BLS Re 4/4: Rivarossi HR2959 / HR 2958

Nachdem sich die ab 1944 in Betrieb genommenen Ae 4/4 der Bern-Lötschberg-Simplon-Bahn über zwei Jahrzehnte erfolgreich bewährt hatten, stand Anfang der 1960er Jahre die Ablösung weiterer älterer Streckenmaschinen an. Während die SBB die Beschaffung von Re 4/4I mit klassischer Direktsteuerung und Einphasen-Wechselstrom-Motoren anstrebte, entschied sich die BLS für eine modernere Technik mit Silizium-Gleichrichtern und Wellenstrommotoren. Diese anfangs als Ae 4/4I, nach technischen Verbesserungen dann als Re 4/4 eingeordneten Maschinen wurden durch SLM und BBC erbaut und sowohl im Personen- als auch Güterverkehr auf dem Netz der BLS, GBS, SEZ und BN sowie den angrenzenden SBB-Strecken eingesetzt.


Modellvorstellung

Der italienische Hersteller Rivarossi hat in den Jahresneuheiten die Konstruktion der BLS-Bauart Re 4/4 aufgenommen, da die markante Loktype ihren 60. Geburtstag feiert. Der Hersteller läßt dieses Jubiläum richtig hochleben, indem die Loks in einer sehr anspruchsvollen und ansprechenden Sonderverpackung ausgeliefert werden und außerdem noch die beiden Vorbildlängen ins Modell umgesetzt wurden. Im Neuheitenkatalog 2024 sind deshalb folgende Modellvarianten aufgelistet:

* Rivarossi HR2958, HR2958S und HR2958ACS als BLS Re 4/4 167 „Ausserberg“,
* Rivarossi HR2959, HR2959S und HR2959ACS als BLS Re 4/4 181 „Interlaken“,
* Rivarossi HR2960, HR2960S und HR2960ACS als BLS Re 4/4 191 „Reichenbach“ mit Einholmstromabnehmer.

Der Hersteller hat für seine Neukonstruktion folgende Preise aufgeschlagen. Die analoge Modellausführung ist mit einem UVP von € 329,–, die Gleichstrom-Soundlok mit dem UVP von € 449,– und die Wechselstrom-Soundlok mit dem UVP von € 449,–.

Verpackung

Die Auslieferung der Re 4/4 der BLS erfolgt in einer größeren Kartonverpackung welche die ebenfalls extra dafür gestaltete Blechdose umhüllt. Die Blechdose ist in der Farbgebung der Loks gehalten und weist den erhabenen Schriftzug BLS Re 4/4 auf. In der Blechdose wurde ein massiver Schaumstoffkern eingesetzt. Beim Entnehmen des Modells fällt sofort das 16 Seiten umfassende Begleitheft mit dem Fahrzeugportrait auf. Das Modell ist in der sonst vom Hersteller bekannten Blisterverpackung in den Schaumstoffkern eingelegt. Nach Abzug der Schutzhülle und dem Öffnen der Blisterummantelung steht das Modell zur Verfügung.

Unter dem Schaumstoffkern sind sämtliche Papiere für das Modell abgelegt. Diese bestehen aus dem Betriebs-/Wartungsblatt (zum Lesen wäre eine Lupe sehr hilfreich!), dem Daten- und Informationsblatt für den Digitaldecoder und dem Ersatzteilblatt mit allgemeinen Angaben zur Handhabung des Modells bei Decoder- oder Motortausch. Im Schaumstoffkern ist noch eine Ausnehmung vorhanden, darin sind drei Zurüstbeutel abgelegt. Der erste Zurüstbeutel beinhalet fein lackierte Blechschilder mit dem Wappen und dem Namensschriftzug. Das Anbringen dieser filigranen Teile sollte nur geübten Modellbauern vorbehalten sein. Im zweiten Zurüstbeutel ein Schlüsselanhänger in Form der vorliegenden Vorbildes beigelegt. Im dritten Zurüstbeutel sind geschlossene Bahnräumer und andere Zurüstteile enthalten.

Technik

Beim Auspacken der neuen Modellkonstruktion erfühlt der Käufer sofort das Lokgehäuse aus Metall. Das Metallgehäuse ist über vier Schraubenverbindungen an der Unterseite mit dem Chassis verbunden. Diese sind hinter des jeweils zweiten Radsatzes beidseitig versteckt. Nach dem Lösen der Kreuzschrauben ist das Gehäuseteil nach oben entnehmbar. Es offenbart sich das Innenleben mit der am Metallrahmen befestigten Zentralplatine. An der Oberseite ist die Digitalschnittstelle 21MTC samt dem Decoder bzw. Brückenstecker ersichtlich. Die Zentralplatine ist wiederum mit vier Schraubenverbindungen am Chassis befestigt.

Der Mittelmotor ist im Fahrzeugrahmen eingelagert und verfügt über zwei große Schwungmassen. Das Drehmoment wird über kurze Kardanwellen und dem Stirnrad-/Schneckengetriebe auf alle vier Achsen übertragen. Zwei vorhandene Haftreifen sorgen für eine bessere Traktionsleistung. Sie befinden sich einseitig auf den jeweils äußern Achsen. Das Modell verfügt über einen NEM-Kurzkupplungsschacht, welcher in den Drehgestellen integriert ist, allerdings wurde auf die Ausbildung einer NEM-Kurzkupplungskulisse verzichtet. Diese Funktion wird über einen zentrale Drehpunkt wahrgenommen.

