Fleischmann 430001/430002/430005 – DB/DRB E 69 05 / 169 005

Schon immer übten die Lokal- und Nebenbahnen einen besonderen Reiz auf die Eisenbahnfreunde unseres ganzen Landes aus. In den letzten Jahren erschienen dann auch viele Veröffentlichungen zu diesem Thema.

Neben den zahlreichen dampfbetriebenen Nebenbahnen kommt der elektrifizierten Lokalbahn von Murnau nach Oberammergau eine besondere Bedeutung zu. Vor nunmehr 75 Jahren war auf dieser knapp 24 km langen Strecke eine neue Epoche in der Zugförderung eingeleitet worden. Im Jahr 1905 wurde dort, erstmals in Deutschland, der planmäßige elektrische Zugbetrieb mit Einphasenwechselstrom aufgenommen. Die Fahrleitung hatte eine Spannung von 5.500 Volt bei einer Frequenz von 16 2/3 Hertz.

Bei der Aufnahme des elektrischen Betriebes am 24. Jänner 1905 standen vier Triebwagen und die kleine zweiachsige Elektrolok LAG 1 zur Verfügung. Bereits im Jahr 1919 wurden die Triebwagen aus dem Verkehr gezogen, die kleine Elektrolokomotive versah hingegen bis zum 1. Oktober 1954 treu und brav ihren Dienst. Zuletzt unter der Betriebsnummer E 69 01. die sie nach der Übernahme der LAG durch die Deutsche Reichsbahn im Jahr 1928 erhalten hatte.

Bereits 1909 traf die LAG 2 in Murnau ein, die als älteste betriebsfähige deutsche Ellok mit der Betriebsnummer 169 002 bis vor einigen Jahren im Einsatz steht. Vier Jahre später konnte die ebenfalls noch vorhandene LAG 3 in Dienst gestellt werden, und im Jahr 1922 folgte schließlich die LAG 4. Ein starkes Anwachsen des Reiseverkehrs auch außerhalb der Zeit der Passionsspiele in Oberammergau und zunehmende Lasten im Güterverkehr machten bald den Einsatz einer weiteren und stärkeren fünften Elektrolokomotive erforderlich. So kam es im Jahr 1930 zum Bau der schwersten, größten und leistungsstärksten Elektrolokomotive der LAG.

Am Bau der Maschine, die als LAG 5 bezeichnet wurde, beteiligten sich die Firma J. A. Maffei und die Siemens-Schuckert-Werke. Der Anschaffungspreis des Fahrzeuges wurde mit 142.429,– Mark beziffert. Gegenüber den ersten vier Lokomotiven hatte die LAG 5 nicht nur wesentlich stärkere Tatzlagermotoren, sondern auch einen längeren Achsstand und einen voluminöseren Aufbau erhalten. An den geräumigen Führerstand schließen sich die verhältnismäßig hohen Vorbauten an, die zu den Stirnfronten leicht abgeschrägt sind.

Auch in der elektrischen Ausrüstung unterscheidet sich die E 69 05, wie sie ab der Übernahme der LAG durch die Deutsche Reichsbahn hieß, recht eindeutig von den anderen Maschinen. Bei einer Geschwindigkeit von 36 km/h wird die Stundenleistung mit 605 kW angegeben, und die Dauerleistung beträgt 565 kW bei 37 km/h. Diese Leistung und das hohe Reibungsgewicht von zunächst 32,0 t ließen die problemlose Bewältigung nahezu aller Aufgaben auf der Strecke von Murnau nach Oberammergau zu.

Der ursprünglich vorhandene Stromabnehmer mit zwei Schleifstücken wurde später gegen einen Regelstromabnehmer ausgetauscht. Zu den besonderen Einrichtungen der Lokomotive zählen die BBC-Sicherheitsfahrschaltung und ein BBC-Nockenschaltwerk, das im Jahr 1936 in der LAG-Werkstätte Murnau eingebaut wurde.

Nach der Umstellung der Strecke auf das Einheits-Stromsystem der DB mit 15 kV bei 16 2/3 Hertz Wechselstrom, die am 4. Oktober 1954 abgeschlossen war, stand die im AW München-Freimann umgebaute E 69 05 als erste der fünf vorhandenen Lokomotiven zur Verfügung. Seit dem Umbau, bei dem die Lok auch neu vermessen und gewogen wurde, ist an der Maschine ein Eigengewicht von 34 t angeschrieben. Fünfzig Jahre nach ihrer Indienststellung war die 169 005 immer noch rüstig und unentwegt im Einsatz vor Reise- und vor Güterzügen. Mit ihrem schmucken weinroten Kleid mit dem schmalen gelben Zierstreifen über dem Umlaufblech ist sie ein beliebtes Fotomodell für unzählige Eisenbahnfreunde.

