Der ÖBB-Motorbahnwagen X625/626 von Liliput (133000ff) samt Arbeitswagen (235182f)

Die Geschichte zu den Motorbahnwagen der ÖBB

Für die Erhaltung der Gleisanlagen hat es seit dem Beginn des Eisenbahnzeitalters vor mehr als 150 Jahren schon immer Hilfsfahrzeuge für den Baudienst gegeben. Die meisten von ihnen waren antriebslos (und sind es zum Teil auch heute noch) und wurden von Hand oder mit Lokomotiven bewegt. Die Modernisierung des Eisenbahnbetriebes machte aber auch vor diesen Fahrzeugen nicht halt.

Begonnen hatte es mit dem Gleisfahrrad, welches motorisiert wurde, den diversen Draisinenkonstruktionen der Zwischen- und Nachkriegszeit und dem Stabeg-Aufsteckmotor. Mit dem Aufsteckmotor mit Reibradantrieb konnten nicht motorisierte Bahnwagen angetrieben werden. Das Gewicht des Fahrers (Körpergewicht) drückte den Motor mit dem Reibrad auf eine Radscheibe des Bahnwagens, der auf der Plattform ein Gegengewicht zum Fahrer haben mußte, um nicht aufzukippen. Da die Bremse dieser Fahrzeuge nur für geringe Geschwindigkeiten ausgelegt waren, gab es immer wieder schwere, oft auch tödliche Unfälle, wenn die Geschwindigkeiten zu hoch wurden.

In der Vergangenheit hat es viele Bauarten von motorisierten Bahnwagen gegeben. Im Rahmen dieses Beitrages beschränke ich mich auf jene Typen, die bis vor kurzem noch im ganzen Bundesgebiet anzutreffen waren. Dennoch kann man die Wandlung erkennen, die der motorisierte Bahnwagen mitmachte, wenn man den einfachen X 614, der praktisch nur ein gedeckter fahrbarer Untersatz war, mit dem hochtechnisierten X 628 vergleicht.

Das Bezeichnungsschema entspricht jenem der Motorturmwagen, jedoch steht an der Hunderterstelle die Ziffer 6. Für ein vertiefendes Studium der Fahrzeugvielfalt dieser ungewöhnlichen Bahnfahrzeuge empfiehlt sich der Besuch des Feld- und Industriebahnmuseums in Freiland/Niederösterreich.

Der X 614

Der Motorbahnwagen des Typs BM 35 ist nur mit einer Bahnwagen-Mittelpufferkupplung ausgerüstet und diente als Triebfahrzeug der Beförderung von nicht motorisierten Bahnwagen. Die ursprüngliche Höchstgeschwindigkeit von 46 km/h wurde 1973 auf 50 km/h erhöht. Wegen der geringen Leistung und weil keine Fahrzeuge mit normaler Zug- und Stoßeinrichtung befördert werden konnte, wurden die Fahrzeuge bis 1991 ausgemustert.

Die konstruktiven Merkmale bestehen aus dem Motor, den Motordaten, dem Laufwerk, den Fahrgestellrahmen, den Wagenkasten, die Bremsen, die Heizung, das Signalmittel und die Beleuchtung.

Motor: Als Antriebsmotor ist der Jenbacher Zweitaktdiesel des Typs JW 35 eingebaut. Das Draisinengetriee von Jenbach des Typs 297 hat vier Gänge und ein Wendegetriebe. Das Antriebsaggregat ist in der Fahrzeugmitte quer zur Längsachse angebracht. Der Abtrieb erfolgt über ein Kettenvorgelege und Doppelrollenketten zu beiden Radsätzen.

Motordaten: Leistung 22 kW bei 2.200 Umdrehungen/pro Minute. Es ist ein Zwei-Takt-Dieselmotor mit direkter Einspritzung und Umkehrspülung, er hat zwei Zylinder in Reihenanordnung, Zylinderbohrung 92 mm, Kolbenhub 105 mm, der gesamte Hubraum beträgt 1,39 Liter. Gestartet wird mit einem Boch-Elektrostarter. Eine Lichtmaschine mit 30 W versorgt das Fahrzeug mit elektrischer Energie.

Laufwerk: Der Motorbahnwagen hat zwei mit Rollenketten angetriebene Radsätze. Es sind Monobocradsätze, wobei auf den Achsprügeln die zweiteiligen Kettenräder montiert sind. Die Lagerung erfolgt in Pendelrollenlager, abgefedert ist das Fahrzeug mit zwei Spiralfedern pro Achslagerstelle.

