[Update 4] ÖBB – Wartungsoffensive bei den Fernverkehrswagen? Droht etwa der Supergau?

Seit ca. Mitte dieser Woche führen die ÖBB in Ihrem Fahrplantool folgende Info an:

„Wien Hbf ⇔ Villach Hbf IC 831: Wegen einer Wartungsoffensive bei den Fernverkehrswagen kommt es bei diesem Zug bis 03.09.2023 zu einem veränderten Wagen- und Sitzplatzangebot in der 2. Klasse. Reisende mit einer Sitzplatzreservierung wenden sich bitte an das Zugteam. Wir bitten um Entschuldigung“

Anderslautende Informationen finden sich auch bei anderen Zugverbindungen.

Hintergrund

Seit mehreren Monaten haben die ÖBB einen chronischen Wagenmangel, der als hausgemacht gilt. Dieser Wagenmangel wirkt sich im laufenden Betrieb durch Unannehmlichkeiten beim Kunden aus. Fehlende Garnituren bei den Railjets (von 60 Garnituren sind fast alle verplant, kaum Reserven), Verzögerungen bei der Fahrzeugbeschaffung (Nah- und Fernverkehr), Garantiemängel (Cityjet ML) und haufenweise mindertaugliche Fahrzeuge bringen die ÖBB-Kunden ständig in Bedrängnis, und lassen die Reise mit den ÖBB am Rande des Wahnsinns erleben! Die ÖBB boten einmal Erlebniszüge, doch waren diese Fahrten positiv belegt.

Eine besondere Zumutung erfahren die Kunden im vielgelobten ÖBB-nightjet-Zug. Ständig fallen Züge aus, ständig ändert sich die Zugbildung durch fehlende Schlaf- oder Liegewagen, ständig werden Minderleistungen angeboten und ständig müssen sich die zahlenden ÖBB-Kunden mit dem chronischen Unvermögen des Konzerns herumschlagen. All dies ist medial längst belegt, doch die ÖBB-Führung hat bei der Präsentation der neuen Stadler-Züge nur von kleinen Problemen gesprochen. Dem Anschein nach hat das Management im Narrenturm – so wird der ÖBB-Tower im Fachjargon der ÖBBler genannt – noch nicht ganz die Lage erkannt! Selbst die Ankündigung der Wartungsoffensive bei den Fernverkehrswagen wird da nichts ändern und kommt viel zu spät!

Wie kam es dazu?

Die heutige Misere geht auf die Ära Christian Kern als der groß gefeierte ÖBB-Kapitän zurück. Schon zu seiner aktiven Zeit als ÖBB-Chef hat der Rechnungshof eindrucksvoll in einem Prüfbericht niedergeschrieben, daß sein Tun als damaliger Systemhäuptling beim Verbund nicht unbedingt vom Glück beseelt war.

Christian Kern ist bei dieser Causa für zwei Dinge hauptverantwortlich:

1) Das Credo des Personalstandes von unter 40.000!
2) Der großzügige Verkauf von Fernverkehrswagen nach Tschechien (ca. 100 Wagen)

Beide Faktoren haben dazu geführt, daß man stille Reserven im Fuhrpark vergoldet hat, damit das Management dann über die Bilanzlegung gut da steht; Boni-Zahlungen eingeschlossen. Aber auch der Personalstand hat sich nicht nur positiv auf die Personalausgaben ausgewirkt, es hat dazu geführt, daß gerade in den Instandhaltungswerken das entsprechende Personal fehlt. Mit der Senkung des Personalstandes ging der Einkauf von Sachleistungen einher (Wagenreinigung, Beschilderung der Sitzplatzreservierungen). Dieses Personal fehlt heute an allen Ecken und Enden!

Droht der Kollaps?

Ich meine JA! Die ÖBB wissen lange genug, daß sie ein Problem beim Fuhrpark haben. Auch ohne Wartungsoffensive sind die Fernverkehrswagen in einem erbärmlichen Zustand in Verkehr gesetzt worden. Die Railjet-Garnituren sind abgewirtschaftet und weisen verschiedene, sogar offenkundige Mängel auf. Auch bei den anderen Fernverkehrswagen sind diverse Mängel immer wieder erkennbar. Ohne entsprechende Beschwerdemails an die Vorstandsetagen passiert da so gut wie nichts oder wenig. Dem Vernehmen haben aber diese Vorbringen meinerseits dazu geführt, sich dieser Dinge anzunehmen. Traurig ist nur, daß man sich zu bequem ist, sich für diese Hinweise zu bedanken! Die ÖBB verweigern ja die Kommunikation, weil man angeblich unhöflich gewesen sein soll. Keine Antwort ist genauso unhöflich und spricht für eine schlechte Etikette. Zudem haben die Herrschaften der ÖBB noch immer nicht verstanden, wer ihr Geldgeber und Eigentümer ist?

