Piko 40800 / 40802: NS 600 / US-Army

Die USA waren sich im klaren, wenn sie in den Zweiten Weltkrieg eintreten wollen, daß sie hierfür passendes Eisenbahnmaterial benötigten. Zur Deckung des Bedarfs sah man sich Fahrzeuge bei der heimischen Industrie an. Dabei fiel die Wahl auf die 65-DE-14. Durch das hohe Mittelführerhaus konnte sie jedoch nicht uneingeschränkt eingesetzt werden, sodaß eine Weiterentwicklung in Auftrag gegeben wurde. Es entstand daraus der Typ 62-DE-19A. Die Niederländischen Staatsbahnen (NS – Nederlandse Spoorwegen) haben nach dem Krieg gleich 19 Lokomotiven als Reihe 600 in den Bestand eingereiht. Die Serie wurde dann kurze Zeit mit neuen Motoren von Thomassen-Frichs ausgestattet und in die Serie 2000 umgezeichnet. Die NS setzte diese Dieseltriebwagen der Serie 2000, immerhin noch 18 Stück, von Zwolle aus ein und waren im Osten der Niederlande im Einsatz. Im Jahr 1955 erfolgte die Umstationierung nach Amsterdam. Zwischen 1958 und 1960 wurden alle Maschinen dann ausgemustert und verschrottet. Die Museumsgesellschaften SGB und VSM haben in den Jahren 2017 und 2018 je eine Maschine der Bauart 62-DE-19A wieder beschafft, die nun im Museumsbetrieb beider Gesellschaften anzutreffen sind.


Modellvorstellung

Nachdem der Sonneberger Hersteller diese US-Diesellok bereits zuvor in der Baugröße H0 realisiert hat, war es nur mehr folgerichtig einzuschätzen, daß dieses Vorbild dann auch für die kleinere Baugröße N in der Pipeline der geplanten Neuheiten steckt. Piko hat diese symmetrisch aufgebaute Mittelführerstandslokomotive des Typs BR 65-DE-19-A der USATC inkl. der Ableger für die Niederländischen Staatsbahnen, zunächst als Reihe 600, später als Reihe 2000 bezeichnet, als Formneuheit in den N-Katalog 2023 geschrieben. Als Neuheiten ausgewiesen ist eine Modellausführung der NS als Reihe 600 in Epoche III und eine der USATC in Epoche II. Die angekündigte Modelle sind mit und ohne Loksound verfügbar. Beim Loksound befindet sich dieser bereits „onboard“. Die UVPs betragen € 190,– (ohne) bzw. € 300,– (mit Geräuschkulisse).

Verpackung

Die Auslieferung der neukonstruierten US-Mittelführerstandslokomotive erfolgt in der bekannten Piko-Blisterbox, in welchem das Modell nach Abzug des Oberteiles und der Abnahme des Schutzdeckel aus dem paßgenauen Kunststoffeinsatz entnommen werden kann. Ein mitgelieferter Zurüstbeutel befindet sich unter dem Blistereinsatz. Im Zurüstbeutel befinden sich verschiedene Anbauteile für die Pufferbrust sowie sonstige Teile. Darunter sind die Betriebsanleitungen samt Ersatzteilblätter eingelegt.

Technik

Die Antriebskomponenten des Modells sind im Lokgehäuse untergebracht. Das Gehäuse ist am Chassis festgeschraubt. Zuerst müssen die zwei Schrauben für die Unterflurverkleidung (Fahrzeugtank) entfernt werden. Nachdem dieses Teil entfernt ist, müssen zwei weitere Schrauben gelöst werden, um danach das Lokgehäuse nach oben abziehen zu können.

Beim Innenleben zeigt sich über dem Motorblock ein Konstrukt von ansatzweise einer Zentralplatine. Die Digitalschnittstelle ist auf einer Vorbauseite in stehender Lage vorgesehen und entspricht dem Typ Next18. Der Mittelmotor mit Schwungmasse ist in der Ausbuchtung des Führerhauses untergebracht, weshalb aufgrund der sehr engen Platzverhältnisse teils durch die Seitenfenster sichtbar bleibt. Der Mittelmotor überträgt sein Drehmoment – ebenfalls aus Platzgründen – via Stirnrad-/Schneckengetriebe auf ein Drehgestell. Somit sind nur zwei Achsen angetrieben, wobei die erste Antriebsachse beidseitig zwei Haftreifen verfügt. Die Neukonstruktion ist mit einer Kurzkupplungskulisse versehen.