Fahrgestellrahmen: Der Rahmen ist in Schweißausführung aus U 20-Profilen hergestellt. An den Stirnseiten des Rahmens sind die Mittelpuffer angesetzt. Zwischen den Rahmen und dem Wagenkasten sind noch U-Profile eingesetzt, die einerseits als Motorträger dienen und andererseits einen größeren Abstand Schienenoberkante – Fußboden ermöglichen. Das Aussteigen an Bahnsteigkanten wird dadurch erleichtert, ohne das Aussteigen auf der freien Strecke zu behindern.

Wagenkasten: Der Kasten besteht aus einem Stahlgerippe, die Seitenwände waren ursprünglich in Holzausführung, später mit Blech verkleidet. Die vier Türen sind als Schiebetüren ausgeführt. In der Dachmitte befindet sich eine Öffnung, die durch eine Plane abgedeckt ist. Durch diese Öffnung kann Motor und Getriebe aus- und eingebaut werden. Die Innenausstattung besteht aus vier Sitzbänken für je zwei Personen.

Bremsen: Das Fahrzeug besitzt lediglich feststellbare Hand- und Fußbremse, pro Radscheibe ein Bremsklotz.

Heizung: Webasto-Warmluftgerät des Typs HL 30.

Signalmittel: ein elektrische Signalhorn am Fahrzeugdach.

Beleuchtung: An jeder Stirnseite befindet sich ein Scheinwerfer und ein Rotlicht als Schlußlich; Innenbeleuchtung aus zwei Soffittenlampen.

Die X 625 bzw. X 626

Der Motorbahnwagen vom Typ X 625 und X 626 (Typenunterschied resultiert nur durch verschiedene Antriebsmotoren), ausgerüstet mit normaler Zug- und Stoßvorichtung und der Bahnwagen-Mittelpufferkupplung, dient als Triebfahrzeug zur Beförderung von Nebenfahrzeugen (nicht motorisierten Bahnwagen) und kann auch im Bedarfsfalle zum Transport von Regelfahrzeugen herangezogen werden.

Die ursprüngliche Höchstgeschwindigkeit beim X 625 von 36 km/h wurde 1973 auf ebenfalls 50 km/h wie schon beim X 614 erhöht. Die geringe Motorleistung des X 625 mit 44 kW erwies sich im Einsatz als nicht ausreichend, besonders wenn Regelfahrzeuge (Güterwagen) mit ihm bewegt werden sollten. Ab 1974 wurde daher ein stärkerer Motortyp verwendet und diese Fahrzeuge als X 626 bezeichnet. Anläßlich von Ausbesserungen wurden die X 625 auch mit diesen Motoren ausgerüstet und zu X 626 umbezeichnet. Dieser Umbau fand noch im alten Jahrtausend statt.

Die konstruktiven Merkmale bestehen aus dem Motor und Triebwerk, das Laufwerk, der Fahrgestellrahmen mit Pufferträger, den Wagenkasten, die Zug- und Stoßvorrichtung, die Bremsen, das Signalmittel, die Heizung, die Außenbeleuchtung sowie die Innenbeleuchtung und die Sandstreueinrichtung.

Motor und Triebwerk: Als Motor wurde ursprünglich der von den Jenbacher Werken erzeugte Zwei-Takt-Dieselmotor vom Typ JW 70 mit Drasinengetriebe Nr. 297, vier Gänge und Fahrtwender, gewählt. Der Motor wird nunmehr durch den Vier-Takt-Dieselmotor vom Typ Steyr WD 610 ersetzt. Das Antriebsaggregat befindet sich in Fahrzeugmitte, quer zur Längsachse des Fahrzeugs. Der Getriebeabtrieb erfolgt über eine Kardanwelle auf die Kettenvorgelege, von diesem werden mittels je einer Doppelrollenkette die beiden Triebachsen angetrieben.

Laufwerk: Das Fahrzeug besitzt zwei, mittels Kettenantrieb angetriebenene Treibachsen. Die Monoblocräder sind aus Stahlguß – ohne aufgezogene Radreifen. Auf den Achprügeln sind die zweiteiligen Kettenräder montiert. Gelagert sind die Achsen in Pendel-Rollenlager. Das Fahrzeug wird durch zwei Spiralfedern je Achslagerstelle abgefedert.

Fahrgestellrahmen mit Pufferträger: Der Fahrgestellrahmen ist in Schweißausführung aus U-Profilen hergestellt. Die Längs- und Stirnträger aus U 26, die Verbindungen innerhalb des Rahmen sowie auch der Motorträger aus U 14. Auf den Stirnträgern des Rahmens sind die beiden Pufferträger aufgesetzt, die mittels schrägen Streben an den Längsträgern des Rahmens abgestützt sind. Die Tragwerke für Motor, Getriebe und Kettenvorgelege sind zwischen den Motorträgern eingeschweißt.