Der chronische Wagenmangel war auch Gegenstand einer Rede der neuen Vorstandsdirektorin Sabine Stock der ÖBB PV AG bei den letzten Salzburger Verkehrstagen, indem nur lapidar hingewiesen wurde, daß nur jenes Material eingesetzt werden kann, daß noch vorhanden ist. Daß mittlerweile die alten CRD-Wagen mit der umweltfreundlichen Plumps-Klo-Düngung auf dem Schwellenband und selbst die neuen Nahverkehrstriebwagen (Reihe 4744/4746) im Schnellzugdienst als Ersatz für fehlende Railjet-Garnituren herhalten müssen, ist der Gipfel einer Entwicklung, die von Unvermögen im Staatskonzern geprägt ist. Leider weiß aber die Mehrheit der Kunden nicht, daß die ÖBB für solche Dienste noch Steuergeldzahlungen im Rahmen einer Leistungsbestellung (GWL-Vertrag Fernvertrag) beziehen. Das BMK als Aufsichtsbehörde ist bedauerlicherweise auch noch zu!

Die ÖBB-Führung argumentiert, daß auf dem Markt keine frei verfügbaren Schnellzugwagen vorrätig wären. Diese Aussage kann man wohl nur tätigen, wenn man es sich leicht macht. Interessanterweise wurden dann doch von der SBB mehrere Großraumwagen ausgeliehen, heute finden sich noch die 1. Klasse Großraumwagen bei den ÖBB, um den Wagenmangel damit zu kompensieren. Und selbst diese Leihwagen finden sich in Zügen, wo sie nicht unbedingt hingehören. Der Mangel an Railjet-Garnituren führt auch dazu, daß mit minderem Wagenmaterial Fernverkehrsleitungen im Lande abgewickelt werden, gleichzeitig fehlt auch der Service im Zug und auch die Möglichkeit einer Verpflegung! Speisewagen gibt es nur mehr im Railjet und in Österreich eingesetzte DB-Fernverkehrsgarnituren. Defekte Speisewagen nach der Corona-Krise sind der Grund, warum über dem Brenner in den Gemeinschaftszügen von DB und ÖBB nach Norditalien die Kunden ohne Versorgung im Zug ihr Auslangen finden müssen.

Die fehlenden Wagen sind das eine, die fehlende Wartung durch fehlendes Personal das andere. Dazu kommen die verkürzten Wartungsintervalle, sofern diese überhaupt noch durchführbar sind, weil das Material dringendst gebraucht wird. Defekte WCs, fehlende Hygieneartikel in den WCs, defekte Türknopfe, verschimmelte WC-Anlagen in den Railjets, neuerdings auch bei den Nachtzügen der ÖBB (Duschvorhänge), fehlende Vorhänge bei den Abteilwagen, dreckige bis stinkende WC-Anlagen, verdreckte bzw. vergammelte Sitzbezüge, vor Dreck stehende Außenscheiben, zerkratztes Interieur usw. sind heute „state of the art“ bei den ÖBB und werden als ganz NORMAL angesehen. Kurzum, die ÖBB sind abgefuckt bzw. total abgesandelt!

Bei all diesen Vorkommnissen fragt man sich, was macht das ÖBB-Management? Die Probleme sind seit mehr als einem Jahr bekannt und chronisch. Es wurden schon damals Stimmen laut, sich Rollmaterial aus dem Ausland zu holen. Gerade bei der DB AG stehen hunderte Fernverkehrs im Stillstandsmanagement abgestellt. Offensichtlich schafft man es nicht, in einer konzertierten Aktion, eine schnelle Notlösung für die heimischen Fahrgäste auf die Beine zu stellen! Hinderlich dafür ist auch die Systemlösung des Railjet mit seinen fixen Wendezuggarnituren.

Früher war es üblich, daß die Fernverkehrszüge auf bestimmten Relationen eine Stammgarnitur von neun oder zehn UIC-Z1-Wagen aufwiesen. Wenn es der Bedarf erforderte, wurden Verstärkerwagen angehängt, somit waren Zuglängen mit 13, 14 Wagen keine Seltenheit. Was früher auch möglich war: es gab Vor- und/oder Nachzüge! Das sind Züge, die die Sitzplatzkapazität unkonventionell zur jeweiligen Fahrplanlage ganz individuell verdoppelten!

