Piko 47130 / 47132 / 47134: DR-/DB-Baureihe 93.0

Ein Jahr nach der Dreizylinder-T14 von Henschel wurde wiederum eine 1′ D 1′-Tenderlokomotive in Dienst gestellt, deren Urheber die Königsberger Union-Gießerei war. Bestimmt war die Lokomotive für die Berliner Stadt-, Ring- und Vorortebahn, weil im dortigen Güterverkehr auch die Gattung T 13, die die Gattung T 9 um 1910 abgelöst hatte, auf Dauer nicht zu überzeugen vermochte. Mit einer Naßdampflokomotive war nun einmal kein wirtschaftlicher Betrieb möglich. Als Aushilfslokomotiven im sonntäglichen Ausflugsverkehr war sie mit 45 km/h Höchstgeschwindigkeit zu langsam. Ihr Spurkranzverschleiß war doppelt so groß wie bei den T 9-Lokomotiven.

Es war nicht allein der Wunsch nach einer wirtschaftlicheren Lokomotive als der T 13 (diesen hat sich die Bahnverwaltung ab 1916 durch die Ausrüstung mit Schmidtschem Kleinrohrüberhitzer erfüllt), es war auch der nach einer schnelleren Maschine mit größeren Vorräten, besseren Laufeigenschaften und leistungsfähigerem Kessel, der zum Auftrag an die Königsberger Union-Gießerei führte.

Orientierung an der G 8

Mit der dreizylindrigen “Kampflokomotive” T 14 hatte die Königsberger Entwicklung wenig Gemeinsamkeiten. Kuppelraddurchmesser und Achsstand der gekuppelten Radsätze waren gleich. Der Gesamtachsstand war um 400 mm geringer, d. h. die Laufradsätze waren jeweils 200 mm dichter an die gekuppelten Radsätze herangerückt. Die Abmessungen des Kessels waren denen der G 8 ähnlich, wenngleich der Abstand zwischen den Rohrwänden 200 mm größer war. Der Lastausgleich entsprach der Henschel-Lokomotive. Man hatte die Federn je eines Laufradsatzes und zweier Kuppelradsätze zu einer Vierpunktabstützung zusammengefaßt. Die Laufradsätze waren Adamsachsen mit Keilrückstellung, die beidseits 30 mm radial ausschwenken konnten.

Für eine Tenderlokomotive war der Wasservorrat von 11 m³ beachtlich. Er war außer in den beiden seitlichen Wasserkästen und im Wasserkasten unter dem Kohlekasten in zwei Rahmenwasserkästen untergebracht. Einer befand sich über dem vorderen Laufradsatz, ein zweiter zwischen 1. und 2. Kuppelradsatz. Beide Wasserkästen waren durch zwei Rohre miteinander verbunden.

Leistungsstark, aber unausgewogen

Die in die Gattung T 14 eingeordneten 1’ D 1’ h2-Tenderlokomotiven, für die das als die stärksten deutschen Tenderlokomotiven ihrer Zeit. Im Leistungsvermögen entsprach die T 14 etwa der G 8. Nach dem Merkbuch (Ausgabe 1924) konnte die T 14 folgende Zugmassen bewältigen (Klammerwerte für die G 8):

Steigung Wagenzugmasse bei km/h
0 Promille 855 t mit 60 km/h (880 t)
3 Promille 800 t mit 45 km/h (800 t)
5 Promille 690 t mit 40 km/h (700 t)
10 Promille 530 t mit 30 km/h (555 t)
20 Promille 300 t mit 25 km/h (310 t)

Die T 14 ist zwischen 1914 und 1918 mit insgesamt 547 Exemplaren für die Preußisch-Hessischen Staatsbahnen beschafft worden. Sie war keine schlechte Lokomotive, und viele Maschinen erreichten ein Dienstalter von 50 Jahren. Ihr Hauptmangel, die unausgewogene Radsatzfahrmasse der einzelnen Radsätze, trat beim Ausbau der Strecken für höhere Radsatzfahrmassen in den Hintergrund. Es war bei preußischen Lokomotivkonstruktionen keine Seltenheit, daß sie schwerer ausfielen als geplant. Von anderen deutschen Bahnverwaltungen sind derartige Fehlberechnungen kaum bekannt. Selbst bei der P 10, der letzten preußischen Personenzuglokomotive, deren erste Exemplare 1922 gefertigt wurden, hatte man den Bogen noch nicht raus und lieferte eine Lok mit Übergewicht. Bei der T 14 differierten die Radsatzfahrmassen um 3,1 Tonnen. Mit 17,3 Tonnen war der vordere Laufradsatz am höchsten belastet, mit 14,2 Tonnen der 3. Kuppelradsatz am geringsten. Man versuchte den Mangel zu mindern, indem man den vorderen Rahmenwasserkasten blindflanschte, was aber durch einen kleineren Wasservorrat den Aktionsradius einengte. Ursprünglich mit zwei saugenden Dampfstrahlpumpen ausgerüstet, ist 1915 an die Stelle der linken Strahlpumpe eine Kolbenspeisepumpe mit Oberflächenvorwärmer Bauart Knorr getreten, der seinen Platz quer auf dem Rahmen oberhalb der Zylinderblöcke hatte.

