Eisenbahn zwischen Markt und Staat in Vergangenheit und Gegenwart

Die vom Staat verursachten Wettbewerbsverzerrungen zwischen Straße und Schiene hat die Deutsche Bundesbahn ab den 1970er Jahren trotz aller Innovation in allen Marktsegmenten sehr in Bedrängnis gebracht. Die zunehmende Konkurrenz und die Möglichkeit, die Preise im Schienengüterverkehr zu unterbieten, führte zu einem ruinösen Preiskampf zwischen der Bahn und dem Straßengütergewerbe, mit allen Folgen und Konsequenzen wirtschaftlicher und umweltpolitischer Art.

Das System Eisenbahn ist wie das Straßennetz davon geprägt, daß die jeweiligen bereit gestellten Infrastrukturen hohe Investitionssummen verschlingen und somit gleichermaßen für alle Teilnehmer parat stehen. Während die Schiene aufgrund ihrer systembedingten Eigenheiten nicht von jedermann betrieben werden kann, weist diese gegenüber dem Straßenverkehr einen enormen Systemnachteil auf. Straßenfahrzeuge können von jedermann betrieben werden, zudem sind für den Betrieb keine ebenfalls teuren Sicherungssystem und Fahrbetriebsmittel notwendig, gleichsam ist der Betrieb von Straßenfahrzeugen nur an die Führungseigenschaften des Lenkers gebunden.

Die Eisenbahn erlitt dadurch einen enormen Wettbewerbsnachteil. Die Trägheit des Systems manifestierte sich dann in Ineffizienz und im Anwachsen von Verlusten, für die letztendlich dann der Steuerzahler aus dem Bundesbudget aufzukommen hatte, wobei auch die Bedingungen des natürlichen Monopols zu berücksichtigen waren. Es war die Europäische Union, die diesen Gordischen Knoten durchbrach und auf bestehenden Infrastrukturen Wettbewerbssituationen schuf. Es war aber auch die deutsche Situation des Mauerfalls und die anstehende Fusion der beiden Staatsbahnen, die einschneidende Maßnahmen erforderten. Mit der Gründung der Deutschen Bahn AG wurde gleichzeitig auch die Bahnreform in die Wege geleitet, die einerseits das Unternehmen auf solide Beine stellen sollte und andererseits den unaufhaltsamen Niedergang des Models Splits bremsen sollte. Hinzu kam noch die Durchsetzung in Effizienzgewinnen sowie auch die Einbremsung der Bundeszuschüsse sowie die Entschuldung des Unternehmens.

Das vorliegende Buch ist die Replik einer Festveranstaltung anläßlich der Feierlichkeiten zu 20 Jahre Bahnreform. Im Buch sind verschiedene Fachartikel aus unterschiedlichen Sichtweisen enthalten, die das Thema Bahnreform in politischer, ökonomischer und juristischer Sichtweise unterschiedlich beleuchten. Der überwiegende Tenor der Autoren spricht von einem Erfolg der Bahnreform, indem sich verschiedene Parameter erfüllten. Obwohl diese Werte beim Rezensenten keine Euphorie auslösen, ist diese Einschätzung nicht ganz nachvollziehbar, zumal es auch im Buch kritische Stimmen zu lesen gibt, die sich von der Reform wesentlich mehr erhofft haben. Bedauerlicherweise schweigt sich das Buch über die heutigen Schwächen und fortdauernden Fehlentwicklungen im Eisenbahnwesen aus und finden darin keinerlei Berücksichtigung.


Allgemeine Infos:
Verlag: Verlag Mohr-Siebeck, Tübingen
Autor: Frank Miram, Mathias Schmoeckel (Hrsg.)
Buchhülle: Softcover
Umfang: 150 Seiten / 15,5 x 23,2 cm
Fotos: 1
Grafiken: 5
ISBN: 978-3-16-153800-1
Verkaufspreis: € 44,– [D]/€ 45,30 [A]