Fahrverhalten

Die Lok hat ein Eigengewicht von 435 Gramm. Das Vorbild hat eine Höchstgeschwindigkeit von 140 km/h. Messungen bei 12 V Gleichstrom ergaben einen umgerechneten Wert von ca. 160 km/h. Die berechnete Modellgeschwindigkeit ist gegenüber der Vorbildgeschwindigkeit um ca. 15 % zu schnell, gegenüber dem NEM-Wert – unter Berücksichtigung der Erhöhung um 30 % – ist sie um ca. 15 % zu langsam.

Optik

Die vorliegende Konstruktion lebt von der Metallausführung sowie der korrekt getroffenen Konturen und Rundungen der Fahrzeugfronten. Das vorliegende Modell erfreut somit die Liebhaber von BLS-Fahrzeugen, indem sie ein hervorragend graviertes und umgesetztes Fahrzeug erhalten. Die Proportionen der Lokfront sind perfekt getroffen worden, wobei als Besonderheiten die erhaben dargestellt Fronttüre sowie die eingesetzten Bauteile zu erwähnen sind. Alle Griffstangen, die Scheibenwischer und auch die Dose für das Steuerungskabel wurden extra angesetzt. Im Unterschied zu Mitbewerber wurden die Scheibenwischer aus Kunststoff gefertigt. Die Seitenspiegel sind im eingeklappten Zustand montiert. Sehr schön getroffen ist auch der Einstiegsbereich mit der geriffelten Oberfläche der Trittstufen, aber auch die sauber eingesetzten und aus Metalldraht gefertigten Aufstiegsgriffstangen damit der ebenfalls geriffelten Schutzbleche bei den Aufstiegen. Die Seitenwand ist an und für sich glatt modelliert, die seitliche Abdeckung ist mit tiefen Gravuren versehen, selbst die großen Lüftereinsätze sind vorbildgerecht und mit zahlreichen Gravuren versehen umgesetzt worden. Der Blick in die Maschinenraumfenster offenbart entsprechende Silhouetten der darin befindlichen Bauteilgruppen.

Das Dach ist als zweite Augenweide zu nennen. Der filigran ausführten Scherenstromabnehmer mit der schmalen Wippe nach Schweizer Vorbild ist über dem Führerstand I befestigt. Unauffällig ist dazwischen der Antrieb platziert. Die wenigen Isolatoren sind zierlich ausgeführt und tragen die orange Dachleitung. Die Dachstege sind als feine Ätzteile ausgeführt und in die Kastenform eingesteckt. Ins Auge fällt aber der lange Dachaufbau mit seinem Lochmuster und den unteren Seitenöffnungen. Diese Bauteile sitzen alle sehr bündig auf dem Dach.

Die Drehgestellblenden sind dreidimensional ausgebildet und weisen eine Tiefenstruktur auf. Die Bremsklötze sind in Radlaufebene angesetzt. Das vorliegende Modell ist mit Speichenrädern ausgestattet.

Bedruckung und Beschriftung

Das Markenzeichen der BLS-Lokomotiven (Ae 4/4, Ae 8/8 und Re 4/4) stellt zweifelsohne die braune Farbgebung ihrer Lokomotiven dar. Die vollflächige Lackierung ist natürlich sauber aufgetragen, dafür wurde ein seidenmatter Lack verwendet. Der Firmenschriftzug und die Loknummer sind erhaben ausgeführt, alle anderen Anschriften sind aufgedruckt. Weiter oben wurde schon erwähnt, daß das Wappen und der Taufname als lackiertes Ätzschild zur Selbstmontage beiliegt. Diese montierten Schilder mögen die Modellumsetzung noch getreuer erscheinen lassen, allerdings sollte man darin schon sehr geübt sein. Die Fahrzeuganschriften sind mehrfarbig angebracht. Zu sehen sind die Bremsanschriften und die Untersuchungsanschriften. Im Revisionsraster stehen die Angaben Sp. R3 30. 6.90. Entgegen der Katalogangaben fällt das Modell in die Epoche V. Die auf Fußbodenhöhe befindliche Zierlinie ist lackiert ausgeführt.

Beleuchtung

Rivarossi hat seiner Re 4/4 der BLS mit LED ausgestattet. Es wird das schweizerische Signalbild angezeigt, und zwar dreimal weiß in Fahrtrichtung und einmal weiß als Schlußlicht. Im Digitalmodus sind weitere Beleuchtungsfeatures verfügbar.


Bilder HR2959


Bilder HR2958

Unter dieser Artikelnummer hat Rivarossi die BLS Re 4/4 167 „Ausserberg“ realisiert, welche zur kurzen Bauform dieser Lokserie angehört. Die kurze Bauform unterscheidet sich nur in wenigen Details zur oben präsentierten „Interlaken“. Rivarossi hat das Modell im Katalog noch mit Speichenräder dargestellt, in Wirklichkeit gibt es einzelne Maschinen, die darüber verfügten, wiewohl auch die Kombination aus beiden existierte. Die Untersuchungsdaten sind unterhalb des Führerstandsfenster des Führerstand I angeschrieben und weisen die Daten „Sp. R3 21. 8.87“ auf. Das Modell ist wie oben schon dargestellt auch in drei technisch unterschiedlichen Ausführungen erhältlich.