ÖBB-Vorzugspunkte: billige Augenauswischerei mit zahlreichen Schönheitsfehlern und Pannen

ÖBB-Vorstandsmitglied Sabine Stock hat Ende Februar 2025 das neue ÖBB-Kundenbindungsprogramm vorgestellt. Daß es dazu eine Presseveranstaltung gab, läßt das danach aufscheinende ORF-Interview deuten. Dabei wurde nach vielen Jahren den Stammkunden wieder ein Bonusprogramm zwecks Kundenbindung geschaffen. Was sich zunächst als lukrativ und interessant anhört, entpuppt sich bereits nach einer Woche intensiver Nutzung und Test als unausgereifte Beta-Ausführung.

Die genauen Details zur Teilnahme sind auf der ÖBB-Homepage nachzulesen:
https://presse-oebb.at/news-oebb-vorzugspunkte-oebb-fahren-zahlt-sich-jetzt-dreifach-aus?id=213313&menueid=27024&l=deutsch

Die Testperson verfügt über ein Klimaticket Classic und nutzt diese im unterschiedlichen Ausmaß. Wenn es möglich ist, werden die Leistungen des EVU WESTbahn bevorzugt in Anspruch genommen, u. a. auch wegen dem Bonusprogramm dieses Unternehmens.

Für die Teilnahme am ÖBB-Programm ist die Erstellung eines ÖBB-Kontos notwendig bei gleichzeitiger Freischaltung für SimplyGo. Seitdem diese Funktion freigeschaltet ist, wurde seit dem Montag, dem 10. März 2025 für alle Fahrten das Tracking von SimplyGo angewendet. Am Folgetag wurde seitens der ÖBB eine Proforma-Rechnung übermittelt, auf welcher alle Fahrten und mit Angabe der Uhrzeit angeführt sind. Inhaber des Klimatickets erhalten in diesem Falle eine Null-Rechnung.

Da in dieser Woche zur Teilnahme an einer Presseveranstaltung eine Nachtfahrt anstand, wurde diese Reise ebenfalls mit der Tracking-Funktion von SimplyGo durchgeführt. Ein Starten ging problemlos, als ich in Leoben nach dem Ausstieg die Fahrt beenden wollte, hatte sich das System durch Synchronisierung für immer aufgehängt. Das System war nicht mehr zu starten, weshalb ein Neustart des Handy erforderlich war. Dieser Absturz des Systems manifestierte sich am nächsten Tag auf der Rechnung insofern, indem eine Fahrt von Feldkirch nach Kitzbühel Schwarzsee mit Fahrtdauer von 08:17 Uhr bis 20:53 Uhr angeführt wird. Tatsächlich wurde Feldkirch aber um 22:45 Uhr verlassen. Jedenfalls fehlte diese Zugfahrt auch nach dem Neustart des Handy. Dieser Systemabsturz ist nicht irrelevant, darauf ist noch zurückzukommen.

Spannend sind auch die Angaben für den 12. März 2025:
Die Weiterfahrt bis nach Wien endete real 09:06 in Wien Hbf. Die Rechnung weist das Fahrtende um 09:48 Uhr auf, wiewohl die Weiterfahrt von 09:15 Uhr bis 09:25 Uhr dauerte. Weitere Zugfahrten wurden korrekt dargestellt. Die Nachtzugfahrt von Graz nach Westösterreich schien trotz Tracking wieder nicht auf, außerdem hat sich SimplyGo wiederum aufgehängt. Es war erst wieder nach dem Neustart verwendbar. Das erneute Einloggen fand dann unterwegs auf der Arlberg-Westrampe bei Braz statt.

Da ich mein Handy in der Nacht vom 13. auf den 14. März 2025 wegen der benötigten Weckerfunktion nicht ausschalten konnte, wurde SimplyGo am Morden des 14. März 2025 wiederum genötigt. Obwohl das Handy keine großen Ortsveränderungen durchmachte, hat sich das System im ÖBB-Konto wiederum aufgehängt.

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Nach meiner Rückkehr aus Wien konnte ich am Morgen des 13. März 2025 die weiteren Abrechnungen in meinem E-Mail-Account vorfinden und stellte u. a. die oben dargestellten Mängel fest. Diese Unzulänglichkeiten wurden unverzüglich der zuständigen Vorstände in den ÖBB zur Kenntnis gebracht. Das Unternehmen hat es bis dato nicht der Mühe Wert gefunden, auf die angesprochenen Problemfelder Stellung zu beziehen. Immerhin bieten die ÖBB ein System an, daß scheinbar noch nicht ausgreift ist und somit sich die Kunden dann herumärgern müssen. Das Ärgern ist das eine, aber die damit eintretenden Probleme lassen redliche Fahrgäste ungewollt zum Schwarzfahrer werden!