Zur Abrundung dieses Berichts dient eine Zeichnung der Lokomotive nach der Urpause Nr. 109143 der Firma Maffei, in der die Maschine im Bauzustand von 1930 bis 1954 dargestellt ist. Wesentliche Unterschiede zum heutigen Zustand sind nicht zu erkennen. Der Vollständigkeit halber sei noch darauf hingewiesen, daß sich H. Jacobs aus Berlin der Mühe unterzogen hat, sämtliche Lokomotiven der Baureihe 169 zu vermessen und in ihrer heutigen Ausführung zu zeichnen. Auf diese Arbeit und auf die hervorragenden Zeichnungen wurden im Maßstab 1:1O umgesetzt.


Modellvorstellung

Es war die Überraschung in der Spurweite H0, als Fleischmann nach seinem fulminanten N-Modell auch die Ausführung in der größeren Spurweite vorsah und somit endlich wieder eine wahre Neukonstruktion auf die Schiene stellte. Die zierliche Mittelführerstandslok wird in drei verschiedenen Ausführungen gefertigt:

430001 – Gleichstrommodell, ohne Sound, UVP € 199,–

430071 – Gleichstrommodell, mit Sound, UVP € 279,–

390 071 – Wechselstrommodell, mit Sound, UVP € 279,–

Für die Modellvorstellung steht uns das analoge Gleichstrommodell zur Verfügung.

Verpackung

Die Auslieferung der E 69 05 erfolgt in einer Kartonschachtel, in völlig analoger Aufmachung wie bei den Roco-Fahrzeugen. Die E 69 ist gut verpackt im Schaumstoff gelagert und wird durch eine Plastikhaube bzw. einem Plastikgleisbett fixiert. Gut gemeint ist der beigepackte Hinweis des Herstellers, wie das Modell aus der nicht vorhandenen Blisterbox zu entnehmen ist. Dem Modell liegt noch ein Zurüstbeutel bei. Dieser enthält eine Leiter sowie Zughaken und Bremsschläuche. Die rot/weiß-lackierte Erdungsstange ist beim Modell bereits werkseitig montiert. Die Betriebsanleitung und das Ersatzteilblatt sind unterhalb der ersten Schaumstofflage abgelegt.

Technik

Die Antriebskomponenten sind wie bei jeder Modellkonstruktion unterhalb des Lokgehäuses versteckt. Gegenüber dem schon tadellos gelungenen N-Modell wurde in der größeren Spurweite die Befestigung des Gehäuses am Lokrahmen besser gelöst. Es sind an der Unterseite des Triebfahrzeuges jeweils seitlich zwei Kreuzschrauben zu lösen, um dann das Gehäuse nach oben abziehen zu können.

Die Fahrzeugplatine und der Motor sind am Rahmen befestigt und wird optisch durch eine Führerstandsimitation optisch abgetrennt. Die Platine ist für den Digitalbetrieb ausgelegt und inkludiert eine PluX16-Schnittstelle. Der Motor wird mittels entsprechender Klemmen festgehalten. Auf der Motorwelle ist einerseits eine Schwungmasse und andererseits der Wellenstummel für den Antrieb auf das Zahnradgetriebe aufgezogen. Der Antrieb erfolgte auf beide Achsen, die ganz ohne Haftreifen auskommen. Die Stromabnahme erfolgt über beide Radsätze. Ein Oberleitungsbetrieb ist bei diesem Modell nicht vorgesehen. An der Fahrzeugunterseite hat Fleischmann den bekannten, gefederten Schaltpilz berücksichtigt. Dieses Bauteil ist lediglich in den Fahrzeugrahmen eingesteckt und kann mangels Bedarf auch entfernt werden.

Fahrverhalten

Das „Bockerl“ bringt 205 Gramm auf die Waage. Das Vorbild hat eine Höchstgeschwindigkeit von 50 km/h. Messungen bei 12 V Gleichstrom ergaben einen umgerechneten Wert von ca. 69 km/h. Die berechnete Modellgeschwindigkeit ist gegenüber der Vorbildgeschwindigkeit um ca. 39 % zu schnell, gegenüber dem NEM-Wert – unter Berücksichtigung der Erhöhung um 30 % – ist sie um ca. 9 % zu hoch. Die Geräuschemission des Motors ist unüblich laut.