Einsatzgebiete und Verluste

Die T 14 war ursprünglich für die Berliner Stadt-, Ring- und Vorortebahnen gedacht. Die KED Berlin erhielt in den Jahren 1914 und 1915 auch 77 Lokomotiven; doch danach beschafften auch andere Direktionen die Maschinen für den Güterzugdienst auf Hauptbahnen. Hannover, Kassel, Erfurt und Saarbrücken hatten eine Vielzahl von T 14 im Bestand. 147 T 14-Lokomotiven mußten als Folge des Ersten Weltkrieges an ausländische Bahnverwaltungen abgegeben werden. 56 Maschinen gingen an die SNCB, 27 an die französische Ostbahn, 26 an die PKP, 23 an die die französische Staatsbahn, neun an die Eisenbahnen des Saarlandes und sechs an die AL. Die DRG übernahm die verbliebenen 400 Lokomotiven und sechs nach Kriegsende in Deutschland verbliebene Maschinen der Reichseisenbahnen mit den Betriebsnummern 93 001 bis 406. (Die Loks der Reichseisenbahnen trugen die Betriebsnummern 93 094, 93 188 bis 191 und 93 237.)

Die letzte Maschine der Gattung T 14 wurde bei der DB im Jahre 1960 ausgemustert. Die Deutsche Reichsbahn hatte die Loks noch bis zum Jahr 1968 in Verwendung, die hauptsächlich im Großraum Berlin eingesetzt wurden. Weitere Lokomotiven dieser Konstruktion sind ebenso bei weiteren Bahnverwaltungen verblieben.


Erste Messebilder der DR 93:



Der Sonneberger Hersteller hat die preuß. T 14 als Neukonstruktion für das Jahr 2022 aufgenommen. Im Zuge dieser Neuheitenankündigung wurden sogleich mehrere Modellausführungen angekündigt. Die ersten Modelle des Jahres 2022 waren daher die DB-Lok 93 152 der Epoche IIIa, das Modell der 693.324 der ÖBB, die grün/schwarz lackierte 97.035 der SNCB und die PKP-Lok TKt1-63. Nach der erfolgreichen Umsetzung der preuß. T 14 in der Baugröße H0 folgte die kleinere Schwester im Maßstab 1:120. Das TT-Modell orientiert sich an der H0-Konstruktion und wurde für das Jahr 2023 als Neukonstruktion ins Sortiment genommen. Piko hat dabei zwei Modellvarianten angekündigt, und eine Ausführung ohne Loksound zum UVP von € 275,– und eine Modellausführung mit Loksound und PIKO TrainSound onboard mit der Artikelnummer 47131 zum UVP von € 390,–.

Verpackung

Die Auslieferung erfolgt in der robusten Kartonverpackung. In die Kartonverpackung ist der Plastikeinsatz mit dem Modell zu sehen, welcher zusätzlich mit einem Blisterschuber umschlossen ist. Das Modell befindet sich in der üblichen Blisterummantelung. In einer Ausnehmung ist ein Zurüstbeutel beigelegt, der die Bremsschläuche und andere Zurüstteile beinhaltet. Mehrere dünne Folien sind auf das Modell gelegt, als zusätzlicher Schutz gegen Verrutschungen ist ein Steckteil zwischen Laufwerk und Nachlaufdrehgestell eingesteckt. Die Betriebsanleitung liegt unter dem Karton in der Verpackung. Das Ersatzteilblatt fehlte.

Technik

Die Antriebskomponenten sind im Langkessel des Modells verstaut. Die Abnahme der Gehäuseteile erfordert diesmal mehrere Schritte. Zuerst ist das Führerhausoberteil nach oben abzuziehen, wobei auf allfällige Kesselleitungen oder montierte Griffstangen zu achten ist. Im zweiten Schritt sind an der Kesselrückwand zwei Schrauben zu lösen und noch eine zusätzliche an der Modellunterseite zwischen Vorlaufdrehgestell und Zylinder. Die Schraube ist unter dem Loch des Vorlaufdrehgestells versteckt. Erst dann läßt sich der Langkessel vom Fahrwerk abnahmen.

Der Mittelmotor ist unter der Abdeckung bzw. dem Motorhalter, zum Führerhaus hin ist die Fahrzeugplatine mit der Next18-Schnittstelle ersichtlich, an welcher die Beleuchtungsplatine und der Kontaktgeber für den Dampfgenerator hängt. Der verbaute Mittelmotor verfügt über eine einseitige Schwungmasse nach vorne und treibt die Lok über einen rückseitigen Wellenstummel über die vierte Kuppelachse an. Die anderen Kuppelachsen werden über das Gestänge mitgenommen. Die äußeren Achsen sind starr gelagert, die inneren Kuppelachsen weisen ein Seitenspiel auf. Die letzte Kuppelachse ist beidseitig mit Haftreifen versehen. Die beiden Drehgestelle sind in die Kurzkupplungskulisse integriert.