Wagenkasten: Der Wagenkasten besteht aus einem Stahlgerippe (Winkelprofile) mit eingesetzten Seitenwandungen in Holzausführung oder mit Blechverkleidung. Die Türen sind als Schiebetüren ausgeführt. In Dachmitte befindet sich eine Öffnung von 2.100 x 1.000 mm, die mittels einer Plane abgedeckt wird. Durch diese Dachöffnung – siehe auch X 614 – kann der Motorblock leicht aus- und eingehoben werden.

Als Innenausstattung des Wagens sind vier Sitzbänke für je zwei Personen und ein Klappsitz für den Fahrer vorgesehen, ausßerdem zwei Werkzeugkästchen, die zugleich Verkleidung der Zughakenfederung sind.

Zug- und Stoßvorrichtung: Außer der üblichen Mittelpufferkupplung für motorisierte Bahnwagen besitzt das Fahrzeug eine normale Zug- und Stoßvorrichtung der Regelfahrzeuge.

Bremsen: Ausgerüstet ist das Fahrzeug mit einer mechanischen, sowie druckluftbetätigten Klotzbremse und einer Motorbremse.

Signalmittel: Zur Abgabe von hörbaren Signalen besitzt das Fahrzeug zwei Signaleinrichtungen, und zwar ein elektrsiches Signalhorn (12 V), welches für Motorbahnwagen und Draisinen vorgeschrieben ist, und ein Zöllner Mkrofon M 75, das ist ein druckluftbeaufschlagtes Horn mit 960 Hz.

Heizung: Webasto Heizgerät Typ HL 30; wie schon beim X 614.

Außenbeleuchtung: An jeder Stirnseite ist ein Scheinwerfer mit Bilux-Lampe 35 W/12 V und ein Rotlicht 5 W als Schlußlicht angebracht; ab 1970 sind es drei Scheinwerfer an der Stirnseite.

Innenbeleuchtung: bestehend aus zwei Soffittenlampen mit je 5 W Leistung.

Sandstreueinrichtung: Über jedem der vier Räder befindet sich ein druckluftbeaufschlagter Sandkasten mit Fallrohr, welche zum Transportieren von Güterwagen gerne betätigt wurden.

 


Als zweites Modell der Motorbahnwagen der ÖBB hat Dolischo/Liliput eine Epoche III-Ausführung eines X 625 in rot/beiger Lackierung mit zwei Beiwagen angekündigt. Die beiden Beiwagen sind auch einzeln erhältlich und tragen dieselben Wagennummern. Der Flachwagen Kl X 601.3564 gelangt unter der Artikelnummer L235180 in den Fachhandel, der Niederbordwagen Kl X 601.3563 wird unter der Artikelnummer L235181 vertrieben. Das vorliegende Set mit der Artikelnummer L133001 beinhaltet einerseits die beigen Beiwagen und den Motorbahnwagen X 625.030.

Detaillierte Angaben zum X 625.9 sind dieser Modellvorstellung zu entnehmen: Liliput-Modell des ÖBB X 625.9


Modellvorstellung

Das Chassis des H0-Modells ist aufgrund der gemeinsamen Gehäusekonstruktion in den Hauptabmessungen ident. Wie schon bei der schmalspurigen Ausführung erwähnt, wurde das Modell nicht vorbildgerecht konstruiert. Dies wird beim Abgleich des Modells mit dem Vorbild an den nicht korrekten Proportionen einzelner Fahrzeugteile am Fahrzeugkasten ersichtlich, wo zum Beispiel die Fenster- und Türbreiten abweichen. Die an den Türen berücksichtigen und genieteten Eckverstärkungen sind bei vergleichbaren Bildern nicht zu erkennen. Das Fahrzeugdach weicht im Vergleich hierzu auch in Details ab, wie zum Beispiel die außermittig platzierten Signalhörner. Bei den Puffern fehlen die Aussparungen in den jeweiligen Trägern mit gleichzeitigem Einblick in die darin befindlichen Blattfedern. Die Anbringung eines Kupplungshakens ist als Kompromiss zum Modelleinsatz mit Güterzugwagen anzusehen. Ein Belastungstest des Kleinbahnwagens zeigte, dass das Modell einen Güterwagen problemlos ziehen kann, ebenso die dafür konzipierten Beiwagen. Für den vorbildgerechten Einsatz liegen den Modellen entsprechende Kupplungen bei, wobei eine Ausführung an einem Ende eine kleine Querstange zum Arretieren hat und die zweite Ausführung eine H-Form aufweist, deren Enden in die vorgesehenen Aufnahmeöffnungen passen und sich mit Hilfe einer Pinzette leicht kuppeln lassen. Beim Entkuppeln ist Vorsicht geboten, denn die Kupplungsteile neigen dazu, herumzufliegen.

