichshebel, Lenkbügel und Sandkästen sind vorbildgerecht umgesetzt und werten das Modell optisch sehr auf. Die Antriebsräder sind fein detailliert ausgebildet, eben so auch die Federtöpfe.

Farbgebung und Beschriftung

Die einheitlich grüne Lackierung der 119 002-4 gibt keinen Grund zur Kritik, dasselbe gilt auch für die Bedruckung, die lupenrein eindeutig erkennbar ist. Die Schnellfahrlok ist im Bw Nürnberg 1 der BD Nürnberg beheimatet. Die Angaben im Revisionsraster nennen folgende Daten: Unt. MF 19.08.68.

Beleuchtung

Die grüne 119 erhielt warmweise LED. Es leuchtet nur die Stirnbeleuchtung, diese wechselt mit der Fahrtrichtung. Es gibt keine Schlußlichter.


Bilder