Was damals problemlos funktionierte, wird heute im letzten Aufgebot dokumentiert. Ein schönes Beispiel war der am 27. Juli 2023 geführte IC 151 von Wien nach Triest, der aus nur vier Fernverkehrswagen zur Hauptferienzeit bestand! Der Stammzug wird aus sechs Wagen geführt, in denen die Fahrgäste wie Sardinen hineingequetscht sind. Wie intelligent es ist, die Rückleistung (heute am 28. Juli 2023) auf der gesamten Strecke als IC 158 mit diesen vier Wagen durchzuführen, sei dahingestellt. Es darf als Eingeständnis des Scheiterns im Hinblick auf Unternehmensführung betrachtet werden.

Und heute?

Ja, heute nagt das Unternehmen am Zahnfleisch und steht bald vor dem Kollaps! Die Ankündigung der Wartungsoffensive ist schön und gut, doch womit? Es fehlt ja nicht nur an Personal in den Werkstätten, sondern auch an den Ersatzteilen. Ersatzteile kosten ja Geld und dürfen nach der Diktion der Erbsenzähler nicht existieren. Dem Vernehmen nach werden die Erhaltungswerke mit allen möglichen Schadwagen vollgestellt, doch denen fehlen die Kapazitäten und die Ressourcen. Selbst die neu errichtete Wartungshalle in Innsbruck wartet noch auf ihre Räderdrehbank, die irgendwann nächstes Jahr in Betrieb gehen soll. Pikant ist dabei auch, daß die Ankündigung der Wartungsoffensive gerade zur Urlaubszeit erfolgt ….

Die Probleme mit dem Fernverkehrsfuhrpark sind nur eine Spitze des Eisberges, auch bei den Triebfahrzeugen ist die Situation teilweise sehr angespannt und erfordern laufende Änderungen bei der Disposition. Die aktuelle Krise der ÖBB in der ordnungsgemäßen Durchführung Ihres Zugangebotes zeigt, daß das gegenwärtige Management heillos überfordert ist. Dies gilt nicht nur für die Vorstände, sondern färbt auch auf die 1. und 2. Ebene der Führungskräfte ab. Was in diesem Zusammenhang natürlich auch auffällt, daß alle betreffenden Herrschaften schön auf Tauchstation gehen. Es ist auch eine Methode, sich der Medienwelt zu entziehen. Diese Karte spielen die ÖBB gezielt aus, sofern sie (als Staatsunternehmen) ohnehin nicht die Presse- und Medienfreiheit als vierte Säule im Staate mit Füssen treten!

Was macht die Aufsichtsbehörde BMK?

Leider nichts. Die Frau Ministerin widmet sich lieber dem Ökoterrorismus mit Ausbildung von alternativen Energiesystemen und grüner Bevormundung gegenüber dem Wahlvolk!

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Nachtrag 1:

Das Thema ist in aller Munde und sorgt weiterhin für Schlagzeilen:

Florian Klenk in „Wann & Wo am Sonntag“, Ausgabe vom 23. Juli 2023, Seite 16:

Herr Klenk, wieviele …
… Stunden verbingen Sie durchschnittlich im Nightjet?
Antwort: „Das kommt drauf an, ob ich nach Vorarlberg fahre. Ich bin jetzt dreimal Nachtzug gefahren. Und dreimal eingefahren. Nightmare-Jet.“

Nachtrag 2:

Christina Hiptmayr im Profil:

Bundesbahnblues: Was ist dran an der Kritik an den ÖBB?

Nachtrag 3:

Der Ö3-Verkehrsfunk berichtete am 10. August 2023 um 18:00 Uhr, daß heute der Nightjet nach Paris wegen technischer Mängel ausfällt und infolgedessen auch die morgige Rückfahrt von Paris nach Wien nicht möglich ist.

Ich frage mich, wie werden die enttäuschten Kunden dort befördert? Die sicherste und effizienteste Methode wäre das Flugzeug! Was?