Das Modell weist die selben guten Fahreigenschaften auf wie der X 625.903. Die Vorbildgeschwindigkeit beträgt 50 km/h. Im Testeinsatz auf einem Gleisoval legte die Neukonstruktionen die Strecke mit Modellgeschwindigkeit von ca. 88 km/h zurück. Das ist gegenüber der Vorbildgeschwindigkeit um ca. 76 % bzw. gegenüber dem NEM-Wert um ca. 46 % zu hoch. Der Fahrzeugauslauf ist phänomenal. Dieser beträgt ungefähr 1,5 Meter und ist gerade bei Weichenstraßen von Vorteil. Beim Anlagenbetrieb kann es allerdings vorkommen, dass das Modell gerne über Signale fährt.


Bilder – 133001


Bilder – 133000

Als zweite Variante dieser Epoche wurde unter der Artikelnummer 133000 der dunkelgrün/elfenbeinfarbige X 625.033 avisiert. Dieser Motorbahnwagen wird als Solofahrzeug ausgeliefert. Der Skl gehört zur BBD Wien bzw. zur Streckenleitung St. Pölten und ist bei der Bahnmeisterei Wieselburg zugewiesen. Das Revisionsdatum stammt vom Mai 1967 der Werke Wörth.


Bilder – Liliput 133008 (RTS)

Die ÖBB Infrastruktur AG hat einige ihrer Bahnmotorwagen mangels Bedarf an Dritte bzw. an das österreichische EVU RTS verkauft, wobei die Fahrzeuge des letzt genannten EVU in die Hausfarben orange/silber lackiert werden. Dieser Motorbahnwagen stellt nicht nur eine Phantasielackierung dar, nein, es gibt sogar ein reales Vorbild. Allerdings sind diese Fahrzeuge kaum noch auf dem heimischen Schienennetz zu sehen.

Das Liliput-Modell hat die vollständige Betriebsnummer 99 81 948 5 541-2 A-RTS. Das Revisionsdatum stammt vom 14.09.2010.


Modellvorstellung – Liliput 235182

Liliput hat als Ergänzung zu die ÖBB-Draisinen weitere Arbeitswagen aufgelegt und diese im aktuellen Erscheinungsbild der Epoche VI gehalten, womit die Wagen nicht mehr richtig dazupassen. Der Flachwagen ist daher mit der alten Betriebsnummer X 6013.410-3 bzw. als A-ÖBB 99 81 975 0 410-8 angeschrieben. Zwar sind die Anschriften nicht gänzlich lesbar, jedoch sind Rückschlüsse auf die Bedeutung der weiteren Aufdrucke möglich. Der UVP des Modells beträgt € 41,90.


Modellvorstellung – Liliput 235183

Als Formvariante wird auch der Arbeitswagen mit Alu-Bordwand neu aufgelegt, der ebenfalls in der Epoche-VI-Ausführung gehalten ist und zum UVP von € 43,90 angeboten wird. Das Modell ist mit den Betriebsnummern A-ÖBB 99 81 975 0 331-6 bzw. X 6013.331-1 versehen.


Bilder – Liliput 133011 (ÖBB)

ÖBB-Draisine X 626.189 der Bahnmeisterei Ried im Innkreis, passend für die Epochen IV und V. Das Fahrzeug ist mit einer Digital-Schnittstelle Next18 versehen und verfügt über eine LED-Beleuchtung. Der UVP beträgt € 184,90.


Bilder – Liliput 133041 (Rotes Kreuz)

Nummernlose, dafür nach dem Design des Roten Kreuzes, Landesstelle Niederösterreich, gestaltete, ehemalige ÖBB-Draisine X 626. Technisch ident wie die Schwesterfahrzeuge. UVP € 184,90.


Bilder – Liliput 133042 (StLB)

Diese weinrote Draisine ist im Erscheinungsbild der Steiermärkischen Landesbahnen nachempfungen. Sie trägt die Betriebsnummer VT 95 bzw. alias X 626.217 und war ein ehemaliges ÖBB-Fahrzeug. Dasselbe Modell ist auch für die Baugröße H0e verfügbar. UVP wiederum € 184,90.