Beim Beginn des Trackings wird dem Benützer in Sekundenschnelle eine Online-Fahrkarte übermittelt, aus der hervorgeht, daß man mit SimplyGo fährt, zugleich weist die Online-Fahrkarte auch nähere Informationen aus, ab wann und wo der Start der Reise ist. Der Ausfall von SimplyGo bemerkt der Kunde erst, wenn es zu spät ist. Es trifft vor allem zahlende Kunden, die durch das Fehlen der Online-Fahrkarte unfreiwillig zu Schwarzfahrer deklariert werden. Mit dem Systemabsturz verliert – vor allem der – zahlende Kunde alle erforderlichen Beweise seines bisher korrekten Verhaltens und wird unweigerlich zum Schwarzfahrer erklärt. Die Aushändigung der Strafgebühr folgt unisono.

Diese Vorgangsweise ist mehr als bedenklich, zumal die ÖBB mit einem unausgereiften Produkt auf den Markt treten, dieses noch medienstark bewerben und dabei Ihre Kunden in Bedrängnis bringen. Es ist für Damen und Herren der Unternehmensführung schon peinlich genug, sich nicht einmal der berechtigten Kritik zu stellen. Stattdessen zeigt man lieber die kalte Schulter. Kundenservice sowie korrekte Umgangsformen sind seit jeher keine Stärke gewesen.

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In einer Randbemerkung habe ich noch die lange Dauer des Gutschreibens der erhaschten Punkte moniert. Laut ÖBB-Aussendung sollten diese fünf Tage nach der Fahrt gutgeschrieben werden. Ein Hinweis in Richtung Narrenturm, daß die Westbahn dies bis zum Folgetag schafft, führte dazu, heute die Punktegutschreibungen vom 10. bis 13. März 2025 (20 Punkte) vorzufinden.

Das Tracking mit SimplyGo erfordert eine hohe Akku-Leistung.

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Wie attraktiv ist das Kundenbindungsprogramm der ÖBB?

Kurzum, das Programm ist eine Augenauswischerei und dient wohl nur dazu, um leicht und schnell an Bewegungsdaten der Kunden zu kommen. Auch die zugesicherten Prämien sind ein Hohn. Klimaticketinhaber bekommen trotz Langstreckenfahrten lediglich 5 Punkte pro Tag zugeschrieben. Brauchbare Produkte können aber erst mit mind. 100 Punkten eingelöst werden. Die Anlaufzeit beträgt unweigerlich 20 Tage. Dabei ist es wohl irrelevant, ob man nur Kurzstrecken oder Langstrecken bei den ÖBB fährt.

Im Vergleich dazu ist das System der Westbahn anzuführen. Auch hier bekommen Kunden, die beim Relax-In mitmachen, Punkte für die Fahrt gutschrieben. Die Punkte orientieren sich am Fahrpreis. In konkreten Beispielen profitiert der Kunde wie folgt:

Eine Fahrt Wien West – Feldkirch bringt 52 Punkte
Eine Fahrt Wien West – Salzburg bringt 26 Punkte

Wie man anhand dem Beispiel sehen kann, ist bei der Fahrt von Wien nach Vorarlberg bei der nächsten Fahrt ein großer Cappuccino drinnen, für welchen 45 Punkte abgezogen werden.

Meine Conclusio, die ich schon vor einem Jahr in einem Leserbrief in den Vorarlberger Nachrichten stellte: Was haben die ÖBB dem Kunden zu bieten?

Zudem ist die gesamte Aktion infolge sehr bedenklich, wenn infolge der technischen Unzulänglichkeiten die Kunden bei ordnungsgemäßer Anwendung in Beweisnotstand kommen und dadurch wegen Fehlen des Fahrkartennachweises (gilt für zahlende Kunden) zum Schwarzfahrer deklariert werden und als Dank dafür einen 135 Euro-Zahlschein in die Hand gedrückt bekommen. Reklamationen sind in diesem Falle meistens nutzlos, weil der Kunden- und Beschwerdeservice der ÖBB „unter aller Sau“ ist – das seit Jahren!

Abschließend ist festzuhalten, daß für nicht funktionierende Systeme ausschließlich der Anbieter, also die ÖBB verantwortlich sind.

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