Nachtrag 4:

Peinlicher geht es wirklich nicht mehr, wenn Unvermögen zum chronischen Dauerzustand wird:

https://www.krone.at/3088110?fbclid=IwAR1aWiJcUC-dU1lBUbhxMGyWvZxcjZRe3Al7WBZviynLwENLK_ncKIqOUmY

ad Nachtrag 1:

Die Äußerungen des Koll. Klenk haben noch ein Nachspiel in der ÖBB-Mitarbeiter-Zeitung „ÖBB bewegt“, Ausgabe 4/2023. Auf Seite ist folgender Beitrag erschienen, der als fotografiertes Faksimile gezeigt wird:

 

Es ist zwar schön, wenn der Leiter der Konzernkommunikation über die Medienschaffenden sudert, doch es hilft nichts, wenn man umgekehrt die Medienschaffenden unfair behandelt. Die vom Kollegen Klenk gezeigten Bilder sind Fakten, sie für sich sprechen. Sie sind so aussagekräftig gewesen, die die ÖBB wohl sprachlos machen, ansonsten erklärt sich nicht nachstehendes Mail desselben Herren an mich:

Yahoo Mail – Offener Brief

 

Und ja, Herr Thier, Sie haben in Ihrer Funktion noch viel zu lernen und auch ja, das Unternehmen hat noch sehr viel zu tun, um alle Problemfelder für die Kunden zufriedenstellend zu bereinigen. Was Sie hier aufführen, ist offenkundige Diskrimierung und Mißachtung der verfassungsrechtlichen Pressefreiheit. Daß sich ein Staatsunternehmen derartiges leisten kann, ist skandalös!

Nachtrag 5:

In der ersten September-Woche hat der Radiosender Ö 3 verschiedene Mißstände bei den ÖBB aufgegriffen und dabei dem Konzern Systemmängel vorgeworfen. Bestätigt wurden all dieses Probleme durch die Gewerkschaft, die als Ursache eklatanten Personalmangel nennt. Dies wird von der ÖBB-Führung natürlich bestritten, obwohl es längst ein offenes Geheimnis ist, daß es an allen Ecken und Enden hackt.

Wenn man den Blick in die neue Mitarbeiterzeitung „ÖBB bewegt“ 4/2023 wirft, findet man dort Artikelbeiträge im Bereich des HR. Ein Artikel beschäftigt sich mit der Problematik der Mitarbeiterfluktuation und wie diese zu vermeiden ist. Wenn bei den ÖBB alles Eitel Wonne wäre, würden mit Sicherheit nicht solche Überlegungen breitgetreten werden.

Nachtrag 6 – Steht der Supergau ante portas?

Seit Tagen wird kolportiert, daß die neuen Siemens-Wendezüge (Railjet 2) nur eingeschränkt einsetzbar sind. Die Einschränkung ist bei den „Niederflurwagen“ zu suchen. Als Ursache werden Konstruktionsmängel in den Raum gestellt, indem die neuen Wagen nicht die erforderliche Steifigkeit des Wagenkastens aufweisen würden. Für den Fahrgastverkehr und auch für die derzeitige Fuhrparksituation bedeutet dies, wenn die Mutmaßungen stimmen, daß die ÖBB auch weiterhin mit einem massiven Wagenmangel zu kämpfen haben wird, bei dem die Leidtragenden die Kunden sind. Bei den Nachtzügen ist ein geringer Niederfluranteil vorhanden, diese sollen aber eine Zulassung für Oktober erhalten. Bei den Tageszügen würde sich das gesamte Konzept als obsolet erweisen, da mit diesen Wagen optional nur im gezogenen Zustand gefahren werden könnte. Sollten sich die derzeit kolportierten Gerüchte erhärten, wird sich die Umstellung im Brennerverkehr um bis zu weitere drei Jahre verzögern. Ob damit das vorzeitige Ende des Brennerverkehrs eingeläutet wird, ist ein anderes Thema, denn die ÖBB können die künftig erforderlichen, neuen RFI-Richtlinien zur Fahrgastsicherheit nicht erfüllen (betrifft auch italienische EVU; sind selbst auch in Verzug).

Diese Fakten erklären auch, wieso die ÖBB unter allen Umständen versuchen, wissende Fachjournalisten von ihren Presseveranstaltungen fern zu halten. Diese Vorgangsweise ist nicht nur offen gelebte Diskriminierung und Mobbing und das Treten der verfassungsmäßigen Pressefreiheit mit Füssen, sondern man bewegt sich in unredlichen Sphären und setzt sich ganz bewußt dem Verdacht der gelebten Korruption aus.