Optik

Fleischmann hat sein Können hinsichtlich der filigranen Detaillierung schon beim zuvor ausgelieferten N-Modell mehr als bewiesen. Dieses hohe Maß an Fertigungsqualität floß ungezügelt in das ebenfalls wunderschön ausgeführte H0-Modell ein. Die zierliche Neukonstruktion stellt an sich eine absolute Augenweide dar. Das Modell weist zahlreiche, sauber gefertigte Gravuren auf.

Das Modell verfügt über zahlreiche sehr dezent ausgeführte Nietenreihen, weiters über richtige Lüfteranordnungen bzw. korrekt ausgeführte Lüfterjalousien sowie über vorbildgerechte Vorbaudeckel. Das Gehäuseoberteil ist zur Erzielung eines möglichst hohen Eigengewichtes aus Metalldruckguß gefertigt. Zarte Griffstangen werten das Modell optisch auf, ebenso die filigran ausgeführte Dachpartie samt Scherenstromabnehmer. Die Fenstereinsätze sind paßgenau. Der einzelne Scheibenwischer pro Führerstandsseite stellen eigens konstruierte Bauteile dar und sind bereits werkseitig schon in das Gehäuse eingesetzt. Beim Laufwerk existieren dieselben Zweifel wie beim N-Modell, ob nicht die Federpakete zu flach umgesetzt wurden. Insgesamt macht das Fahrwerk aber einen hervorragenden Eindruck.

Farbgebung und Bedruckung

Verschiedene Gehäuseteile sind komplett monoton lackiert, sodaß dadurch keine Farbtrennkanten auftreten. Am Modell ist lediglich eine beige farbige Zierlinie angebracht. Die Bedruckung ist fein säuberlich aufgetragen. Sämtliche Anschriften sind unter der Lupe leserlich dargestellt. Die E 69 05 der DB gehört zur BD München bzw. zum Bw Garmisch. Ein Revisionsdatum ist am Modell nicht angeschrieben, dafür das Datum für den Anstrich: WU MF 12.59.

Beleuchtung

Die Beleuchtung der Neukonstruktion erfolgt mittels wartungsarmer LED.


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Modellvorstellung 430002

Es war die logische Konsequenz, daß der Hersteller aufgrund der einzigartigen Vorbildwahl eines im Vorbild existierenden Einzelstückes sämtliche Farb- und Beschriftungsvarianten produzieren muß, damit sich die gewagte Investition dieser wunderschönen Lokomotive rentiert.

Fleischmann hat bereits mit dem Premierenmodell bewiesen, ein wunderschönes Modell vorzulegen und tut dies auch nun mit der Reichsbahn-Variante mit nachempfundenen Reichsadler. Die Lok ist grün lackiert und trägt die Anschriften dieser Epoche. Die E 69 05 ist beim Bw Murnau beheimatet, das zur Rbd München gehört. Am Fahrzeugrahmen sind die Revisionsanschriften Unt MF 12.08.41 sauber aufgedruckt, wiewohl sämtliche Drucke lupenrein aufgetragen sind.

Dem Modell liegt neben der Betriebsanleitung und dem Ersatzteilblatt wiederum ein Zurüstbeutel bei, in welchem sich eine Leiter sowie Bremsschläuche und Kupplungshaken befinden. Die Neuheit 2017 ist sowohl für die Gleichstromanlagen unter der Artikelnummer 430002 zum UVP von € 199,– erhältlich. Die ebenfalls lieferbare Sound-Ausführung (Artikelnummer 430072) kostet  € 279,–.


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Modellvorstellung 430005

Sie fehlte noch, die Epoche-IV-Ausführung als 169 005-6. Fleischmann liefert die Lok im Letztzustand der späten 1960er bzw. 1970er Jahre bis zu ihrer Kassierung aus. Die zierliche Maschine ist im Bw Garmisch-Partenkirchen stationiert, das zur BD München gehört. Revisionsanschriften finden sich auf dem Modell keine mehr. Fleischmann liefert das Modell in drei verschiedenen Ausführungen aus, und zwar unter den Artikelnummern 430005 (Zweileiter-Gleichstrom, analog, UVP € 199,–), 430075 (Zweileiter-Gleichstrom mit Loksound, digital, UVP € 279,–) und 390074 (Dreileiter-Wechselstrom mit Loksound, digital, UVP € 279,–).


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Gegenüberstellung 430001 & 430005