Optik

Die Neukonstruktion ist ein Mix aus Kunststoff- und Metallteilen, wobei Piko als Vorbild die Bauform von 1915 mit dem runden Führerstandsdach und dem quer liegenden Vorwärmer unter dem Langkessel auswählte. Die Wasserkästen und der Langkessel sind dabei aus Metall gefertigt, gut sichtbar sind die sehr feinen Gravuren und die extra eingesetzten Bauteile. Sehenswert sind vor allem die feinen Nietreihen, aber auch die sonstigen Abdeckungen am gesamten Langkessel. Der Langkessel ist mit einem Dampf- und Sanddom versehen. Das Führerhaus und der Tenderaufsatz sind aus Kunststoff gespritzt und genauso mit feinen Gravuren versehen. Am Langkessel finden sich zahlreiche erhaben angesetzte Rohrleitungen (inkl. elektrischer Leitungen), die teilweise angespritzt bzw. extra eingesetzt sind, aber auch verschiedene Bauteile wie Pumpen, Turbogenerator, (Sicherheits-)Ventile und die Glocke sind unübersehbar und vorbildgerecht nachgebildet. Der kurze Frontumlauf weist eine fein geriffelte Oberfläche auf. Verschiedene Griffstangen wurden als Ansteckteile ausgeführt und werten somit das Modell sehr auf. Alle Lampen sind am Modell eingesteckt.

Das Fahrwerk besteht aus feinen Speichenrädern. Wie bei Piko üblich sind die Radsterne aus Kunststoff gefertigt. Das Gestänge ist aus Metall gefertigt und wie auch die Steuerungsteile sehr zierlich wirkend. Die Sandfallrohre führen zu den Radlaufebenen, auf dessen Höhe sich auch die Bremssohlen befinden.

Farbgebung und Beschriftung

Die Farbaufteilung bzw. die Lackierung orientiert sich bei einer Dampflok an den Bauteilen, durch welche die Farbtrennkanten bestimmt sind. Die Bedruckung ist tadellos gelungen. Sämtliche Anschriften sind sauber ausgeführt und lupenrein ablesbar. Das Modell trägt die Loknummer 93 090 und ist beim Bw Grunewald der Rbd Berlin stationiert. Die aufgedruckten Untersuchungsdaten geben die die letzte Bremsuntersuchung mit der Angabe Letzte Br. Unt. Hl 17.04.62 wieder.

Beleuchtung

Die Beleuchtung erfolgt mit warmweiße LED, die richtungsabhängig leuchten. Allerdings ist die Leuchtkraft für die damalige Zeit für eine Dampflok als viel zu intensiv eingestellt und somit vorbildwidrig.

Serienbilder der 93 090


Modellvorstellung 47132 – DR 93 8304-3

Piko hat für 2024 ebenfalls zwei weitere Modellvarianten der preuß. Tenderlokomotive mit teilweise ausgeführten Formänderungen angekündigt. Diese betreffen bei dieser Modellausführung das Führerhaus. Die neue DR-Ausführung wurde mit der als Computernummer angeschriebenen 93 8304-3 ausgeführt, die beim Bw Saalfeld in der Rbd Erfurt zu Hause war. Die Lok ist mit den Untersuchungsdaten „Letzte Br. Unt. Erf 1. 6.71“ angeschrieben und ist in zwei technisch unterschiedlichen Ausführungen zu erhalten. Die Modellausführung ohne Loksound ist mit dem UVP von € 285,– versehen. Dasselbe Modell mit dem Piko TrainSound onboard wird unter der Artikelnummer 47133 und zum UVP von € 405,– erhältlich.


Modellvorstellung 47134

Nach der Auslieferung der Epoche III-Version der zuerst vorgestellten DR-Lok wurde auch ein gleichartiges Pendant für die Deutsche Bundesbahn als Epoche III-Modell in das diesjährige Sortiment aufgenommen. Die Bundesbahn-Maschine ist mit der Loknummer 93 152 beschriftet. Sie ist beim Bw Bielefeld der ED Hannover stationiert. Die aufgedruckten Untersuchungsdaten geben die letzte Bremsuntersuchung mit der Angabe Unt. Mt. 9. 3.51 wieder. Piko hat auch dieses Modell in zwei Ausführungen angekündigt, und zwar als Dampflok-Modell ohne digitaler Ausstattung zum UVP von € 285,– sowie als Modell mit Piko TrainSound onboard mit der Artikelnummer 47135 zum UVP von € 405,–.