Nachtrag 7 – Tag der Offenen Türe – TS-Werk Simmering

Die ÖBB feiern durch ihre eigenwillige Jubiläumsfeststellungen 100 Jahre ÖBB als Wirtschaftsunternehmen. Im Zuge dieses Jubiläums wurden in den drei großen Werkstätten (Linz, St. Pölten und Simmering) sog. Publikumsveranstaltungen abgehalten, indem sich das interessierte Volk ein Bild vom Tätigkeitsfeld machen konnten. Am 7. Oktober 2023 fand der letzte Tag der Offenen Türe statt, den man hört, intern auf sehr großen Widerwillen stieß. Im Zuge dieser Veranstaltung wurde in der neuen NJ-Wartungshalle das sog. „Flaggschiff“ im Nachtzugverkehr gezeigt. Ob es ein Flaggschiff sein wird, wird sich aufgrund der unbequemen Sitze im Steuer- und Multifunktionswagen noch manifestieren. Man sitzt sehr anschmiegsam, wie festgenagelt in diesen Sitzen. Wenn dies der neue Sitzkomfort der RJ 2 wird (der auch bei den Refurbisment RJ 1 zur Anwendung kommen soll), dann darf man auf die Reaktionen der Fahrgäste gespannt sein. Aber die Liegekojen erinnern sehr an ein U-Boot, indem man sich als Reisender fühlt wie in einem Torpedo-Abschußrohr! Obwohl sich die ÖBB beim Design internationaler Designer bedient haben, wirken die verwendeten Farben alle kalt und subsumieren ein unangenehmes Wohlgefühl. Offensichtlich hat es sich noch nicht herumgesprochen, daß man in Wohnräumlichkeiten mit sog. warmen Farben agiert.

Die Veranstaltung in Simmering war insofern wichtig, indem dort der Zustand der ÖBB bei den Fernverkehrswagen auch durch die Mitarbeiter dokumentiert wurde. Schon der Blick in die große Richthalle bestätigte den Wagenmangel im Nachtzuggeschäft, gezählt wurden mehr als 10 eindeutig als Nightjet-Wagen ausgewiesene Fernverkehrswagen, wobei man jene zwei Wagen abziehen muß, die man am morgen aus dem Planverkehr nach angekommenen Zügen zur Präsentation in die Halle schob.

Die aktuellen Probleme, wie sie hier beschrieben wurden, wurden von den Mitarbeitern bestätigt, wobei es zu einer Koppelung zwischen verdienten Markterlösen und Wartungstätigkeiten kommt. Demzufolge werden die Wartungsbudgets nach gefahrenen Kilometern befüllt, mit dem das Werk die Arbeiten durchführt. Gerade die unrühmlichen Jahre der „Corona-Pandemie“ haben bei der Instandhaltung Wartung, aber auch beim Neubau von Fahrzeugen, immense Löcher in allen (Produktions)Abläufen gerissen. Weil eben am Markt durch Fahrgeldeinnahmen keine Erlöse erzielt wurden, wurden auch in den Erhaltungswerken die dringend notwendigen Arbeiten auf ein Minimum reduziert und war vielfach noch mit anderen Arbeiten beschäftigt, die wartungsintensive Aufwendungen mit sich brachten. Anstatt den Stillstand für die intensive Aufrüstung der Flotte zu investieren, wurden die Erhaltungsmaßnahmen auf ein Minimum heruntergefahren. Die Folge ist, daß man jetzt erst recht mit einem hohen Anteil an mindertauglichen Fahrzeugen oder Schadwagen konfrontiert ist, mit denen sich die Kunden täglich herumärgern müssen!

Apropos herumärgern: Das Fehlen von Wagen ist das eine, der schlechte Kunden- und Informationsservice ein anderer: Im Zuge von Gesprächen in Simmering habe zwei Männer aus Vorarlberg ihre Fahrt mit dem NJ 447 vom 6.10. auf den 7.10. von Feldkirch nach Wien berichtet. Da mein Zubringerzug knapp zur Abfahrtszeit des NJ 447 ankam, konnte ich mir die Garnitur nicht näher ansehen. Die beiden Herren buchten eine Schlaf- oder Liegewagenfahrt mit Autotransport. Nachdem das Auto verladen war und sie beim Zug waren, erfuhren Sie erst im Zug vom Newrest-Personal, daß Ihr vorgesehener Wagen fehlt und wurden auf die beiden Sitzwagen verwiesen. Beide Herren moquierten sich berechtigterweise darüber, daß man von Ihnen alle möglichen Informationsdaten bei Bestellung verlangte, aber es offensichtlich nicht schafft, sie zeitgerecht über Änderungen im Leistungsangebot zu verständigen! Sie hätten nämlich auf die Minderleistung verzichtet und hätten die Fahrt stornieren wollen. Das war nun zu spät.