Fahreigenschaften

Das Modell bringt ein Eigengewicht von 59 Gramm auf die Waage. Die Testrunden auf dem kleinsten Radius des „piccolo“-Gleissystems von Fleischmann erbracht. Der Motor ist absolut sehr leise surrend.

Das Vorbild hat eine Höchstgeschwindigkeit von 75 km/h. Messungen bei 12 V Gleichstrom ergaben umgerechnete Werte von ca. 102 km/h. Diese ist gegenüber der Vorbildgeschwindigkeit um ca. 36 % zu schnell, gegenüber dem NEM-Wert mit der Draufgabe von 50 % um gerade einmal ca. 14 % zu niedrig.

Optik

Das Modell zeichnet sich allein durch den symmetrischen Fahrzeugaufbau aus. Dieses Charakteristikum findet sich im vorliegenden Modell wieder, zumal die Kastenform an und für sich sehr schlicht ausgeführt ist. Die konstruktive Besonderheit betrifft daher die richtige Modellumsetzung der entsprechenden Neigungen oder Winkel. Beide Vorbauten weisen feine wie tiefe Gravuren auf, besonders gut zur Geltung kommen die angravierten Seitenverkleidungen (Wartungsklappen) mit den Lüfterschlitzen oder die beim Führerhaus befindlichen Lüftergitter. Sämtliche Armaturen, Scharniere udgl. sind erhaben umgesetzt.

Am Dach der Vorbauten sind einerseits die oberen Scheinwerfer eingesetzt und andererseits die Typhone, im Übergangsbereich sind ab Werk bereits verschiedene Griffstangen montiert, wie auch bei den Verschieberplattformen. Das Führerhaus sitzt paßgenau auf dem Fahrzeugteil der Vorbauten und ist in dieses Teil aufgesteckt. Auf einer Seitenwand sind ebenfalls fein modellierte Wartungsklappen zu sehen.

Der Fahrzeugumlauf besteht aus einem geriffelt ausgeführten Belag. Im unterflur angeordneten Fahrzeugtank sind einige Ausnehmungen vorgesehen. Die Drehgestelle weisen ebenso gut durchgezeichnete Konturen mit entsprechender Tiefenwirkung auf.

Farbgebung und Bedruckung

Noch nie war wohl ein Fahrzeug so leicht zu lackieren bzw. zu bedrucken wie die vorliegende Diesellok. Wesentliche Fahrzeugteile lassen sich schon durch die entsprechenden Bauteile richtig einfärben, sodaß nur mehr eine Zierlinie als Bedruckung und die Anschriften extra anzubringen waren. Die eingesetzten Griffstangen sind schon farblich korrekt abgespritzt. Piko hat seiner NS-Lokomotive die Loknummer 612 aufgedruckt, die im runden Lokschild mit Messingrand ersichtlich ist. Alle Anschriften sind unter Heranziehung einer Lupe gut lesbar. Die Revisionsanschriften sind nur auf einer Fahrzeugseite am linken Fahrzeugrahmen angeschrieben und lauten auf REV HLM. 13.11.1946.

Beleuchtung

Piko hat die Neukonstruktion mit LED versehen. Die Ansteuerung erfolgt fahrtrichtungsabhängig. Die Stirnbeleuchtung ist weiß, es gibt kein Schlußlicht. Bei den Digitalmodellen sind zusätzliche Funktionen vorgesehen.


 

Bilder


Modellvorstellung 40802

Die wesentlichen Ausführungen zu dieser Bauart wurden schon oben dargestellt. Die USATC-Lok ist gegenüber der NS-Variante durchgehend schwarz lackiert, auch alle Anbauteile (in der Regel eingesetzte Griffstangen) sind ebenfalls alle schwarz lackiert. Die geänderten Anschriften sind in weißer Farbe aufgetragen. Sämtliche Anschriften sind in englischer Sprache, aufgedruckt ist auch ein mehrfarbiges Fabriksschild oder der Buchstabe „F“ für Front. Dafür sucht man eine Loknummer vergebens. Das vorliegende Modell wird für € 190,– angeboten. Das Soundmodell mit der Artikelnummer 40803 ist zum UVP von € 300,– erhältlich.